Zumstein Korrespondenz

  • Liebe Stara,

    hatte ich mir fast schon gedacht mit den Kalb - Briefen ... gut so!

    Das Z-Haus ist ja riesig - der muss sehr viel Geld gemacht haben, dass er sich solch eine Burg kaufen konnte - wow!

    Jetzt versteht man auch, warum es darin so viele Briefe gab - es war einfach viel Platz für sie da. :P:D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Filigrana,

    Interessant: von den Linty's haben wir eigentlich noch wenig gesprochen. Es waren, wie die Delapierre, die Castell und Thedy Familien, die zunächst reich geworden sind, dann aber auch Wissenschaftler und hohe Beamten beim König von Sardinien gegeben haben...

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief an Zumstein in Kempten von der Firma Jacob Keller Sohn aus Basel vom 25.5.1810. Die Firma teilte Z. mit, dass der Sohn des Absenders Firma Z. am 4.6.1810 besuchen werde und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass man diesen dann mit dortigen Aufträgen überschütten möge.

    Ob es so gekommen ist, wissen wir natürlich nicht. Was wir sicher wissen ist jedoch, wie der Vermerk "P(er) add(re)s(s)e Zorn & Ahna ... Memmingen d(en) 29. May 1810" verstehen können, denn dahin gab man den Brief von Basel aus ohne Involvierung der Basler Post! Dabei hatten Basel und Bayern unter dem 25.7.1809 einen eigenen Postvertrag geschlossen, der genau diese Praxis umgehen wollte, indem er günstige Tarife anbot. Aber die waren halt nicht günstig genug ...

    Bei der hier erfolgten Postaufgabe in Memmingen (ohne Stempel belassen, obwohl man dort seit 1760 welche nachweisen kann!) wurde nur nach dem alten Reichstarif (Thurn und Taxis) 2 Kreuzer für die kurze Strecken angesetzt.

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    aus Zofingen, 20 km südwestlich von Aarau gelegen, kommt eine Drucksache der Firma Hans Adam Senn vom 5.10.1833 an Zumstein nach Kempten, die nicht als Drucksache verpackt und aufgegeben wurde, sondern dem Forwarder in Lindau übergeben wurde. Auch dieser gab sie nicht der Post (in Lindau), wie wir das häufig bei diesen Korrespondenzen sehen, sondern brachte sie direkt nach Kempten, weswegen wir keine Poststempel und Taxen sehen.

    Viele Sammler wundern sich, warum Drucksachen nicht einfacher der Post übergeben wurden, waren sie doch teils sehr günstig zu befördern. Auch liest man hier "franco" auf der Vorderseite, was viele Sammler gar nicht verstehen können, weil doch dieser Vermerk immer hinsichtlich von Postgebühren und Taxen gesehen wird, was aber teils gar nicht stimmt bzw. stimmen muss.

    Der Vermerk "franco" bedeutete nur, dass der Absender für die Zahlung des Transporteurs (das konnte eine Staatspost sein, eine Privatpost, ein Forwarder, ein Bote amtlich, dienstlich, privat, konzessioniert, aber auch ein Reisender oder ein Familienmitglied) gesorgt hatte, wenn nicht bis zum Empfänger, dann bis zu einem Punkt, der dann anzugeben gewesen wäre.

    Die Folge der Anbringung eines solchen Vermerkes auf einem Brief / einer Drucksache, die per Forwarder zugestellt wurde, war die, dass Z. auf einen Blick sah, dass er dem Überbringer aus Lindau nichts zu geben hatte.

    Noch etwas zum Inhalt, den ich für interessant halte: Die Seidenpreise waren deutlich gestiegen und die Firma Senn in Zofingen hatte wohl so viele Kunden, dass sie es für ratsam hielt eine Vorlage zu vervielfältigen, um diese dann als Brief oder Drucksache ihren Kunden zuzusenden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass das gemeine Volk nicht wusste und wissen durfte, wie teuer (oder günstig) die Waren von den Händlern bzw. Herstellern waren. Seidenwaren waren damals sehr teuer und sind es noch - da wollte man nicht haben, dass Hinz und Kunz wussten, welche (i. d. R. großen) Gewinnspannen zwischen Ein- und Verkauf lagen.

    Es ist zu vermuten, dass auch eine teurere Beförderung mit der Post nicht dazu geführt hätte, sie offen zu versenden und damit jedem die Möglichkeit zu geben, Firmeninterna auszubaldowern.

  • Liebe Freunde,

    einen 3. Brief möchte ich heute zeigen: Geschrieben im schönen Zürich am 9.8.1807 von der Firma Martin Muralt seel. Sohn an Zumstein in Kempten.

    Auf der linken, äußeren, hier gezeigten Seite, früher siegelseitig, steht ein Vermerk "P(er) 1/2 AKE in Lindau", wenn ich diese künstlerisch wertvolle Ligatur von Versalien (oder Majuskeln, wie man will) richtig deute. Dabei konnte "per 1/2" m. E. nur heißen, dass die Transportkosten hälftig vom Absender in Zürich bezahlt waren und hälftig von Z. in Kempten noch zu tragen waren.

    Das wird deutlich aus der Tatsache, dass der Brief in Zürich nicht der Post übergeben worden war, sondern erst in Lindau (Rayon 3. Lindau) die taxische Post erstmals sah, wo man 4 Kreuzer Porto bis Kempten notierte. Man darf unterstellen, dass diese "1/2" Vermerke sich nicht auf die Höhe der beiderseitigen Porti bzw. Franki bezog, sondern nur allein auf die Tatsache, dass bis zu einem gewissen Punkt der Brief seitens des Absenders ohne Belastung für den Empfänger bleiben sollte. Es wäre also falsch anzunehmen, dass ein Posttransport Zürich - Kempten 8 Kreuzer gekostet hätte (auch wenn das natürlich zufällig auch mal sein kann).

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    dieser Portobrief aus Mailand vom 17. Juni 1826 wurde auf dem seltenen Leitweg über Constanz nach Kempten befördert.
    Der Taxierung zur Folge gehe ich davon aus, dass der Brief über Zürich nach Constanz kam. In Zürich wurden 9 Kr. in Auslage genommen, sowie 6 Kr. angesetzt für die Beförderung bis zur badischen Grenze (= 15 Kr.). Baden setzte ebenfalls 6 Kr. für die Beförderung des geschlossenen Paketes im Transit durch Württemberg bis Lindau an (= 21 Kr.). Bayern beanspruchte von Lindau bis Kempten 3 Kr., so dass dort ein Gesamtporto von 24 Kr. eingehoben wurde.
    Zudem weist der Stempel von Constanz einen Steckfehler auf, nämlich JANI statt JUNI.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    wo siehst du 24x? Oben links ist nur etwas, das wie "24" aussieht, aber Teil der ital. Adresse ist und kein Endporto.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    da ist wohl die Phantasie mit mir durchgegangen. Aber es hätte so schön gepasst.
    Nachdem das Endporto 21 Kr. beträgt, kann der Brief nur in Constanz zur Post gegeben worden sein und nicht in Zürich. Er muss außerpostalisch aus Mailand nach Constanz gekommen sein. Dort muss die badische Post die Auslagen des Aufgebers in Höhe von 9 Kr. erstattet haben, so dass mit dem badischen Porto von 6 Kr. insgesamt 15 Kr. auf dem Brief lasteten bis er in Bayern eintraf.
    Nun stellt sich die Frage, wo kam er in Bayern an. Normalerweise wäre er in Constanz in das Paket nach Lindau gekommen. Doch von Lindau nach Kempten betrug das Porto 4 Kr. Die 2. Gewichtsstufe scheidet meines Erachtens aus.
    Ich glaube vielmehr, dass der Brief in Constanz in das falsche Paket nach Augsburg gepackt wurde. Und von Augsburg nach Kempten waren 6 Kr. fällig, so dass in Kempten das Gesamtporto bei 21 Kr. lag.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    du weißt so unendlich viel, da sei dir dieser Ausflug gern verziehen.

    Wenn ich mir den Brief betrachte, halte ich die mittige 6 von Konstanz für die Taxe von dort bis zur bayer. Grenze gerechnet.

    Dann muss der Brief einen Umweg gemacht haben, den die Auslage - Notation mit 9x bermerkte = 15x.

    Mit 6x für Bayern dann 21x, das ist unzweifelhaft.

    Die Frage ist jetzt: Wo kommen diese 9x Auslage her, für die es keinen Auslagestempel gab?

    Einzeltransit über Württemberg? Dann wären 3x für die dortigen Taxispost dazu gekommen, die nicht notiert wurden. Dann hätten wir aber 6x für Baden, 3x für Württemberg und es passt gar nichts mehr.

    Oder fehlgeroutet über die Schweiz via Zürich? Das bedeutete dann aber Lindau im Eingang zu Bayern (dazu passte die Tinte und vermutlich auch die Höhe von 9x von Lindau), aber dann keine 6x für Bayern von dort aus nach Kempten, wie du schon geschrieben hattest und schwer war er wohl nicht. Dazu hätte man nicht 6x von Konstanz bis zur Schweiz ansetzen können, weil das dann viel zu viel gewesen wäre.

    Du siehst, ich habe da auch massive Probleme und hoffe, morgen früh allwissend aufzuwachen (Schbaß!). :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • P.S. Wenn man ihn wegen der italienisch anmutenden Anschrift zuerst über die Schweiz nach dorthin geschickt hätte, ehe man bemerkte, dass Campidonia = Kempten war und man für die Fehlleitung sein Geld zurück wollte? Müsste man mal nachrechnen, was ein Brief aus Baden nach dorthin gekostet hätte und wie viel die CH an Transitkosten hätte ansetzen können.

    Mit Katze auf Bauch sind die Unterlagen leider sehr fern. ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,
    nach eine Pause auch ein Brief von mir...

    Hin und wieder kommt es vor das man die Zumsteins – Steiner nannte. Beschwerlicher war Nachnahme von der in Text weiterem Augsttaler – Sinobal finden. Die Namensänderungen welche vorzufinden sind - Squinobal Knobal Knubel. Damals noch waren die Männer Wanderkrämer.

    Aus diese Korrespondenz kenne keine ältere Brief als 1741. Ich gehe da von aus das die uns bekannte älteste an der Großvater von die Kemptener Gebrüder adressiert sind (Johann Josef 1742-1822, Johann Nikolaus 1757-1832).

    Briefbeförderung bis Lindau erfolgte durch das Speditionsunternehmen Martin Spengelin. (SM) 4 Kr (Bleistift) verlangte Postporto bis Memmingen.

    Memmingen Hr. Johan Niclauß Steiner
    St. Gallen d 21te 8br Ao 1746

    Hochgeehrte Herr
    Mit diesem Berichten in freundlichen Antwort dero sehe (?) vom 14te dis, das die begehrten Flohr vor 3 Wochen nicht abgesanden können von es nun noch Zeit genug ist. So erwarte dero Antwort mit nächstem – Anbay ersuche dem Hr. Johan Joseph Sinobal et Comp. Zu sagen, sie sollen uns einen deutlicheren Brief sende, den dieser so wie vor ihnen diese Woche empfangen, können nun nicht lesen. In Erwartung baldigen Antwort verbliebe nebst freundlichen Grüß unter Göttlichem Schutz
    Bartholomo Fehr Seelen Witab und Sohn

    LG A

  • Liebe Stara,

    danke - wird notiert.

    Leider kann ich deinen schönen Brief inhaltlich auch nicht viel besser lesen ... keine leichte Individualschrift in der Schweiz damals. ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend
    bei diesem Brief bitte ich um Mithilfe

    Underrdingau - Unterdingau bei Oberstorf?

    Textende: PS Von Knoball ein alter rest wegen der Weido Zuhaus
    Kann jemand mit Wort Weido was anfangen?

    LG A

  • Liebe Stara,

    deine 1. Frage kann ich leider nicht beantworten - scheint mit ein Ort mit starkem Dialekt gewesen zu sein.

    2. PS von Knoboll ein alter rest wegen der weide zuhaus.

    So, jetzt bist du wieder dran. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Stary,
    ja schwierig .. :rolleyes:

    Nachnahme ist Knoball, damit bin ich mir 99% sicher.
    Weido schrieben beide meine Meinung nach - sehe die Notierung über die bezahlte 48 Kr in Mindelheim. Wird vermutlich Weide bedeuten, wie du schreibst.

    Danke S.

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Lieber Stara,

    Weide ist ziemlich sicher - hinten auf dem letzten Scan ist es auch nochmals so vermerkt. Vlt. hatte man Tiere, die Felle trugen, welche man zu Kleidung machen konnte?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    ich habe hier einen Rechnungsschreiben der Metzger, Rittershaus & Cie aus Barmen, welches erst in Frankfurt aufgegeben wurde. Ich denke durch den Vermittler (?) G. W. Haentjens.

    U.a. geht es um steigende Seidenpreise in diesem Brief. Meine Annahme ist, dass es sich bei Rittershaus um den Vater von Friedrich Emil Rittershaus (geb. 1858 in Barmen) handelt der als DIchter ziemlich bekannt wurde.
    Er ist ja, so Wikipedia, Sohn eines reich gewordenen Bandfabrikanten, welche bekanntlich mit Seide arbeiten.

    Schauen wir mal ob ich was dazugelernt habe:
    Taxvermerk 4 / 12 fuer eine gesamtes 16 (auch vermerkt), d.h. 4 Kr. fuer den Taxisbereich und 12 Kr fuer die Post in Bayern. Ist das richtig?

    LG Gruesse
    Andreas