Zumstein Korrespondenz

  • Liebe Freunde!

    Im Forum haben wir schon öfters das schöne Zumsteinhaus auf dem Residenzplatz in Kempten gesehen. Es wurde auch schon erwähnt, dass ganz daneben das alte "Landhaus" stehe. Dieses Gebäude wurde 1732 erbaut und gehörte ursprünglich zum Stift. Es diente während Generationen als Gasthaus, aber auch als Warenlager für die Zumsteins. Der Wirt und später auch Besitzer (ab 1835) des Landhauses war natürlich… ein Walser: der Jos. Ant Rial, aus Gressoney. Er arbeitete aber auch als reisender Geschäftsmann für die Firma Zumstein. Daher gibt es auch eine (bescheidene) Rial Korrespondenz.

    Hier einige Beispiele, zunächst mal ein Brief aus der Sammlung von Adriana, das das Landhaus erwähnt, dann folgen Belege aus dem Archiv der Familie Rial :

  • Abend,
    ich präzisiere ein wenig, es ist sehr sehr schwierig sich hier zurechtzufinden weil man aus einiger Archivakten einiges herausholen und zusammenfügen muss:

    Rial Johann Jacob; geb. 1811; In seinem Reisepass aus 11.7.1833 steht - Commis bei Handelsmann Josef Welf; eingegebene Hausnummer ist 1 ½ – er wohnte in Landhaus;
    Seit 1819 war Besitzer von Landhauswirtschaft Benedikt Gessler, der J.J. Rial sein Wirtschaft verpachtet hat. Er hielt sich in Kempten bis März 1837.

    Rial Joseph Anton ; nach Familienbeschrieb geb. 1800/Beglaubigungsschreiben aus Gressoney: „.. der den 3.6.1798 geboren und in der Alters- Classe von 1792 bis 1798 einschließlich eingeschrieben, in der Conscuptions Liste dieser Gemeinde unter der No. 40..“; seine Einbürgerungs mit Heiratsbewilligungsakte ist wie ein Roman (10.10.1836 – 20.7.1838!!)

    Josef Welf Senior, Valentin Vinzenz und Josef Anton Rial bemühen sich um eine erkaufte reale Handelsgerechtigkeit in J 1828, die aber dehne nicht erteilt würde nach damaligen Bayerischen Gesetzen. (Keine Bürger)

    J.A.Rial hatte wegen dem Landhauskauf Schulden, f 16050. Eine seine Pasiva (Hypothekenschulden) von Joseph Anton Beck aus Augsburg zur f 7000.
    Zur seine Aktiva beglaubigt der Joseph Welf, das er Mitbesitzer von der Welfsche Co. ist und mit dem Wert von f 6000 in J 1836, weitere Beglaubigung Auszahlung von Konto die Welfsche Handlung in f 4000 in Bar und f 2000 in Waren an Beck au Augsburg.

    Josef Welf (1776 -1839) der kein Bürger von Kempten war ohne Anwesen, wohnte erst in Landhaus dann bei Kfm. Zumstein. Besitzt ein Laden vor der Residenz in Gemeinschaft der Gebrüder Welf.., davor arbeitet unten Großhändler Joseph Anton Welf, erhielte nur eine Pacht Kramergerechtigkeit auf 10 J/1826 usw.

    Die zwei Rials welche mit Landhaus zur tun hatten arbeiteten nicht für Zumstein. Der Pächter war Angestellter und der Besitzer Mitbesitzer von die Handlung Josef Welf & Co. Da der Welf Josef Senior bei Zumstein wohnte ist vermutlich das Grund warum wir so wenig Rial Briefe entdecken und sich bei der Zumstein Korrespondenz Bestand auch befanden.

    Ich hänge noch Bilder wo der Welfsche Laden sich eventuell befand.
    LG A

  • Liebe Stara,

    was für eine tolle "shopping - mile" in Kempten; da geht einem das Herzl auf.

    Danke fürs Erklären der inneren Zusammenhänge und zeigen dieser wundervoller, frühen Photographien. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ehe ich diese beiden bebot, habe ich artig bei unserer lieben Filigrana nachgefragt, ob ich das auch durfte und ich habe ihr Plazet bekommen. Danke nochmals dafür. :)

    Schließlich gehört es zum guten Ton, bei Zumstein - Briefen bei der Korrespondenzchefin anzufragen, ob höhere Ziele mit diesen Briefen verbunden sind, als sie in die eigenen Sammlung zu stecken.
    Aber da ich versprochen habe, sie innen und außen zu zeigen, will ich das jetzt gerne tun.

    Hier der 1. aus Basel vom 17.1.1807. Innen komplett und gut zu lesen von der Firma Emmanuel Hoffmann dortselbst.
    Den Auslagestempel, in dem die 6 Kr. vermerkt wurden, vermag ich nicht zu lesen. Lindau?
    Dann wären es von Basel aus 6 Kr. bis dahin und 6 Kr. von Lindau bis Kempten, was mir etwas viel vorkommt, da der Brief sicher unter 1/2 Loth auch heute noch wiegt.

  • ... nett ist auch der 2. Brief aus derselben Korrespondenz mit leichter Abweichung der Schrift, aber von derselben Hand geschrieben, nun aber vom 19.1.1822, also knapp 15 Jahre später. Eines (schlecht abgeschlagenen) Auslagestempels bedurfte es nun nicht mehr. Basel notierte 6 Kr. bis Lindau, Bayern addierte 4 Kr. dazu - ergaben 10 Kr. für Zumstein, so dass er 2 Kr. weniger zu zahlen hatte.

  • Lieber Freund,
    #1 Der Auslagestempel, da tippe ich auf Basel/schwarze Tinte. Das kann sicherlich Karl besser einschätzen.

    Über die 2x mehr nach Kempten haben wir schon einiges in Forum geschrieben, Beispiel
    Auslage St. Gallen
    die eingegrenzte Orte gingen unten Bayerische Verwaltung, über welche Postamt dein lief kann ich dir leider nicht sagen..

    Die Briefe von Basel sind so postalisch interessant! Das du auch welche kaufst das freut mich doch..und danke fürs zeigen. :)
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana,

    danke für deine netten Zeilen - zu meinder Schande muss ich gestehen, dass ich den Auslagestempel bei dem eBay - Angebot gar nicht gesehen habe, sondern als eine Verwischung von Tinte interpretierte. Schön zu erkennen, dass es anders ist ...

    Leider habe ich die nächsten Wochen sehr wenig Zeit, da Oldenburg (Rang 1 Ausstellung) ruft und hier noch nichts dafür getan und optimiert werden konnte. Wenn es Zeit gibt, werde ich mich mit der frühen Schweiz sicher näher befassen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    sicherlich lief der Brief über Mailand und der Schweiz nach Kempten, denn es wurden 14 Kreuzer Porto vermerkt. Bei vergleichbaren Briefen von 1808 bis anfangs 1809 waren es 8 Kreuzer Porto. Der Absender bezahlte 16 Centimes bei der Briefaufgabe. Der Brief ist vom 15. Februar 1810 aus Vigevano (Kgr. Italien).

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,
    ich sehe hin und wieder von dir hier neue Briefe aus Vigevano.
    Wir kennen welche mit 8Kr, 12x, 14 auch mit 20x Porto.. genauso unterschiedliche Franco von Absender sogar in Soldi, Centimes, Decimes.
    Mit Transit Stempel; Auslagestempel.
    Teilversendung durch Vermittler Andreas Cramer/Lindau und Mailender Boten - die nicht immer ein Selbständiges Unternähmen waren aber auch mal unten Post dienten..
    Die Briefe liefen durch Tirol - mal Österreich mal Bayern oder durch die Schweiz. Hier haben wir Neuorganisation bei Sch und Bay Post. Kriege und Aufstände.. neue Straßen/Wege..
    Vigevano geht durch Cisalpinische und Italienische Republik zeitlich durch, erst durch angliedern zur Königreich Italien steht die Post unten P Mailand..
    Bestimmt hab ich noch einiges interessantes ausgelassen..was da für spricht.. das du es ein wenig sortierst und irgendwann ich es in eine RB Ausgabe als eine kleine Orientierung nachlesen darf? :)
    Schwierig? Ja! Du wirst hier viel Zeit brauchen und Hilfe von die Alfa Kenner (wie Planke sie manchmal nett tituliert :D ), aber auch ich werde mich bemühen so weit es mir möglich ist dir behilflich sein.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana,

    habe mir dein Ansinnen zu Herze genommen und einen kleinen Artikel über Briefe aus Vigevano nach Kempten aus den Jahren 1807 bis 1815 aus meiner Sammlung erstellt und an den Schriftleiter der Arge Bayern Klassisch gesandt.

    Beste Grüße,
    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Teilfrankobrief aus Wien (Österreich) vom 20. Mai 1812. Der Absender
    bezahlte bei der Briefaufgabe 14 Kreuzer C.M. Franko und der Empfänger
    14 Kreuzer rh. Porto.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Abend Hermann,
    danke fürs zeigen.
    Der Absender kenne noch nicht, mal sehen ob noch eins auftaucht – ob die Z. der Angebot gefallen hat..
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Filigrana,
    bisher habe ich mir den Zumstein Thread eigentlich nicht angeschaut, ich dachte betrifft mich nicht. Jetzt stelle ich fest, dass ich einen Brief aus dieser Korrespondenz besitze und auch gleich Fragen habe, nämlich zu den Taxen. Wer kann mir die erklären?
    beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    ganz einfach: 4,5 Sgr. für Preussen bis Aschaffenburg. Der Brief war im Paket des Kartenschlusses nach Augsburg, daher dort die 4,5 Sgr. in 20 Kreuzer reduziert und darauf den Auslagestempel abgeschlagen (schlecht lesbar, wie so oft dort) und mit dem bayer. Inlandsporto ab Aschaffenburg bis Kempten mit 14 Kr. auf total 34 Kr. belastet. PV Bayern - Preußen ab 1816 (der Silbergroschen war bei Preussen längst eingeführt, aber Bayern rechnete die fremden Porti noch mit dem höherwertigen Gutengroschen ab, wie man hier schön sehen kann).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • lieber Ralph,
    ich wollte mir gerade den oben erwähnten PV herunterladen. Es gibt aber keine Pdf-Datei, sondern ur einen Verweis auf Joachim Helbigs Buch, welches ich nicht besitze. Wo bekomme ich den Text des PV sonst noch?
    beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    frag doch mal den Achim hier, ob er noch eines hat. Der Preis haut dich nicht von den Socken und viel lernen darin kann jeder Sammler, nicht nur der Bayerische! ;)

    Ich habe nur den großen PV Bayern - Preussen von 1835.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.