• Hallo zusammen,

    bei der aktuellen Gärtner-Auktion ist ein Brief aus Münchberg in die Türkei aus dem Jahr 1850 im Angebot.

    In die Türkei habe ich aus der Zeit noch keinen Brief gesehen. Meiner Meinung nach eine GRANATE :D .

    Dazu 2 Fragen:

    1. der Leitweg war über Österreich, weil frankiert bis zur Grenze Österreich-?, weiss jemand den Weg nach Constantinopel, den dieser Brief genommen hat.
    2. die blauen Taxvermerke auf der Vorderseite, türkisch? Auf der Rückseite ist nichts.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    ein sensationeller Brief von einem großen Sammler, der hier auch mit von der Partie ist.

    Ich habe ihn hier im Forum (wo genau weiß ich leider nicht mehr) schon beschrieben. Ich bin gespannt, ob er für den Ausruf auch verkauft wird.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    ich habs gefunden und mal rübergeholt:

    von bayern klassisch:
    Massgeblich war der Postvertrag Bayerns mit Österreich, der zum 1.7.1850
    galt und im 27. VO- und Anzeigeblatt, S. 121 ff. am 27.6.1850
    publiziert wurde (in der Folge des Postvereinsvertrages).

    Dort wurde unter I a) im § 1 folgendes beschlossen:


    "Alle Briefpostsendungen im Wechselverkehr zwischen Bayern und
    Österreich können wie bisher nach dem Belieben des Aufgebers entweder
    unfrankirt oder frei bis zum Bestimmungsorte versendet werden. Ebenso
    kann nunmehr auch die über Österreich transitirende Correspondenz aus
    und nach Bayern entweder unfrankirt oder frei bis zur deutsch -
    österreichischen Postvereins - Gränze abgefertigt werden, und ist somit
    die seither bestandene Zwangsfrankatur bis zur bayerisch-
    österreichischen Grenze für die Correspondenz aus Bayern nach
    sämmtlichen außer-österreichisch-italienischen Staaten, nach dem
    südlichen Rußland, der europäischen Türkei, Griechenland usw.
    aufgehoben."


    Demzufolge war dein Brief korrekt mit dem Vermerk "Franco Frontière"
    versehen, weil er auch nur bis zur Postvereinsausgangsgrenze frankiert
    werden brauchte.


    Der § 3 erläuterte, dass es bei Auslandsbriefen wie hier keine Zuschläge
    für Porto oder Teilfranki geben konnte, so dass es von Seiten der
    Gebühren ab der Grenze egal war, wie der Brief im Postverein spediert
    worden war.


    Mit diesem Vertrag waren aber keine Gebühren hinter der
    Postvereinsgrenze geregelt worden, das konnte man erst 1852 regeln, als
    die Kosten dramatisch fielen.


    Die postvertragliche Basis hatte dein Brief in dieser VO, die ich hier abbilden möchte:


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00048847bee3jpg.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG000502a35766jpg.jpg]


    Üblicherweise, wenn man das überhaupt so sagen darf, wurden die Briefe
    über Wien nach Triest geleitet, wo sie vom Öster. Lloyd entlang der
    Küste nach Konstantinopel liefen.


    Die Taxen 2 / 2 - 20 sind mir nicht 100% klar; dem Duktus der Hand nach
    zu urteilen sind sie österreichisch und sollten sich auch auf die
    österreichische Währung beziehen, wonach der Empfänger 20 Kreuzer
    Conventionsmünze hätte zahlen müssen.


    Bei einer Angabe in osmanischer Währung hätte ich Probleme, denn dort
    wurde gerechnet: 1 Piaster = 40 Para. 1 Piaster wertete 50,5 Kr.
    rheinisch, also etwa 40 Kr. CM. 1 Para war demnach etwa 1,25 Kr.
    rheinisch oder 1 Kr. CM wert. Somit könnten es auch 20 Para gewesen
    sein, die der Empfänger zu zahlen hatte.


    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    vielen Dank für das Auffinden meiner damaligen Antwort. Bei Gärtner wird der Brief praktisch ohne große Beschreibung angeboten - vlt. sollte man ihn auf unser Forum stossen? ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.