Farina-Korrespondenz

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    relativ selten findet man auf retourgehenden Briefen einen Entlastet-Stempel.

    Hier auf einem Brief von 1856 aus Danzig - Absender Otto de la Roi ;) - nach Köln an die uns auch heute noch bekannte Adresse Farina (Kölnisch Wasser 4711).
    Üblicherweise findet man auf den Farina-Briefen den Adresszusatz gegenüber dem Jülicher Platz.
    Es gibt auch eine Reihe von Briefen von Farina an seine Geschäftspartner mit einem kleinen grünen Aufkleber, in dem dringend auf diesen Adresszusatz hingewiesen wird.
    Hier haben wir einen der Auslöser für diese Angaben, denn anscheinend gab es eine Reihe von Farinas. Rückseitig findet sich der Retour-Vermerk
    Ohne Strassenangabe nicht zu bestellen, weil Viele dieses Vor und Zunamens in Cöln wohnen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein schöner Brief - was mich etwas wundert ist die Tatsache, dass der Brief nicht mit korrigierter Adresse erneut abgesandt wurde. Von Bayern kenne ich mehrere Briefe, die bis zur Zurücksendung an die Aufgabepost genau so behandelt (beschriftet) wurden, dann aber mit korrigierter Adresse kostenfrei zum 2. Mal nach Köln liefen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • @ Michael

    erstaunlich - wenn jemand Säckeweise Post bekam dann der Farina. War der Postler neu oder pedantisch? Eine kleine Berichtigung für deinen Text --> Farina ist nicht gleich 4711.

    @+

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Lulu,

    wenn Kundenbriefe der falschen Firma Farina zugegangen sind, wusste die ja dann, was wie viel kostete. Das konnte dann schon sehr unangenehm werden, daher dürfte die Post schon richtig gehandelt haben, wenn sie forderte, dass die Absender klar den Empfänger nominierten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Eine kleine Berichtigung für deinen Text --> Farina ist nicht gleich 4711.

    @+

    Michael - weil auch ein Briefchen an J. M. Farina zu Köln, gegenüber dem Jülichsplatz mein Eigen ist recherchierte ich früher schon zu dieser Parfüm-Geschichte (und nicht nur unser Herr Geheimrath Goethe war ein Dauer-Bezieher dieses Wassers!).

    Wenn es erlaubt ist, führe ich also auf, was geschrieben stand:

    — Kölnisches Wasser. Mit dem Namen Köln auf das innigste verwachsen ist die Fabrikation des „Kölnischen Wasser«; das durch seine vorzüglichen Eigenschaften sich einen Weltruf erworben hat. Als Erfinder wird von Einigen der zu Anfang des vorigen Jahrhundertss in Köln lebende Italiener Johann Maria Farina genannt, doch bezeichnen Andere als solchen einen gewissen Paul Feminis, der zur selben Zeit in Köln lebte. Wie dem auch sei, so
    viel ist gewiß, daß der Name des Letzteren verschollen ist, während das Geschäft des Ersteren gegenwärtig noch in dem Hause
    Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz
    fortbestehen soll und fast alle Fabrikanten des kölnischen Wassers sich des Namens Farina zum Absätze ihrer Fabrikate bedienen. So auffallend dies auch erscheint, wenn man bedenkt, daß nur drei Familien Farina in Köln leben, so erklärt es sich doch durch den Umstand, daß die übrigen Fabrikanten in ihre Geschäfte Ausländer dieses Namens (meist Lombarden) als Theilhaber aufgenommen haben, um nach diesen die Firma benennen zn können. Die Fabrikation des kölnischen Wassers beschäftigt in Köln allein mehrere hundert Menschen in circa 40 Fabriken, Wird nun noch in Betracht gezogen, daß die meisten Seeplätze, als Hamburg, Antwerpen, Marseille ect,, auch ihre Kölnisch-Wasserfabriken meist zum Export besitzen, so kann man sich leicht einen Begriff von dem bedeutenden Konsum in diesem Artikel machen, der demnach unter allen Parfümerien wohl den ersten Platz einnehmen dürfte.
    (Sandler'‘s Adreßbuch für Rheinland und Westphalen. Köln, 1862. S, 8.)

    J. M. Farina zu Köln, gegenüber dem grossen Platz: Kölnisches Wasser.
    J. M. Fari]na zu Köln, Jülichsplatz No. 4: desgl
    J. M. Farina zu Köln, gegenüber dem Josephsplatz, desgl. —

    F. M. Farina zu Köln, No. 4711: desgl.

    J. M. Farina zu Köln, gegenüber dem Jülichsplatz: desgl. —

    J. A. Farina zu Köln, Hochstr. 129: desgl. —
    J. M. Farina zu Köln, gegenüber dem Dom: desgl.
    J. M. Farina zu Köln, Rheinstrasse 23: desgl.
    J. M. Farina zu Köln, Jülichsplatz No. 2: desgl.
    J. M. Farina zu Köln, Sternengasse 9, 11: desgl. (Köln 1855)

    Die Farina in Köln. Das neue Adressbuch von Köln weist wiederum eine Anzahl neuer, fingierter Firmen auf und man kann daraus auf einen immer steigenden Absatz des kölnischen Wassers schließen. Am Comersee ist der Name Farina heimisch, zahlreiche arme Familien führen ihn und machen aus dem Namen ein förmliches Geschäft. Jeder Sohn wird Johann Maria getauft und wenn er erwachsen ist, kommt ein kölnischer Spekulant und schließt mit ihm einen Gesellschaftsvertrag ab. Es wird spekuliert, dass auf den Namen Johann Maria Farina ein Geschäft zur Fabrikation des Eau de Cologne etabliert werden soll und dass der Träger des Namens (und nominelle Kompagnon) des Kölner Geschäfts hierfür eine Aversional-Summe erhält, die er bezieht, ohne jemals sein heimisches Dorf verlassen zu dürfen. Auf diese ingeniöse Weise umgeht man das Gesetz und — täuscht das Publikum. Manche Spekulanten gehen noch weiter. Da der älteste Destillateur gegenüber dem Jülicher Platz wohnt, so sind im Verlaufe der Zeit gegenüber allen möglichen Plätzen Farina-Firmen entstanden, welche nun alle auf dem Flaschen-Etikette einen möglichst ähnlichen Vermerk wie der ursprüngliche Farina füren. Zahlreiche Prozesse, gerichtet gegen dergleichen offenbar absichtliche Versuche zur Verwechselung, haben zu keinem Resultat geführt. Augsburger Zeitung 1862


    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    5 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (14. Januar 2014 um 13:18)

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    vielen Dank für eure interessanten Kommentare und die detaillierten Informationen zu den verschiedenen Farina-Firmen. :thumbup:
    Da es bisher mehr um Farina als um den entlastet-Stempel geht, habe ich den Faden verschoben und umbenannt.
    Zu dem Stempel werde ich dann noch einen neuen Faden erstellen.

    Zitat

    was mich etwas wundert ist die Tatsache, dass der Brief nicht mit korrigierter Adresse erneut abgesandt wurde. Von Bayern kenne ich mehrere Briefe, die bis zur Zurücksendung an die Aufgabepost genau so behandelt (beschriftet) wurden, dann aber mit korrigierter Adresse kostenfrei zum 2. Mal nach Köln liefen.

    Lieber bayern klassisch,
    so was suche ich noch ... ;)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    dann will ich dir mal morgen die Nase etwas lang machen und 2 interessante Briefe in dieser Art hier zeigen. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    hier ein Retourbrief aus Würzburg vom 17.1.1850 den ich schon einmal in einem anderen Thread gezeigt habe.
    Er ging am 20.1. wieder zurück nach Würzburg (Welcher ist gemeint? Es gibt in Cöln viele dieser Namen) und am 23.1.1850 nach der Anschriftergänzung wieder nach Cöln, wo er schließlich am 26.1. zugestellt wurde.
    Für mich stellt sich nun die Frage, ob er tatsächlich auf der 2. Tour kostenfrei befördert wurde. Das bayerische Porto von 6 Kr. wurde zweimal angeschrieben. Oder musste der Absender einmal 6 Kr. bezahlen.
    Das Gesamtporto von 4 1/4 Sgr. setzt sich zusammen aus dem bayer. Portoanteil von 6 Kr. = 1 3/4 Sgr. + preuß. Portoanteil von 2 1/2 Sgr.
    Der Entlastet-Stempel von Cöln ist mir auf keinem anderen Brief aus Bayern bekannt.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    dein Brief wurde mit 6x bis Aschaffenburg vortaxiert - nach der Retoure wurden diese gestrichen, dann später wieder notiert. Der Absender zahlte tatsächlich nur 4 Sgr. - auch hier wurde die erneute Versendung kostenfrei durchgeführt. Für diesen modus operandi habe ich im Vertrag von 1834 leider keine Entsprechung gefunden, aber morgen zeige ich noch zwei Briefe, wovon einer genau so lief, der 2. war ein fürstlicher Brief, der bei Hin- und Hersendung portofrei belassen wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Luitpold

    ich liebe den Duft!!!! Ihr könnt getrost ein Flakon an eure Frauen ;) verschenken ... aber das Original nicht 4711 :D . Zeige morgen meinen Farina Brief und erzähle euch wenn ich darf eine kleine Geschichte ( BK kennt sie schon ). Aber erst morgen. Hatte heute einen schweren Tag

    auf bald

    Phila-Gruß

    Lulu

  • BK gut zu wissen :rolleyes:

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    Seit Jahren bin ich auf der Suche nach einem Beleg (vor 1900) der Sal Oppenheim aus Köln. Immer wieder filtere ich also Köln bei Ebay, Delcampe usw.

    12 von 15 angebotenen Briefen gehen an Johann Maria Farina. Diesen Mann habe ich schon oft verflucht und fragte mich so manches Mal was der so beruflich getrieben hat. Allerdings habe ich nicht wie Luitpold gegoogelt, sondern weiter gegrollt. Dies sollte sich schlagartig ändern als ich nach Köln zur Tutanchamun- Ausstellung reiste. Natürlich hatten wir auch einen Rundgang durch Köln geplant, wollte ich doch wissen wo die Oppenheim damals ihren Sitz hatte.

    Nach dem Restaurant ging ich nichts ahnend mit meinem Liebsten in Richtung altes Rathaus und was sah ich schon von weitem: eine leuchtend rote Markise mit der Inschrift Farina gegenüber. Der Farina verfolgte mich wahrhaftig auch noch im Urlaub. Im Geschäft habe ich dann begriffen dass hier kölnisch Wasser verkauft wird. Die Verkäuferin: Wollen Sie probieren. Ich skeptisch. Die Verkäuferin: man darf das Farina Wasser (das Original) nicht mit 4711 verwechseln. Und in der Tat: Super Duft ! Ich konnte nicht wiederstehen und habe ein Flakon gekauft. Und später auch einen Farina Brief – damit das Leiden perfekt ist. Das Wässerchen ist fast alle, ich ging sehr sparsam damit um denn ich reise nicht alle Tage nach Kölle. Den Farina Brief besitze ich noch immer und die Sal Oppenheim? Den Firmensitz gab es nicht mehr und auch sonst ein chronisches Leiden. Ich filtere noch immer fleissig - ohne Erfolg! Und mein Groll gegen Farina? Omnipräsent trotz des lieblichen Duftes.


    Faltbrief von 1845 aus Wetzlar an Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichplatz in Köln. Abgestempelt am 24.4., Ankunft in Coeln tags darauf. Porto 2 Silbergroschen


    Um Luitpolds Recherchen abzurunden:
    2 Ansichtskarten: links das heutige Farina Haus, rechts eine Farina Werbung an einer Hausfassade
    1 Werbemarke (Paul Feminis) und 1 Siegelmarke Johann Maria Farina gegenüber dem Rudolfsplatz

  • peterhz,

    vielen Dank fürs zeigen. Damit hast du mir wirklick eine Freude gemacht. Ich habe eigentlich eher damit gerechnet einen Outgoing zu finden, da es die Bank ja noch immer gibt und die ihr Archiv wohl nicht aufgelöst haben .

    auf bald und ich bleib weiter dran

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo liebe Freunde,

    hier ein Brief aus der Farina-Korrespondenz vom 22.06.1869 von Funcke, Düsseldorf.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo liebe Freunde,

    hier ein Brief vom 15.09.1867 von F.C. Hoffmann aus Magdeburg an Johann Maria Farina in Köln.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?