I. “Kronenpost auf Aland“ oder “Post im Dienste der Krone“
Mit dieser kleinen Abhandlung und mit den Abbildungen zur “KRONENPOST“ der Åland-Inseln möchte ich ein wenig zur Vertiefung der Postgeschichte dieser Inselgruppe beitragen.
Diese kleine aber feine Zusammenstellung ist sicherlich nicht nur für die Freunde von Åland von Interesse, sondern dürfte auch weiteren interessierten Sammlern zumindest der angrenzenden Gebiete zugute kommen.
Es sei hervorzuheben, dass der überwiegende Teil der damaligen Postsendungen Dienstbriefe (Mäanderbriefe) mit amtlichen Mitteilungen verschiedenster Art wie Schuldeintreibungen der schwedischen Krone, polizeiliche Anordnungen, militärische Befehle, zolldienstliche Belange, Steuerberichte, Ernennungen von Amtspersonen, aber auch Strafen für Versäumnisse waren. Oftmals benutzte man für solche Briefe auch die Bezeichnung "Kronenpost", was soviel wie -
Post im Dienste der Krone - bedeutete. Da die Postbauern meist nur mangelhafte Schreib- und Lesekenntnisse besaßen, wurden zur besseren Kennzeichnung der Bedeutung dieser Sendungen die Kronenschlingen auf den sogenannten Mäanderbriefen verwendet.
Die vorphilatelistische Post wurde im schwedischen Königreich, wozu auch Åland bis 1809 gehörte, ursprünglich mit drei offenen Kronen gekennzeichnet. Die Kronen standen für die Königreiche Schweden, Norwegen und Dänemark. Später geriet diese Kronenzeichnung entweder in Vergessenheit oder wurde aus Bequemlichkeit immer mehr vernachlässigt.
So sind vom späten 18. bis frühen 19. Jahrhundert nur wenige Kronenpostbriefe erhalten geblieben, die meisten befinden sich jedoch heute in private Sammlungen.
Bedingt durch die Vernichtungen in den beiden nordischen Kriegen (1714 bzw. 1742/43) dürften wohl viele Briefe dem Feuer und den Verwüstungen, insbesondere auf dem åländischen Archipel, zum Opfer gefallen sein. In der Folgezeit haben aber auch die Eingliederung der Inseln (1809) in das russische Zarenreich und der Krimkrieg (1854) sicherlich zu weiteren Verlusten geführt.
Die heute noch vorhandenen Kronenpostbriefe von Åland sind überaus reizvoll. Sie sind nicht nur für den Philatelisten von Interesse, sondern sie besitzen darüber hinaus auch einen kulthistorischen Wert. Dabei bleibt zu bedenken, dass sie aus zwei verschiedenen Regierungsepochen, nämlich aus der schwedischen und aus der russischen Herrschaftszeit, stammen. Kronenbriefe, die innerhalb der åländischen Inselwelt befördert wurden, kann man ab und an entdecken. Auch wenn solche Sendungen eher spärlich anzutreffen sind.
Die drei Kronen als spezielles Kennzeichen auf den amtlichen Kronenpostbriefen wurden schon recht früh von den vereinfachten Kronenschlingen, den sogenannten “Mäanderschlingen“ abgelöst. Eine Übergangszeit ist nicht zu definieren.
Briefe aus dem 19. Jahrhundert enthalten bisweilen recht interessante Anweisungen. In einen wenigen Briefen finden wir auch eingewässerte Wasserzeichen, die oftmals von höhergestellten Persönlichkeiten verwendet worden sind. Die altschwedische Schrift findet man auf unterschiedlichen Papiersorten.
In Schweden benutzte man vorzugsweise ein weißlich/cremefarbenes Papier, das russische Briefbogenpapier dagegen war grünlichblau und auf Åland wurde unter anderem ein sehr seltenes gräuliches Briefpapier verwendet.
Seit dem 17. September 1809 gehörte Åland politisch zum russischen Zarenreich. Dennoch wurde das aus dem königlichen Schweden stammende Mäanderzeichen auf Briefen auf und von den Inseln noch bis etwa 1850 verwendet.
Die interne Beförderung von Bekanntmachungen und Dienstbriefen innerhalb der Bezirke wurde nach dem 1. Januar 1874 von der allgemeinen Post besorgt. Die Anzahl der Poststempelortschaften wurde gewaltig erweitert und die wichtige und traditionsreiche Kronenpost, die während zwei langer Jahrhunderte wirksam war, beendete ihre Tätigkeit.