Bayern-Frankreich unterfrankiert

  • Morgen habe ich keine Zeit fürs Forum und somit poste ich meinen Neuzugang noch heute

    Brief aus Kaiserslautern vom 9 Januar 1907 an den Comptoir national d’Escompte de Paris, Zweigstelle Nancy. Frankiert mit einer Bayern 10 Pfg Marke.

    Der Brief war unterfrankiert. Als Fehlbetrag wurden 12.5 cts ermittelt. Hinzu kam für unterfrankierte Briefe ein Strafporto vom gleichen Betrag. Gesamt-Taxe 2x12.5 = 25 cts. Die beiden Marken wurden in Nancy entwertet.

    Weiter komme ich nicht. Bin dankbar für jede Hilfe

  • Hallo Zockerpeppi,

    Gemäß Art. 3 UPU-Vertrag betrug das Porto für unfrankierte Briefe das Doppelte desjenigen Portosatzes, welcher im Bestimmungslande für frankierte Briefe erhoben wird. Das wären in dem w.o. gezeigten Fall 25 Centimes gewesen.

    Nach Artikel 6 UPU-Vertrag werden unfrankierte oder ungenügend frankierte Gegenstände wie unfrankierte Briefe taxiert, nach Abzug des Werts der etwa verwendeten Freimarken oder Freikuverts.

    Die bereits verklebten 10 Pfennige wurden also mit 12 1/2 Centimes angerechnet, um dem bereits erwähnten doppelten (Straf-)Portosatz erhöht, d.h. dem Empfänger insgesamt 25 Centimes angelastet.

    Einen vergleichbaren Beleg darf nun auch der Pälzer aus der Pfalz zeigen. Der hier in Blaustift notierte Taxfehlbetrag von 10 Pf = 12 1/2 Centimes wurde durch die in Frankreich entsprechend zu verwendenden Portomarken überklebt.


    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    sehr schöner Brief, bestens erklärt und aus meiner Geburtsstadt ... was will man mehr?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...da würde mir schon noch einiges einfallen, aber ich gebe mich vorerst mal mit dem w.o. Gezeigten zufrieden ^^

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Auch ich kann hier noch einen passenden Beleg zeigen. Die Eltern aus Bayreuth schrieben am 17.06.1906 eine Karte an die Tochter in Marseille. Auch hier wurden als Franco nur 10 Pfennige verklebt, was zu wenig war. Auch hier wurden als Nachporto 25 Centimes fällig.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    Auch hier wurden als Franco nur 10 Pfennige verklebt, was zu wenig war.

    ...sicher ? Ich sehe hier eine Postkarte, mit 10 Pf nach Frankreich vollkommen korrekt freigemacht. Die verwendete Marke war auch nicht ungültig oder an der falschen Stelle - z.B. wie so oft vorschriftswidrig auf der Bildseite - angebracht. Möglicherweise entsprach die Postkarte in den Augen von Bayreuth nicht dem UPU-Format, was allerdings nicht immer so gestreng gehandhabt wurde. Solche Stücke sind insofern ein Segen für die Forschung !


    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo kreuzer,

    alles gut, ich glaube den Fall inzwischen geklärt zu haben. So steht in der bayerischen Postordnung von 1889 unter § 14 Abs. XI zu den Postkarten:

    Formulare, welche nicht von der Post bezogen werden müssen in Größe und Stärke des Papiers mit den von der Post gelieferten übereinstimmen und auf der Vorderseite mit der gedruckten oder geschriebenen Überschrift "Postkarte" versehen sein, dürfen jedoch das Königliche Wapen nicht tragen. Die Farbe des Papiers bleibt der Wahl des Absenders freigestellt.

    Es sieht so aus, dass die Poka in Deinem Fall nicht mit diesem Format übereinstimmt und auch die vorgegebene Überschrift "Postkarte" fehlt. Ein Klassestück ! :P

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... und das Wort "Postkarte" vermisse ich auch vorne ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Es ist ja auch keine Postkarte, sondern eine eigentlich in einem Umschlag zu versendende Glückwunschkarte,
    ähnlich z.B. den Neujahrskärtchen, aber eben im nicht postkartengemäßen Großformat. Daher fehlt auch der
    Aufdruck "Postkarte", was dem aufmerksamen Postler natürlich gleich auffiel.
    Einen geruhsamen Jahreswechsel wünscht die

    weite Welle

  • Hallo zusammen,

    ich vermute, daß hier nicht das Format ausschlaggebend war, sondern auf einer Karte nach Frankreich der fehlende Vermerk 'Postkarte' und das Wort 'Carte Postale'.
    Die Postverwaltung des Deutschen Reiches war ziemlich großzügig, was handschriftliche Vermerke angeht. Von KLEVE gibt es unendlich viele Postkarten, auf denen das Wort 'Postkarte' gestrichen wurde und handschriftlich 'Drucksache' oder 'Drukwerk' ergänzt wurde. Damit kostete eine solche Karte nur noch 5 Pfg. Nun liefen diese Karten unbeanstandet zu unseren holländischen Nachbarn.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    ,

    der Absender der Poka anbei war auf Rundreise in Mainz, Worms, Heidelberg und Speyer und wusste offentlichtlich nicht, dass ein Wertstempel der Reichspost auf bayerischem Boden nicht frankaturgültig war. Also musste die Sendung mit dem vollen Nachporto von 2 x 12/2 Centimes =25 Centimes belegt werden.

    ,

    Viele Grüße

    ,

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    kenne mich mit diesen Tarifen nicht aus, aber 2 x 12,5 wären dann 25 Centimes, keine 30. Die Marken sollten auch 10, 10 und 5 Decimes nominalisieren, oder fehlt da noch eine 5 Centime Marke?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,,

    man kann das ja durchaus schon nachvollziehen, dass der offensichtlich aus Frankreich stammende Absender / Reisende nicht gewusst haben wird, dass der Wertstempel einer Reichspost-Postkarte in Bayern nicht frankaturgültig war. Insofern schlug das volle Nachporto von 2 x 12 1/2 Centimes zu Buche, hier geklebt in Portomarken zu 2 x 10 Centimes und 1 x 5 Centimes..


    Viele Grüße.

    vom Pälzer

  • ... so schön und echt kann wahrer Bedarf sein! DAS ist ein Traumstück! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    anbei eine offenbar von touristischer Seite her unterfrankiert nach Frankreich aufgegebene Postkarte von der Madenburg bei Ilbesheim nahe Landau i.d.Pf. Man schlug dementsprechend den Taxstempel ab und trug mit Blaustift die fehlende Freigebühr von 5 Pf in UPU-Währung mit 6 1/4 Centimes vor. Diese waren dann am Empfangsort als Nachgebühr entsprechend zu verdoppeln. Also kommt man auf 12 1/2 Centimes, aufgerundet dann 15. Hierfür wurden zunächst am Zielort Paris 15 Centimes als Taxmarke geklebt. Nach fruchtloser Zustellung wurde die Portomarke mit Federkreuz annulliert und nach der ca. 275 km südlich von Paris an der Loire gelegenen Stadt Decize (Département Nièvre / Region Bourgogne-Franche-Comté) weitergeleitet. Dort wurde die Portomarke nochmals geklebt und schließlich auch erfolgreich zugestellt. Posthilfstelle, Nachgebühr und Weiterleitung, zusammen eine doch recht schöne Sache.

    Viele Grüße

    vom Pälzer