Schweiz - Deutsche Staaten

  • Hallo remstal,

    schönes Stück - die CH hatten 9x Weiterfranko für Bayern notiert, welche von Bayern abgestrichen wurden, weil sonst der Briefträger 9x vom Empfänger hätte kassieren können.

    Die Leitung über den Bodensee Richtung Lindau dürfte zu unterstellen sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Tag zusammen,
    herzlichen Dank an BK und Leitwege für die Kommentierung des Belegs. Heute zeige ich einen Brief von Colombier nach Lübeck vom Oktober 1867. Also aus dem 1. Rayon in den 3.Rayon. Lübeck als Bestimmungsort habe ich kaum mal gesehen. Freimachung korrekt mit 50 Rp. Weiterfranko 9x. Laufweg ausweislich der Rückseite mit Schweizer Bahnpost nach Basel, dann im geschlossenen Paket nach Hamburg und und Akstpl.? Lübeck? Wer kassierte die 9x ? Musste an irgendjemand Transit bezahlt werden ? ggf. an wen ?
    Viele Grüsse von remstal und Frohe Weihnachten.

  • Hallo remstal,

    da hast du einen ganz herausragenden Brief und den 2., den ich kenne.

    Bis 30.6.1867 waren die Hansestädte von Thurn und Taxis versorgt worden, so dass Briefe aus der CH via Baden im geschlossenen Transit nach Frankfurt am Main und dann weiter in den Norden liefen, je nachdem, wohin dort (Bremen, Hamburg oder Lübeck, wobei Lübeck die mit Abstand seltenste Destination war).

    Das heißt, bis 30.6.1867 fungierte Frankfurt am Main als Vereinsaufgabepost für Taxis und erhielt, jetzt komme ich zu deiner guten Frage, den 9x Postvereinsanteil (man hatte ja ab Okt. 1852 den gültigen Postvertrag mit der CH abgeschlossen). Baden wurde für seinen Transit über Karlsruhe und Mannheim mit ca. 1x intern von Taxis abgefunden. Du wirst auf derlei Briefen auch keine badischen Bahnpoststempel sehen, weil Baden das Briefpaket nicht öffnen durfte (Basel brachte die Beutelfahne "Frankfurt am Main" an, damit war das geklärt).

    Im Vergleich dazu waren Sendungen der CH nach Preußen i. d. R. über Baden immer offen zu leiten, wodurch Baden jeweils 9x erhielt, weil die bad. Bahnpost in Efringen als Aufgabepost fungierte und ihr somit der Postvereinsanteil zustand. Preußen ging bei derlei Briefen völlig leer aus.

    Als Preußen zum 1.7.1867 die Taxispost übernahm, trat man rechtlich und physisch in die "günstigen Fußstapfen" von Taxis, indem man sofort seine Post aus der CH, also auch die in die Hansestädte, geschlossen über Baden nach Frankfurt (zum 1.7.1867 war die freie Reichsstadt Teil von Preußen geworden) spedieren ließ und nun seinerseits Baden mit 1x je Brief abspeiste.

    Bei Briefen über Frankfurt hinaus fehlt dann der Eingangsstempel FFM, weil sie direkt von dort nach Bremen, HH oder Lübeck weitergeleitet wurden.

    Somit veränderte sich die Kostenstruktur zugunsten Preußens. Erst zum 1.1.1868 mit dem Beginn des Norddeutschen Bundes gab es Änderungen, aber mit denen hat dein toller Brief nichts zu tun.

    Glückwunsch zu dieser wundervollen PO - Rosine, die auch damals schon, bei einem Zeitfenster von nur 6 Monaten, alles andere als häufig gewesen sein kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Grüß Gott, bayern klassisch,
    umgehend meinen herzlichsten Dank für die eingehende Beschreibung und die historischen Hintergründe. Das hätte ich hinter diesem Brief nicht vermutet....Den einen oder anderen interessanten Beleg werde ich gelegenlich wieder vorstellen, auch wenn die Mehrzahl meiner Belege posthistorisch vielleicht nicht so viel hergibt, mir gefallen sie trotzdem.
    Herzliche Grüße remstal

  • Grüß Gott remstal,

    ist es nicht oft so, dass sich hinter einem 08/15 Brief eine Rakete verbirgt? Wenn 5 Marken und 10 Stempel drauf sind, fällt jedem auf, dass ein Stück außergewöhnlich zu sein hat. Aber gerade die eher unscheinbaren sind es doch oft, die sich allgemeiner Interpretation gerne mal entziehen und ihr Geheimnis nicht so offen zeigen.

    Von diesen und anderen Briefen darfst du gerne noch mehr zeigen. :P:)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,
    nach den Feiertagen zeige ich einen weiteren Brief aus dem 2. Rayon der Schweiz in den 3. des Vereinsgebiets. Gelaufen am 25.7.1867 nach Schwalbach / Nassau. Frankiert korrekt mit 50 Rappen. Laufweg über die Schweizer Bahnpost über Baden im geschlossenen Paket nach Wiesbaden = Aufgabepostamt im Vereinsgebiet. Die vorderseitig notierten 9x Weiterfranko kassierte seit 1.7.1867 nunmehr Preussen, das ab da Nachfolger von T.T. geworden war. Transitgebühr für Baden 1x, wurde wie immer nicht notiert. Eine Frage zum Weiterfranko: Welches Postamt brachte den Vermerk an ? Aufgabepostamt in CH? Auswechselpostamt in CH?
    Herzliche Grüße remstal

  • Hallo remstal,

    interessant zuerst einmal, dass der Schweizer Absender schon wusste, dass es in Preußen lag und nicht woanders. Man stellte sich halt schnell auf die neuen Verhältnisse ein.

    Wenn du ein Weiterfranko in Rötel siehst, kannst du zu 99% davon ausgehen, dass es die CH - Aufgabepost notiert hat. Die deutschen Posten haben i. d. R. nicht mehr mit Rötelstift geschfrieben, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Peter,

    ich vermute nichts besonderes

    naja, es gibt schlimmeres. ;)

    Frankiert mit 30 Rappen. Zürich bis Grenze waren 3 Kreuzer, Wü nach Nürtingen 6 Kreuzer (siehe "6" Weiterfranko), insg. also 9 Kreuzer, das waren 30 Rappen...passt. :thumbup:

    Viele Grüsse
    Christian

  • Ein Gutes Neues Jahr zusammen,
    heute zeige ich einen Minibrief aus dem 2. Rayon der Schweiz in den 3. Rayon Bayerns vom Sept.1860. Offensichtlich unterfrankiert mit 40 statt 50 Rappen. Keine Beanstandung und rückseitig falsches Weiterfranko 6x statt 9x. Nach den Stempeln der Siegelseite scheint der Brief direkt nach Bayern gelaufen zu sein, aber warum hat dann Bayern nicht Porto erhoben, es hätte doch 9x bekommen müssen ? oder hat der Stempel PD , der m.W. im Verkehr mit dem D.Ö. Postverein nicht zwingend erfoderlich war, etwas damit zu tun ?
    herzliche Grüße remstal

  • Hallo remstal,

    und wieder einer von dort nach München, der falsch frankiert wurde.

    Das Problem war glaube ich, dass man die 6 hinten auch als 9 lesen kann. Dazu der P.D. - Stempel, der nur abzuschlagen war, wenn die Frankatur überprüft und von der Post als zutreffend angesehen wurde.

    Es bleiben 2 Möglichkeiten: Bayern hat sich die zu wenig erhobenen 3x von der CH durch einen Frankodefekt wieder geholt (und dann die CH beim Absender, wenn sie ihn noch kannte) oder die CH hat Bayern tatsächlich 9x vergütet und das Schweizerische Kartenschlußpostamt zu Bayern hat die fehlenden 10 Centimes gleich der Aufgabepost belastet.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo remstal,

    wenn nach der Überprüfung der Briefkarten die Postverwaltung A einen Brief an die Postverwaltung B schrieb, in dem sie erklärte, dass ein Schreiben vom XX aus YY an Herrn ZZ mit 3x für Bayern zu wenig frankiert war, hatte die Postverwaltung B nachzuprüfen, ob dieser Vorwurf stimmte. Stimmte er (hier 2. Rayon CH und 3. Rayon Bayern = 50 Rappen und keine 40 Rappen), dann musste die Postverwaltung B der geschädigten Postverwaltung A diesen Betrag gutschreiben (verrechnen), damit der Saldo wieder ausgeglichen war.

    Bayern kannte die Vorschrift des P.D. stempelns für Briefe in die Schweiz nicht (auch wenn es 2 davon gibt, die wir kennen - einen davon hat @bayerjäger in seiner Sammlung!) und man tat gut daran, wenn wir sehen, wie viele Briefe unterfrankiert sind, weil die Menschen glaubten, dass wenn schon Österreich, Oldenburg und Holstein im Postverein waren, dann müsste es die Schweiz ja auch sein, was ein Irrtum war.

    Die CH aber bestand auf einer P.D. - Stempelung, weil man dort das "französische System" anwendete, welches besagte, dass man Briefe aus dem Ausland, die den P.D. - Stempel trugen, nicht nachtaxieren durfte. Man sieht also, welche weitreichenden Konsequenzen der Abschlag eines P.D. - Stempels international hatte. Das war auch ein Grund, warum in Bayern nur sehr wenige Poststellen mit ihm überhaupt ausgestattet worden waren. In der CH sah das anders aus ...

    "Off topic" - eine Parallele gab es auch bei den sog. Grenzrayon - Briefen, die in Bayern weder aus- noch eingehend gekennzeichnet wurden. Auch hier hatte die CH an alle Orte mit stationärer Post R.L. - Stempel abgegeben, die zeigten, dass er aus dem Rayon Limitrophe kam, das französische Prinzip eben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ich vermute nichts besonderes.
    Aus meiner "sonstigen" Kiste Brief aus Zürich nach dem Württembergischen Nürtingen vom 23.07.61.
    Ich vermute mal 1 Schweizer Rayon und 2 Württembergischer Rayon.

    sollte für diesen Beleg eine Heimat gesucht werden, meine Sammlung Oberamt Nürtingen würde sich freuen!

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

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    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig