• Hallo zusammen,

    Anbei ein interessanter Brief, der am 31. August 1871 in Raismes (Departement Nord) nach Engis sur Meuse postiert ist. Am 31. August 1871 ist der letzte Tag des Posttarifs vom 1. Januar 1862.
    Engis findet sich in Belgien, aber die Frankatur mit 20 c und die Abwesenheit des namens das Land in der Adresse hat den französischen Postbeamten weisgemacht, daß der Brief für Departement Meuse bestimmt war. Der Brief ist mit 20 c in Metz nachtaxiert gewesen. Der Beförderungsirrtum bemerkend, hat das Postamt von Metz die Erwähnung "Belgique" (Belgien) hinzuzufügen und der Brief nach Frankreich über das Postamt von Avricourt zurückgekehrt. Der Brief ist in Engis am 9. September 1871 angekommen. Er ist mit 30 c vorher nachtaxiert gewesen, weil das Porto eines Briefes von Frankreich nach Belgien 30 c kostete. Das Porto ist folgendermaßen berechnet gewesen:
    Betrag der Frankatur (20 c) - Porto eines unfrankierten Briefes (50 c) = 3 décimes .
    In diesem Phase meiner Analyse kenne ich nicht warum der Brief, nach Metz geleitet ist, während das Departement Meuse von den deutschen Truppen im August 1871 nicht mehr besetzt ist.
    Kann sein, Rudolf wird dieses Problem lösen können?
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    ich denke, deine postgeschichtliche Beschreibung stimmt im Großen und Ganzen.

    Jedoch bin ich der Ansicht, daß der Beförderungsirrtum auf dem Bahntransport und nicht in Metz stattgefunden hat (fehlender deutscher Kursstempel, kein Metzer Ankunftsstempel und schließlich französische Schreibweise Belgique). Ich vermute, die meisten Nachportostempel sind bei der Bahnpost verwendet worden.

    Korrigieren möchte ich deinen vorletzten Satz. Das Departement Meuse wurde erst Ende August 1873 von deutschen Besatzungstruppen geräumt. Postalisch fand jedoch am 23. März 1871 die Übergabe an die französische Post statt.

    Beste Grüße

    1870/71

  • Hallo Rudolf,


    Jedoch bin ich der Ansicht, daß der Beförderungsirrtum auf dem Bahntransport und nicht in Metz stattgefunden hat (fehlender deutscher Kursstempel, kein Metzer Ankunftsstempel und schließlich französische Schreibweise Belgique). Ich vermute, die meisten Nachportostempel sind bei der Bahnpost verwendet worden.


    Ich bin mit dir ganz einverstanden, die Franzosen haben sich geirrt. Jedoch bezüglich des Taxstempels, zeigt Spalink an, daß es in Metz verwendet war.

    Zitat von 1870/71


    Korrigieren möchte ich deinen vorletzten Satz. Das Departement Meuse wurde erst Ende August 1873 von deutschen Besatzungstruppen geräumt. Postalisch fand jedoch am 23. März 1871 die Übergabe an die französische Post statt.


    Ja, ich habe mich schlecht ausgedrückt. Ich wollte sagen, daß die französische Postverwaltung die Leitung der Postämter zurückgenommen hatte.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    Auf die Kürze.

    Auch F. Spalink, den ich sehr geschätzt und mit dem ich viel diskutiert habe, hat nicht alles gewußt! Ich habe momentan wenig Zeit!!!

    Mit besten Grüßen

    1870/71

  • Liebe Freunde,

    zur Abwechslung mal ein Irrläufer auf der anderen Seite der Front: In Würzburg am 7.8.1870, also noch recht früh im Krieg, frankierte jemand mit 3 Kr. an "Herrn Privatdozenten Dr. med. M. J. Rossbach bayerischer Arzt des Würzburger Hilfsvereins Weissenburg Feldpost".

    Er war also nicht an einen Frontsoldaten gerichtet, sondern einen Arzt des früh gegründeten Hilfsvereins, weswegen er frankiert werden musste (Briefe an Soldaten waren portobefreit).

    Wie mehrere begleitende Tetxte, mal mit Bleistift "Ungenügende Adresse", mehrfrach in blauer Kreide "wo? ret(our) Würzburg" und sogar "restante" bezeugen, wusste man nicht wirklich bei der Post und Feldpost, wohin man das Kuvert zu leiten hatte. Auch dürfte "Weissenburg" weniger das bayerische Örtchen gewesen sein, sondern eher das franzsösiche Wissembourg (pfälzisch aber Weißenburg geheißen), was man in Unterfranken aber nicht sicher wußte.

    Leider habe ich zu der Person Michael Joseph Rossbach (oder Roßbach) wenig Sinnhebendes im Netz gefunden, wie leider zu erwarten war. Wer da etwas ergooglen sollte, darf es gerne hier einstellen. Danke dafür!

    Fest steht, dass der Brief am 19.9.1870, also fast 1,5 Monate später, wieder in Würzburg einschlug - die Zustellung war offensichtlich missglückt; glülcklicherweise konnte die dortige Post das Siegel deuten und das Kuvert seinem Absender retournieren.

  • Hallo bk,

    Leider habe ich zu der Person Michael Joseph Rossbach (oder Roßbach) wenig Sinnhebendes im Netz gefunden, wie leider zu erwarten war. Wer da etwas ergooglen sollte, darf es gerne hier einstellen.


    ...here we go:

    http://bavarica.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/…9152_00011.html

    http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Michael_Josef_Ro%C3%9Fbach

    Leider findet man zum Würzburger Hilfsverein im www so einfach nichts, aber aus dieser Quelle...

    https://books.google.de/books?id=-dEKA…%201870&f=false

    ...geht hervor, dass es in Weissenburg nach der dortigen Schlacht am 04.08.70 und jener in Woerth-Froschwiller am 06.08.1870 diverse Lazerett-Standorte und einen erheblichen Mangel an Ärzten gegeben hat, die neben ihrer eigentlichen Hauptaufgabe zunächst einmal damit beschäftigt waren, geeignete Standorte dafür ausfindig zu machen.

    Das Militär-Sanitätswesen war dabei in erheblichem Maße auf die Unterstützung von Ärzten und Pflegepersonal der Hilfsvereine angewiesen, die aufgrund der vollkommen unzureichenden personellen und materiellen Ausstattung auch öftes einmal ihren Einsatzort haben ändern müssen oder zur Begleitung von Verwundetenzügen eingesetzt waren.

    Da ist manchmal auch die Feldpost einfach nicht mehr hinterher gekommen, auch wenn es m.W. nach der Schlacht in Weissenburg relativ schnell ein bayer. Feldpostrelais eingereichtet worden war. Insofern m.E. ein absoluter Hammerbeleg, der die Wirren dieser Anfangsphase des Krieges wie kaum ein anderer abbildet.

    + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Da ist manchmal auch die Feldpost einfach nicht mehr hinterher gekommen, auch wenn es m.W. nach der Schlacht in Weissenburg relativ schnell ein bayer. Feldpostrelais eingereichtet worden war. Insofern m.E. ein absoluter Hammerbeleg, der die Wirren dieser Anfangsphase des Krieges wie kaum ein anderer abbildet.


    Hallo Ralph, hallo Tim,

    das sehe ich genauso, ein wirklicher Hammerbeleg, der durch die zusätzliche Beschreibung von euch beiden erst seine ganze Klasse eröffnet.....Super, danke fürs zeigen :thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Tim,

    super, was du heraus gefunden hast - vielen Dank dafür.

    Der Brief stammt aus der Sammlung von Dr. C. aus WÜ und war sehr teuer ... aber wenn ihr sagt, dass er klasse ist, war sein Preis wohl gerechtfertigt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • :) ...na wenn ein 3 kr Beleg nach Frankreich kein Ding ist dann weiß ich auch nimmer was ein Ding ist ????

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Ronald,

    vielen Dank für den Link - also doch kein völlig Unbekannter, unser Doctorius. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Wilfried,

    sensationell - eigentlich sollte man ja solche Briefe "wiedervereinigen". Oder doch nicht? Jeder von uns wird ja seine Gründe gehabt haben, seinen Brief zu kaufen.

    Vielen Dank fürs Zeigen deines Stücks - schade, dass hinten kein Stempel vorhanden ist; es wäre sehr spannend zu sehen, wie lange sie gebraucht haben, um ihn wieder zu reexpedieren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.