• Ludwigshafen a.Rh.- Dürkheim 08.04.1913

    Hallo Sammlerfreunde,

    die Pfennigzeit-Drucksachen sind bisher offenbar nur in den Hauptnummerthreads aufgegangen, so dass bislang kein spezifisch themenbezogener vorliegt. Ich denke, dass es mit dem nachstehenden Beleg durchaus berechtigt ist, nunmehr in einen solchen mal einzusteigen.

    In Postkartenform gehalten kann er auf beiden Seiten in je gleicher Länge aufgeklappt werden und auch auf der Rückseite eine umfangreiche Produktpalette des Absenders, der Firma Gustav Gulde / LU-Oggersheim entnommen werden. Einer Abhandlung der Oggersheimer Ortsgeschichte (>http://www.oggersheim-geschichte.de/145.html) ist es zu verdanken, dass man hierzu recht umfangreiche Informationen findet, Zitat wie folgt:

    Die Firma "Gustav Gulde" wurde 1890 in Ludwigshafen, in der "Ludwigsstraße" gegründet von Gustav Gulde I. (1851-1941) und seinem Bruder Julius Gulde II (1858-1930). 1897 zog sie in die "Schützenstraße" und eröffnete Ende November 1938 in Oggersheim ihre neue Fabrik an der "Mannheimer Straße" mit einem Büro- und Verwaltungsbäude an der Stirnseite und anschließenden Fabrikhallen.

    Firmeninhaber waren zu dieser Zeit Erwin und Julius Gulde. Es wurden hauptsächlich Dampf-, Gas- und Wasserarmaturen hergestellt. In einer Firmenwerbung aus dem Jahr 1977 präsentierte sie sich als "Größte deutsche Spezialfabrik für Stellgeräte".

    Die Firma hatte rund 200, während des zweiten Weltkrieges sogar 250 bis 400 Beschäftigte. Ende Januar 1944 wurde das Fabrikareal von Bomben getroffen und das Büro- und Verwaltungsgebäude brannte ab. (...) Das Verwaltungsgebäude wurde nach 1949 wieder hergerichtet. In den 1990er Jahren wurde Gulde - inzwischen mit dem Namen "Fisher Gulde Regelarmaturen GmbH & Co KG" - schließlich vom US-Konzerns Emerson übernommen und war bis 2007 im Betrieb.

    Der mit einer 3 Pf Luitpold Mi-Nr.76 Type IV freigemachte Beleg (Gewicht 13 gr) spricht glaube ich seine eigene Sprache. Die Abmaße in beidseitig aufgeklappter Form betragen 44 cm (!) x 12,5 cm, so dass es nicht möglich ist, diesen in voller Länge auf den scanner zu bringen. Da meine Digitalkamera gerade streikt, kann ich leider auch nicht die volle Pracht per Foto liefern, das wird aber noch nachgeholt.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein Traumstück für den Heimatsammler - solche Stücke sieht man nicht oft und wenn, dann aus Großstädten wie München, Nürnberg oder Augsburg. Immerhin lag sie mit 13g noch tief im grünen Bereich, denn sie hätte ja auch 50g wiegen dürfen (so eine hätte ich auch mal gerne gesehen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    anbei ein weiterer, m.E. durchaus erwähnenswerter Beleg, ein - um 1 Pfennig zu viel - auffrankiertes Streifband für Drucksachen im Fernverkehr über 50-100 gr (Gebührenperiode 01.08.1906 - 01.01.1913).

    Der in Kitzingen am Main im Hotel Ross (Inhaber W. Edelmann) weilende Oberleutnant Eugen Scheurer, Angehöriger des Königlich Bayerischen 18. Infanterie Regiments „Prinz Ludwig Ferdinand“ (Garnisonstandort Landau i.d.Pfalz) ließ sich nach dorthin offenbar eine Ausgabe der Zeitschrift Kommentar zum Musterungsgeschäft schicken.

    Dies wie man sieht postlagernd. Vielleicht hat er es vergessen abzuholen, so dass man ihm es letztendlich doch unaufgefordert zustellte...sehr zuvorkommend !

    + Gruß


    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    http://www.google.de/imgres?imgurl=…ved=0CCIQrQMwAA
    https://www.uniarchiv.uni-freiburg.de/bestaende/Frem…n/findbuchc0075

  • Hallo Sammlerfreunde,

    es freut mich sehr heute eine andere Drucksachenvariante vorstellen zu dürfen: Diesmal mit - sehr gut erkennbarer - Firmenlochung der hierfür verwendeten Mi-Nr. 76 IV der Email- und Metallwerke vorm. Franz Ullrich Söhne aus Annweiler. Wie man der Rückseite entnehmen kann, gab es offenbar schon damals in der einen oder anderen Wirtschaftsbranche Plagiatprobleme. ^^

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    etwas "off topic" - Plagiate kennen wir in Europa, auch wenn es sich nicht um Geschirre handelte, bereits im 11. Jahrhundert, als Wikinger - Schwerter mit falscher "Signatur" teuer verkauft wurden.

    Wann bei Meißen erstmals gefälscht wurde, weiß ich nicht, aber das Datum liegt ganz sicher vor der schnuckeligen Karte, denn da war viel Geld zu holen. Aber gerade durch solche Belege lernt man, dass vermeintlich Neues gar nicht so neu war ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...also so ein hübsch garierter Advocaten-Schnörkelbrief an das löbliche Cantonalgericht zu Speyer von 1798 wg. eines zu verhandelnden Plagiatvorwurfes der betroffenen Meissener Porzellan-Manufaktur, das würde hier ruck-zuck on-topic stehen :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... da müsste man mal die sächsischen Freunde im Großraum Meißen befragen, oder bei der KPM in Berlin - da könnte / sollte es so etwas tatsächlich noch geben. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Helmut,

    da hast du zwei interessante und schöne Kärtchen geangelt, prima! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...au Backe, das ist ja schon ein richtig däftiger eye-catcher, absolute Spitze !

    Und man sieht nebenbei eine weitere Herstellungsvariante des Leitwegzettelchens zur Zensurstelle beim Überrheinischen Verkehrsamt in Ludwigshafen am Rhein.

    Besten Dank für`s zeigen + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (9. September 2015 um 21:18)

  • Vielen Dank für das Lob, macht mich als Bayernanfäger schon ein wenig stolz.

    Und man sieht nebenbei eine weitere Herstellungsvariante des Leitwegzettelchens zur Zensurstelle beim Überrheinischen Verkehrsamt in Ludwigshafen am Rhein.

    Ist mir leider unbekannt. Wo gibt es nähere Information dazu?

    Gruß Helmut

  • Hallo Helmut,

    Ist mir leider unbekannt. Wo gibt es nähere Information dazu?


    ja, die gibt es in dem hervorragenden Beitrag Die Pfalz in der französischen Zone von Dr. W. Niedermeier, in Pfälzische Postgeschichte Nr. 40 (Bezirksgruppe Neustadt der Gesellschaft für deutsche Postgeschichte / Hrsg.), Kaiserslautern, April 1974, Seite 171f.

    Darin geht Dr. Niedermeier u.a. recht präzise auf die Postleitvermerke nach Ludwigshafen ein, die man aufgrund ihrer teilweise (nur) in französischer Sprache gehaltenen Form (Par l´íntermédiare du Service des Communications d`Otre Rhin à Ludwigshafen) zuerst als ein Produkt französischer Herkunft bzw. Anweisungen annahm.

    Dass die diversen Stempel, Aufkleber, Aufdrucke (in Buchdruck und hektographiert) allerdings in reicher Vielfalt in deutsch, französisch oder beidem und in völlig unterschiedlichen Formen überall in der Pfalz vorkamen, belegt Dr. Niedermeier mit einem Bild mit fast 20 verschiedenen Beispielen.

    Sie wurden nicht von postalischer Seite hergestellt, sondern von div. Ämtern, Behörden und - wie auch in Deinem Fall - Firmen, wohl in der Hoffnung für einen zügigen Durchlauf ihrer Sendungen ins rechtsrheinisch unbesetzte Gebiet. Eine einzige Vermutung für eine evtl. postalische Herkunft liegt für Kaiserslautern bzw. Teile der Nordpfalz vor.

    Dort findet man einen einheitlich verwendeten Aufkleber in schwarzer Farbe auf rotem, gelbgrünen und blaugrünem Papier gedruckt. Für Neustadt a.d.Haardt gibt es eine ähnliche, aber noch recht grobe Tendenz. Inwieweit die Leitvermerke evtl. auf Vorschriften, Empfehlungen oder gar Befehle französischer Kontrolloffiziere zurückgehen, ist lt. Dr Niedermeier (leider) nicht feststellbar.

    Schönen Gruß !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Helmut,

    wie immer gerne geschehen. Anbei zeige ich dann hier auch wieder einmal ein Stück, das als PZD7 mit um die zweihundert Euronen katalogisiert nicht gerade zum Schnapperpreis zu haben war. Als zur Postkarte auffrankierte Ankunfts-Vorankündigung verwendet, lief das mit Rücksendeteil versehene Stück nach Salzwoog bei Hinterweidenthal. Salzwoog ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Lemberg (Landkreis Südwestpfalz) nahe der Stadtgrenze zu Dahn, tief im südlichen Teil des Pfälzer Waldes gelegen.


    + Gruß !

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Salzwoog

  • Hallo zusammen,

    ich nenne das mal das "Ofen-Duo", einmal in die Pfalz, einmal in der Pfalz gelaufen. Wobei man nicht sicher sein kann, dass es sich bei dem 20 Pf-Beleg um eine Drucksache gehandelt hat. Die Brieflasche hinten ist verklebt, der Brief oben geöffnet.

    So könnte es in der einschlägigen Gebühreperiode 01.010.1919 - 06.05.1920 mit den 20 Pf ein Fernbrief der I. Gewichtsstufe bis 20 gr, oder ein Geschäftsbrief im Fernverkehr der I. Gewichtsstufe bis 250 gr oder eine Drucksache in der II. Gewichtsstufe 100 - 250 gr gewesen sein.

    Wegen den fehlenden Hinweisen auf eine bestimmte Versendungsart dürfte das zuerst genannte zutreffen. Gute Gelegenheit, das hier aber einmal nebenbei herauszustellen.


    + Gruß

    vom Pälzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Hier eine Ansichtskarte vom Bayreuther Wochenmarkt, verschickt am 06.12.1905 nach La Canee (Chania) auf Kreta. Postkarte wurde auf dem Vordruck gestrichen und Drucksache vermerkt. Vorhanden ist ein griechischer K1 Xania und der Ankunftsstempel I.R. Spedizione Postale Canea.

    Verschickt wurde die Karte vom praktischen Arzt und Geburtshelfer Dr. Richard Blumm, Spezialist für Frauen- und Nervenleiden.

    Viele Grüße

    kreuzer