• Hallo,
    ein Briefmarkenhändler hatte den heute für mich in einer Kiste:
    Der Chef einer Firma war in einer Notlage auf der Leipziger Messe. Er hatte weder Ware noch Muster am Stand.
    Er musste sich von Kunden schon ? Grobheiten anhören. Also schickte er einen Expressbrief in die Firma nach Großröhrsdorf.
    Großröhrdorf gehörte zum Landzustellbezirk von Pulsnitz.
    15 Meilen Leipzig -Pulsnitz ergaben bei 1 pfennig pro Meile und den obligatorischen Zuschlag von 3 Pf. die angeschriebenen 1,8 Groschen.
    2,5 Groschen erhielt der Bote für die sofortige Austragung
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    tolles Stück - hätte ich auch genommen. "Incognito" in einem Brief habe ich noch nie gesehen. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    in der Portoperiode von 1823 bis 1840 war jede einzelne Poststrecke zu bezahlen. Die Entfernung zwischen Absende-und Empfängerort war unwichtig.
    Hainichen und Roßwein trennten keine 2 Sächsische Meilen a 9,18 Km. Nur die Post hatte andere Wege, wobei zu beachten ist, Fahpostbelege wie Vorschußbriefe benötigten eine Fahrpost.
    In Hainichen 1Taler 15 Groschen 3 Pfennig Vorschuß = 39 1/4 Groschen Plus 3 1/4 Groschen Procura ergaben die notierten 42 1/2 Groschen.
    In Mittweida plus 2 Groschen für 3,5-4 Lotbrief bis 2 Meilen = 44 1/2 Groschen
    In Döbeln plus 4 Groschen für 3,5-4 Lotbrief 2-10 Meilen = 48 1/2 Groschen
    Roßwein ließ etwas Gnade walten, es taxiert nur für bis 2 Meilen 1 3/4 Groschen für Briefe von 2 bis 3,5 Lot, obwohl genau 3,5 Lot exclusive waren.
    7 3/4 Groschen Porto für die Beförderung, ich bin mir sicher , Privatbriefe gab es kaum zwischen den 2 Orten.
    Beste grüße Bernd

  • Hallo,
    Ich möchte euch einen Brief zeigen. Der Brief lief von Sebnitz nach Leipzig. Datum 4.Januar 1776. Geschrieben von Johann Christoph ?? an den Leipziger Kaufmann Johann Gottlieb Quandt.
    Zuerst wurde mit Rötel 3Groschen angeschrieben, die dann mit roter Tinte durchgestrichen und 6 groschen angeschrieben wurden.
    Nach den Beiträgen, die ich hier schon gelesen habe hat, handelt es sich oben rechts um Kartierungsnummern.
    Der Brief lief über Dresden. Die Bemerkung am oberen Rand ist mit der gleichen roten Tinte geschrieben wie die 6. Waren dann die drei Groschen bis Dresden und nochmal drei Groschen (zusammen dann 6) bis Leipzig?
    Was steht noch links unten.
    Danke für eure Hilfe
    Torsten

  • Hallo Torsten,

    oben lese ich:

    3 Pfund 6 Loth Dresden (dort so gewogen).

    Unten lese ich:

    Samt einen ???
    versiegelte Beutel, so ge-
    zeichnet J. G. C. ???
    ??? T(haler) 50 Cono ???

    Hinten lese ich:

    Sebniz den 4. Januar 1776
    Johann Christoph Hille
    Beantwortet den 13. detto (des selben Monats).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,
    danke für deine Übersetzung.
    So wie es aussieht, ist es ein Wertbrief, wenn sich die Gewichtsangabe auf den beigefügten versiegelten Beutel bezieht.
    Leider ist die Taxenberechnung nicht so einfach wie Österreich, das bekomme ich aber auch noch hin.
    Schönen Abend
    Torsten

  • Hallo Torsten,
    es ist ein Begleitbrief zu einem Wertpaket. Im Text steht, das in einem versiegelten Beutel 50 ( Ja was, ich lese abgeküzt F(lorien)) in Münze beigehend ist.
    Leider ist die Taxierung problematisch. In sächsischen Meilen (damals 9,06 Km) war Sebnitz-Dresden ca 6 Meilen, aber Dresden Leipzig 12 3/4 Meilen.
    Sebnitz hatte keine direkte Verbindung( Kartenschluß) mit Leipzig, somit musste jedes Teilstück ( Sebnitz-Dresden-Leipzig) einzeln taxiert werden.
    Sebnitz musste nur wiegen wegen der Nachprüfbarkeit unterwegs, nicht taxieren. Das Gewicht war bei Wertsendungen in Sachsen bei der Taxierung bis 1823 unwichtig.
    Beutel und Begleitbrief kamen nach Dresden, dort wurde nachgewogen und für Sebnitz-Dresden taxiert. Laut Postordnung 1713 für 50 bis 100 Taler Wertangabe von 4 bis 6 Meilem Entfernung 3 Gute Groschen. Genau das passierte. In Leipzig wurden die 3 Groschen gestrichen die gesamtgebühr auf 6 Groschen festgelegt.
    Dresden-Leipzig( über 12 Meilen) hätte aber 6 Gute Groschen allein betragen müssen und somit 9 Gute Groschen Gesamtporto. Vielleicht unterlief dem Beamten in Leipzig ein Fehler?
    Im großen Portohandbuch Sachsen wird anhand eines Beispieles beschrieben, das auf der Strecke Dresden-Leipzig unverständlicherweise manchmal nur das halbe Porto bei Wertsendungen taxiert wurde. Warum ist unbekannt.
    Rätselhafter Brief!
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,
    vielen Dank für deine ausführliche Info. Die Postordnung von 1713 habe ich als Nachdruck zu hause. Da werde ich auch nochmal etwas darin stöbern. Da Sachsenbriefe aber nicht so mein Gebioet ist( sammle eigentlich das Vorphilagebiet von Böhmen und Mähren) tue ich mich immer etwas schwer bei der Deutung. Aber als Sachse kann ich bei schönen Sachsenbriefen halt nicht widerstehen---und wenn sie dann noch rätselhaft sind!!!
    Das große Portohandbuch Sachsen habe ich auch schon gesehen, mal abwarten, was Oma zu Weihnachten auspackt :D
    Schönen Advent
    Torsten