Portofrei von / nach Russland

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    portofreie Belege von und nach Russland sind keine Massenware.
    Der folgende Brief stammt vom 15. April 1852, nur 2 Tage nach Inkrafttreten des neuen PVs

    In diesem PV war die Portofreiheit in Staats-Dienst-Angelegenheiten geregelt worden. Allerdings laut Vertragstext nur zwischen Russland und Preußen. Der Abschnitt über die Transitpost enthält keinerlei Verweis hierauf.
    Voraussetzung zur Gewährung der Portofreiheit waren
    - Kennzeichnung als Dienstsache
    - ein Dienstsiegel zum Verschluß des Briefes
    - Benennung der absendenden Behörde auf der Adresse

    Alle 3 Vorgaben wurden hier eingehalten.
    Absender war das Rigasche Stadt-Waisengericht, das zugehörige Dienstsiegel ist rückseitig zu erkennen und der Brief war mit ex. officio gekennzeichnet.
    Die Leitung erfolgte über Tilsit ("R"-Stempel), dann mit der Ostbahn nach Berlin und mit der Bahn dann weiter auf der Strecke Berlin-Hamburg bis Boitzenburg. Dort übernahm die Reitpost der Lübecker Stadtpost die Briefpakete und brachte sie in die Stadt.
    Da Preußen in Lübeck nur eine Post-Agentur unterhielt, die keinerlei direkten Verkehr mit dem Publikum hatte, war hier noch die Lübecker Stadtpost involviert. Preußen fungierte hier also "nur" als Transitland.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein portofreier Brief aus dem preußischen Inowraclaw, Provinz Posen, Regierungsbezirk Bromberg, nach Włocławek in Polen.

    Der Brief hat leider nur noch Inhaltsfragmente und läßt sich nicht exakt datieren. Die rückseitig dokumentierte Leitung über das preußische Grenzpostamt Podgurz engt den in Frage kommenden Zeitraum allerdings auf 1856-61 ein.
    Podgurz, gegenüber Thorn auf dem linken Weichselufer liegend, hatte ab 1856 eine Postexpedition, die auch solange als Grenzpostamt diente, bis mit Fertigstellung der Bahnlinie Bromberg-Thorn die letztgenannte Stadt diese Funktion übernahm und die Postexpedition in Podgurz wieder geschlossen wurde.
    Rückseitig ist neben dem preußischen Dienstsiegel noch der Eingangsstempel des polnischen Grenzpostamtes von Służewo zu sehen.
    Der Zielort Włocławeklag wenige Meilen südöstlich hiervon.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier eine Herrschaftlich Gerichtliche Insinuationssache an den Königl. preuß. General-Consul Woehrmann zu Riga.
    Absender war das Königl. Preuß. Oberlandesgericht zu Königsberg.
    In Preußen war der Brief portofrei, in Russland wurden 35 Kop. Porto notiert. Der Brief ist nicht exakt datierbar, aber vermutlich ca. 1835.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich liebe solche Briefe, die unscheinbar nach außen, aber sehr selten zu bekommen sind, weil sie schon damals etwas besonderes darstellten. Danke fürs Zeigen. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    in Beitrag #2 habe ich einen Brief aus Inowraclaw nach Włocławek in Polen gezeigt. Die Adresse dort war in polnischer Sprache notiert worden.
    Hier nun ein Brief aus gleicher Korrespondenz, diesmal mit der Adresse in deutsch.

    Rückseitig befindet sich wieder der Durchgangsstempel von Podgurz.
    So findet sich manchmal ein Briefpärchen, das eine hübsche Seite ergibt.

    Gruß
    Michael

  • ... und da sage noch jemand, Dienstbriefe können nicht attraktiv sein ...

    Glückwunsch zu einer Seite, die so nicht zu erwarten war. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier hatte ich einen Dienstbrief nach Riga gezeigt, der nur in preußen portofrei befördert wurde und in Russland mit 35 Kop. belastet wurde. Hier ein Pendant dazu aus Stettin aus dem Jahr 1840.


    Eine Herrschaftliche Justizverwaltungs-Sache, bestätigt mit dem Stempel Heymann / Botenmeister an Einen Kaiserlich Russischen Hochlöblichen Rath in Riga.
    Auch hier finden wir rückseitig die Portonotierung von 35 Kop.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich könnte mir vorstellen, dass solche unscheinbaren Briefe "hidden champions" sind für den, der sie zu interpretieren versteht.

    Gibt es auch die umgekehrte Spielart, also russische Behördenbriefe nach (oder gar über!) Preußen, die in Russland portofrei waren, von Preußen und gfs. anderen Postgebieten taxiert wurden? Wenn ja, dann könnte man deinen beiden Stücken ein jeweiliges Pendant gegenüber stellen und das fände ich doch sehr reizvoll.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    theoretisch löst ja ein Brief in Richtung A-B einen Antwortbrief in der Gegenrichtung B-A aus, so dass es auch für diese Dienstbriefe die entsprechenden Gegenstücke geben müsste. Hierbei muss man allerdings berücksichtigen, dass in Russland die Portofreiheit restriktiver gehandhabt wurde. Daher sind mir Belege in umgekehrter Richtung, mit Portofreiheit in Russland und Portopflicht in Preußen nicht bekannt. Bekannt sind Belege, die in beiden Postgebieten portofrei befördert wurden.

    Auch meiner Meinung nach werden solche Belege unterschätzt, aber die Mehrheit der Sammler entscheidet, was "wertvoll" ist.

    Gruß
    Michael