Die Einführung von Poststempeln in Dänemark und den Herzogtümern nach einer Vereinbarung mit Thurn & Taxis im Jahr 1845

  • Hallo,

    im Keller habe ich ein paar Heide Stempel gefunden und kann drei verschiedene Typen zeigen. Der Typ mit Stunde Angabe habe ich mit eine Stunde und auch zwei Stunden. Leider ist nur im „Blauen“ Brief Inhalt. Ich kann deshalb keiner Jahreszahl auf die beiden anderen angeben.

    J DK 6100

  • Hallo DK 6100,

    na, wenn du so einfach 4 Briefe mit schönen Stempeln nur von Heide zeigen kannst, dann muss ja noch viel mehr in deinem Keller zu finden sein ;)

    Das Verwendungsjahr bei den Stempeln mit Stundenangabe kann man leider nicht feststellen (1849-53).
    Ein kleiner Anhaltspunkt ist, dass eine Staatsdrucksache ("St.D.S." statt "K.D.S.") noch zu Zeiten der holsteinischen Postverwaltung verschickt worden sein muss.

    Viele Grüße nach Hadersleben
    nordlicht

  • Hallo nordlicht und alle anderen Freunde der SH-Philatelie,

    ich habe auch keinen Hinweis auf eine Stempelnachbestellung für Heide, aber speziell der Zeitraum vom April 1852 bis zum Juni 1852 verblüffft, denn da kam der Anderthalbkreiser (neben-) oder nacheinander mit Uhrzeitangabe, mit vierstelliger Jahreszahl und blank (also weder mit Uhrzeit noch mit Jahreszahl) vor, vorausgesetzt die Angaben im Klauke bzw. bei der ARGE sind korrekt wiedergegeben. So etwas macht mich einfach stutzig.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    die Postexpedition in Horst, heute im Kreis Steinburg gelegen, wurde am 1.7.1845 eröffnet. Am gleichen Tag wurde ein Anderthalbkreisstempel als Datumstempel zugeteilt, dieser Stempel gehört also zur Gruppe der später bestellten Stempel. Die nachgewiesene Verwendungszeit des Horster Stempels ist lang, nämlich vom 18.6.1845 bis zum 7.1.1865. Die Postexpedition Horst verwendete also während der gesamten dänischen Zeit und noch darüber hinaus den Anderthalbkreisstempel. Abgelöst wurde er durch einen preussischen Zweikreiser im Juni 1865.

    Ich zeige den Stempel auf einem am 24. Mai 1854 in Horst geschriebenen Geschäftsbrief nach Altona (Korrespondenz Gosling & Walter), es handelt sich um die Bestellung einer Kiste weissbrab.Tafelglas (weissbrabanter?) durch Johann Engelbrecht.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    ich mache mit dem Anderthalbkreisstempel von Husum weiter. Ihn kann ich auf einer Dienstbriefhülle nach Garding vom 8.7.1851 präsentieren. Zu diesem Zeitpunkt, genauer gesagt ab dem 27. April 1851 unterlag das Postwesen in Schleswig wieder der dänischen Post.
    Am 1.5.1851 kam das dänische Postgesetz vom 12. März zur Anwendung und damit wurden auch Briefmarken im Herzogtum Schleswig eingeführt (Dienstbriefe blieben davon unberührt). Der Rötel-Vierer deutet meines Erachtens darauf hin, dass es sich um einen schweren Dienstbrief der vierten Gewichtsstufe handelte (ich habe einen schweren Dienstbrief aus Elmshorn, dort befindet sich die Gewichtsangabe ebenfalls oben links). Was ich vermisse ist die Portoangabe, auch wenn Dienstbriefe nicht frankiert wurden, so war doch das Briefporto zu entrichten (wie für unfrankierte Briefe). Hier hätten also (bei einem Brief der 4. Gewichtsstufe) mit Rötel 24 Skilling vermerkt sein müssen.

    Der Anderthalbkreisstempel von Husum gehört zur Erstbestellung vom 22. Februar 1845 und ist vom 1.4.1848 bis zum 8.3.1852 registriert. Er wurde durch einen Antiqua-Kreisstempel mit Jahreszahl abgelöst (eventuell Umgravierung des alten Anderthalbkreisers).

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    ich denke auch, dass die "4" die Gewichtsstufe anzeigt. Bei schwereren Briefen wurde ein solcher Vermerk nicht immer angebracht, aber wenn es einen gibt, dann in der linken oberen Ecke.
    Da der Brief offensichtlich als Dienstsache anerkannt wurde, fiel kein Porto an.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo an alle,

    war gerade wieder mal im Keller und habe da wir gerade beim „H“ sind einen schönen Beleg gefunden.

    Ging von Heiligenhafen nach „ Den ? ? „ in Oldenburg als Königlicher Dienst Sache.

    Datum, Monat und der letzte Teil der Jahreszahl ist mit schwarzer Tinte geschrieben. Ich habe irgendwann gelesen dass man öfter so gemacht hat aber Weiß jemand warum?

    :) DK 6100

  • Hallo DK6100 und alle anderen SH-Begeisterten,

    vielleicht noch ein paar Details zum Anderthalbkreisstempel Heiligenhafen. Das Postkontor Heiligenhafen gehört auch zur Gruppe der Erstbesteller. Die Verwendung ist vom 23.1.1849 bis zum 9.9.1853 registriert (ARGE/diese Daten nennt auch schon Aage Tholl in seinem Artikel aus dem Jahr 1970). Abgelöst wurde der Stempel durch einen Antiqua-Einkreiser mit Jahreszahl im Jahr 1853.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    Itzehoe erhielt auch gleich zu Beginn einen Anderthalbkreisstempel zugeteilt. Der Vorgänger, ein Doppelrahmenstempel ist in der Zeit von 1822 bis 1827 registriert.

    Die Verwendung des Anderthalbkreisers mit Jahreszahl ist vom 24.5.1845 bis zum 31.8.1850 registriert. Anschließend wurde der Stempel von der schleswig-holsteinischen Postverwaltung umgearbeitet. Anstelle der Jahreszahl trat eine Uhrzeitangabe. In der Zeit der Umarbeitung behalf man sich mit handschriftlichen Orts- bzw. Datumsangaben (2.10. bis 19.11.1850). Die Verwendung des Anderthalbkreisstempels mit Uhrzeitangabe ist vom 6.12.1850 bis zum 1.8.1854 dokumentiert (ARGE). Anscheinend wurde der Stempel unter dänischer Postverwaltung erneut umgearbeitet, denn vom 24.11.1852 bis zum 13.2.1854 kennt man den Stempel wieder mit Jahreszahl!
    Auch hier wurde der Anderthalbkreiser im Jahr 1854 durch eine Antiqua-Einkreisstempel mit Jahreszahl ersetzt.

    Ich zeige den Stempel in der Form mit Uhrzeitangabe auf einem am 26.März 1851 in Drage (kleines Dorf nördlich von Itzehoe) geschriebenen und am 28.3. in Itzehoe zur Post gegebenen Franco-Brief nach Emkendorf per Rendsburg. Rückseitig befinden sich leider keine weiteren Beförderungsvermerke bzw. Stempel.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo,

    zwei feine Briefe aus (bzw. über) Itzehoe, die ihr hier zeigt.

    Die Landpostbriefe aus Itzehoe sind zwar gar nicht so selten, aber immer schön anzusehen.
    Hanerau war ein adliges Gut mit weitgehend unabhängiger Rechtsprechung. Die Landpost wurde hier schon 1849 zu Zeiten der schleswig-holsteinischen Unabhängigkeit eingerichtet und von der dänischen Postverwaltung als Briefsammlungsstelle fortgeführt.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,

    @ DK6100: Klar mache ich mit, Deine Briefe sind schließlich der spannendste Kellerfund, der mir in letzter Zeit untergekommen ist ;)

    Das Postamt Crempe erhielt ebenfall gleich zu Beginn der Stempeleinführung einen Anderthalbkreisstempel mit Jahreszahl (ARGE Nr. 1), die Verwendung ist vom 30.10.1848 bis 17.1.1850 nachgewiesen. Wie in Itzehoe wurde auch in Crempe der Stempel unter der schleswig-holsteinischen Postverwaltung umgearbeitet, er erhielt anstelle der Jahreszahl eine Uhrzeitangabe (ARGE Nr.3). In dieser Form ist die Verwendung vom 20.3.1850 bis 15.4.1854 nachgewiesen, aus dem Zeitraum vom 12.1.1851 bis 12.1.1852 sind Abschläge mit blauer Stempelfarbe registriert. In der Zeit der Umarbeitung behalf man sich offenbar mit handschriftlichen Vermerken, denn vom 20.2.1850 bis 22.2.1850 sind solche bekannt (ARGE Nr.2). Aus der Zeit der erneuten dänischen Postverwaltung kennt man wieder die Form mit der Jahreszahl (ARGE Nr. 4), hier ist die Verwendung vom 7.5.1852 bis zum 25.5.1855 registriert, nur vom 18.3.1853 kennt man bislang die Verwendung blauer Stempelfarbe.
    Also auch hier wieder diese seltsamen Überschneidungen der Verwendungszeiten bei den Typen ARGE Nr. 3 und ARGE Nr. 4. Wie bei den anderen Postämtern erfolgte im Jahr 1855 die Ablösung durch einen Antiqua-Kreisstempel mit Jahreszahl .

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    ich zeige heute mal wieder eine Brief aus der Holler & Co, Carlshütte Korrespondenz. Laut Inhalt wurde der Brief bereits am 31. August 1847 in Lunden geschrieben aber erst am 4.9.1847 zur Post gegeben.

    Auch Lunden gehört zu den Postämtern, für die am 22.2.1845 ein Stempel bestellt wurde (VJ). Die Verwendung des Anderthalbkreisers mit Jahreszahl ist vom 23.5.1846 bis 24.6.1851 registriert (ARGE 1). Vermutlich wurde der Stempel Ende Juni 1851 umgearbeitet, anstelle der Jahreszahl trat eine Uhrzeitangabe. Hier ist die Verwendung vom 1.7.1851 bis zum 9.12.1852 registriert (ARGE 2) und schließlich, unter der erneuten dänischen Postverwaltung, erhielt der Stempel wieder die Jahreszahl zurück. Die Verwendung ist vom 27.1.1853 bis 7.7.1853 bekannt (Abschläge in schwarz), anschließend kennt man Abschläge in blau vom 5.8.1853 bis zum 14.12.1855 (ARGE 3). Handschriftliche Entwertungen aus der Zeit der Umarbeitung sind von Lunden bislang nicht bekannt geworden. Am 16.7.1856 wurde der Stempel abgeliefert. Kurze Zeit vorher, am 23.6.1856, wurde der Nachfolgestempel, ein Antiqua-Kreisstempel mit Jahreszahl geliefert (VJ)

    Viele Grüße
    DKKW

  • Moin DK6100,

    ein wenig über Garding habe ich ja bereits in Beitrag 17 auf Seite 1 geschrieben. Aufgrund Deines Beitrags bin ich aber nochmals in meine Unterlagen abgetaucht :D

    Von Garding sind bislang ausschließlich Abschläge mit dem Anderthalbkreiser mit Jahreszahl bekannt. Die registrierten Verwendungsdaten haben sich seit Aage Tholls Artikel in der NFT aus dem Jahr 1970 nicht verändert: Früheste bekannte Verwendung 10.1.1849, späteste registrierte Verwendung am 28.2.1860. Offenbar hat hier nie eine Umarbeitung auf Uhrzeitangabe stattgefunden.
    Dies hat mich zu folgender Fragestellung geführt: Wann macht ein Stempel mit Uhrzeitangabe Sinn? Doch nur, wenn mehrmals am Tag Post ankommt bzw. abgeht. Denn dann kann ich über die Uhrzeitangabe feststellen ob die abgestempelte Sendung beispielsweise mit der Früh- oder aber mit der Spätpost abgegangen ist.
    Leider habe ich keinen Zugriff auf die Amtsblätter der Schleswig-Holstenischen Post (1848-1852), weder im Original noch in Kopie, so dass ich, was die Postkurse angeht, auf Sekundärliteratur zurückgreifen muss.
    E. Menne Larsen hat sich in einer Artikelreihe in der dänischen Zeitschrift PHT (Zeitschrift der DPHS) mit den Postverhältnissen in Schleswig in der Zeit von 1848 bis 1851 auseinandergesetzt. In Heft 1/2005 beschreibt er u.a. die Postverhältnisse auf Eiderstedt. Ab 1.1.1849 existierte eine Frachtpostverbindung, die an zwei Tagen (Freitag und Sonntag) zwischen Tönning und Garding verkehrte. Zusätzlich gab es einen Botendienst (zu Fuss), der viermal die Woche von Tönning nach Garding und zurück lief (jeweils 2 1/2 Stunden Wegstrecke) und zwar am Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend.
    Demzufolge erhielt Garding nicht einmal täglich Post, am Dienstag verkehrten weder Fahrpost noch Fussbote. Wozu in aller Welt also den Stempel auf Uhrzeitangabe umarbeiten wenn bestenfalls einmal am Tag die Post abging?

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo,

    Ja, die Fragestellung von DKKW ist interessant.
    Eine andere Erklärung für den Sinn von Uhrzeitangaben sehe ich auch nicht. Aber wenn entsprechende Orte gar nicht mehrmals taglich Post verschickten, ist das rätselhaft.
    Am Wochenende werde ich nachgucken, ob ich dazu etwas in meinen Unterlagen finde ...

    Viele Grüße
    nordlicht