• Beschreibung des Belegs:
    Portobrief von Lahr nach Meersburg aus dem Jahr 1823. (126 km Entfernung)

    Stempel:
    Aufgabestempel: Feuser 1882-3 (L2 - rote Farbe)
    Keine weiteren Stempel vorhanden.

    Taxierung:
    vorderseitige Portotaxe i.H.v. 10 Kreuzer rh. Diese wurde nachträglich auf 11 Kreuzer rh. angepasst.

    Absender & Empfänger:
    Absender: Herr Theodor Hug aus Lahr
    Empfänger: Herr Franz Josef Zimmermann aus Meersburg

    Inhalt des Briefes:
    Rechnung über Waren (bspw. Türkengarn, Kaffee)


    Sonstige Bemerkungen:
    Keine.

    Fragen:

    • Ist die Deutung der Taxierung korrekt?
    • Weshalb wurde die Portotaxe angepasst? Lag Meersburg eventuell abseits der großen Postrouten?
  • Hallo Don Stefano,

    netter Brief!

    Zitat

    Fragen:

    Ist die Deutung der Taxierung korrekt?
    Weshalb wurde die Portotaxe angepasst? Lag Meersburg eventuell abseits der großen Postrouten?

    1. Korrekt - man sieht förmlich, wie du hier lernst. Prima!

    2. Die Postroute hatten keine Auswirkung auf die Taxen. Das Porto in der VMZ wurde per Entfernung und Gewicht ermittelt (von der Aufgabepost). Damit war deren Job getan. In Baden gab es Stadt- und Landbriefträger (Stadtpost - Landpost, da gibt es mehrere Stempel, die diese Termini zeigen). Stadtbriefträger bekamen 1x, Landbriefträger 2x. Da der Brief nicht in ein Kuhkaff abseits von Meersburg lief, brauchte es keinen Landbriefträger für 2x, sondern nur den Stadtbriefträger für 1x, daher wurde das Porto von 10x auf die Gesamtgebühr von 11x herauf gesetzt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke, ich versuche natürlich stets auf bereits Gelerntem aufzubauen und das vorhandene Wissen anzuwenden.
    Nach ca. 20 Briefen fällt mir die Interpretation natürlich schon etwas leichter als noch zu Beginn, wobei man sagen muss,
    dass es sich bei einem Brief mit nur einem Gebührenvermerk und einem Stempel nicht um komplexe Interpretationskunst handelt. :D

    An dieser Stelle ein weiterer Brief.

    Beschreibung des Belegs:
    Portobrief von Lahr nach Rastatt, vermutlich aus dem Jahr 1838. (63 km Entfernung)

    Stempel:
    Aufgabestempel: Feuser 1882-4 (K2 - schwarze Farbe)
    Rückseitig: roter L2-Stempel | vermutlich Ankunftsstempel aus Rastatt (?)

    Taxierung:
    vorderseitige Portotaxe i.H.v. 6 Kr. rh.

    Absender & Empfänger:
    Absender: „Emma“
    Empfänger: Mademoiselle Mathilde Schaaff

    Inhalt des Briefes:
    3-seitiger Brief, inhaltlich die Familie thematisierend

    Auszug:
    „diese Zeilen, welche ich mit wehmütigem Herzen niederschreibe“
    „Ich möchte so gerne in tiefem Frieden mit der Großmutter scheiden“

    Sonstige Bemerkungen:
    keine

    Fragen:

    • Wer kann nähere Angaben zum rückseitig angebrachten Stempel machen?
    • Ich meine beim hinteren Stempel in der unten Zeile „ MAR. 18_8“ lesen zu können. Der Aufgabestempel ist im Feuser mit dem Jahr 1837 vermerkt, demnach vermute ich den Brief aus dem Jahre 1838, seht ihr dies auch so?
  • Hallo Don Stefano,

    siegelseitig sehe ich den Rastatter AKS Feuser 2864-7. Ob ein Stempel 3 Jahre früher oder 4 Jahre später, als im Feuser angegeben, eingesetzt wurde, ist wirtschaftlich egal. Dort wurden tausende Stempel ausgewertet und wenn ich für jeden, der mittlerweise früher oder später bekannt wurde, einen Euro bekäme, könnte ich das Forum zum Feinkost - Lafer nach München einladen und hätte noch was übrig. Jedes Stempeldatenbuch stellt halt immer nur den status quo dar, der 3 Tage nach Druckbeginn schon wieder Makulatur sein kann (außerdem haben dort auch Sammler absichtlich falsche Daten geliefert, um diesbezüglich im Vorteil zu sein).

    Die 1. Seite des Briefes fehlt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Frage 1) Bei dem Rastatter Stempel handelt es sich offensichtlich um einen Ankunftsstempel. Im Feuser heißt es, dass "dieser Stationskatalog nur die vorphilatelistischen Aufgabestempel behandelt". Kann man demnach davon ausgehen dass Rastatt diesen Stempel sowohl als Aufgabe- als auch als Ankunftsstempel verwendet hat?

    Frage 2) Ich bin vom Jahr 1838 ausgegangen, da dieses bereits mit Bleistift auf dem Brief notiert war und ich 19_8 selbst lesen kann. Nun sind die beiden Stempel mit den Jahren 1825 für Rastatt und 1837 für Lahr im Feuser notiert. Auch wenn du meinst, dass man sich auf diese Jahreszahlen nicht zu sehr verlassen darf, muss ich den Brief ja einem Jahr oder zumindest einem Zeitraum zuordnen. Könnte man sagen, dass der Brief nicht aus 1828 stammen kann, da der Stempel aus Lahr mit einer sehr großen zeitlichen Differenz (erst 1837, also 9 Jahre später) im Feuser notiert ist?

    Seite 1 des Briefes ist vorhanden, jedoch leider ohne eine Datumsangabe.

  • Hallo Don Stefano,

    in der VMZ waren die Stempel grundsätzlich als Aufgabestempel vorgesehen. Erst gegen Ende wurde aus dokumentarischen Gründen von einigen Postgebieten verlangt, auch Durchgangs- bzw. Ankunftsstempel abzuschlagen. Dann hatten sie also mehrere Einsatzformen und wenn sie frontseitig häufiger sind, als siegelseitig, dann wird das die Sammler wenig interessieren, denn die Zuschläge werden nur für frontseitige Abschläge gewährt, nicht für siegelseitige.

    Zu 1) also ein klares JA.

    Zu 2) Das wäre spekulativ und nur sicher von Stempelkennern beider Orte zu beantworten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • In welchen Zeitraum würdest du den Beleg mit dem aktuellen Wissenstand einordnen? 1825 bis 1837? Beziehungsweise "1828/1838" (da man die 8 auf dem Brief erkennen kann)?
    Ich bin mir unsicher wie ich die zeitliche Einordnung nun vornehme.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    ich würde meine Hand nicht für die "8" hinten ins Feuer legen, dafür habe ich schon zu viele Teilabschläge gesehen, die sich dann als etwas ganz anderes heraus gestellt haben.

    Schreib doch einfach Brief 1820er bis 1830er Jahre.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Es scheint dann wohl allgemein sinnvoller zu sein, bei unleserlichen Teilabschlägen eines Stempels einen größeren Zeitraum anzugeben als sich auf vermeintlich Lesbares zu stützen, was unter Umständen falsch ist. 1820er / 1830er Jahre erscheint sinnvoll. :)

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    ich bin Aussteller mehrerer Sammlungen - wenn ich eine Ziffer oder Zahl "interpretiere", laufe ich Gefahr, dass ein Spezialist kommt und mir sagt, dass im Mai bis Juni 182X nur rote Stempelabschläge vorkommen und daher meine Beschreibung falsch sein muss (das ist jetzt nur ein Beispiel). Daher lässt man lieber das exakte Datum weg - und ist auf der sicheren Seite. Wenn es um eine Forschungssammlung geht, bei der hohe Datenpräzision gefordert wird, kauft man solche Briefe erst gar nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Ich kann deine Denkweise gut nachvollziehen.

    Wenn es um eine Forschungssammlung geht, bei der hohe Datenpräzision gefordert wird, kauft man solche Briefe erst gar nicht.


    Ich achte bei meinen zukünftigen Belegen akribischer auf die mögliche Datierbarkeit, auch wenn es sich bei mir um keine Forschungssammlung handelt, finde ich dies wichtig, deswegen auch die ständigen Nachfragen zur Eingrenzung der Jahreszahlen bei fehlenden Daten. :D

    Da ich die beiden Briefe aus Lahr jedoch für günstige 8 Euro erhalten habe, schmerzt die fehlende Datierbarkeit nicht zu sehr. ^^  

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    ich kann deine Denkweise auch gut nachvollziehen. ^^

    8 Euro für 2 Altbriefe sind natürlich kein Geld, auch wenn die Zeiten wöchentlichen Taschengeldes für mich schon ein wenig her sind. ;)

    Versuche einfach, wenn ich dir einen Tipp geben darf, schöne, saubere Briefe mit Inhalt und klaren Stempeln zu kaufen - sie müssen ja nicht selten sein, aber selten hübsch sollten sie schon sein. Attraktiv macht einen Brief auch eine Anschrift, die Farbe der Tinte oder des Papiers/Kuverts, viele Taxen, die es erst heraus zu knobeln gilt oder eine Verschlußoblate in kunstvoller Form der Romantik.

    Irgendwann folgt dann eine Speialisierung - vertikal oder horizontal, also zeitlich, örtlich oder über die Versandart, wobei auch Kombinationen möglich sind (preußische Portobriefe, Post in Sachsen bis zur Markenausgabe, bayerische Auslandsbriefe bis 1875, Einschreibsendungen im Postverein usw. usw.).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Für zukünftige Käufe habe ich mir einiges auf das ich achten möchte notiert.
    Vor weiteren Käufen möchte ich jedoch erstmal alle restlichen Briefe mit eurer Unterstützung klären, das sind noch einige! :thumbup:

    Ein paar dieser Punkte sind bspw. die klare Datierbarkeit des Beleges, ein schönes Gesamtbild der Briefvorderseite, klare Stempel, interessante Laufwege, usw.

    Auch in der niedrigeren Preiskategorie lassen sich schöne Belege finden!

    Eine Spezialisierung hat bei mir derzeit noch gar nicht stattgefunden, dazu weiß ich einfach noch zuwenig über das Sammelgebiet Bescheid, als jetzt schon zwischen interessant und uninteressant unterscheiden zu können. Ich habe mich generell erstmal auf das 19. Jahrhundert festgelegt, hierbei sowohl vorphilatelistische Briefe als auch solche aus der Vormarkenzeit.
    Ältere Belege (vor 1800) und solche mit Marken beachte ich derzeit nicht.

    Ob Preußen, Baden, Sachsen oder Lübeck, örtlich gesehen bin ich recht offen, nur aus Deutschland sollten die Briefe schon stammen.
    Bei bayrischen vorphilatelistischen Briefen wurde ich bisher meist überboten...  :D :D  Scheint wohl so mit das größte bzw. aktivste Sammelgebiet zu sein?

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    zum letzten Satz - ja, ist wohl so, das haben andere auch schon erkennen müssen, die schöne Briefe ihrer Heimat nach Bayern günstig kaufen wollten, aber in der VMZ (Vormarkenzeit) gibt es allerhand Beispiele für sehr attraktive Briefe, die man von Bayern im einstelligen Eurobereich kaufen kann, wenn man in der Bucht siebt.

    Ich finde es gut, wenn du am Anfang völlig offen gegenüber allem bist - die Spezialisierung kommt von ganz allein, das braucht man gar nicht zu akzellerieren. Also zeig uns dein Altpapier, wie man so schön sagt, und wer etwas helfen kann, der wird es sicherlich tun.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    ich zeige einen Portobrief aus Überlingen am Bodensee nach Ludwigshafen am Bodensee vom 2.12.1850, der 2 Kr. Porto gekostet hat. Ein günstiger Überseebrief also. :D

    Mit einem Kr. Bestellgeld waren es dann deren 3 Kr.

    Später scheint der Brief als Quittungsbeleg gedient zu haben, zeigt er doch den typisch badischen Verrechnungsstrich in violett, den es so nur von den Revisionsbeamten gab.

  • Hallo zusammen,

    ein kleines Briefchen möchte ich vorstellen, das mir am Freitag in München in die Hände fiel. Auf den ersten Blick sind die drei Farben - grün, rot und schwarz attraktiv, aber auf den zweiten Blick kommen dann die Fragen, bei denen ich - wieder einmal - Hilfe brauche:
    Leserlich ist noch die Destination: nach Schwerin in Mecklenburg ging der Heidelberger Brief am 17. Oktober 1843, am 20. passierte er dann Berlin, wo er wohl am 21. ankam (laut Empfängernotiz). Aber was der wohlgeborene Herr Oberauditeur (?) Zickermann (?) an Porto zu entrichten hatte - und weshalb  :?:  :?:   , das bleibt für mich rätselhaft …

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber Alfred,

    der Mann hieß Zickermann (auch wenn dein Scan sehr klein ist, glaube ich das so richtig gelesen zu haben).

    Baden wollte 10 Kreuzer haben und belastete damit Preußen.

    Preußen erkannte Badens Anspruch an (2 3/4 Silbergroschen) und addierte mit seinem eigenen Porto auf 7 Silbergroschen.

    Der Empfänger musste 11 1/4 Schilling bezahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • P.S.

    1 Thaler waren 48 Schillinge oder 30 Silbergroschen, nur zur Info.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für Deine wie gewohnt vollständige und schlüssige Erklärung! Ja, wenn man es weiß - und die verschiedenen Währungen kennt - dann ist es eigentlich ganz einfach …
    Den Herrn Zickermann habe ich zwischenzeitlich "ergoogelt" bzw. herausgefunden, dass sein Sohn in Heidelberg studiert hat. Auch was ein "Oberauditeur" war, weiß ich erst, seit mir dieses Briefchen zugeflogen ist …
    Nicht ganz klar ist mir die Bedeutung des Ovalstampels "Baden": ich kenne ihn ausschließlich auf VMZ-Post nach Preußen. Daher gehe ich davon aus, dass es sich um einen preußischen Stempel handelt.
    Weiß da jemand mehr darüber?

    Viele Grüße
    Alfred

  • Lieber Alfred,

    der liebe liball ist Spezialist bei den preußischen Transiten vom Süden her und wird dir sicher alles über diesen Stempel und seine Sinnhaftigkeit erklären können.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.