Lieber VorphilaBayern und alle anderen Forumsmitglieder,
Ich habe uebers Wochenende in meiner Sammlung dann doch noch einen anderen Beleg, der ein Pendant zu dem im thread (post Nr. 30) vorgestellten Brief von Frankenhammer nach Altensteig darstellt, gefunden.
Es handelt sich diesmal um einen vollstaendigen Brief mit Inhalt :
“An den Freyherrlich von Kechlerischen Administrations & Amtmann,
Herrn Vischer Hochedelgeboren
In Altenstaig"
Leitvermerk: ?? Tuebingen
“frey Nuernberg”
Taxierung: Porto - Roetel “8” recto, franco - “6” in schwarzer Tinte verso,
Verso:
Abgangsvermerk: “de Frankenhammer”
Vermerk: “Porto bezahlt 11 Kr.” – gestrichen
Siegel: rotes Lacksiegel der Freiherren von Kechler (zum Vergleich eine Abbildung des Siegels von einem anderen Brief)
Text (ueber Fuellung der Luecken im Text eurerseits wurde ich mich sehr freuen):
"Hochedelgeborener
Vielge???rener Amtmant!
Bin ich dann ganz vergessen (?). Habe ich dann keinen Theil mehr an Schwandorf.
Ich wiederhole nochmal mein voriges Schreiben, erwarten aber ganz entweder Geld oder eine Verfuegung (?), wobei meinen jaehrlichen Gefaellen kommen, und wer solchen bis Jahres ge?, Wiedrigenfallsmich ?? ?? ?? werden.
In Grosser? Erwartung mit vieler Hochactung bin,
Euer Hochedelgeboren
Ergebener Diener
Carl Donatian (?) von Kechler
Oberroesslau
18 ten Junij 1785 "
Bei dem genannten Ort Schwandorf handelt es sich um das heutige Unterschwandorf im Waldachtal zwischen Nagold und Beihingen gelegen.
Nach der Beschreibung des Oberamts Nagold 1862 (S236-240) ist Unterschwandorf ist der Stammsitz des Rittergeschlechts von Schwandorf welche sich zunaechst “die Kechler”, spaeter Freiherren von Kechler nannten. Ihr Wappen ist ein vorwaerts gekruemmter golderner Karpfen in rothem Felde.
Unterschwandorf samt Zugehoerungen mit der niederen Jurisdiktion war altwuerttembergisches Weiberlehen, waehrend der weitere Besitz der Kechler , Ober und Unter-Thalheim, urspruenglich oesterreichisches Lehen von der Grafschaft Hohenberg war.
Ehemals zur Ritterschaft des Cantons Neckarschwarzwald gehoerend, kam Unterschwandorf 1805 unter wuerttemb. Staatshohheit
In “Das Koenigreich Wuerttemberg, eine Beschreibung von Land, Volk und Staat, Stuttgart 1884, Bd.2.1, S.81) ist die Familie als Freiherren von Kechler-Schwandorf unter dem ritterschaftlichen Adel als Rittergutsbesitzer gefuehrt.
In Bd.3, S.320, Wappen: in Roth ein aufgerichteter golderner Karpfen, Helmzier: ein Mannsrumpf in R., mit dem g. Karpfen belegtes Gewand
Ich denke also dass alle Briefe dieser Korresponz von (Ober)Roesslau nach Altensteig giengen, und dass es sich in der Korrespondenz um eine Erbschaftssache oder familieninternen Verkauf des Kechlerschen Rittergutes in Unterschwandorf handelte.
Gab es in Oberroesslau eine Seitenlienie der Freiherren von Kechler?
Zur Taxierung:
Wenn ich Dich richtig verstanden habe waere also die Adelsfamilie (um welche immer es sich handelt) im Fürstentum Bayreuth gebührenbefreit. Auf Bayrischem Gebiet bis Nuernberg fielen 6 Kr an (“6” verso) welche franco vom Absender bezahlt wurden. Von dort bis Tuebingen 8 Kr (Roetel “8” recto) porto vom Empfaenger zu bezahlen. Der Botenlohn von Tübingen bis Altensteig wurde nicht angeschrieben.
Was aber hat es mit dem urspruenglichen (und spaeter gestrichenem Vermerk: “Porto bezahlt 11 Kr.”) auf sich?
Mit freundlichen Gruessen (ich hoffe dass ich Euch mit meinen Anfaengerfragen nicht zu sehr auf die Nerven gehe ),
Lieber Gruesse - "Altensteiger"