Briefe von und nach Bempflingen - plus schöne Stempel!

  • Beginnen möchte ich mit einem Beleg von Tamaqua nach Bempflingen

    Folgende Stempeldaten:
    07 Mai 1855 TAMAQUA
    08 Mai 1855 New York
    22 Mai 1855 Aachen
    24 Mai 1855 Metzingen

    Eventuell kann jemand die Portoaufteilung erklären, z. B. bedeutet die 45 dass der Empfänger 45 Kreuzer zu bezahlen hatte?
    Wie verteilten sich diese dann auf welche Postverwaltungen?
    Ist es eventuell möglich den Beförderungsweg bis hin zum Schiff zu definieren?

    In loser Folge werde ich hier alle meine Belege von und nach Bempflingen zeigen, zusätzlich möchte ich alle Mitleser motivieren eventuell vorhandene Belege ebenfalls zu zeigen!

    Schönen und möglichst trockenen Sonntag

    Ulrich

  • Hallo Minimarke,

    der Empfänger musste 45 Kr. Porto bezahlen.
    Die preußische Post wurde von den USA mit 23 Cents belastet (5 Cents Inlandsporto, 18 Cents Seeporto incl. britischer Transit). Zusammen mit dem belgischen Transit von 2 Cents ergab sich für den Empfänger eine Portobelastung von 25 Cents = 11 Sgr. = 39 Kr. Hier hinzu kam das Vereinsporto von 6 Kr., insgesamt somit 45 Kr.
    Befördert wurde der Brief sehr wahrscheinlich mit der "Africa" die am 20. Mai in Liverpool eintraf.

    Grüsse von liball

  • liball - vielen herzlichen Dank!

    Von einem Hindergrundleser erhielt ich folgenden Input, welcher sich zu 100% mit deiner Aussage deckt:

    Der Empfänger musste 45 Kreuzer bezahlen.

    Aufteilung: 5c USA, 18c See-Brit.Porto, 2c Belgien, 5c DÖPV als insg.30c = 45 kr.

    Der Brief lief mit der sog.Prussian Closed mail, Postvertrag zwischen Preußen und USA vom 26.8.1852. Mit dem Dampfschiff der Cunard-Linie "Africa", der Brief wurde in New York 8.5 behandelt, Abfahrt 9.5., Ankunft in Liverpool am 20.5, weiter im geschlossenen Paket über Belgien nach Aachen, Ankunft und Bearbeitung in Aachen am 22.5, dort wurden die 45kr.notiert und dann weiter mit Bahnpost nach Württemberg.

    Auch an diesen nochmals vielen herzlichen Dank!

    Gruß
    Ulrich

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Minimarke,

    liball hat als Preußen - Transitkenner natürlich alles richtig interpretiert, wie auch der Hintergrundleser.

    Was aber dringend zu deinem und anderen, vergleichbaren Briefen zu sagen ist und immer verschwiegen wird, weil es nur die wenigsten wissen, ist die Abrechnung auf dem Territorium des Postvereins.

    Nicht Württemberg, das den Gesamtbetrag kassierte, bekam den sog. Postvereinsanteil von 6x., sondern die Vereinsaufgabepost. Vereinsaufgabepost wurde immer die erste vereinsländische Poststelle, die das Briefpaket aus dem Ausland (woher auch immer) öffnete. Der Nachweis, welche Poststelle als Kartierungspoststelle fungierte, war war durch Abschlag des entsprechenden Ortsstempels zu führen, daher finden wir siegelseitig auch den Aachener Transitstempel, der gebührenabrechnungsmässig zum Aufgabestempel mutierte.

    Da das Grundprinzip im Postverein lautete: Die Aufgabepost kassiert das Porto bzw. Franko allein, ging bei deinem Brief der Postvereinsanteil von 6x an Preußen, die nur 1 3/4 Sgr. paritativ entsprachen. Württemberg bekam also gar nichts.

    Preußen musste auch noch aus diesen 6x nach Maßgabe bilateraler Verträge zwischen den Postvereinsverwaltungen die Transite bis zur Postgrenze Württembergs bezahlen, welche hier ca. 1x an Taxis ausgemacht haben.

    Die Kompensation für Württemberg bestand darin, dass bei einem Brief von Württemberg über Preußen in die USA der Postvereinsanteil von 6x allein Württemberg verblieb, denn dort war die Aufgabepost ansässig. Für den Transit nach Preußen musste dann selbstverständlich auch Württemberg ca. 1x an Taxis als Transitkosten zahlen, während ab der Postgrenze Taxis - Preußen bis Aachen der Transport von Preußen kostenlos bewerkstelligt wurde.

    Da du ja ein "Genauer" bist, was ich sehr schätze, wäre es schön, bei der Briefbeschreibung diese Fakten einfließen zu lassen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • @bayern-klassisch - vielen herzlichen Dank, aber wie er mich wieder einschätzt! ;)
    Aber diese Abrechnungsgeschichten interessieren mich tatsächlich sehr, und so ein klein bisschen Ahnung habe ich davon auch.
    Dieses Thema hätte mich aber fast zur Verzweiflung gebracht, wurde dann aber nach Jahren zu einem gutem Ende gebracht!

    Abrechnung im Wechselverkehr, und deren Kontrolle

    Grüße aus Bempflingen

    Ulrich

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Minimarke,

    hoch interessant und gut verständlich beschrieben - ein sehr schöner Aritkel von dir (wie nicht anders gewohnt). Außerdem denke ich doch nur bestens von dir. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • zuviel der Blumen, dem unten links stehenden gebührt auch ein hoher Anteil!

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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  • Dass bei deinen Beiträgen im Rundbrief ein Mithelfer gut dabei weg kommt, würde ich nie bezweifeln. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Heute möchte ich zwei Briefe von Frankreich nach Bempflingen zeigen:

    Ich denke mal dass es sich bei den 40 Cents Frankaturen um nix bsonderes handelt.
    Es wäre aber schön wenn mir die Spezialisten etwas zu den Laufwegen verraten könnten.
    Sollte aus meiner Sicht auch bei einer Heimatsammlung nicht vernachlässigt werden.

    Schönen Abend
    Ulrich

  • Hallo Minimarke,

    schaden kann das nie.

    Sie wurden via Paris mit der Bahnpost Paris - Forbach - Strasbourg geleitet. Baden hatte praktisch alles aus oder über Frankreich nach Württemberg für sich "abgegrast", soll heißen, über Strasbourg - Kehl leiten lassen. Daher wäre es lobenswert gewesen, auch die Siegelseiten zu zeigen, auf denen badischen Bahnpoststempel verewigt sein sollten.

    Die Franko/Portoteilung FR - BA war hier 20 Centimes für Frankreich und 6x (= 20 C.) für Baden. Württemberg bekam von den 40 Centimes = 12x gar nichts. Briefe durften bis 15g wiegen, um einfach zu bleiben (PV Baden - Frankreich VO 26775 vom 25.12.1856).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • werde dass mit der Siegelseite nachholen, sobald ich wieder Zugriff auf die Belege habe..................

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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  • Guten Morgen zusammen,
    die Bilder von Beitrag 9 sind geändert.

    Schönen sonnigen Samstag
    Ulrich

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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  • Hallo Minimarke,

    das von mir geschriebene hat weiterhin Bestand. Danke für die Siegeleseiten - bitte immer gleich mit abbilden, denn Auslandsbriefe ohne Siegelseite können leicht falsch beschrieben werden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Heute möchte ich folgenden Beleg zeigen:

    - aufgegeben in Augsburg am 30 Juli 1862
    - Plochingen 31 Juli 1862
    - württembergischer Bahnstempel vom 31 Juli 1862
    - Bahnsegementstempel von Bempflingen vom 31 Juli 1862 als Ankunftsstempel

    -frankiert mit einer bayrischen 6 Kreuzer
    - damit für einen Brief der ersten Gewichsstufe, und 10-20 Meilen, richtig frankiert

    Schönen sonnigen Samstag
    Ulrich

  • Hallo Minimarke,

    ein schöner Postvereinsbrief mit einer 4 II Platte 3 vom Rand, was gar nicht so häufig ist. Der Absender war einer der größten Korrespondenten Bayerns, das Handelshaus Paul von Stetten, von dem es viele Tausend frankierter Briefe in alle Welt gibt. Hättest du Zugang zu dem Archiv derer von Stetten, könntest du wohl zahlreiche Briefe aus Bempflingen einsehen, denn das von Stettener Archiv soll noch vollständig sein (seit dem 15. Jahrhundert angeblich). Leider herrscht dort, was die PO angeht, nur eine unzureichende Kooperationsbereitschaft.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für die wie immer profesionelle Ergänzung.

    Wäre schon toll Zugang zu diesem Arhiv zu bekommen, könnte ich auch eine Spasssammlung Augsburg aufmotzen!
    Ich bin mir fast sicher dass, wenn überhaupt, Briefe aus Bempflingen nur von oben gezeigter Firma vorhanden sind.

    Gruß
    Ulrich

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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  • Hallo Minimarke,

    das mag sein - aber rechne dir mal aus: 30 Jahre Firmenbeziehung, alle 4 bis 6 Wochen ein Brief, da hätten wir dann so etwa 400 Briefe hin und her - ich denke, da lässt sich sicher im 1 Rahmenwettbewerb locker bestehen mit dem Material, das da vorhanden wäre.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Ich zeige hier einen Beleg nach Neuffen, mit folgenden Stempeln:

    - Bempflingen 14-02
    - Bahnpoststempel 14-02
    - Plochingen 14-02
    - Bahnpoststempel 14-02
    - Nürtingen 14-02
    - Neuffen 14-02

    die Entfernung zwischen den beiden Orten ca. 8 km Luftlinie,
    der Brief legte aber eine Strecke von ca.:

    - Bempflingen - Plochingen 20 km
    - Plochingen - Nürtingen 10 km
    - Nürtingen - Neuffen 8 km

    gesamt fast 40 km

    normal wäre gewesen:

    - Bempflingen - Nürtingen 8 km
    - Nürtingen - Neuffen 8 km
    also gesamt 16 km

    was war passiert?
    Entweder war die Strecke zwischen Bempflingen und Nürtingen zu kurz um den Brief zu bearbeiten, oder der Bahnpostler hat in "übersehen".
    Welche Erfahrung habt Ihr mit solchen Belegen?

    Gruß
    Ulrich

  • Brief vom 08 März 1861 vom Stadtschultheißenamt Metzingen an das Stadtschultheißenamt Bempflingen, als portofreie Dienstsache.

    Luftlinie oder Bahnlinie dürften ca. 4 km betragen, tatsächlich zurückgelegt hat der Brief aber:

    - Metzingen - Plochingen ca. 25 km
    - Plochingen - Bempflingen ca. 20 km

    entweder der Brief war in das flasche Bündel geraten, oder der Bahnpostbeamte war nicht unbedingt der schnellste!

    Verwunderlich ist, wenn alle Stempel richtig gestellt sind, dass der Brief trotzdem noch am Vormittag des Absendetages angekommen ist!

    Schönen Sonntag aus Bempflingen

    Ulrich

  • Hallo Minimarke,

    gab es denn keine direkte Verbindung, also von A nach B?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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