Hallo Luitpold,
Wenn Dir dieser Preisansatz schon hoch vorkommt, dann höre die Geschichte, die ich jetzt erzähle:
In den 80er-Jahren wurde mir bei einem Vereinsabend des hiesigen Sammlervereins der abgebildete Brief angeboten. Meine Frage, was der denn kosten solle, wurde eiskalt mit "2000 Mark" beantwortet. Den Anbieter, ein Vereinsmitglied, das von bayerischen Marken nicht die geringste Ahnung hatte und das auch vorher und nachher niemals auch nur eine Bayernmarke sein eigen nennen konnte, hielt ich für verrückt, und zurückschauend würde ich mich nicht wundern, wenn ich ihm dies nicht auch deutlich gesagt hätte. Erinnern kann ich mich daran allerdings nicht mehr. Warum ich den Brief dann Wochen später doch erwarb, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Er war halt als Highlight für meine Heimatsammlung gedacht. Abgefunden mit dem Preis habe ich mich aber jahrelang nicht.
Da ergab es sich Jahre später, dass Herr Sem bei mir im Hause war und wir eine Einlieferung für seine 1993er-Auktion zusammenstellten. Wir waren soweit fertig, als er nochmals nachfragte, ob das denn jetzt alles sei. Da fiel mir der bewusste Brief wieder ein. Ich zeigte ihn Herrn Sem und auf die Frage, an welchen Ausruf ich denn da dächte, schlug ich DM 5000,-- vor. Herrn Sems Miene zeigte ein deutliches Lächeln, das wohl bedeuten sollte, dass er der Meinung war, dass bei mir jetzt alle Sicherungen durchgebrannt seien. In seiner höflichen, gentlemanliken Art, wie wir ihn nun mal alle kennen, beschied er mir, dass er das nicht machen könne. Für mich war die Absage kein Beinbruch, ich musste den Brief nicht abgeben und blieb daher bei meiner Forderung nach dem Motto "Entweder Reibach oder gar nicht!" . Schließlich ließ sich Herr Sem mit gemischten Gefühlen doch auf die Sache ein.
Am Auktiontag war ich selbst im Saal und glaubte nicht wirklich, dass aus diesem Coup etwas werden könnte. Und der Brief erbrachte auch tatsächlich keine DM 5.000,--, nein, der Hammer fiel erst bei DM 10.500,-- . Den Käufer, einen älteren, um nicht zu sagen alten Herrn mit junger weiblicher Begleitung hatte ich vorher noch nie auf einer Auktion gesehen, und auch später kreuzten sich unsere Wege nicht mehr. Er war anscheinend nur wegen dieses Briefes angereist, denn sofort nach dem Zuschlag erhob er sich mit seiner Begleitung und ward nicht mehr gesehen. Welche Glücksmomente dieser Zuschlag bei mir auslöste, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen.
Soviel zum Preisansatz von Eckrandstücken!
Viele Grüße von maunzerle