• Hallo Ulrich,

    der Taxort ist nicht zwingend der Aufgabeort, der stempelt!

    "Taxe Stammheim" bedeutet, dass die Gebühren für das Paket, die ja (auch) nach Entfernung mit Hilfe der sogenannten Taxtabelle berechnet wurden, sich hier bei Deinem Beispiel nach Stammheim richten.

    Gestempelt wurde im ersten Portort, der auf der üblichen Postroute hinter der Posthilfstelle kam.

    Ich kann dir ein Beispiel aus meinem Sammelgebiet geben:

    Belege der Posthilfstelle "Dittweiler taxe Altenkirchen (Pfalz) sind fast immer in Schönenberg gestempelt. Wenn Du mal auf die Landkarte schaust, erkennst du leicht, dass in Richtung der Hauptpostrouten Dittweiler "hinter" Altenkirchen liegt und es so wenig Sinn gemacht hätte, die Post aus Dittweiler nach Altenkirchen zu bringen , um sie dann wieder über Dittweiler nach Schönenberg zu befördern.

    Viele Grüße

    Jürgen

  • Guten Morgen,

    diese Paketkarte liegt bei mir schon länger in der Kiste mit unbearbeiteten Belegen.

    Paketkarte betreffend "ein Kistchen" über 184 g von Bamberg 2 nach Bern in die Schweiz
    mit Wertangabe "Zwanzig Mark" vom 25. Mai 1906.

    Grüner Zollamtsstempel von Romanshorn (26.5.06) und Einzeiler "Zollbehandlung" und "Zollfrei"

    Frankatur: 50 und 40 Pf (63-y und 67-y) also in Summe 90 Pf und nicht die üblichen 80 Pf, die
    ich bei den hier gezeigten Auslandspaketkarten in die Schweiz aus dieser Zeit gesehen habe

    Liegts an der Wertangabe ???

    Vielen Dank für Eure Hilfe

    Gruß oisch

  • Hallo oisch,
    Weltpaketvertrag 1892:
    1.
    Ein Porto von 50 Centimen ist für jedes Werthkästchen von der Verwaltung des Aufgabegebiets an die Verwaltung des
    Bestimmungsgebiets und, eintretendenfalls, an jede der bei der Land-Transitbeförderung beteiligten Verwaltungen zu entrichten. Die Verwaltung
    des Aufgabegebiets hat außerdem vorkommendenfalls ein Porto von einem Frank an jede der an der See-Transitbeförderung teilnehmenden Verwaltungen zu zahlen.
    2.
    Unabhängig von diesen Gebühren und Portobeträgen hat die Verwaltung des Aufgabegebiets an die Verwaltung des Bestimmungsgebiets
    und eintretendenfalls an jede derjenigen Verwaltungen, welche bei der Land-Transitbeförderung verantwortlich beteiligt sind, eine Versicherungsgebühr
    von 5 Centimen für je 300 Franken oder einen Teil von 300 Franken des angegebenen Werths zu entrichten.

    Umrechnungskurs 1892 bis 30.9.1919: 1 Franken gleich 80 Pfennige
    Somit für Pakete bis 5 kg. aus Deutschland in der Zeit Pro Land 40 Pfennige Porto und 4 Pfennige Versicherungsgebühr für 240 Mark Wertangabe.
    Deine Paketkarte: Porto 40 Pf. Deutschland und 40 Pf. Schweiz = 80 Pfennig Porto
    Versicherungsgebühr für Wertangabe bis 240 Mark 4 Pf. für Deutschland und 4 Pf. für die Schweiz = 8 Pf. Versicherungsgebühr.
    Diese wurde immer auf einen durch 5 teilbaren Betrag aufgerundet, also 10 Pf. Versicherungsgebühr.
    Beste Grüße Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von BaD (11. Dezember 2014 um 09:32)

  • Hallo Bernd,

    vielen Dank für die schnelle und kompetente Beschreibung
    (wieder eines meiner zahllosen Belegerätsel weniger).
    Galt der von Dir genannte Tarif für den gesamten Zeitraum von
    1892 (genaues Datum ???) - 30.09.1919 ?

    1913 und 1917 war er offensichtlich noch gültig wie die folgenden beiden Belege zeigen:

    Zum einen "1 Pappkistchen" über 2 kg von Ludwigshafen a. RH 3 F
    (= Fabrikpostamt auf dem Werksgelände der BASF) vom 8. August 1913 nach Vulpera (Graubünden)
    unter Verwendung eines Paketnummernzettels des außerhalb der BASF gelegenen
    Postamts Ludwigshafen Rh. 3 ("Hemshofpost") mit handschriftlicher Ergänzung "FbrP" (Fabrikpost).
    Vermutlich handelte es sich um eine privat veranlasste und bezahlte Sendung, da eine 80 Pf
    Luitpoldmarke (85-II) ohne Firmenlochung "BASF" zum Einsatz kam.

    Eine solche Lochung weist dagegen die 80 Pf Ludwig III. (103-II A Kriegsdruck) vom 21.Sep. 1917 auf,
    die zur Frankierung der zweiten Paketkarte von der BASF verwendet wurde. Die Paketkarte trägt
    diesmal den Paketnummernzettel des Fabrikpostamts, wurde aber mit dem Stempel des Hauptpostamts
    Ludwigshafen 1 entwertet

    Alle 3 von mir gezeigten Paketkarten zeigen die handschriftliche Angabe "40" in blau bzw. rot.
    Bezieht sich dies eventuell auf die 40 Pf Schweizer Portoanteil ???

    Gruß oisch

  • Hallo Oisch,
    Bayern - Schweiz Paket oder Postfracht. Ich kann hierzu nur auf die hervorragenden Recherchen und Veröffentlichungen von Herrn Wolf Becker zurückgreifen.
    Bereits ab 1.2.1877 galt zwischen Bayern und der Schweiz für gewöhnliche Pakete bis 5 kg. 80 Pf. oder 1 Schweizer Franken. Bei bayrischen behielt Bayern 50 Pf. und gab nur 30 Pf. an die Scnweiz. Laut Becker gab es ab.dem 1.5.1881 ein Abkommen des Weltpostvereins zu Paketen bis 5 Kg. ( mir leider unbekannt), wo der 1892 Tarif schon festgelegt wurde. Obwohl ab da die Regel 40 Pf. jedes Land galt, behielt Bayern weiterhin 50 Pf., wie lange ?
    Erstaunlich: 1.2.1877 bis 30.9.1919 zahlte ein Bayer für ein Paket in die Schweiz bis 5 kg. immer 80 Pfennige.
    Ab dem 1.10.1919 galt ein Franken gleich 1,60 Mark, somit wurde das Paket teurer.
    Die 40 könnte der Schweizer Anteil sein, ich weiß es leider nicht genau.
    Beste Grüße Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von BaD (12. Dezember 2014 um 16:13)

  • Lieber Bernd,

    bar jeden Wissens - du wolltest die Expressbestellung einer Paketkarte mal zeigen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo BaD,

    hmmm...ich gehe davon aus Destination Geiselhöring - Enchendorf (bei Plattling) vom 16.01.1920 = Nahbereichspaket in der Gebührenperiode 01.10.1919 bis 06.05.1920. Dann müssten es eigentlich 2,75 Mark sein, 0,75 Mark für das Nahbereichspaket bis 5 kg und 2 Mark für dringende Pakete, oder sehe ich etwas nicht / falsch ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber bayern klassisch und hallo Pälzer,
    wie Pälzer richtig schrieb, das Porto für das Paket betrug 75 Pf.
    Schon die Adresse zeigt die Besonderheit, Enchendorf lag bei Plattling und hatte keine Poststelle. Somit lag es im Landzustellbereich von Plattling und somit war die Eilbotengebühr für den Landbestellbezirk eines Postamtes von 1,50 Mark fällig. Die normale Eibotengebühr im Ortsbestellbezirk betrug vom 1.10.1919 bis 5.5.1920 nur 75 Pfennig.

    Einmal editiert, zuletzt von BaD (6. Februar 2015 um 18:44)

  • Hallo BaD,

    prima Sache, das mit den 1,50 Mark im Landbestellbezirk steht seit heute in meiner Gebührentabelle. Eine Frage sei noch getattet: Der Zuschlag für dringende Pakte betrug vom 01.06.1880 - 01.10.1918 nach meinen Unterlagen 1 Mark, gab es hier im Landbestellbezirk - sehr wahrscheinlich - auch eine andere Gebühr ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,
    du musst trennen. Dringend hat mit Eilboten nichts zu tun. Dringend gab es nur bei Paketen und bedeutete der schnellste Weg.Das konnte bei einem dringenden Paket auch eine andere Streckenführung als bei Normalpaketen sein. Sehr oft bei Paketen an die Front im 2 Weltkrieg , wo die Absender hofften, das die Soldaten im Feld die Pakete schneller bekamen.Bei Dringenden Paketen war in Deutschland ( auch Bayrische Post) die zusätzliche Bezahlung der Eilbotengebühr Pflicht (sehr seltene Ausnahme Postlagernd), den sonst würde das schnell beförderte Paket bis zur normalen Postausgabe auf dem Empfängerpostamt liegen.
    Dringend Reichspost und Bayern: 1 Mark; ab. 1.10.1919 2 Mark; ab 6.5.1920 3-fache Paketgebühr
    Eilbote Reichspost Paket
    Ortsbestellbezirk 40 Pf. ab 1.7.1919 !! 75 Pf. ab. 6.5.1920 1,50 Mark
    Landbestellbezirk 90 Pf. ab 1.7.1919 1,50 Mark; ab 6.5.1920 3 Mark
    Bayern gleich, aber mir ist nicht bekannt ob in Bayern die Eilbotengebühr auch schon am 1.7.19 erhöht wurde oder erst am 1.10.19
    Da schwere Pakete wohl über 5 kg. nicht per Eilbote ausgetragen wurden sondern nur die Paketadresse per Eilboten zugestellt wurden, konnte auf Paketkarten auch nur die "Brief " Eilbotengebühr verklebt werden ( bis 10.7.19 25 Pf. Ort und 60 Pf. Landzustellgebühr). Solche Paketkarten sind Raritäten, ich habe höchstens 2 bei anderen Sammlern gesehen ( u.a. ein lebender Hund an ein Bahnpostamt, der absolute Hammer).
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    na also wenn man aus Fehlern was lernt, dann trifft das für den meinigen da oben ja heut mal so richtig schön volle Kanne zu.

    Ich danke Dir recht herzlichst für diese ausführliche Klarstellung ! Meine Gebührentabellen (ehm. DBZ-Beiträge) sind in Überarbeitung. :thumbup:

    + Gruß !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo wuerttemberger,
    danke für die Bestätigung des 29.11.
    Leider habe ich mich erst gestern mit den Bestimmungen der 2. Paketwoche für Pakete an Armeeangehörige vom 24-30.11.1914 intensiv beschäftigt.
    Da die Paketkarte beim Aufgabepostamt verblieb, konnte es nur der 29. sein.
    Der Weg der Paketkarte ist für mich hochinteressant und ungewöhnlich, aber eine Beschreibung der Paketkarte will mir nicht gelingen. Dazu müsste ich erklären, welchen Weg das Paket nahm. Das eine Posthilfstelle die Liste der Paketdepots (für 1 Woche!!) nicht hatte, ist für mich verständlich. Pakete der 26.Armeecorps und der 26. Reservecorps mussten zum Paketdepot Cassel. Das fehlt auf der Paketkarte. Das Post von einer Posthilfsstelle ( Aufgabe am 29.11.) zum übergeordneten Postamt per Bahnpost( am 29.11. abends) befördert wurde
    ( irre 3,5 km) ist ungewöhnlich, das die Bahnpost entwertete noch viel ungewöhnlicher, das das übergeordnete Postamt seinen Stempel( am 30.11. 6 Uhr früh) nur auf dem Abschnitt abschlug logisch. Die große Frage für mich, ging das Paket vom Zug mit nach Arnschwang oder blieb es gleich im Zug. Konnte es im Zug bleiben ohne Paketzettel und ohne Depotkennzeichnung? Was meint Ihr.
    Gruß Bernd
    Das ein Vorbesitzer den Paketzettel umgeklebt hat, um den Posthilfsstellenstempel freizubekommen,ist Dummheit.

  • Hallo,
    zur vorherigen Paketkarte: Die Paketkarten der 2. Paketwoche für Pakete an die Front verblieben als absolute Ausnahme im Aufgabepostamt! Schon im Vorfeld der Woche ahnte man bei der Post was auf sie zukommt und suchte nach Entlastungsmöglichkeiten. Somit bin ich sicher, das das Paket nach Arnschwang musste, den ohne Aufgabestempel kann ich mir das Paket nicht vorstellen. Normalerweise war ein Aufgabestempel auf der Paketkarte, eine Paketkarte mit 3 Stempeln die am Aufgabeort verblieb ist wohl sehr ungewöhnlich.

    Am 1.8.1916 trat eine Reichsabgabe auf Postsendungen in Kraft, dies war keine normale Portoerhöhung!! Das war dem Postkunden vollkommen egal, er musste mehr bezahlen.
    Ein Paket bis 5 kg. auf eine Entfernung bis 75 Km. verlangte das Porto bis 1.8.1916 von 25 Pf. plus Reichsabgabe von 5 Pf. = 30 Pf.
    Es gab 2 Ausnahmen, die Feldpostpakete und Pakete mit Zeitungen. Die Lobby der Verlage setzte durch, das Pakete mit Zeitungen nicht von der Reichsabgabe betroffen waren und zum Tarif von vor dem 1.8.1916 befördert wurden. Solche Paketkarten sind selten.
    München-Vilsbiburg sind eigentlich wohl etwas über 75 km., aber scheinbar war man großzügig.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,
    Paketkarte aus Bayern ( mit bayrischen Marken aber eigentlich keine bayrische mehr) vom 21.4.1920
    Porto Paket bis 20 kg. über 75 km. = 6 Mark
    Einschreibung = 30 Pf.
    Versicherungsgebühr 8 * 40 Pf. = 3,20 Mark
    Frankiert u.a. mit 3 Marken der 3 Mark König Ludwig Friedensdruck! mit Aufdruck Volksstaat.
    Rückseitig mit 5 Prüfstempeln des Prüfers, Sicher ist Sicher.
    Beste Grüße Bernd

  • Lieber Bernd,

    feines Kärtchen mit den Friedensdrucken.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.