Taxis über Preussen nach Mecklenburg-Schwerin

  • Liebe Sammelfreunde

    dazu ein Brief aus Jena, geschrieben am 18.Juli 1833 (an einem Donnerstag) gelaufen nach Rostock. Laut Präsentationsvermerk war er am 27.Juli (ein Samstag) dort.

    Unten links wurde notiert:
    "14 Thaler 7 oder 2 Gutegroschen 9 Pfennige in L(ouis)d' or a 5 Reichsthaler Postvorschuß Nebst 1 Packet Acten in Wachstuch" nach Rostock. Das Paket wog 2 Pfund 12 Loth, der begleitende Brief selbst 1 Loth.

    Laut dem Berliner Kalender von 1832 läßt sich der Weg etwa so beschreiben:
    Ab Jena (20.07.) Samstag früh um 3 Uhr über Dornburg - Camburg nach Naumburg, wo er sechs Stunden später, also 9 Uhr, ankam.
    11 Uhr ging es dann weiter, entweder noch am Samstag oder Dienstag nach Halle/Saale. Ankunft dort war um 21.30 Uhr.

    Einzig sinnvoll erscheint dann ein Kurs aus Leipzig nach Hamburg. Laut Plan ging es Montag und Donnerstag 12 Uhr los und lief dann nach Halle - Cönnern - Bernburg - Atzenburg - Magdeburg - Burg - Genthin - Schmitzdorf - Scharlibbe - Sandau - Havelberg - Kletze - Perleberg - Warnow - Ludwigslust - Hamburg und Freitag früh 8 Uhr bzw. Montag 11 Uhr am Ziel war. Da es von Ludwigslust nach Rostock weiter gegangen sein wird, wäre es interessant, wie ein Kurs von dort gelaufen ist und die Zeiten dazu.

    Momentan stört mich, dass ich bisher keinen direkten Weg von Naumburg nach Magdeburg gefunden habe. Sicher ist, dass er in beiden Postämtern bearbeitet wurde. Ob der Leipzig - Hamburger Kurs im Magdeburg soviel "Pause" machte, dass die Sendung noch dort geprüft werden konnte, ist eher fraglich.

    Woanders schon geschrieben und deshalb nur jetzt übernommen:

    Die vorderseitigen 386 1/2 und 403 1/4 sind in Gutegroschen angegeben, 782 in Schillinge L.M. und 508 in Silbergroschen = 813 Schilling L.M = 16 Thaler 45 Schilling L.M.

    Ein Versuch die Zahlen zu klären, da scheitere ich regelmäßig , deshalb mal einige Umrechnungen

    14 Thaler 7 Ggr 9 Pfennige = 343 3/4 Ggr = 429 3/4 Sgr = 688 Schilling L.M.
    14 Thaler 2 Ggr 9 Pfennige = 338 3/4 Ggr = 423 1/2 Sgr = 678 Schilling L.M.

    386 1/2 Ggr = 483 1/4 Sgr = 773 Schilling L.M.
    403 1/4 Ggr = 504 1/4 Sgr = 807 Shilling L.M.

    508 Sgr = 406 1/2 Ggr

    Unten sind die Zahlen 44 / 93 / 4 zu erkennen - möglicherweise sind die Angaben in Gutegroschen, jedoch so gelesen:
    44 Ggr / 9 Ggr 3 Pfennige / 4 Ggr.
    Subtrahiert man die letztgenannten Zahlen von 406 1/2 ergibt sich 349 1/4. Zu 343 3/4 Ggr bleibt eine Differenz von 5 1/2. Siegelseitig sind zwar noch 6 1/4 notiert worden und dies entspricht fast dieser Differenz.
    Es kann auch alles rein zufällig so sein.

    Mich interessiert vorallen:
    Wie hoch war der Postvorschuß?
    Wie soll die Umrechnung in einer Goldwährung gewesen sein? Mir ist bekannt, dass Goldmünzen zu aktuellen Tageswert gehandelt wurden. Welchen echten Wert hatte ein Louis d'or in etwa?
    Kann jemand etwas zum Laufweg noch beitragen?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    Superbrief - ich lese: 14 Thaler 2 Gutegroschen in Louis d´or à 5 Reichsthaler Postvorschuß.

    Ein Louis d´or war also 5 Thaler wert.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    erstmal danke für die Präzisierung des Postvorschußes.
    Allerdings stellt diese einen schon vor Problemen.
    Wenn ein Louis d'or = 5 Reichsthaler Gold sein sollen, kommt man bei 3 Stück auf 15 Thaler und nicht auf den geringeren Betrag des Postvorschußes.
    Soweit ich mich erinnere, waren sowohl Friedrich d'or als auch Louis d'or mehr als 5 Reichsthaler auf den "Markt" wert. In Preussen wurde der postalische Wert auf 5 Reichsthaler festgelegt. Auf dem normalen Markt waren es etwa knapp 6 Reichsthaler. Dagegen waren Pistolen (in Norden vorherrschend) eher weniger als 5 Reichsthaler wert. Dazu würde eher der Postvorschuß passen.

    Vielleicht finden sich noch mehr Antworten.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    so weit ich weiß, waren die Währungen festgezurrt und nicht jeden Tag neu zu bewerten und zu reltivieren, weil man sonst keinen Postapparat hätte aufrecht erhalten können, der hätte nachvollziehbar taxieren können. Von daher spielen die tatsächlichen Währungsverhältnisse für den Postbetrieb, um den es hier geht, keine Rolle.

    Wenn Währungen auf- oder abwerteten, dann musste dies den handelnden Personen mitgeteilt werden und die Tarife eine Anpassung erfahren. Von daher glaube ich, dass ein Louis d´or 5 Reichsthaler wert war, ungeachtet einer paritativen Verschiebung an den damaligen Börsen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    die normalen Posttarife basierten sicher auf festen Paritäten, aber hier sollte ein - von den Posttarifen unabhängiger - Geldbetrag beim Empfänger kassiert werden. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass der aktuelle Wechselkurs zählte. Und da die eine Währung auf Gold und die andere auf Silber basierte, wird es Abweichungen von dem Standard "5 Thaler = 1 Louis d´or " gegeben haben.
    Insofern halte ich die Postvorschuß-Angabe für durchaus konsistent ...

    Viele Grüße
    nordlicht