Bayern - Württemberg im Postverein

  • Hallo bayernjäger,

    prinzipiell spricht das Fehlen von Transitstempeln lokaler Postexpeditionen gegen einen Einzeltransit. Bei deinem Brief ist überhaupt kein Stempel abgeschlagen, daher vermag ich nicht zu sagen, welchen Weg er zum Empfänger genommen haben könnte. Möglich ist alles ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayernjäger,

    am 1. Oktober 1862 wurde in Kellmünz eine kgl. bayer. Postexpedition eröffnet.
    Am 12. Oktober 1862 wurde der erste Abschnitt der Illerbahn von Neu-Ulm bis
    Memmingen eröffnet. Erolzheim bekam erst am 18. Januar 1866 eine kgl. württ.
    Postexpedition. Bis dahin war Ochsenhausen die nächste württ. Postexpedition.
    Zwei Züge gingen täglich von Ulm nach Memmingen und zurück.
    1. Zug um 9.40 Uhr Abfahrt; Ankunft in Memmingen um 11.53 Uhr;
    2. Zug um 17.15 Uhr Abfahrt; Ankunft in Memmingen um 19.25 Uhr;
    Ich denke, daß der Amtsbote in Erolzheim täglich zweimal in das 6 km entfernte
    Kellmünz ging und die Post dort holte und hinbrachte und beachtete dabei die
    Ankunftszeiten des Zuges in Kellmünz. Evtl. war es auch ein privater Bote.

    Die Eröffnung des zweiten Streckenabschnittes bis Kempten erfolgte erst im Juni 1863.

    Quellen: Bayer. Verordnungen aus den Jahren 1862 und 1863;

    Beste Grüße von VorphilaBayern

    Einmal editiert, zuletzt von VorphilaBayern (26. Juni 2012 um 14:07)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich möchte einen Brief zeigen, bei dem ich mich frage, wie dieser wohl an den Empfänger gelangt sein könnte?

    Waischenfeld - Kressbrunn (wohl Kressbronn) bei Lindau, frankiert mit 6 xr für einen innerbayerischen Brief. Verschickt unter Chargé mit Manualnummer links neben dem Ortsstempel, allerdings ohne Chargé-Stempel. Die Marke wurde entwertet mit einem stark anbgenutzen geschl. MR-Stempel 552.

    Der Brief hat leider keinen Inhalt und kein Datum. Auf der Rückseite befinden sich keine Ankunfts- oder Durchgangsstempel, die Hülle ist aber vollständig. Aus welcher Zeit könnte dieser Brief stammen?

    Jetzt zum eigentlichen Problem, der Brief geht in das württembergische Kressbronn, was eigentlich 9 xr Franco erfordert hätte. Jetzt frage ich mich schon, wie dieser Einschreibebrief von Lindau nach Kressbronn gekommen ist? Die fehlenden Stempel machen es nicht einfacher.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    könnte mir vorstellen, dass der Freiherr von und zu Aufsess über Boten verfügte, die an ihn gerichtete Post in Lindau abholten und nach Kressbronn besorgten, wodurch sich das innerbayerische 6 Kr-Franko erklären würde.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    bei 12 km Strecke von Lindau bis Kressbronn halte ich einen Botendienst für ausgeschlossen - zumal dann auch die Adresse hätte modifiziert sein müssen und ein Botenlohnvermerk mangelt auch.

    Bei Recobriefen wie hier, auch wenn der Chargéstempel fehlte, konnte von einer Unterfrankatur seitens des Absenders nicht ausgegangen werden. Hier hat die Postexpedition Waischenfeld versagt. 9x Franko wäre das korrekte Franko gewesen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Vlt. hat der Vermerk "Lindau" irritiert, denn bis Lindau kostete es nur 6x. Die fehlenden Stempel deuten auf eine Leitung nach Lindau hin - andernfalls hätten wir die Übergabe im Zug an die Württemberger vor uns, welche fast immer ihren Bahnpoststempel abgeschlagen hätten.

    Ich denke, er wurde Lindau zukartiert als innerbayerischer Brief, dort hat man bemerkt, dass er nach Württemberg gehörte und ihn weiter geleitet. Das Nachporto von 3x + 3x hat man bei der Aufgabe- und Transitpost verschlafen und Württemberg war es wurst, mussten die sparsamen Schwaben doch keine 6x kassieren und an Bayern abführen.

    Ein hochinteressanter Brief mit doppelter Kontravention (oder dreifacher, wenn man die Leistung von Lindau dazu nimmt). Klasse! :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich denke auch, daß es so war,
    wie es bayern klassisch beschrieb.
    Die Zustellung hätte eigentlich vom
    4,4 km entfernten Langenargen er-
    folgen müssen. Sie hatten seit dem
    1.11.1853 eine Postexpedition.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    lange nichts mehr gezeigt worden hier, aber gut Ding will halt Weile haben, daher heute eine kleine Rosine, deren süßen Charakter man aber erst einmal finden muss. Ich bin sicher, hier findet sie einer ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    danke für den Link! Jemand hat die Haueisen - Korrespondenz vor wenigen Jahren "aufgetan", aber von 1851 ist wohl so gut wie nichts auf den Markt gedrungen.

    Die Marken sind ganz ordentlich - mehr muss man bei solch seltenen Briefen nicht erwarten. Ich kenne noch 2 weitere Briefe mit Briefe aus Bayern nach Württemberg, wovon der weniger schöne mir schon seit 15 Jahren gehört. Wenigstens ist jetzt eine Seite fertig - ich dachte schon, ich schaffe das zu Lebzeiten nicht mehr. 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    Zitat

    Lese ich da mit Briefen !?

    ja, aber so viele werden es nicht gewesen sein, weil er am Ende noch immer unter einem Loth wog.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    bei diesem Brief hat die Post hervorragende Arbeit geleistet und den Laufweg ordnungsgemäß durch Stempel belegt.

    Ichenhausen - Oberdorf vom 15.2.1860, frankiert mit 3 xr für einen Brief der 1. Gewichtsstufe in die I. Entfernungszone bis 10 Meilen im DÖPV.

    Abgang ICHENHAUSEN 15.2.
    Durchgangsstempel (vorder- und rückseitig) GÜNZBURG 15.2.
    Durchgangsstempel ULM 15.FEB.1860
    Bahnpoststempel K.WÜRTT.FAHREND.POSTAMT Z. 6 16.2.
    Durchgangsstempel AALEN 16.2.60
    Ankunftsstempel BOPFINGEN 17.2.60

    Jede Umspeditierung wurde durch Stempel dokumentiert.

    Trotz einer Entfernung von nur knapp 54 km Luftlinie hat der Brief 2 Tage benötigt.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ein erstklassiger Brief - die Spedition hat deshalb 2 Tage gedauert, weil man nicht genau wusste, ob er nun nach Bayern (s. Adresse), oder nach Württemberg gehörte. Eigentlich hätte er bayer. Territorium gar nicht tangieren sollen; weil er es aber doch tat, stempelte man sicherheitshalber in Günzburg frontseitig als Zeichen des Abzugs, wie es in Österreich Vorschrift war und wie es einige Expdeditoren in Schwaben und Oberbayern bzw. der Oberpfalz angenommen hatten.

    Wenn du seiner mal überdrüssig werden solltest, halte ich dir gerne den Papierkorb hier in meinem Haus hin. :P:D8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Ludwigshafen am Rhein (Pfalz) nach Sindeldorf bei Künzelsau vom 6.11.1851. Der Absender, dem der Brief wichtig war, schrieb zwar dreimal "zido, zido, zido" auf ihn, aber das änderte wenig am Speditionsverfahren der Posten von Bayern, Baden und Württemberg, denn früher Postvereinsbriefen war eigen, dass sie nicht per Express befördert wurden, da es hierzu im DÖPV noch gar keine Vorschriften gab.

    Auch war er wohl ein eher schlechter Lateiner (das hat er dann schon mal mit mir gemeinsam), den "Cito" heißt eilig, "zido" wird man in lat. Lexika vergeblich suchen ...

    Die Aufgabepost stellte messerscharf fest, dass Württemberg kurz zuvor, nämlich am 1.9.1851, dem Postverein beigetreten war und brauchte nun nur noch in der Liste für Postvereinsbriefe zu schauen, wie weit Künzelsau entfernt lag. Dieser Suche folgte das Ergebnis über 10 bis 20 Meilen, so dass wir auf 6x Porto und 3x Portozuschlag = 9x kommen.

    Nun kommt der lustige Teil - In Künzelsau schrieb einer mit der gleichen Tintenfarbe "1x / 10x" elegant neben die große "9", die sich so erklären, dass es dort noch nach guter alter taxischer Sitte einen Kreuzer Bestellgeld gab für den Landbriefträger von Künzelsau nach Sindeldorf und der Empfänger nun 10x total zu zahlen hatte. Das war nicht eben viel Geld für einen Lauf von 12km einfach und es bleibt für ihn zu hoffen, dass er noch mehr Briefe an dem Tag hatte, als nur den einen.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    in post 19 hatte ich bereits einen Brief aus Bayern nach Erolzheim in Württemberg gezeigt, welcher offensichtlich nur bis in das bayerische Kellmünz befördert, dort von einem Boten abgeholt und nach Württemberg verbracht wurde.
    Vier Jahre später habe ich jetzt einen weiteren Brief gefunden, welcher den Vermerk "Ablage: Eisenbahnstation Kellmünz" trägt.
    Dieser Vermerk belegt nun die Ablage von Briefen in Kellmünz, welche nach Erolzheim gingen. Dort erfolgte dann eine Abholung durch einen Boten. Es handelt sich um zwei verschieden Empfänger in Erolzheim. Diese Praxis der Ablage in Kellmünz muss wohl üblich gewesen sein.
    Rückseits wie beim Brief aus post 19 keine Stempel.

    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    scheinbar nichts besonderes - nur von meinem Geburtstag vor 117 Jahren und in die Sammlung "1851" passt er ja auch noch.

    Lindau im Bodensee, 22.6.1851, nach Dellmensingen per Laupheim. Aber nach meinen Infos lag Dellmensingen in Württemberg und am 22.6.1851 war Württemberg noch nicht im Postverein, so dass die Frankaturkraft bayerischer Freimarken nichtig war. Aber nachtaxiert hat man den Brief auch nicht ...

    Entfernung Lindau - Dellmensingen: 86 Kilometer, also über 10 bis 20 Meilen, daher hätten die 6 Kreuzer gepasst, wenn es denn ein Postvereinsbrief gewesen wäre ...