Briefe + Drucksachen Bayern - Schweiz

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen einfachen, mit 7x frankierten Brief aus München vom 14.1.1874 nach Winterthur, der am 16.1.1874 dort ankam. Der Empfänger, ein Handlungsreisender aus München, weilte aber schon nicht mehr bei seinem Geschäftspartner, der Firma Reinhart & Compagnie. Glücklicherweise hatte er der Winterthurer Post seine neue Adresse im Gasthof zum Rothhaus im Schweizerischen Brugg hinterlassen.

    Somit war der Brief nicht ausgeliefert worden, sondern stets im Gewahrsam der Schweizerischen Postverwaltung verblieben. Trotzdem hat man als Zeichen einer neuen Postaufgabe in Winterthur am 17.1.1874 Aufgabe gestempelt und ihn in das nahe Brugg weiter geleitet (39 km). Dort kam er am selben Tag an und wurde kostenfrei zugestellt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (2. November 2013 um 09:07)

  • Lieber Bayern Klassisch,

    da sagt man immer, die Schweiz wäre teuer, aber hier hat sie die Weiterleitung
    kostenlos besorgt 8)8)

    Ein schönes Stück, danke fürs zeigen..... :)

    Viele Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    langweilig von vorn präsentiert sich eine Drucksache (DS) aus Nürnberg nach Rorschach vom 12.8.1868. Erst wenn man sie dreht, sieht man die Frankatur von 2x, die halbscheidig zwischen Bayern und der CH zu teilen waren (gutes Geschäft für die CH, da der Dampfer von Lindau direkt nach Rorschach fuhr und man sie nur noch austragen musste).

    Selbstverständlich hätte man die DS - Frankatur vorderseitig verkleben müssen ...

  • Guten Tag allerseits,

    ich möchte gerne zu Ralphs erstem Brief ein "geschnittenes Brüderchen" zeigen, welches ich neulich in der Bucht schießen konnte  :P :

    Aufgegeben wurde der Brief am 10.06.1870 in München (Bahnhof) von der Firma "Weishaupt und Heinzelmann" und wurde adressiert an J.R.Geigy in Basel.
    Vom Aufgabeort aus dürfte der Brief folgende Route passiert haben:
    Memmingen-Lindau-Romanshorn (über den Bodensee)-Basel (Romanshorn-Basel Bahnpost)
    In Basel kam der Brief am 11.06. an.

    Frankiert wurde der Brief portogerecht mit Mi-Nr.21, 7x laut dem Postvertrag vom 01.09.1868.
    Wenn man vom rechten Rand absieht ist die Marke relativ breitrandig  :rolleyes:
    Könnte sich es hier sogar um eine 21b handeln?

    Liebe Grüße


    Kevin

  • Hallo Kevin,

    ich glaube nicht an eine 21b, die eh kaum höher bewertet wird, als die 21a (die "Farben" der Nr. 21 kannst du am besten gleich vergessen, das spart Zeit, Geld und schenkt/lenkt die Aufmerksamkeit auf wichtigere Dinge in der Philatelie).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Herr Michelson vom Auktionshaus Köhler in Wiesbaden, eh der beste Auktionator im ganzen Land, war so nett, mir diesen hier am Samstag zuzuschlagen und hat damit eine ca. 30jährige Leidenszeit beendet, denn so lange jagte ich ihm schon hinterher.

    Bei 2 Auktionen zuvor war der Stand meiner damaligen Portokasse einfach zu tief, beim letzten Mal bat mich mein leider viel zu früh verstorbener Sammlerfreund Hilmar Kraus, ihm den zu lassen, was ich in einem Anflug an geistiger Umnachtung auch prompt tat - und nun war es so weit, ich durfte meine Jugendliebe nach einem anstrengenden Bietergefecht (bayern klassisch gegen den Rest der Welt des Internets) mit nach Hause nehmen. Endlich!

    Angefeuert von einem anderen Wahnsinnigen aus dem Großraum Straubing hielt ich durch und freue mich sehr, ihn heute hier präsentieren zu dürfen.

    Geschrieben vom kgl. Advokaten Dr. Vogl in Kempten und gerichtet an Herrn Johann Martin Grüßer in Altdorf Canton Uri in der Schweiz, wurde er unter Chargé mit 14 Kr. frankiert, womit er über 1 - 15 Loth wog. Die Chargégebühr von 7 Kr. war bar bezahlt worden - es war somit ein 21 Kr. Brief. Am 24.9.1868, also dem 1. Monat des neuen Vertrages Bayerns zur Schweiz vom 1.9.1868, ging er auf die Reise, um bereits einen Tag später (!!) in Altdorf aufzuschlagen.

    Doch die Zustellung konnte nicht erfolgen, wie wir siegelseitig sehen: "Adressat verreißt. Jetzige Adresse unbekannt". Mit der Bahnpost und dem Schiff über den Bodensee nach Romanshorn war er gekommen und so ging es auch wieder zurück. Als er - wieder nur einen Tag später - in Kempten eintraf, nahm man jedoch nicht den bei der Aufgabe eingesetzten Zierstempel zur Hand, sondern den Halbkreisstempel der Type Winkler Nr. 14, wodurch wie den Parallelbetrieb in Kempten belegen können.

    Siegelseitig für die Akten notierte der akribische Advokat Dr. Vogl seinen Präsentatiosvermerk vom 27.9.1868 und überließ ihn so seinen Akten, bis ihn einer aus dieser Enge befreite und er letztlich heuer vor mir liegen darf. Für mich ist es einer der schönsten 10 Bayernbriefe der Kreuzerzeit.

    14 Kr. in Marken wurden üblicherweise mit 7 Kr. + 7 Kr. schnell geklebt und attraktiv wäre eine solche Frankatur sicher auch. Aber eine 3 - Farben - Frankatur in dieser Weise kenne ich sonst nicht von Bayern und wenn die nächste dereinst kommen sollte, hoffe ich, dass der Stand meiner Portokasse wieder so hoch ist, dass ich mir auch diesen sichern kann.

  • Hallo bayern klassisch,

    Glückwunsch zu dem wunderschönen Brief. :thumbup:

    Was hätte nur ein Portobrief nach diesem Vertrag in die Schweiz gebracht, wahrscheinlich nicht mal ein Zehntel..., hab noch immer keinen für dich gefunden. ^^

    Viele Grüsse
    Christian

  • Liebe Freunde,

    danke, danke. :)

    Ein Portobrief der 2. Gewichtsstufe kenne ich gar nicht von Bayern dahin - es soll nur 2 oder 3 geben und die würden in der Bucht wohl 10 - 20 Euro kosten, wenn kein Insider am Werk ist, sonst vlt. 50 - 60 Euro, wenn schön. Aber diese Optik kann ein Portobrief halt niemals bieten, von daher ...

    Preiswert? Na ja, es gab ihn halt nicht günstiger und weitere 10 - 20 Jahre wollte ich auch nicht mehr warten; ich fürchte, dass ich sogar noch mehr gegeben hätte, weil hier das Herz den Verstand schon vor dem ersten Handheben im Sack hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ich gratuliere Dir zu dem außergewöhnlich schönen Stück.
    Nachdem ich früher Kempten gesammelt habe, befindet sich dieser Brief seit langem in meinem Archiv. Der erste Eintrag stammt von der 39. Brenner-Auktion aus dem Jahr 1985. Damals erfolgte der Zuschlag für 8.400 DM.

    Grüsse von liball

  • Hallo Ralph,

    auch von mir die besten Glückwünsche zu dem einmalig tollen Stück, das Bietergefecht (und nicht nur dieses) durfte ich aus nächster Nähe miterleben. :):)

    Die Heinrich Köhler Auktion war ohnehin wieder ein ganz tolles Erlebniss mit viel "bayerischer Beteiligung" auch aus unseren Reihen der Arge Bayern (Klassisch).
    Man kann eine persönliche Teilnahme in Wiesbaden wirklich nur empfehlen, es ist jedesmal ein postgeschichtliches Highlight dort.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Karl,

    danke für deine präzise Auskunft - an dieser Auktion hatte ich aus der Ferne teilgenommen, weil mir dienstlich was dazwischen gekommen war und ich habe mich seinerzeit sehr geärgert. Aber bei dem Zuschlag hätte ich eh die Segel streichen müssen, weil das für mich damals eine Liga zu hoch war.

    Wenn ich die Kaufkraft von 1985 in Relation zu heute sehe, war er damals wohl dreimal so teuer, Euro bereits intern verrechnet. Jetzt muss ich sagen, dass es eher ein Schnapper war, als ein wirkliches Bietergefecht.

    Im übrigen ist den weisen Worten von Bayern Social nichts hinzu zu fügen; wer eine Spitzenauktion mit 100%iger Qualitätsgarantie erleben will, ist bei Köhler bestens aufgehoben. Ein besseres Auktionshaus kenne ich nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk!

    Auch von meiner Seite Glückwünsche zu dieser tollen Rosine. Hübsch auch, wie sparsam man in Kempten den Mühlradstempel benutzte!
    Ein TRAUM!

    Gruß
    KlangRausch

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Hallo KlangRausch,

    vielen Dank - ja, das ist eine kleine Besonderheit ("jede Marke war einzeln mit dem Nummernstempel zu bedrucken"), die es mir ermöglichen wird, ihn in die Contra - Sammlung aufzunehmen, nicht nur in die BY - Schweiz - Sammlung und die Minisammlung der Retourbriefe. Von daher ist alles gut. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,
    ja, da stellt sich dann schon Wehmut ein, angesichts eines solch schönen Briefs mit toller Frankatur, etwas, das sich nicht mehr auf meinem Radar befindet...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Ralph,

    Du hast zwar meine Rolle beim Erwerb dieses Briefes schon am Rande erwähnt, jedoch meiner Meinung nach nicht hinreichend. Es wurde bisher nicht gesagt, dass ich Dich schon 48 Stunden vor der Auktion bearbeitet habe, damit Du Dich von dem Dir selbst auferlegten Limit verabschiedest. Und auch von dem Messer, das ich Dir während des Bietergefechts in den Rücken hielt, damit Du Dein Täfelchen auch ja nicht herunternimmst, war noch nicht die Rede. :D :D :D
    Auf jeden Fall glaube ich Deinen Beiträgen entnehmen zu können, dass der Preis schon vergessen ist, die Freude aber von Tag zu Tag wächst. Und so muss es sein!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Wilfried,

    warst du etwa der Gegenbieter am PC?

    Lieber Peter,

    stimmt, das Messer hatte ich ganz zu erwähnen vergessen, weil ich immer in den Lauf der Smith & Wesson schauen musste, die mir Bayern Social vor die Nase gehalten hatte ... 8o

    Aber du hast natürilch vollkommen Recht - den würde ich niemals wieder hergeben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich denke ihr hat richtig Spaß gehabt! :D
    Hier ein kleines Dankeschön das du uns dieses Brief gezeigt hast Ralph – ein paar Einzelheiten aus Postprotokollen:

    Vor 1868/Bild 1/ Post und Bahnamt
    Kemptener Post bewältigte Täglich in durchschnitt 700 gewöhnliche Briefe, 22 rekommandierte Briefe und 74 Fahrpostsendungen, außerdem hatte Kempten 140 Zeitung Abonnenten.
    Postangeltesten arbeiteten schon hier auch in Nachtdienst. Zustellungen 3 mal am Tag. 5 Briefkasten.
    Interessant ist was für eine Wechsel es bei Leitung gab – erkrankt, suspendiert, frühzeitig in Rente geschickt..

    1868/Bild 2/ Residenzpost – wo jetzt DEIN Brief aufgegeben würde :)
    Eine Filialpostbureaus Entschließung von 13.2.1867, Mietvertrag von 28.11.1867.
    20.1.1868 wurde von Materialverwaltung bei OPA unten anderen angefordert:
    1 Stempelapparat mit 2 Poststempel, 2 Mühlrad Stempel, 1 Ovalstempel, Charge Stempel Apparat, 2 Büchsen mit rother Farbe
    Am 8.2.1868 würden die Umbauarbeiten abgeschlossen.
    3.3.1868 reklamiert die Bahnpost das zum Schwarz und Roth Charge Stempel noch Apparate fehlen und ein zweites Ortsstempel (bald abgenutzt) würde beantragt.
    Am 1.4.1868 würde hier Briefstempler Johann Halder angestellt, Eröffnung. Der Schalter ist von 8 – 12 und von 13 – 19 in Aufgabe Betrieb und Beförderung zum Bahnpost folgte dreimal Täglich 10:30, 14:30 und 19 Uhr.

    Jetzt weißt du wo diese Brief aufgegeben würde, von wem gestempelt.. ;)
    LG A

  • Hallo Adriana,

    ui - vielen Dank für diese vielen Fakten, die ich so gar nicht kannte. Dann war der Zierstempel beim neuen Amt im Einsatz und der Halbkreisstempel beim alten Amt? Oder habe ich das falsch verstanden?

    Ich werde versuchen, deine Angaben in die Beschreibungen bei den entsprechenden Sammlungen einfließen zu lassen. Klasse! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    auch ich gratuliere dir noch einmal zu deinem tollen Fang, sicherlich eines der schönsten Stücke aus der Hilmar Kraus Sammlung :P  :D !
    Du hieltest trotz zahlreicher Schweißperlen wacker durch und konntest dem/n Internetbieter/n den Rücken zukehren und den Schlussspurt für dich entscheiden :D .

    Auch ich konnte zwei hübsche Briefe der Hilmar Kraus Sammlung ergattern, zwar kommen sie an postgeschichtlicher Bedeutung und Schönheit noch lange nicht an deine ran, aber ich finde, dass sie meine Sammlung auf jeden Fall bereichern werden.

    Um zu beginnen, zeige ich euch einen für den Laien auf den ersten Blick unscheinbaren Brief:

    Man gab den Brief am 04.Februar 1866 in Lindau auf und frankierte ihn mit Mi.-Nr.9b, 3x karmin (entwertet durch den oMR "289") unter der Annahme, dass es sich um einen Grenzrayon-Brief handele, der Empfänger befand sich in Berlingen, bei Konstanz.
    Jedoch lag Berlingen nicht im Grenzrayon, sodass es sich um einen einfachen Brief der 1.GS vom 1.Rayon Bayerns in den 1.Rayon der Schweiz handelt, der mit 6x hätte frankiert werden müssen.
    Aus diesem Grund taxierte man den Brief mit 3x, was umgerechnet 10 Rappen waren, nach.

    Den Empfänger hatte diese Tatsache damals wohl eher weniger gefreut, mich dafür umso mehr...  :D  

    Liebe Grüße

    Kevin