• Hallo liebe Freunde,

    Gerne gönne ich der Portomarke Nr. 3 ein eigenes Thema und zeige hierzu einige ungebrauchte Exemplare derselben. :)

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo zusammen,


    Bayern Nerv hat das Thema
    angestoßen, aber das Interesse scheint nicht sehr groß zu sein.


    Wie vielleicht einige wissen,
    habe ich mich als Ländersammler auf die Quadrate und die Porto Nr. 1
    beschränkt, insofern kann ich mich nur in der Theorie einbringen. Und um
    unseren lieben „bayern-nerv“ nicht hängen zu lassen, habe ich mich in das Thema
    eingelesen und möchte zunächst einmal einiges Allgemeine über diese scheinbar
    „schwierige“ Marke schreiben.


    Durch die Beschäftigung mit der
    Porto 1 habe ich mich zuletzt ja auch rein „theoretisch“ mit der Porto 2
    befasst. Und so wurde also das Interesse auch für die Porto 3 in mir geweckt.
    Zumal diese Marke als weitergeführte „modernisierte“ Porto Nr. 1 gesehen werden
    kann. Zunächst fällt auf, dass es keine Verordnung also keine „Geburtsurkunde“
    gibt.
    Der einzige Hinweis steht in der Verordnung Nr. 4083 vom 30.März 1871
    über die Einführung der Porto 1. Hier steht im zweiten Absatz der Bezug ….gleich
    den Portomarken zu dem Betrage von 3 kr.
    …. Also müsste die Porto Nr.3 schon
    vorher dagewesen sein. Da gilt es noch zu klären ob die Ausgabe, wie Peter Sem
    und Johann Brunner schreiben, am 01. April 1871 oder wie Prof. Stenger
    schreibt, im Juni 1870 erschienen war. Leider habe ich noch keinen datierbaren Beleg von
    1870 gefunden.


    Im Werk „BAYERNS POSTWERTZEICHEN
    1849 – 1920“ verzeichnet Johann Brunner die Auflage der Porto Nr. 3 mit 445.500
    Stück. Prof. Dr. Erich Stenger schreibt im „Kohl Briefmarken-Handbuch“, dass
    nach Ablauf der Gültigkeitszeit von den noch vorliegenden Beständen im Jahr
    1877 an den Nürnberger Händler Zechmeyer 126.000 Stück und 1902 an den Berliner
    Händler Kosack 1000 Stück verkauft worden sind. Danach wurde 1902 ein amtlicher
    Restbestand von 1.889 Stück festgestellt. Nach dieser Rechnung sind also 216.671
    Stück im Innendienst verbraucht worden (danke Erdinger). Das ist nicht wirklich viel. Wie
    gesagt, ist dagegen der „Schwarze Einser“ Massenware. Das erklärt zum einen,
    wie bei der Porto Nr. 2, dass so wenig Material auf dem Markt ist. Zum anderen
    ist die wirklich nicht schöne Marke ebenfalls nicht sonderlich beliebt bei den
    Sammlern. Portomarken gehören nicht unbedingt dazu, denken die meisten Sammler.
    Und wenn schon, dann reicht ein ungebrauchtes Belegexemplar. Auf Auktionen wird ganz selten einmal die
    Portomarke 3 Kreuzer schwarz gezähnt auf Wasserzeichenpapier angeboten. Beispielhaft
    will ich das einmal an den großen Versteigerungen zeigen. Im Haus Köhler, Wiesbaden wurden in den Bokerauktionen lediglich 1 Beleg angeboten, bei
    Kruschel, Berlin waren in der sogenannten ROMANOW Sammlung immerhin 6 Belege zu
    verkaufen. Die letzte große Bayernsammlung war 2009 die Sammlung Fritz
    Kirchner, angeboten beim Auktionshaus Köhler in Wiesbaden. Hier war ebenso nur 1
    Beleg im Angebot. In der derzeit mir bekannten größten Bayernsammlung kann man folgendes
    bewundern: 1 Halbbogen mit 30 postfrischen Marken, und 11 Belege. Den Halbbogen
    zeige ich hier im Anhang.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    sehr löblich von dir, hier Aufklärungsarbeit zu verrichten. Es müsste von dieser Marke viel mehr Belege geben, als es sie tatsächlich gibt. 2 Stücke habe ich, aber viele schöne kenne ich auch nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    leider habe ich nur auf die schnelle dieses eine Blatt gefunden mit 2 Briefen, die die wohl seltenste Verwendung einer Porto Nr. 3 zeigen - auf Retour - Recepisse (Rückschein). Es sind auch nur diese beiden bekannt geworden und ganz so schlecht sehen sie auch nicht aus.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    hallo bayern klassisch,

    wie wohl allen bekannt, bei Dir geht halt nicht ein einfacher schlichter Ortsbrief. Stattdessen zeigst Du uns gleich zwei super Oberrosinen :thumbup: :thumbup:
    Herzlichen Glückwunsch.

    Ich suche immer noch einen Beleg vor dem 01.04.1871 :!:

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    Zitat

    Ich suche immer noch einen Beleg vor dem 01.04.1871

    da wirst du lange suchen müssen ...

    Wie du der Anlage entnehmen kannst, war die angezogene VO, die du oben zeigst, Teil des VO - und Anzeigeblattes Nr. 24 (S. 111), welches am 3.4.1871 gedruckt am 4.4.1871 auf die Reise an die Poststellen kam. Dadurch wäre ein Eintreffen am 5.4.1871 möglich. Unterstellt, die Dienst - Post wäre früh am Morgen mit diesem VO - Blatt eingeschlagen, hätte er am 5.4.1871 sofort die ersten Bögen bestellen können.

    Bei Postabgang am nämlichen Tage, hätte man am 6.4.1871 die Markenanforderung erhalten, fertig gemacht und am 7.4.1871 gegen Unterschrift auf dem Post - Lieferschein der jeweiligen Postexpedition aushändigen können. Sollte an diesem Tag schon das Paket ausgepackt worden sein und gleichzeitig am Nachmittag/Abend die übliche Behördenpost vorgelegen haben, die eine Nutzung der "neuen" Portomarken sinnvoll erscheinen ließ, wären Verwendungsdaten ab dem 7.4.1871 theoretisch möglich.

    In Anbetracht der Tatsache, dass ein Marken - Vorrat von 4 Wochen bei jeder Expedition zu halten war, bedeutete dies, dass just in dem Moment, als das VO - Blatt mit dieser Mitteilung herein schneite, die letzte Portomarke der Nr. 1 verklebt worden wäre und neue Marken umgehend zu beschaffen waren. Das ist in der Praxis einer Postexpedition nicht völlig auszuschließen, aber denkbar unwahrscheinlich.

    Ich halte daher eine Verwendung von Portomarken der Nr. 3 im Laufe des April 1871 für möglich, habe aber selbst noch keine gesehen und ich bezweifle, ob es sie heute noch gibt bzw. damals gegeben hat, denn die Porto Nr. 1 wurde noch weit in die 70er Jahren hinein verwendet und das spricht nicht gerade für einen Mangel an Bögen im April 1871, sondern eher für das Gegenteil.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Verehrte Freunde,

    ich kann auch nur einen und zwar einen späteren Beleg zeigen, leider ohne Inhalt. Dem Stempelzustand und Vergleichsabschlägen in meiner Sammlung nach würde ich ihn auf März 1872 datieren. Das Siegel auf der Rückseite stammt vom Landgericht Erding, also hätte es im Prinzip keiner Portomarke bedurft. Ich besitze aber auch Belege, die von Erding nach Altenerding gingen, die einen Freivermerk aufweisen, aber offensichtlich nie eine Marke trugen und ohne Porto zugestellt wurden, Briefe die erst berechtigt taxiert wurden, was man dann wieder zurücknahm etc. Astreine Contraventionen also.
    Allerdings wurde wohl mit keiner Markenausgabe so viel Schindluder getrieben wie mit den Portomarken. Deren korrekte Verwendung scheint mehr als einem Expeditor Schwierigkeiten bereitet zu haben.

    Von "RS"-Vermerken ohne Expeditionsnummer darf man sich nicht täuschen lassen - es gibt eine VO von 1871 (im VOAB veröffentlicht), die darauf hinweist, dass Behördenbriefe hinkünftig nicht mehr damit gekennzeichnet werden mussten.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Hallo zusammen,

    hallo bayern klassisch,

    Deine Ausführungen zweifelt niemand an, nur diese gelten für die neueingeführte 1-Kreuzer-Portomarke, die Porto Nr.2. In der Überschrift der Veordnung steht auch eindeutig "hier die Einführung von Portomarken zu 1 kr. betr. " Denn durch die Herabsetzung der Taxe auf 1 Kreuzer für portopflichtige Dienstsachen im Bestellbezirk der Aufgabepost war eine neue Marke notwendig. Die Porto Nr. 3, und nur um die geht es ja hier, wird davon nicht berührt. Die Portomarke zu 3 Kreuzer wird im zweiten Absatz der Verordnung nur erwähnt.Der große Bayernspezialist und Autor des Bayernteiles im Kohlhandbuch Prof. Stenger ist der Meinung, und ich schliese mich da an, dass die Porto Nr. 3 bereits 1870 herausgekommen ist. Nach den Versuchen mit einer Zähnungsmaschine hat die Verwaltung in der Schweiz zwei Maschinen gekauft und alle Freimarken mit dem Wappenbild auf neuem Papier gezähnt herausgegeben. Warum sollte das nicht auch mit der 1. Porto Marke von 1862 geschehen sein. Eine besondere Verordnung war ja nicht notwendig, denn es hat sich ja nichts wesentliches geändert. Die 3 Kreuzer Porto war halt jetzt gezähnt. Wir haben das ja schon einmal bei den Frankomarken 4 I und 4 II erlebt. Für uns sind es zwei verschiedene Marken, aber der Post war das egal. Wenn also Prof. Stenger bei der 3 Kreuzer Porto gezähnt schreibt Ausgabe Juni 1870, dann hat er sich dabei durchaus etwas gedacht. Und deshalb versuche ich jetzt ein Beleg von 1870 zu finden. Die Belege kenne ich nur als Bild von der Vorderseite. Da ist leider eine Datierung nicht möglich.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    das hatte ich überlesen - na ja, wenn es die Porto Nr. 3 schon 1870 gegeben hat, dann müsste sie zu schnappen sein. Bei einer routinemässigen Durchsicht einiger Auktionskataloge hat leider keinen Hinweis auf 1870 bzw. vor April 1871 gebracht - im Gegenteil, noch 1871 war die Porto Nr. 1 wohl der Standard. Aber schaun mer mal ... ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,

    so sehe ich das auch. Es hat die Porto Nr. 1 noch lange gegeben. Besonders in kleinen Gemeinden. Meine letzte Porto Nr. 1 ist auf einem Beleg vom 03. Juli 1875.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • ... das dürfte natürlich den Rekord nach hinten darstellen!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Erdinger,

    vielen Dank für die VO - da ging es mir so, wie unseren Altvorderen - glatt vergessen. ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo hasselbert,

    vielen Dank für das Einstellen dieses Befundes - er zeigt den Wahnwitz bei den Wasserzeichen. Der Gedankengang, der diesem Befundtext folgen sollte, wäre jedem Sammler angeraten, ehe er zum Portemonnaie greift.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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