Taku (China) - Odenbach (Pfalz) 04.05.1901
Hallo Sammlerfreunde,
die nachstehende Feldpostkarte aus Taku (China) ist Zeitzeuge einer Auseinandersetzung Anfang des Jahres 1900, welche das Ergebnis lang andauernder europäischer, amerikanischer und japanischer Einmischung in die chinesische Wirtschaft war. Der Yihetuan-(bzw. "Boxer"-)Aufstand war einerseits Ausdruck des Zerfalls der korrupten und ineffizienten Ching-Dynastie als auch die kurzfristige Folge des Versuchs der chinesischen Regierung, die verständlichen Ressentiments der Bevölkerung gegen koloniale Niederlassungen auszunutzen.(1)
Für die betroffenen Kolonialmächte zeigte sich zu Beginn der Auseinandersetzungen im Frühjahr 1900, dass die Lösung der Hauptaufgabe, den von den Aufständischen bedrohten europäischen Gesandtschaften und Niederlassungen in Peking Hilfe zu bringen, von der Sicherstellung der rückwärtigen Verbindungen abhängig war. Unerlässlich hierzu erwies sich, dass die verbündeten Streitkräfte die Peiho-Mündung am ostchinesischen Meer offen hielten. Dies war aber nur dann möglich, wenn sich die Küstenforts von Taku, die den Peiho-Fluss und die von Tongku nach Peking führende Eisenbahn beherrschten, im Besitz der Verbündeten befanden.(2)
Von der Peiho-Mündung sind es ca. 190 km nach Peking. Die ausländischen Kolonialmächte zogen vor der Küste bei Taku ihre Kriegsschiffe zusammen, um eine Befreiungs- und Strafaktion durchzuführen. Schiffe des deutschen Ostasiatischen Geschwaders und Soldaten aus Tsingtau waren dabei im Einsatz. Die Alliierten besetzten am 17.06.1900 die strategisch wichtigen Forts von Taku, wobei das deutsche Kanonenboot "Iltis" unter Kapitän Lans im Zentrum der chinesischen Abwehr operierte.
Während des Boxeraufstandes waren zeitweise bis zu 250 Kriegsschiffe aus 12 Ländern in China im Einsatz, davon 24 Kriegsschiffe der Kaiserlichen Marine. Von den 70.000 Mann Landungstruppen waren 17.000 aus dem Deutschen Reich.(3) Das Expeditionskorps erreichte am 13.08.1900 Peking, das bereits am folgenden Tag fiel. Am 15.08.1900 flohen die Kaiserwitwe Cixi und ihr Rat aus Peking. Die nach Gansu geflohene Kaiserwitwe akzeptierte am 10.01.1901 die Bedingungen der Kolonialmächte.
Am 07.09.1901 wurde das so genannte „Boxerprotokoll“ unterzeichnet, mit welchem sich die chinesische Regierung für die Morde an ausländischen Diplomaten u.a. dem am deutschen Diplomaten Clemens August Freiherr von Ketteler am 20.06.1900 verübten zu entschuldigen hatte. Es waren ferner Reparationen in Höhe von 1,4 Milliarden Goldmark bis 1940 zu entrichten sowie Entschädigungen an betroffene Ausländer zu zahlen. Per kaiserlichem Edikt war schließlich zu bestätigen, dass ausländerfeindliche Organisationen bei Todesstrafe verboten und Aufständische zu bestrafen seien.
Der nachstehende Postkarte wurde folglich gegen Ende der o.a. Auseinandersetzungen und sehr wahrscheinlich an dem am 09.08.1900 an der Mündung des Peiho eröffneten Postamt in Tongku aufgegeben. Sie zeigt als Aufgabestempel den Kaiserlich Deutsche Feldpostexped. des Ostasiatischen Expeditionskorps b, verwendet vom 18.10.1900 bis 31.08.1901.(4)
Schwer zu entziffen ist der Truppenstempel, dieser läßt sich nach einigen Mühen als II.BAT.6.INF.RGMTS identifizieren, welches erst am 04.09.1900 mit dem Truppentransporter "Hannover" eingeschifft wurde (Batallionsfahne siehe Abb. weiter unten). Die Verluste des Regiments hielten sich insofern in Grenzen, 18 Mannschaftsdienstgrade, 1 Unteroffizier.(5)
+ Gruß
vom Pälzerzum 6. ostasiatischen Infanterie-Regiment
0 Offiziere, 1 Unteroffizier, 18 Mann
(1) vgl. http://www.deutsche-schutzgebiete.de/boxeraufstand_taku-forts.htm
(2) dito
(3) dito
(4) vgl. http://www.boxeraufstand.com/dokumente/feldpost/feldpost.htm
(5) vgl. http://www.kriegsopfer.org/Regiment_Wk1/K…_Inf_Rgt_2.html