• Hallo zusammen,

    anbei begegnet uns ein nicht häufiges Perfin der Brauerei Schwartz-Storchen AG / Speyer. Zur Firmenhistorie braucht man an dieser Stelle nicht viel sagen, denn dankenswerterweise findet man hier:

    http://www.wirtschaftsgeschichte-rlp.de/a-z/s/schwartz-storchen-ag.html

    ...einen entsprechend ausführlichen Beitrag dazu. Bei dem blauen Zensurstempel handelt es sich lt. Riemer (S.214) um den Kreisbrückenstempel der Ausführung 21, welcher auf der rechten Seite ein "b" als Unterscheidungsbuchstabe trägt und in dieser Form von November 1915 bis Februar 1918 verwendet wurde.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,

    den hier nun schon öfters gezeigten Leitvermerk Par l´intermédiaire du Service des Communications d´outre-Rhin à Ludwigshafen kennt man ja nun schon in den verschiedensten Variationen. Bei dem nachstehenden Streifband des Pirmasenser Kometen (Fachzeitung der Schausteller und Marktleute) ist er nicht aufgeklebt, nicht aufgestempelt, sondern - offenbar standartisiert - aufgedruckt gewesen.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    in einem früheren Leben habe ich mal die allgemeinen Dienstmarken Bayern auch gesammelt und kenne daher diese Aufkleber usw.. Aber einen Festeindruck, noch dazu als Drucksache, habe ich noch nie gesehen. Schönes Stück - Respekt!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    einen Festeindruck (...) habe ich noch nie gesehen.


    so ist`s, das ist auch mir deswegen sofort aufgefallen. Solche Stücke müssten ja seinerzeit in Massen rausgegangen sein, aber wo hat man sie heute noch so belegt ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    das Streifband flog in den Müll und die Zeitung, kurze Zeit später nach Lesens derselben, hinterher. Manchmal wäre man gerne Papierkorb gewesen, in der klassischen, alten Zeit ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    anbei dann wieder der bekannte Leitvermerk in der Aufklebeversion, allerdings diesmal auf Fernbrief in der 2. Gewichtsstufe. Auch ganz nett der zu diesen Zeiten dann doch eher schon antiquierte Freivermerk in Stempelform mit Ausrufezeichen unten links.


    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    sehr ansprechendes Stück mit den beiden Marken - ich habe leider, weil du es hier angesprochen hast, keine Vorschrift gefunden, die ausweist, dass man "franko", "frei" oder so ähnlich noch immer in der linken unteren Ecke der Poststücke notierten musste. In der Kreuzerzeit war das Vorschrift und wurde zu 98% auch so gehandhabt, aber für die Pfennigzeit fehlen mir die Unterlagen und es wäre interessant zu wissen, ob bzw. wie lange diese VO weiter gegolten hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ja das sind so die unergründlichen Bayernwege...die man nicht missen möchte. Kannst Du mir noch helfen bzgl. des langen Wortes in der Adressierung ich schaffe C...eralvertreter.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... "Cennralvertreter" steht da, statt "Centralvertreter" ... pälzisch halt ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute geht`s dann weiter mit dem Prüfstempel "G.P.C. Saarbrücken 3 (St. Johann) Geprüft und zu befördern". Die hier auf Eilbrief angebrachte Variante im Rechteckabschlag mit den Abmessungen 60 x 22 mm war lt. Riemer von Oktober bis Dezember 1914 im Einsatz, was mit dem nachstehenden Beleg nun um ca. einen Monat zurück datiert werden darf. Gebührenaufteilung in der Periode 01.04.1900 - 31.07.1916 ist klar: 25 Pf für die Eilbestellung und 10 Pf für den - für Zensurzwecke offen gelassenen - Normalbrief bis 20 gr.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • ...die Prüfstelle des II. Armeekorps in Ludwigshafen a.Rh. durfte sicherlich davon ausgehen, dass mit der Fotoaufnahme der anbei abgebildeten Postkarte kein Geheimis moderner Luftwaffentechnik zur Übermittlung ins Ausland erfolgte.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Beleg anbei ist nicht nur bemerkenswert wegen dem CERCLE KIRCHHEIMBOLANDEN - L´ADMINISTRATION MILITAIRE, es handelt sich hierbei um eine in die von der französischen Rheinlandbesetzung betroffenen Pfalz gelaufene Postkarte. Der Absender aus dem Schwarzwald bemerkt unter anderem: "Ich hoffe, dass die Brücke bald geöffnet wird, um Euch mal wieder besuchen zu können".

    Genauso streng wie der Schifffahrtsverkehr auf dem Rhein wurden auch alle Rheinübergänge von der französischen Besatzungsmacht überbewacht und zeitweise völlig gesperrt. Der Personen-, Waren- und Fernmeldeverkehr zwischen der Pfalz und dem rechtsrheinischen Deutschland war seit dem 27.12.1918 völlig unterbunden. Personen- und Güterverkehr durfte nur tagsüber und innerhalb der Ortschaften stattfinden.

    Oberstes Ziel der französischen Besatzungspolitik in der Pfalz war aus historischen, wirtschaftlichen und militärischen Gründen ihre Trennung von Bayern und vom Reich und ihre wirtschaftliche und politische Annäherung an Frankreich. Dabei sollten die pfälzischen Gebietsteile, die bis zum Zweiten Pariser Frieden (20.11.1815) zu Frankreich gehört hatten, erneut annektiert werden.

    Zölle in hochwertigen Devisen auf Waren aus dem rechtsrheinischen Deutschland und die Sperrung der Rheinübergänge beschleunigten die Inflation der Mark und brachten das Wirtschaftsleben der Pfalz fast ganz zum Erliegen, was zu erheblichen Spannungen führte. Diese ließen erst ab Mitte 1924 nach, als sich beide Seiten hinsichtlich der Verwaltung des Besatzungsgebiets und der Neuregelung der Reperationszahlungen begannen anzunähern.


    + Gruß !

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:
    https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Franz%…z,_1918/19-1930

  • Hallo Pälzer,

    dieser Stempel ist mir völlig unbekannt - guter Kauf!

    Danke auch für das Aufklären des historischen Hintergrunds - wow, da wächst bei dir was zusammen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    .

    es freut mich ganz besonders, den nachstehend abgebildeten Beleg vorstellen zu dürfen, denn er eröffnet ein hier bislang noch nicht thematisiertes Gebiet der Postzensur. „Wir möchten nur, dass man uns in Ruhe lassen wird“, schreibt die niederländsche Zeitung NRC zum Kriegsausbruch am 1. August 1914. Die Position der Niederlande war klar: Das Land wollte neutral bleiben. Gleichwohl sah man sich einer erheblichen Bedrohung durch das Deutsche Reich ausgesetzt, welches möglicherweise über die Provinz Limburg nach Belgien und Frankreich hätte durchstoßen können.

    .

    In Vorbereitung auf einen eventuellen Angriff, mobilisierten die Niederlande noch am selben Tag ca. 200.000 Soldaten, um die Grenzen des Landes und die wichtigen Verteidigungsstellungen wie der „Waterlinie“ und der „Stelling van Amsterdam“, der Verteidigungslinie um Amsterdam zu schützen. Am 2. August 1914 erklärte Deutschland die Neutralität der Niederlande für garantiert. Letztendlich bestand die Aufgabe ihrer Bodentruppen während der Kriegsjahre dann vor allem aus der Bewachung der Grenzen, der Aufnahme von Flüchtlingen und dem Kampf gegen Schmuggel und Spionage.

    .

    Artikel 187 der niederländischen Verfassung räumte der Königlichen Regierung das Recht ein, bei Kriegsgefahr für das Land oder Teile dessen den Kriegszustand und/oder Belagerungszustand zu erklären. In Folge dessen waren die Zivilbehörden den Weisungen der Militärbehörden unterlegen, dies zunächst in den am stärksten bedrohten Provinzen Limburg, Zeeland und Teilen von Brabant. Auch das Postgeheimnis wurde mit Weisung vom 31. August 1914 eingeschränkt und der Zensur durch die Militärbehörden überstellt. Landesweit wurden insgesamt 34 Zensurstellen eingerichtet.

    .

    Ihnen sollte von Postexpeditionen aktiv zugearbeitet werden, d.h. auffällige oder fragwürdige Sendungen überstellt werden. Man erhoffte hierdurch Informationen über Bewegung, Taktik, Organisation, Verfassung und Moral der Truppen der kriegsführenden Parteien zu erlangen, was sich letztendlich mehr als Wunsch, denn Wirklichkeit erwies. Der auf der in St. Ingbert aufgegebenen Postkarte angebrachte Stempel CENSUUR - GEPASSEERD, welcher lt. nachstehender Quelle 2 in Roosendaal (Provinz Nordbrabant) an der "Waterlinie" abgeschlagen wurde, ist einer auch für Philatelisten missverständlichsten.

    .

    Denn er wurde nicht von den Zensurbeamten des Militärs, sondern von Postbeamten der Expeditionen angebracht, die eine Sendung für auffällig befanden und deswegen weiterzuleiten hatten. Die Entscheidung, ob die Sendung einbehalten oder weitergeleitet wurde, fiel erst bei den Zensoren des Militärs. Jene führten in den Expeditionen z.T. auch selbst Kontrollen durch. Dieses letztendlich unübersichtliche, enorm aufwändige und wenig effektive Procedere stieß letztendlich auf Unmut sowohl bei den Postbehörden, als auch in der Bevölkerung. Unmittelbar nach Waffenstillstand wurden dann alle Zensurbehörden aufgelöst.

    .

    + Gruß

    .

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:

  • Hallo Sammlerfreunde,

    .

    ob es einen Bayernbeleg wie anbei noch öfters geben wird, ist im Moment schwer zu sagen. Aber mit einem Nachkriegs-Zensurstempel aus Mainz während der französischen Rheinlandbesetzung dürfte so etwas eher seltener daherkommen. Da machen die wohl versehentlich zuviel geklebten 4 Pfennig kaum etwas aus.

    .

    Das Zensurprocedere ist insofern etwas verwunderlich, da es im Aufgabeort Ludwigshafen ja selbst die überrheinische Vermittlungsstelle als zentrale Anlaufstelle gab, wo nach dem Krieg mit Zensoren der französischen Besatzer gearbeitet wurde. Vielleicht haben jene damit gerechnet, dass es vor dem Rheinübergang nach Wiesbaden dort zur Zensur kommen musste.

    .

    In Mainz waren die Franzosen schon recht kurz nach dem Waffenstillstand von Compiègne (11. November 1918 ) am 8. Dezember 1918 zum fünften Mal in der Geschichte der Stadt eingezogen. Hier hatte auch der Oberkommandierende der französischen Besatzungsarmee General Charles Marie Emmanuel Mangin Quartier bezogen.

    .

    12.000 Mann stationierte er allein in Mainz, über 5.400 in den umliegenden Kasernen von Amöneburg, Kastel, Kostheim, Gonsenheim und Weisenau. General Mangin zettelte im Juni 1919 einen Separationsputsch in Wiesbaden an, offensichtlich mit stillschweigender Billigung seines Ministerpräsidenten Clemenceau.

    .

    Dieses Putschunternehmen scheiterte, weil es absolut dilettantisch vorbereitet worden war, und Clemenceau musste auf Druck der Alliierten hin sein Militär zurechtweisen.

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • + 1

    Da darf Absender und Empfänger schon mal personengleich sein - sonst gäbe es solche Briefe wohl eher gar nicht. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.