Warum sind Transitbriefe oft so schwierig zu beschreiben? Wie kann man es lernen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Hier eine verbesserte "Übersicht" wenn man es so nennen kann. Wie man sieht auf die Tabelle unten gibt es grosse Möglichkeiten für Fehlinterpretationen. Wenn man alle Reihen ausgefüllt hat reduziert sich vielleicht etwas, aber die Übersicht habe ich ja auch noch nicht.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    erstmal nils: Herzlichen Dank für diesen Bereich und die tollen Tabellen, die ich als "Nicht Vorphila Experte" 8o
    jedoch erstmal in Ruhe studieren muss, um mehr dazu zu sagen, aber wie gesagt, weiter so...!! :thumbup:

    dann@Ö-Transit:

    Es gibt leider (oder Gott sei Dank) nicht
    den Knopf, den man drückt und schon kommt die richtige Antwort heraus. Es braucht auch viel Quellenstudium.
    Das ist mühsam. Aber Stein um Stein tragen wir alle zusammen und am Ende leuchtet das Mosaik strahlend hell.

    Das ist wirklich ein wahrer Satz, wahrscheinlich wie so oft im Leben, je grösser die Mühen, desto schöner auch
    der Genuss des damit erreichten, das stimmt zu 100% und oft fehlt mir da die Geduld und die Demut, da wir heute
    so sehr daran gewohnt sind, dass alles schnell und auf Knopfdruck da ist. :):)

    Eine riesengrosse Hilfe ist dabei natürlich die Freundschaft mit den Experten, hier im Forum und in den Argen, dass
    ist keine Frage und man kann das als jüngerer Sammler wie ich nicht hoch genug schätzen, dafür allen immer wieder
    ein grosses und herzliches DANKE SCHÖN :P:P

    Liebe Grüsse von
    Bayern Social

    PS: Letztes Wochenende durfte ich einen Blick in Bayern klassisch`s Bayern-Frankreich Sammlung werfen, ein gutes
    Beispiel dafür, wie schön es sein muss, das strahlend helle Mosaik in Form der dann so einmaligen und ausgezeichnet
    beschriebenen Ausstellungssammlung vor sich zu haben :P:P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (1. Dezember 2012 um 11:27)

  • Und eine Frage an Helbig, ist der erste Band irgendwo zu bekommen? Den
    habe ich lange gesucht aber noch nicht gefunden (vielleicht habe ich
    dich schon mal gefragt).

    Hallo Nils,
    ich habe gesehen, dass ein Stück davon bei ebay angeboten wird, fällig in 4 Tagen.
    Ich hab leider auch keines mehr.

    LIebe Gruesse.

  • Hallo zusammen, Hallo Bayern-Nils!

    hier ist mein kombinierter Kommentar...

    Wer kann sich im Zeitalter vom Internet noch vorstellen, wie mühselig, teuer und langwierig es war, einen Brief vom Absender zum Empfänger zu bringen. Zu Anfang war es doch noch üblich, nur Briefmarken zu sammeln. Wer interessierte sich einst schon für Briefe aus längst vergangenen Epochen, als es noch gar keine Briefmarken gab und es für den Empfänger eine “EHRE“ war, dass Porto zu zahlen. Wer legte schon großen Wert auf Briefe ohne Marken, bei denen der postalische Leitweg wichtig ist und allerlei Stempel diesen Leitweg nachvollziehen lassen. Der Transport hatte noch keine klare Linie und war noch recht unsicher. Doch jedes Postgebiet wollte seine Leistung vergütet erhalten, auch wenn sie nicht unmittelbar auf dem Brief erschien. Unterschiedliche Währungen und Gewichte gestalteten die Gebührenberechnung oft unübersichtlich und erforderten ständige Umrechnungen.

    Die entscheidende Frage dabei war, wie die einzelnen Staaten dazu gebracht werden konnten, dass bisher übliche aufwändige Abrechnen aufzugeben.

    Wenn man davon ausging, dass nahezu auf jeden Brief eine Antwort folgte, dann war die Einnahme jeder Postverwaltung auch dann gesichert, wenn sie nur die Gesamtgebühr für alle abgehenden Briefe bezog und die ankommende ohne eigene Gebühr beförderte.
    Die damit verbundene ungeheure Verwaltungsvereinfachung trug ihrerseits erheblich zur Ertragssteigerung bei.

    Man begriff schnell, dass niedrige Gebühren eine enorme Steigerung des Briefaufkommens bewirken, so dass langfristig die Einnahmen jedenfalls steigen mussten.

    Aus dieser Sicht wird dann auch schnell klar, warum Vorphilatelie-Briefe im internationalen Verkehr für uns heute manchmal so schwer zu verstehen sind, weil eben jedes Postgebiet, dass der Brief berührte, seinen Anteil direkt oder indirekt forderte. Statt einer einzigen Gebühr, wie wir es gewohnt sind, konnten leicht 2 bis 3 Gebührenansätze, und mehr, fällig werden, die zusätzlich durch notwendige Währungsumrechnungen und verschiedenen gestaffelte Gewichtsprogressionen aufbläht, auf den Briefen einen undurchdringlichen Dschungel von Zahlen hinterlassen haben.

    Die Methoden der Postverwaltungen, zu ihrem Geld zu kommen, waren vielfältig und einfallsreich. Offensichtlich kümmerte es die Post wenig, wie fremde Postanstalten mit ihren Briefen jenseits der Grenze umgingen.

    Man setzte schließlich auf die alte Weisheit, dass ein Portobrief, bei dem vom Empfänger noch Geld zu holen war, mit größerer Sicherheit ankommen würde als solche die der Absender ganz voraus bezahlt hatte (Frankobrief).

    Lange Zeit wurden Briefe mit königlichen Kurieren und privaten Boten versendet. Vor einigen Jahrhunderten begannen jedoch die Länder Europas ein Postwesen einzurichten, dass von einem breiteren Publikum genutzt werden konnte, womit dann die eigentliche Postgeschichte beginnt. Zu Beginn wurde die Post mit Landboten von Ort zu Ort befördert.

    Größerer Bedarf forderte einen Ausbau der bisher vorhandenen Postbeförderungs-systeme. Zentralisierungen erleichterten die Verteilung des immer mehr zunehmenden Beförderungsbedarfs. Zur Unterstützung der Fußboten kamen schnellere Boten zu Pferd und größere Strecken über Land wurden mit Postkutschen, bedient. Durch zunehmenden Postverkehr verdichtete sich das Netz der Postlinien immer mehr so dass an den Routen Postämter die Verteilung und Taxierungen regeln mussten.

    Als Herkunftszeichen diente Anfangs die handschriftliche Ortsangabe. Später kamen dann einfache, oft einzeilige Ortsstempel zum Einsatz. Poststempel mit Aufgabedatum wurden überwiegend jedoch erst ab ca. 1830 verwendet. Taxvermerke der Beförderungsrouten, oft in unterschiedlichen Währungen geschrieben, sowie verschiedene Gewichtsangaben erschweren es oft dem sachkundigen Sammler eine genaue Beschreibung eines solchen Vorphilateliebriefes abzugeben.

    Da möchte mancher Sammler verzweifeln und resigniert das Handtuch werfen. Doch dazu besteht kein Grund. Wenn man sich nur frei macht von den herkömmlichen Ländersammlungen, die auf möglichst viele verschiedene Transitbriefe ausgerichtet sind und den Wechselverkehr zwischen zwei Postgebieten oder einen bereits veröffentlichten Postvertrag sammelt, kann man eine sehr interessante Sammlung erstellen.

    Und es wird dabei keine Langeweile geben, weil dieser begrenzte Anfang jederzeit mit neuen Anforderungen erweitert werden kann. Wer also nicht gleich die Sterne vom Himmel holen will, wird in der Vorphilatelie das wieder finden, was er vielleicht beim Markensammeln vermisst: Gespräche, Diskussionen, Gedankenaustausch und Erfolg.

    Auch in früheren Jahrhunderten waren die Kaufleute, Gelehrten und Politiker nicht mit der Gabe der Telepathie gesegnet und so war die Briefbeförderung das einzig zuverlässige Mittel zur Nachrichtenübermittlung. Angesichts der hohen Kosten, die damit verbunden waren, mussten sich die Absender intensiv mit der Wahl des günstigsten aber auch möglichst schnellsten Postweges auseinandersetzen.

    Wer sich mit Vorphilatelie beschäftigt, wird mit all diesen Feinheiten konfrontiert und er wird die Erfahrung machen, dass nicht nur postalische Aspekte eine Rolle spielen. Die Briefe entführen uns so unmittelbar in die historische Briefkultur und die postalisch/politischen Zusammenhänge der Vergangenheit, wie das kaum eine andere historische Quelle kann. Insofern leistet unsere postgeschichtliche Forschung einen wesentlichen Beitrag zur historischen Philatelie.

    Das Feld der Vorphilatelie ist derartig abwechslungsreich, dass jeder Sammler seinen ansprechenden Platz darin finden kann. Er muss nur bereit sein, sich auf die ungewohnten historischen Verhältnisse dieser Zeit einzulassen. Es gibt noch viel zu tun. Etliche Quellen sind noch gar nicht erschlossen, geschweige denn veröffentlicht, und die Menge der vorhandenen Briefe eröffnet ein weites Betätigungsfeld.

    Postgeschichtliche Forschung findet eben heute vor allem an der Vorphilatelie statt, weil einerseits die Sammler und der Handel ungeduldig auf die Erklärung ihrer Briefe warten, anderseits unser Wissen noch gravierende Lücken aufweist. Da ist dann letztlich jeder aufgefordert mitzumachen.

    Zu guter letzt sollte noch erwähnt werden, dass man nicht genug Literatur haben kann, denn erst sie entschlüsselt teilweise die Geheimnisse der Transitbriefe.

    Und des wegen sind Transitbriefe sehr schwer zu entschlüsseln!

    Gruß
    Alandsammler

    NB: Einige dieser Sätze habe ich aus der Literatur vom Sammlerfreund "johelbig" entnommen und erbitte ihn, dies zu entschuldigen.