• Brief von St. Gallen nach Mannheim, handschriftlicher Vermerk vom 28.5 "Stockach postlagernd"
    Oben links zweiter Vermerk: Stockach Baden Postlagernd
    Rückseitig hübscher Briefverschluß mit einer Vignette Exposition Nationale Suisse Geneve 1896
    Sowie die beiden Stempel von Mannheim und Stockach

  • Hallo Freunde,

    bei ebay wurden in der letzten Zeit eine Reihe von Briefen angeboten. die alle an einen "Apotheker Meilhaus in Deidesheim" adressiert waren.
    Die Briefe waren z.T. in der Pfalz aber auch im rechtsrheinischen Bayern aufgegeben worden. Die Qualität der Briefe war in der Regel nicht so berauschend. Aber einen Brief habe ich dann doch erworben.

    Es handelt sich um ein mit einer Nr. 15 frankiertes (nicht datierbares) Kuvert, das in Wunsiedel in Oberfranken aufgegeben wurde.
    Ich habe es weniger wegen der mit einem schönen Halbkreiser von Wunsiedel entwerteten Marke gekauft. Vielmehr hat mich der Absendervermerk "Poste restante" interessiert.

    Allerdings habe ich mit dem "Poste restante"-Vermerk gewisse Schwierigkeiten.
    Der Apotheker Meilhaus war nicht in Deidesheim auf Reisen, sondern er wohnte in Deidesheim. Alle anderen Briefe an ihn, die ich gesehen habe, waren ganz normal nach Deidesheim adressierte Briefe ohne "Poste restante".
    Also warum bei meinem Brief postlagernd? (Eine vermerkte Gebühr oder ein handschriftlich notiertes Datum findet sich weder auf der Vor- noch der Rückseite.)

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    ein wunderschönes Stück, das ich wohl übersehen habe. Gut, dass du es schnappen konntest. :P

    Es muss vom Mai 1869 oder 1870 datieren, wenn ich mir die Stempel so ansehe, weil Wunsiedel bis zum letzten Tag mit dem Mühlradstempel alles (vorzüglichst!) entwertet hat, was dem Expeditor damals auf den Tresen kam.

    Wenn du die Gliederung meiner kleinen Spezialsammlung studierst, wirst du feststellen, dass es 1869 ff keine 4 Kreuzer Lagergebühr mehr gab.

    Warum man einem Ortsbekannten einen Brief mit p.r. schickte, wird man heute mangels Inhalt schwerlich sagen können. Aber vlt. war er auf Reisen und der Absender wollte nicht, dass der Brief zu Hause herum fliegt und ihn vlt. andere lesen. Da war er bei der Expedition sicher besser aufgehoben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    zwischendrin dann mal wieder was "jüngeres" Material. Ob man das Bilderbuchprocedere wie nachstehend noch toppen kann ? Am 30.07.1912 in Fluelen angekommen und am 12.09.1912, d.h. rd. 1 1/2 Monate später wieder retoure gegangen, da nicht abgeholt.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    nicht abgeforderte p.r. Belege sind weitaus seltener, als abgeforderte. Allein schon deshalb hast du etwas richtig gutes ergattert. Dann noch in die Schweiz, mit Aufkleber, 2 Luxus - CH - Stempelabschlägen und nettem Text ("Mein lieber Alter") - das ist ein sehr feines Stück PO. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    postrestante ist auch mal eine interessante Schreibvariante.

    Nach Homburg bei Frankfurt am.M. adressiert und für 6d im Normaltarif bis zu 1/2 Unze über Belgien und Aachen gelaufen, schlug das - hier leider nicht mehr ganz so vollständge - Briefchen schon 2 Tage nach seiner Aufgabe dort auf.

    Allerdings war der Adressat weiter nach Wesel verreist und man musste dann für die entsprechende der DÖPV-Entfernungsstufe von 10-20 Meilen als Portobrief für 3 Sgr. weiterleiten. Hurtig mit der Bahnpost befördert war`s dann schon am nächsten Tage beim Kunden.

    Frage mich allerdings, was der lange blaue Strich mittig bedeutet, etwa noch ein Bestellgeld ? Und was heißt das in der zweiten Zeile des in blauer Tinte Geschriebenen: n.(ach) Wesel ? Und das in der vierten weiter unten "Preuss(en)" ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Abend Pälzer,
    beide Notierungen lese ich als: p. rest - also postrestante
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Filigrana,

    aaah ja, jetzt ist bei mir auch der Groschen gefallen. SUPER ! :thumbup:

    Bei dem langen Strich sehe ich gerade jetzt erst, dass der wieder ausgestrichelt wurde, also evtl. eine Fehlnotierung ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgende Briefhülle ohne Jahresangabe:
    Brief aus Bremen mit Stempel des Thurn und Taxisschen Postamtes nach Bad Gleisweiler bei Dürkheim in der Pfalz (Kgr. Bayern) "Poste Restante" = Postlagernd. Der Absender bezahlte bei der Briefaufgabe 7 Grote Postvereinsfranko.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo zusammen,

    schön ist anders, dafür handelt es sich um einen unterfrankierten "poste restante" Brief, dessen Annahme verweigert wurde und der danach mehrfach seiner Absenderin hinterhergeschickt wurde.

    Am 16.März 1897 gab Freiin Auguste von Feilitzsch in Hof einen Brief an ihre Verwandte "Hochwohlgeborene Frau Hauptmann Ottilie Schneider geb. Freiin von Feilitzsch" unterfrankiert und poste restante nach Palermo Italien auf. Mit 10Pf. anstelle der notwendigen 20Pf. frankiert, erhielt er einen Taxstempel und kam am 20.3.1897 in Palermo an. Dort wurde die Nachgebühr i.H.v. 25 centesimi mit Taxmarken erhoben, die mit dem Tagesstempel von Palermo entwertet wurden. Die Empfängerin verweigerte die Annahme ("Refusé" Stempel in rot) worauf die 25cts. entlastet wurden ("annullato" Stempel) und der Brief wieder nach Hof zurückgesandt wurde. Am 22.6.1897 in Hof angekommen wurde er der Absenderin nach Feilitzsch weitergeleitet (AKS Feilitzsch vom 22.6.1897). Aber auch im Familiensitz weilte die Absenderin nicht, was rückseitig mit "Adressatin wohnt z.Zeit Regensburg Landshuterstraße" und mehrfach vorderseitig mit "Regensburg" vermerkt wurde. Dort wurde der Brief nach über 3 Monaten gegen Zahlung der erhobenen 20Pf. wieder zurückgegeben.


    besten Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    also ich finde den wunderschön. Ich frage mich aber, warum eine hochgestellte Dame weit weg im Ausland keine 25 Centesimi (Kleckerbetrag, den ein Kofferträger für 10 m Koffertragen bekam) auslegen konnte, wenn ihr die Familie einen offensichtlich wichtigen Brief hinterher schickte? Oder sollte das etwa ein früher Sammlerbrief sein, mit dem man jemanden mit PO - Hintergrund beeindrucken wollte? Oder waren sich die Damen gar spinnefeind?

    In jedem Fall ein tolles Schaustück, dass ich auch genommen hätte. Ach, wäre der nur aus der Kreuzerzeit ... :love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    einen PR-Beleg von Bayern in das Thurn und Taxis-Postgebiet habe ich hier noch nicht gesehen.
    Daher freue ich mich sehr, hier meinen neuesten Sammlungszuwachs zeigen zu können.

    Einfacher Brief vom 20. September 1859 nach Pössneck im Herzogtum Sachsen-Meiningen. Rückseitig Eingangs-/Durchgangsstempel vom 21. September aus Coburg.

    Herrn
    Johann Gossler
    aus Regensburg
    poste Restante
    Poessneck

    Der Brief hat 2 1/2 Seiten Inhalt, welcher sich mir noch entzieht (Brief ist heute angekommen.... und Schnelllesen ist bei mir noch nicht :D )

    Sophymäßig hat eine Schnellsuche über Wikipedia noch nichts passendes ergeben, aber ich suche weiter.

    Die blaue Notierung deute ich als durchgestrichene "1", gefolgt von einer "2".

    Kennt jemand hier eventuell die Restantgebührenregelung von TuT? Wurde hier möglicherweise das Bestellgeld als Restantgebühr berechnet?

    Lustigerweise (??) lag dem Brief ein Kurzbefund einer Prüferin bei. Wichtig war, dass es sich bei der 9Xer-Marke um Typ II handelt! Zum PR-Vermerk wurde nichts erwähnt...

    Herzliche Grüße
    Andreas

  • Lieber Andreas,

    das ist aber ein schöner p.r. - Brief! Klasse. :P:P

    Leider kann ich dir nicht sagen, wie in diesem taxischen "Bundesland" die p.r. - Regelung war (dürfte in den Territorien mit Lehenspost Taxis verschieden gehandhabt worden sein).

    Für mich sieht es aber so aus, als hätte man den Brief doch für 2x ausgetragen = 1x Stadtbestellgeld, 2x Landbestellgeld. Alternativ wäre die p.r. - Gebühr 2x gewesen? Wäre ein bisserl wenig (aber in Preußen war es ja kostenlos).

    Ich hoffe, uns hilft hier noch einer weiter.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Andreas,

    herzlichen Glückwunsch zu dieser Rosine, selten und schön, was willst Du mehr... :thumbup:
    PR Briefe dieser Qualität in den PV wird man sehr lange suchen müsssen,zur PR Gebühr kann ich nichts neues beitragen, zur Sophy eventuell :P:P

    Hier findet sich etwas zu einem Papierfabrikanten Johann Gossler Regensburg, aber viel ist das nicht:
    https://books.google.de/books?id=6P9DA…ensburg&f=false

    ...Wenn ich noch etwas dazu finde melde ich mich wieder bei Dir :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    2 Mal editiert, zuletzt von Bayern Social (4. Mai 2017 um 19:17)

  • Hier findet sich etwas, aber viel ist das nicht:
    ...Wenn ich noch etwas dazu finde melde ich mich wieder bei Dir :) Bayern Social

    Es findet sich aber auch dies, wobei auch das ein Thema wäre, da es uns immer wieder begegnet: Handlungsreisende. Denn in einer Zeit ohne elektronische Medien, da blieb nur die Post oder persönliche Kontakte. Es muss ein ständiges Kommen und Gehen in den Geschäften gewesen sein, die Herren "gaben sich die Klinke in die Hand" sozusagen. Lest doch mal Eure "Rechnungsbriefe", da steht oft so in etwa "Ihren werten Auftrag durch unseren Reisenden ...".

    Also könnte es auch dieser Johann Goßler gewesen sein, von dem ich nur diese Todesanzeige fand:

    Gestorben in der untern Pfarrei (protestantische Gemeinde): 18. August
    Johann Goßler, Handlungsreisender, ledig 36 1/4 Jahre alt, am Typhus
    Regensburger Wochenblatt, Dienstag den 27. August 1867

    Freundliche Grüße von Luitpold

    PS Wenn wir den Absender kennen würden, wäre evtl. weiteres zu recherchieren ?(

  • Hallo @ Bayern Social, hallo @ Luitpold,
    hallo Forum!

    Vielen Dank schon einmal für eure Recherchen bzgl. Hr. Goßler!

    Ich habe mal den Inhalt komplett gescannt. Gelesen habe ich ihn noch nicht, da mir die Schrift immer noch erhebliche Probleme bereitet.
    Falls es euch leichter fällt, würde ich mich über ein querlesen sehr freuen. Es wäre wirklich toll, diesem hübschen Stück etwas mehr "Leben" einhauchen zu können.

    Die Info zum Papierfabrikant Goßler stammt von 1830, die Todesanzeige des anderen von 1867. Momentan tendiere ich gefühlsmäßig zum Handlungsreisenden....

    Beste Grüße
    Andreas