Österreich-Frankreich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Hier einen Brief der ich interessant finde. Sicher nicht aussergewöhnlich, aber es war mir neu dass Briefe aus Griechenland auch über Österreich nach Frankreich gelaufen war. Ich habe immer den Weg per Schiff als normal gehalten aber es war wohl ende die 60-er Jahren nicht immer so.

    Dieser Brief lief von der Insel Syros nach Paris 30. April 1869. Obwohl der Insel einen Insel ausserhalb Athen war, war Syros in 19. Jahrhundert ein griechischer Wirtschaftscenter.
    Da der Brief in der 2. Gewichtsstufe war hat es den Empfänger 20 Decimes gekostet. Was der Absender bezahlt hat weiss ich nicht.

    Der Laufweg war mit Österreichischer Lloyd bis Trieste und weiter über Italien und Culoz nach Paris.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    zeigt die Siegelseite nichts? Früher war das Inlandsfranko 15 Lepta. Aber das wird sich bis zu deinem Brief hin wohl geändert haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    trotz heftiger Gegenwehr konnte ich einen der interessantesten Briefe aus Österreich nach Frankreich, die ich je gesehen habe, schnappen - und das, obwohl ich denke, dass er gar nicht über Bayern gelaufen sein musste ...

    Geschrieben wurde das 5 Nkr. Kuvert in Marburg in Slowenien, heute Maribor (Kenner der Verhältnisse dürfen mich gerne berichtigen), am 8.8.1870. Gerichtet war das mit 20 Nkr. korrekt auffrankierte Briefchen der 1. Gewichtsstufe (bis 10g) an Charles Sock in Paris - poste restante zu gestellen.

    Ab dem 19.7.1870 waren die normalen Verhältnisse wegen des Krieges ja weniger normal geworden und deutsche (österreichische auch?) Briefe nach Frankreich konnten nur noch über die neutrale Schweiz (süddeutsche Briefe) und das neutrale Belgien (mittel- und norddeutsche Briefe) ausgetauscht werden.

    Der mit 6g gewogene Brief lief ausweislich seines Stempels "3 Autriche - Culoz 13.8.1870" sicher nicht über Belgien, wie auch 5 Tage von Maribor nach Culoz (östlich der Schweiz gelegen) keine normale Beförderungsdauer ausmachten, sondern 2 Tage wären normal gewesen. Eigentlich sollte dieser Stempel mit der vermuteten Nr. 3 in Paris als Eingangsstempel fungieren.

    Ausweislich der Siegelseite hatte er am 9.8. Wien gesehen, aber wie er von dort nach Culoz kam, hätte ich gerne gewusst.

    Jedenfalls lief er in das noch unbesetzte Paris ein, konnte aber nicht abgeholt werden. Eigentlich sollten poste restante gestellte Briefe 3 Monate lang liegen bleiben, aber ob das hier der Fall war, kann ich nicht bestätigen. Vlt. hilft mir hier ein Frankreich - Kenner weiter. Siegelseitig erhielt er 2 Abschläge des Stempels "non reclamé", also nicht abgefordert und wurde (wie jetzt?) zurück geschickt.

    Es gibt noch einen schwachen Ankunftsstempel von Marburg vom 6/?? (scheint eine zweistellige Monatsangabe zu sein) und den vorderseitigen Vermerk "retour" und die Streichung von Paris.

    Auch wenn man die Qualität nicht unbedingt mit Luxus angeben muss, ein außergewöhnliches Stück, das (im Moment noch) einige Rätsel zu bieten hat.

  • Hallo Nils,

    ja, alles ist möglich. Leider habe ich bisher vergeblich versucht, eine österreichische Primärquelle zu finden, die die Anweisungen, die es gegeben haben muss, zu finden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    weil eine anständige Bayern - Österreich bzw. Bayern - Frankreich - Sammlung auch unterfrankierte Briefe im Transit zeigen können sollte, war ein nettes Auktionshaus bemüht, mir diesen Brief zukommen zu lassen.

    Frankiert in Wien am 16.3.1869 dachte der Absender wohl, er könnte mit nur 15 Neukreuzern nach Asnieres bei Paris ein Kuvert abgehen lassen, was aber nicht so war. Die Aufgabepost erkannte 10 Neukreuzer zu wenig und stempelte INSUFFISAMENT AFFRANCHIE für ungenügende Freimachung.

    Österreich durfte dergleichen Briefe nicht nachtaxieren, so dass Frankreich (Paris) ihn manuell mit 5 Decimes Nachtaxe belegte, also ca. dem Doppelten der fehlenden 10 Neukreuzer. Warum Paris und nicht der Zielort Asnieres? Weil der Stempel AUTR.(iche) - STRASBOURG 3 18.03.1869 den Kartenschluß Wien - Paris belegt und das 1. französische Postamt die Auslandskorrespondenz (nach-)zutaxieren hatte.

    Wer an der Echtheit des Stücks zweifeln sollte, für den habe ich den Befund des mir bis dato unbekannten Prüfers Arnold Goller beigefügt, der wohl bis auf "AFFRANGIE" alles richtig gemacht haben dürfte (und auch dieses Wort wäre hier im Forum nachzulesen gewesen, ein kleiner Tipp für postgeschichtlich interessierte BPP).

  • Hallo Ralph,

    Schöner Brief!

    Es gibt auch einen anderen Fehler mit "INSUFISAMENT", weil 1 "M" fehlt.
    Es scheint mir, daß es auch einen Irrtum mit der Nachtaxierung gibt. Entsprechend dem Postvertrag von 1857, dem Empfänger eines ungenügend frankierten Briefes, bezahlt den Unterschied zwischen der Frankatur und dem Preis von einem Portobrief.

    Laut dem Vertrag 1 Kr = 3.25 c
    15 Kr = 48.75 c
    1 einfacher Portobrief kostet 80 c
    80 c-48.75 c = 32.25 auf 40 c auf gerundet.
    Paris hätte also mit 4 décimes nachtaxieren sollen, und nicht mit 5 décimes.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    ui, das mit dem fehlenden "M" ist mit glatt entgangen - danke!

    Wenn ich umrechne, waren 10 Neukreuzer = 7 rheinische Kreuzer, also 1 Nkr. = 0,7 rh. Kreuzer.

    1 Decime entsprach 2,85 rh. Kreuzern, also 5 Decimes = 14,25 rh. Kreuzern.

    Damit ergaben sie nach meiner Rechnung 20,35 Neukreuzern.

    Ich habe auch noch nie einen Österreichbrief mit nur 4 Decimes Nachtaxe gesehen. Steht das mit den 4 Dec. Nachtaxe so im Vertrag? Gibt es eine Reduzierungstabelle hierfür?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Emmanuel,

    zu dem Zeitpunkt galten noch die wesentlich hochwertigeren Conventionskreuzer in Österreich.

    Ab 1.11.1858 galten die Neukreuzer, wobei nun statt 60 Kr. CM auf den Gulden 100 Nkr. auf den Gulden fußten.

    3 Kr. CM entsprachen gleich 5 Nkr. entsprachen 3,6 Kr. rheinisch.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich weiss nicht ob der Brief hier zu 100% passt, aber postalisch sollte es in Ordnung sein.

    Der Brief war in Ragusa, heute Dubrovnik, 15. November 1871 geschrieben aber erst 12. Dezember zu Post gebracht. Von Ragusa lief der Brief weiter über Wien und Forbach nach Paris.

    Der Brief war für Buenos Aires in Argentinien gedacht, aber als portopflichtige Dienstsache gab es offenbar Probleme. In Paris wollte man den Brief nicht weiter schicken und hat der Brief zurück geschickt. Der Brief kam dann 1. Januar 1872 zurück. Ob der Brief jemals nochmals abgeschickt war ist auf den Brief nicht zu spuren.

    Den schwarze Vermerk : Affe obligatere schaffe ich zu lesen.
    Den rote Vermerk: franc 0 zurück??

    Was ist es mit blau geschrieben?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Den schwarze Vermerk : Affe obligatere schaffe ich zu lesen.
    Den rote Vermerk: franc 0 zurück??

    Was ist es mit blau geschrieben?

    Hallo Nils,

    Argentinien hat er sicher nicht gesehen. ;)

    Der Stempel Autriche - Forbach konnte nur noch in Paris auf den Brief kommen, weil es kein franz. Forbach mehr gab.

    Affranchissement obligatoire = Frankierung vorgeschrieben. Es gab also einen Frankozwang, so dass der portofrei gedachte Dienstbrief nicht verschickt werden konnte.

    Franco zurück bedeutete nur, dass Frankreich für seine Behandlung nichts wollte.

    In blau wurde "direct" notiert (von deutscher Hand i. d. R. beim Austausch mit der Schweiz bzw. über Deutsch Lothringen bzw. das Elsass). Über die Schweiz lief er m. E. nicht - dazu war es zu spät. Aber er könnte über Straßburg gelaufen sein, ohne das Bayern, Württemberg, Baden das österreichische Briefepaket geöffnet hatten. Dann wäre es ein Vermerk der Reichspost. Stand es bereits bei der Tour nach Paris auf dem Brief, oder wurde es auf der Retour angebracht und später gestrichen?

    Ein sehr interessanter Brief, den ich auch genommen hätte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Ach, über Grenzpostamt Forbach natürlich nicht  :| . Ob über Strasbourg weiss ich nicht, später kamen wohl meist den Erquelines Stempel zu Anwendung. Vielleicht weiss jemand hier wo der Brief gelaufen war?


    Danke zu die Antworte zu Vermerke. Ob der rote Farbe über "Direct" gleich "franco zurück" ist lässt sich leider nicht sicher feststellen. Wo hat es sinn "direct" zu schreiben? Sicher auch in Frankreich aber hier war es von deutschsprachiger Hand. War der Brief überhaupt zwischen Wien und Paris von jemand gesehen? In Wien war ja blau eine benutzte Farbe, aber warum? Hinweis zu geschlossene Sendung?


    Ob der Brief in Argentinien landete lässt sich nicht feststellen. Es gab ja Möglichkeit den mit anderen Briefe zu schicken oder per Schiff. Ich kann den Inhalt leider nicht lesen so ich weiss nicht worum es ging.


    Danke für die Antworte.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    "direct" ist in deutscher Schreibweise - bei den mir bekannten Briefen (knapp 10 Stück mit deinem) ist nur übereinstimmend die süddeutsche Ecke zur Schweiz hin und Elsass - Deutsch - Lothringen. Andere Gebiete scheiden aus.

    Ich nehme an, es hat etwas mit der Leitung zu tun, weil alle Briefe diese Gebiete transitierten, ohne Transitstempel zu haben (wie hier auch). Evtl. gab es eine Alternativroute, die bei "directer" Versendung umgangen wurde. Vermutlich hat es etwas mit dem Krieg zu tun (1872 kenne ich keine mehr, vor dem Krieg auch nicht).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    rückseitig ist der Stempel Mont Cenis-Macon, also Grenze zwischen Frankreich und Italien/früher Sardinien. Dann über Genua per Schiff nach Dubrovnik?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,

    schwer zu sagen - dann müsste von der Logik her "direct" auf der Hinreise notiert worden sein. Wenn Österreich aber geschlossene Briefepakete nach Frankreich schickte und der direct - Vermerk sicher nicht von österreichischer Hand ist, wo kam er dann wann drauf?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    also am 22.12. war er definitiv in der Ecke Frankreich-Italien am Grenzübergang Mont Cenis. Wenn du sagst das "direct" ist von deutscher Hand, wie wäre es damit: Turin-Laga Maggiore-San Bernadino-Chur-Lindau-Augsburg-München-Wien-Triest-Dubrovnik.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,

    ein guter Plan ... ob es so war? Die Zeit zwischen FR - IT und der Ankunft in Ragusa ist recht lang. Über Land hätte das nur 4 oder 5 Tage gedauert.

    M. E. ist das hier nicht sicher zu bestimmen. Macht den Brief aber nicht schlechter. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

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