• Hallo stampmix,

    ich stelle mal die These auf, dass die Rastelungen bei den französischen Grenzpostämtern ausgeführt wurden. Die Briefe haben ja nicht viel gemein, außer dass sie nach Frankreich liefen. Frankreich war zentralistisch, so dass eine Belieferung mit gleichartigen Rastelgeräten wahrscheinlich ist. Ihre Laufwege sind unterschiedlich, so dass es nicht möglich war, sie an einem speziellen Punkt zu sammeln und dort zu dekontaminieren.

    Es wäre schön, wenn alle Forumler ihre Bestände nach Frankreich dieser Zeit einmal durchforsten würden, damit wir eine tragfähige Grundlage bekämen.

    Danke fürs anschneiden dieses Themas - war mir gar nicht bewusst, dass es das auch tief im Westen gab!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo bayern klassisch,

    "tief im Westen" habe ich noch einen Cholerabrief gefunden, der am 22.August 1831 von Nürnberg nach Strasbourg lief und bei dem Du mir wieder bei der Taxierung und dem Laufweg helfen könntest.

    Aufgabestempel L2 "NÜRNBERG / 22.AUG 1831" , C.B.R.4 , Grenzübergangsstempel R3 "BAVIERE / PAR / STRASBOURG" und siegelseitig ein Ankunftstempel K1 "25 / AOU / 1831".

    Adressiert ist der Brief an (Anna) Nanette Geither, die älteste Tochter von Michael Geither, ein ehemaliger Brigadegeneral in Napoleons Armee und seit 1830 Kommandant der Strasbourger Nationalgarde. Zum Inhalt werde ich nach Ausarbeitung der Übersetzung in "Sophy" berichten.

    Deine Feststellung, dass Cholerabriefe nach Frankreich "handverlesen" seien, hat letztes Jahr mein Interesse geweckt. Im Bereich "Cholerapost" wurde ich jedoch nicht fündig, was wohl daran liegt, daß es vielleicht keine Desinfektionsstempel auf der nach Frankreich gelaufenen Korrespondenz gibt. Und so bleiben vorerst nur die Rastelungen um die Desinfektion zu dokumentieren. Suchen wir weiter....

    schöne Woche wünscht
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    der würde sich bei mir auch wohl fühlen ... :P

    9 Decimes Gesamtporto, davon rechnerisch (nicht tatsächlich!) 7 Dec. für Bayern und 2 Dec. für Frankreich.

    Eigentlich waren es 9 Dec. für Bayern und 2 Dec. für Frankreich. Ich muss mal schauen, was meine Bestände MUC - STR sagen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    ich möchte hier einen Cholerabrief zeigen, der am 1.9.1831 von Stettin nach Stargardt gesandt wurde.

    Dank der Unterstützung im Forum kann ich die Adresse und Franchise angeben. Der Brief war gerichtet an den Herrn Landrath v.d.Marwitz zu Stargardt. Es handelt sich um eine portofreie Dienstsache mit der Franchise "L kolg´m S" (Landes Kollegiums Sache); eine Taxierung fand nicht statt. Die für die Desinfektion notwendige Rastelungen sind siegelseitig gut zu erkennen.

    beste Grüsse
    stampmix

  • Hallo,

    gibt es Unterlagen/Quellen, in denen man mehr über die postalischen Regelungen zur Cholerazeit erfahren kann?

    Die meisten Briefe - wie auch die hier gezeigten - sind Auslandsbriefe, bei denen versucht wurde, das Einschleppen der Cholera zu verhindern. Aber der zuletzt gezeigte Brief ist sogar innerpreußisch. Wurden Briefe zu bestimmten Zeiten grundsätzlich desinfiziert oder nach welchen Regeln erfolgte dieses?
    Zumindest die Preußen hatten dafür doch bestimmt entsprechende Verordnungen ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • hallo nordlicht,

    diese Verordnungen würden mich auch interessieren. Allgemeine Angaben zur Cholera und deren Verbreitung findet man allenthalben und auch die Desinfektions-Stempel sind ausführlich dokumentiert.

    Bei meiner bisherigen (online-)Recherche zur Cholera 1831 habe ich nur folgendes Buch zu Verordnungen des Großherzogtums Baden gefunden:
    Sammlung sämmtlicher Gesetze, Verordnungen, Instructionen, Belehrungen und Entscheidungen, welche in dem Großherzogtum Baden über Gegenstände der Gesundheits-Polizei seit dem Jahre 1830 bis zum Jahre 1837 erschienen sind, ... von Philipp Carl Baur von Eiseneck (Band_2 )

    mit bestem Gruss
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    vielen Dank für den Link!
    Wirklich schade, dass sehr sehr wenig bezüglich der Behandlung von Post enthalten ist.
    Immerhin findet man, dass anscheinend Chlorgas zur Reinigung verwendet wurde.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Guten Abend,
    mein letzte gezeigte Brief in Forum ist von Zürich aus Jahr 1831, hab mir paar Seiten zur Züricher Postgeschichte durchgelesen und unten anderen fand ich zur diese Thema folgende Artikel:

    1831
    Wegen Cholera – und Pestgefahr schritt man zur Räucherung der Briefe aus dem Ausland. Das Postamt Zürich zahlte für Anschaffung der nötigen Apparate Fr. 283,-. Aus einer Veröffentlichung der St. Galler Regierung erfahren wir, das die Briefe zu diesem Zwecke durchgestochen wurden und dass neben anderen Räucherungsmitteln besonders Dämpfe der dephlogistisierten oder oxygenierten Salzsäure hierfür empfohlen werden.

    Das Verfahren und die Wirksamkeit ist hier beschrieben:
    https://books.google.de/books?id=eahEA…ved=0CCIQ6AEwAA
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Filigrana,

    das dürfte aber nur für Briefe aus dem Mittelmeerraum gelten, nicht für bayerische Briefe, die des Contumazes nicht bedurften.

    Trotzdem interessant zu sehen, dass man sich dort auch seine Gedanken machte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    kleine Nachtrag..
    Augsburg veröffentlicht:
    Zugelassen sind nur Wahren mit Warenzeugnis.
    Handelsleute mit Pässe. (so ein hab ich schon gesehen..)
    Briefe – Reinigung verfährt in Ausland, namentlich Preußen.
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Sammelfreunde

    zur Cholera wird viel in den Amtblätter geschrieben. Für Magdeburg bspw. im Amtblatt Nr. 36 / 1831 - es sind viele Seite...
    Passend dazu mal ein Beleg von mir vom 24.10.1831 von Magdeburg nach Calbe/Saale, obwohl es keinen Inhalt gibt, läßt sich die Zeit eingrenzen.

    Mit freundlichem Sammlergruß

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ein hervorragender Brief - die Rastellöcher sind perfekt zu erkennen. Ich habe oder hatte einen von Hof nach Preußen - sah so ähnlich aus, nur hatte er keine Stempel. Wenn ich ihn finde, stelle ich ihn hier auch mal ein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ein wirklich interessantes Thema. Folgendes Buch habe ich mir vor kurzem gekauft : teilsweise zweisprachig ( französisch und englisch)

    Guy Dutau , FRPSL

    la désinfection du courrier en France et dans les pays occupés
    Histoire, règlements, lazarets, pratiques

    Der Autor zeigt auch einige Briefe aus dem Jahr 1831: Magdeburg nach Paris - Frankfurt nach Lyon ein Brief im Transit über Bremen nach Dunkerque, Courtrai (Belgien) nach Paris 
    und vieles mehr

    ich bin begeistert

  • Das Buch ist auch aus meiner Sicht eine klare Empfehlung! Wer es sich anschaffen möchte, sollte jedoch nicht zu lange warten, die Auflage beträgt lediglich 225 Exemplare.

    Beste Grüße,
    André

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein recht später Brief von 1857 mit Rastellöchern.
    Aufgegeben in Jassy, Donaufürstentum mit österreichischer Postanstalt, und adressiert an die bekannte Adresse Rothschild in Paris.

    Die Leitung erfolgte von Jassy (28.6.) zum österreichischen Grenzpostamt Czernowitz (30.6.) , dann über Lemberg (2.7.) nach Krakau (3.7.). Von dort im geschlossenen Briefpaket nach Paris (Vertragsstempel AUTR. VALNES, Pariser Ankunftsstpl. und schwacher Stpl. POSTE RESTANTE alle vom 6.7.).
    Die Rastellöcher sind gut zu erkennen, einen Behandlungsstempel oder Rastelnummer gibt es leider nicht. Die Behandlung erfolgte in Boian (Bukowina) kurz vor Czernowitz.

    Die Taxierung erfolgte nach dem österr.-franz. Vertrag von 1844. Danach kostete ein einfach schwerer (bis 7,5 Gr.) Brief 16 Dec. Porto.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein tolles Stück - herzlichen Glückwunsch zu diesem Preussen - Transit, wie er schöner kaum sein könnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.