Bayern - Württemberg

  • Lieber Helmut,

    vielen Dank - jetzt sehen wir 4x frankiert in Lindau für den Brief.

    Bar jeder Literatur gibt es jetzt 2 Möglichkeiten: Entweder die bayer. Post fuhr bis Tettnang und kassierte alle 4x für sich, was es zwischen Bayern und Württemberg bei gewissen Paketschüssen gab, oder man zahlte nur 4x bis zur Grenze und von dort aus gab es ein moderiertes Porto bis Tettnang von 1x.

    In jedem Fall kein schlechter Kauf - du bekommst schnell ein Händchen für Bayern, stelle ich mit großer Freude fest. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Eingeschriebener Portobrief aus Obernzenn (Königreich Bayern) nach Heilbronn (Königreich Württemberg) vom 28. März 1808.In Bayern fielen 18 Kr. Porto an. In Württemberg weitere 6 Kr. Gesamt bezahlte der Empfänger 24 Kreuzer Porto. Obernzenn hatte seit 1.1.1743 eine Kaiserliche Reichspostanstalt. Ab 1806 kam der Ort an Bayern und am 1.11.1809 wurde die kgl. bayer. Landespostanstalt aufgehoben. Handschriftlicher Aufgabevermerk "v.Obernzenn", obwohl ein Stempel "OBERZEEN.R.3." seit 1802 vorhanden war.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Weiler in Bayern als Partei - Sache mit 6 Kr. siegelseitig frankiert nach Isny, der den 1. Stempel von Weiler überhaupt zeigt (Feuser 3819-1). Interessant ist, dass Weiler 1810 ein bayer. Postexpedition bekam, diese jedoch mangels Aufkommen wieder geschlossen werden musste (Feuser sagt zwischen 1814 und 1818 ). Daher sind diese Rayonstempel von Weiler sehr selten und den P.P. für Port Payé kenne ich auch kaum von diesem Ort.

    In Württemberg fiel kein Porto an, weil Bayerns Postkutsche ihn nach dorthin fuhr und auch ein Bestellgeld nicht notiert wurde.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen, jedenfalls für mich, besonderen Brief. Am 24.5.1846 sandte man ein großes Kuvert mit Trauersiegel der Grafen zu Castell ( https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…XffJi6gngfLC5GQ ) mit Postaufgabe in Rüdenhausen (ab 1.1.1846 erstmals eine Postexpedition!) an Seine Erlaucht den Herrn Grafen Albert von Rechberg und Rothnelöwen nach München, wo es am 26.5.1846 ankam. Es wurde unfrei aufgegeben - eventuell dachte man hier an eine Portofreiheit des Empfängers (also eine unbeschränkte), weil man selbst nicht aktiv portobefreit war.

    Man setzte nach dem Inlandstarif vom 1.1.1843 15 Kr. fest bei einer Entfernung von 27 Meilen (24 - 30 Meilen einfach kosteten 10 Kr., hier über 1/2 bis 1 Loth den Faktor 1,5 = 15 Kr. wie notiert). In München hatten seine Genaden jedoch der Post seine neue Anschrift hinterlassen und zwar im schwäbischen Donzdorf im Königreich Württemberg, dunnemals noch von deren von Thurn und Taxis postalisch versorgt. Dazu muss man sagen, dass die deren zu Rechberg und Rothenlöwen es 1803 geschafft hatten, das Dorf Donzdorf bayerisch werden zu lassen, ehe man 1810 durch eine Grenzbereinigung dort wieder württembergisch wurde. So verquickt sich Geschichte ...

    Da in München keiner die 15 Kr. hatte bezahlen wollen, notierte man dort für die Weiterleitung nach dem Inlandstarif vom 1.12.1810 (der anzusetzen war, weil der Brief ins Ausland ging!) 9 Kr. für die Strecke München bis zur württembergischen Staatsgrenze bei Günzburg (13 Meilen - bei über 6 bis 12 Meilen fiel ein Porto von 6 Kr. an, hier mit Faktor 1,5 also 9 Kr., wie unter "15" notiert).

    Ein nettes Bild über die Behausung unseres Empfängers mag der Illustration der Zeit dienlich sein:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Rechberg_…Schlo%C3%9F.jpg

    Ab der württembergischen Grenze wurden für die Kasse der Taxispost 4 + 2 = 6 Kreuzer fällig, die man unter die Addition von 15 + 9 = 24 Kr. schrieb, so dass wir jetzt ein Gesamtporto von 30 Kr. vor uns hatten.

    Tja, das wäre es eigentlich auch gewesen - wenn nicht oben eine deutliche Rötel "39" zu sehen wäre. Im Jahr 1845 bekam Donzdorf eine Postablage! Erst 1848 erhielt es eine Postexpedition, so dass wir davon ausgehen müssen, dass jemand 9 Kr. Botenlohn (!) = 3 Mittagessen bekam, um von Göppingen nach Schloß Donzdorf zu laufen.

  • Hallo Ralph,

    zu deinem Brief passt gut dieser Brief aus Schwäbisch Hall nach München und Donzdorf vom 3.7.1826. Auch hier handelt es sich um einen Brief mit einem Trauersiegel.
    Mit der Taxierung habe ich jedoch meine Probleme. In Nürnberg wurden 6 Kr. in Auslage genommen für das württembergische Porto (Taxis). Das Gekraxel daneben dürften wohl 10 Kr. für Bayern sein. Für die Weiterleitung ab München kein Porto?
    Gesamtporto 15 Kr.?
    Kein Botenlohn nach Donzdorf?

    Grüsse von liball

  • Hallo Karl,

    auch ein guter Brief!

    Von Schwäbisch Hall nach München wurde der Brief zuerst einmal dem Kartenschlußamt Nürnberg zugeschickt, statt nach Augsburg. Daher Auslage Nürnberg auf der Rötel 6 (2. Gewicht: 4x und 2x) von Hall und ein typischer Nürnberger Strich in blaßblau als Zeichen für "nichts in Bayern". So schickte man ihn nach München, weil der Empfänger sicher portofrei in Bayern war.

    In München nicht zustellbar, lief er weiter nach Donzdorf, wofür die alten 6x für Württemberg und 6x + 3x für Bayern total 15x ergaben. Dann stelle man fest, dass man Württemberg gar keine 15x in Rechnung stellen konnte, weil in Bayern portobefreite Personen, auch wenn sie sich gerade mal außerhalb Bayerns aufhielten, nicht mit bayer. Porto belastet werden durften.

    Daher strich München seine falschen 15x wieder ab. In Württemberg schrieb man "w" mit Rötel neben die eigenen 6x, um zu kennzeichnen, dass es ein württembergisches Porto = Auslage war und kein bayerisches, welches der Graf sicher nicht bezahlt hätte.

    Wäre nicht schlecht, wenn man die beiden Briefe zusammen führen würde, jetzt, wo er geklärt ist. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    2 Mal editiert, zuletzt von bayern klassisch (1. Januar 2018 um 10:39)

  • von DInkelsbühl nch Jaxtheim (heute Crailsheim Ortsteil Jagstheim)
    Entfernung unter 3 Meilen
    Wie würded Ihr die Taxierung interpretieren 2 - 12 - 19
    Ihr Lieben Schrifrgelehrten helft mir bitte ! ;)

    Bilder

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    hinten sehen wir 4x, die der Absender bezahlt hat. Auf Grund des PV Bayerns mit Württemberg fuhr die bayer. Kutsche bis Crailsheim, so dass keine Kosten für die württ. Strecke anfielen.
    Der Brief wog über 1/2 bis 1 Münchener Loth (17,5g), weil er in der 1. Gewichtsstufe 3x gekostet hätte und die 2. nur einen Kreuzer Aufschlag bedeutete.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hinten sehen wir 4x,

    Also auf eine 4 wäre ich wohl als letztes gekommen, nur um es für mich zu verdeutlchen: ab und bis zu welcher Entfernung waren diese 4 Kreuerlein valide?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    lt. bayrischen Generaltarif zum 1.12.1810 bis 6 Meilen 3 Kreuzer.
    Progression: bis 1/2 Loth einfach, dann pro halbes Loth einen halben Prozentsatz; Ergebnis 4,5 Kreuzer, die auf 4 Kreuzer abgerundet wurden;

    Beste Grüße,
    Hermann

  • die auf 4 Kreuzer abgerundet wurden;

    Danke @Hermann, aber die Post rundet ab, hätte ich so nicht erwartet! ;)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich den 1. Brief, mit dem ich eine neue Mini - Sammlung ins Leben rufen werde und den Titel dieser Sammlung wird keiner erraten können, weil es noch keine Sammlung mit einem vergleichbaren Titel gab, zumindest nicht von Bayern. Obs was wird, steht in den Sternen, aber interessant wird die auf alle Fälle, weil sie die Postgeschichte von einer ganz anderen Warte her zeigen wird.

    Genug der Praeludiums - ein netter Frankobrief aus München nach Cannstatt vom 7.6.1851 fiel mir in die Hände, der am Münchener Chargéschalter aufgegeben wurde und den nur dort im Einsatz befindlichen Zweikreisstempel mit Zierstücken (falsch: OPA - Stempel, noch fälscher: OPD - Stempel) zeigt. Er erhielt dort die Reco-Nr. 534 und im Rahmen seiner Umspedierung die Nr. 325. In Württemberg brachte man noch nach guter, alte Sitte das Nota - Bene - Zeichen an und vergaß auch nicht den Bestellgeldkreuzer mittig in württembergischer Rottinte zuzufügen.

    Bayerische Marke gab es zwar schon lange, doch hätte ihr Einsatz weder die Kosten auf bayerischer, noch auf württembergischer Seite abdecken können, galt doch noch immer der Postvertrag vom 1.1.1810 (!) mit all seinen Vorgaben aus napoleonischer Zeit. Daher war im Frankofall wie hier auf der Siegelseite zu notieren: 6 Kr. für Bayern bis zur Grenze, wie immer in Bayern im Nenner und 4 Kr. Weiterfranko für Württemberg, wie immer in Bayern im Zähler.

    Das Gewicht war aber nicht das Zolloth, wie bei innerbayerischer oder postvereinlicher Korrespondenz seit Jahr und Tag gang und gäbe, sondern das alte, hälftige Münchener Loth. Auch waren die 10, 10-20 und über 20 Meilen - Schritte des Postvereins hier nicht anwendbar, sondern das inländische Taxregulativ vom 1.12.1810, auch noch unter Napoleon erlassen.

    Siegelseitig erfreut uns ein Distributionsstempel in blau der 2. Zustellung am 9.6.1851. In dem Brief selbst geht es um eher belanglose Geldforderungen, auch die hier einzugehen Zeitverschwendung wäre.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,


    und den Titel dieser Sammlung wird keiner erraten können

    ...ho-ha ! 8o Die Sammlerwelt muss also wieder einmal den Atem anhalten...lass uns raten: Wer machte einst den längsten Strich beim Bestellgeldkreuzer oder welcher nota-bene-Vermerk poppt am kräftigsten ins Auge ? :thumbup:


    + Gruß !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ja, ja, spottest du nur. Da wird nichts verraten - aber vlt. in Hochspeyer in einem Jahr die ersten 20 - 30 Seiten gezeigt. Laß dich überraschen! :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...von wegen spotten, wir haben uns schon öfters umgucken müssen, was ein @bk alles so Bemerkenswertes überhaupt erst einmal bemerkenswert hat werden lassen. Vorstehendes war ein etwas humorvoll angelegter, letztendlich aber nur verzweifelter Versuch eines insofern Unbedarften.


    Wir bleiben gespannt ! [Blockierte Grafik: https://cdn.webde.de/cdn/mail/client/wicket/resource/static-res/---/mc/img/smileys/animated/smileys050-vEr-6363343263343330.gif]

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    ein interessanter Brief ohne Inhalt aus München vom 16.8.1837 "Mit Glasmuster ohne Werth" war an Herrn Reiter, einen Zuarbeiter seiner Excellenz des Höchtverehrlichen Grafen von Rechberg in Donzdorf in Württemberg, gerichtet.

    Offenbar hatte ihre Erlaucht Bedarf an Glaswaren im Schloß Donzdorf und ein Münchener Händler/Hersteller war allerunterthänigst mit einem Glasmuster porto verschickt bereit, diesem Mangel abzuhelfen.

    Die Aufgabepost taxierte ihn mitsamt dem Muster (auch leider nicht mehr da) auf 21 Kreuzer bis zur württ. Grenze (über 12 - 18 Meilen 2 1/2 bis 3 Loth). Ab dort kamen 12 (4 + 2 + 2 + 2 + 2) weitere Kreuzer dazu, so dass der gute Herr Reiter total 33 Kr. zahlen durfte.

    Glasmuster, oder andere, eher fragile bzw. leicht ruinierbare Muster, wurden i. d. R. stets im Briefinneren transportiert, auch wenn dies keine Portomoderation nach sich ziehen konnte. Hier war es wichtig, das Muster in gutem Zustand bei der Kundschaft ankommend zu wissen und sich nicht 10 oder 20 Kreuzer zu sparen.

  • Liebe Freunde,

    viel Freud für wenig Geld, könnte man den hier nennen, der wie die Faust aufs Auge zur Nr. 95 dieses Threads passt!

    Am 21.4.1851 in München geschrieben, wurde er recommandirt und (war nicht vorgeschrieben damals!) mit 9 Kr. für Bayern (über 1/2 bis 1 Münchener Loth) und 6 Kr. für Württemberg (gleiches Gewicht) frankiert.

    Kosten also: Aufgabepost 4 Kr. für Reco, Bayern 9 Kr. für den Brief und Taxis in Württemberg 6 Kr. für den Brief - in summa ergo ein 19 Kreuzer - Brief.

    Lustig zu sehen, dass ihn Württemberg hinten mit einer Reconummer versah, was ich so bisher noch nicht gewärtigen konnte. Kam das häufiger vor?