Schleswig-Holstein nach Bergedorf

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Barfrankierter Brief aus Cölln bei Elmshorn, in Elmshorn (Herzogtum Holstein im Königreich Dänemark) aufgegeben, nach Bergedorf (gemeinsamer Besitz der Freien- und Hansestädte Hamburg und Lübeck) vom 13. April 1855. Siegelseite Durchgangsstempel "K.D.OPA. Hamburg". Adreßseite Hamburger Fußbotenstempel.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo VorphilaBayern,

    ein interessanter Beleg, vielen Dank für's Vorstellen!

    Der Brief wurde nach dem Preußisch-Dänischen Postvertrag von 1854 mit 2 Silbergroschen (= 9 dänischen Skilling) taxiert, der auch auf Bergedorf angewendet wurde, bevor es "offiziell" 1856 dem Postverein angehörte.

    Das kleine Örtchen "Cölln" kenne ich gut - hätte nicht gedacht, mal einen Brief von dort zu sehen :)

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus dem jahre 1865 aus Ahrensböck (zwischen Eutin und Lübeck gelegen) nach Bergedorf.
    Der deutsch-dänische Krieg war beendet, die Herzogtümer wurden noch provisorisch von Preußen und Österreich als Kondominium verwaltet.
    Freigemacht mit 1 1/4 Schillingen Courant, was meines Wissens dem Tarif zwischen Holstein und Bergedorf entsprach.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    Glückwunsch zu diesem wunderschönen Brief - herrlich, auch oder gerade für einen über den Tellerrand sammelnden Preußensammler. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    ja, mein Tellerrand ist etwas weiter gefasst ... ;)

    Der Brief kommt in meine kleine Sammlung der grenzüberschreitenden Nahbereichsbriefe.
    Eine nette Besonderheit bei diesem ist zudem, dass er quasi von einem Kondominium (Schleswig-Holstein, nur temporär bis zum 14.8.1865) in ein anderes Kondominium(Bergedorf) lief. Postgeschichtlich nicht so bedeutsam, aber zeitgeschichtlich.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    Unglaublich, dass hier eindeutig in fremden Fischgründen gewildert wurde ;)

    Ein außergewöhnlich schöner Brief, Gratulation.
    Wenn das man nicht der Beginn einer neuen (Schleswig-Holstein-)Sammlung ist ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Michael,

    diese "Sondertaxen" muss man im posthistorischen Zusammenhang sehen:
    Zu dänischen Zeiten wurden Hamburg, Lübeck und Bergedorf postalisch als Inland behandelt. Mit dem Wechsel der Postverwaltung im Zuge des Deutsch-Dänischen Krieges) hat Schleswig-Holstein all diese Regelungen übernommen - genauso wie Schleswig-Holstein nahtlos in die dänischen Verträgen mit dem Postverein eintrat.

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    folgender Brief blieb kürzlich bei mir hängen:

    1864 in Altona aufgegeben, sollte es ins benachbarte Bergedorf gehen.
    Korrekt frankiert mit 1 1/4 S., weist die Marke den Nummernstempel 170 des Holsteinischen Eisenbahn-Post-Speditionsbureaus auf, was durch den nebenstehenden Kreisstempel bestätigt wird.
    Rückseitig finden sich noch Stempel von Altona, Hamburg (der aptierte ehemals dänische) und der Ankunftsstempel von Bergedorf.
    Ich würde vermuten, dass der Brief direkt am Zug aufgegeben wurde, nach Hamburg lief und dort in den Postsack für Bergedorf gesteckt wurde.
    Aber wie kommt der Altona-Stempel da drauf? Wenn der Brief in Altona selbst aufgegeben wurde, trüge er doch vorderseitig den entsprechenden Aufgabestempel.

    Hat jemand eine Idee hierzu?

    Viele Grüße
    Michael

  • Moin Michael,

    der Stempel ALTONA wurde vermutlich bei der Annahme des Briefes im Postamt Altona abgeschlagen. Da die Bearbeitung aber im Zug erfolgen sollte, wurde die Marke nicht entwertet. Meist findet man diesen Stempel dann jedoch nicht rückseitig.

    Noch interessanter finde ich die Frage, warum der Brief überhaupt mit der Bahnpost lief? Es gab doch zu dieser Zeit gar keine Eisenbahnverbindung von Altona nach Hamburg? ?(

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht,

    Zitat

    der Stempel ALTONA wurde vermutlich bei der Annahme des Briefes im Postamt Altona abgeschlagen. Da die Bearbeitung aber im Zug erfolgen sollte, wurde die Marke nicht entwertet. Meist findet man diesen Stempel dann jedoch nicht rückseitig.

    Da es sich bei dem rückseitigen Altona-Stempel nicht um einen Bahnhofs-Stempel handelt, wäre der Brief bei dem normalen Postamt in Altona aufgegeben worden und nicht bei der Bahnpost Expedition. Hätte man dann tatsächlich auf die Markenentwertung verzichtet?

    Eine Beförderung von Altona mit der Bahn nach Hamburg ist meiner Meinung nach 1864 nicht darstellbar, da es in jenem Jahr von der Strecke Altona-Kiel noch keinen Übergabepunkt zu einer Bahnstrecke nach Hamburg gab.

    Wie wäre es mit folgender Überlegung:
    Der Brief wurde ausserhalb Altonas an der Strecke Kiel-Altona am Zug aufgegeben und dort vorderseitig mit den Bahnpost-Stempeln versehen.
    Dann lief er nach Altona, erhielt dort rückseitig den Durchgangsstempel, wurde per Kutsche (?) nach Hamburg gebracht und erhielt hier den nächsten Durchgangsstempel. Von hier ging es auf der Hamburg-Bergedorfer-Bahnlinie zum Zielort.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    normalerweise würde man den Bahnhofstempel auf solchen Briefen finden, aber es gibt auch welche mit dem Stempel des normalen Postamtes (aber dann eigentlich vorderseitig).
    Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass man in beiden Postämtern auf die Markenentwertung verzichtete. Wenn die Bearbeitung und damit die Markenentwertung bei der Bahnpost stattfinden sollte, galt vermutlich für das normale Postamt dasgleiche Verfahren wie für die Bahnhofexpedition.

    Gegen deine weiteren Überlegungen spricht, dass der Absenderstempel die Aufgabe in Altona nahelegt und der nächste Bahnhof vor Altona ca. 15km entfernt liegt (in Pinneberg).
    Es muss eine andere Erklärung für die Bahnpostaufgabe nach Hamburg geben. Jedenfalls ist es kein Zufall, da es weitere Briefe mit dieser Kombination gibt: von Altona mit der Bahnpost nach Hamburg.
    Vielleicht gab es den Postaustausch mit Hamburg nur über die Bahnpost, so dass auch Altona seine Briefe der Bahnpost übergab?
    Aber praktisch kann das dann doch nicht gewesen sein, da die Bearbeitung dann im (abgestellten) Bahnpostwagen stattgefunden haben müsste?

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht,

    Zitat

    Gegen deine weiteren Überlegungen spricht, dass der Absenderstempel die Aufgabe in Altona nahelegt und der nächste Bahnhof vor Altona ca. 15km entfernt liegt (in Pinneberg).

    Vielleicht war der Absender auf Reise. Solche Briefe findet man ja auch hin und wieder.
    Aber zunächst mal hast du natürlich Recht, ich war ja zunächst auch automatisch von einer Briefaufgabe in Altona ausgegangen.

    Zitat

    Es muss eine andere Erklärung für die Bahnpostaufgabe nach Hamburg geben. Jedenfalls ist es kein Zufall, da es weitere Briefe mit dieser Kombination gibt: von Altona mit der Bahnpost nach Hamburg.
    Vielleicht gab es den Postaustausch mit Hamburg nur über die Bahnpost, so dass auch Altona seine Briefe der Bahnpost übergab?

    Interessant. Aber es könnte durchaus plausibel sein: Von der mit der Bahnpost in Altona ankommenden Briefe war sicher ein deutlicher Anteil nach/über Hamburg weiterzuleiten. Da könnte sich die "normale" Briefpost aus Altona selber drangehangen haben.

    Zitat

    Aber praktisch kann das dann doch nicht gewesen sein, da die Bearbeitung dann im (abgestellten) Bahnpostwagen stattgefunden haben müsste?

    Laut Handbuch gab seit 1844 eine Bahnpost-Expedition in Altona. Da kann es durchaus ein gemütliches Büro mit Kanonenofen gegeben haben, oder? ;)

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    Laut Handbuch gab seit 1844 eine Bahnpost-Expedition in Altona.


    Stimmt, aber ist wirklich ein Bahnpostbüro gemeint?
    Vermutlich wurde 1844 nur eine Bahnhofexpedition eröffnet. Eine Bahnpost im engeren Sinne gab es zu dieser Zeit noch nicht.

    Also würde ich weiterhin davon ausgehen, dass die Markenentwertung durch den Bahnpost-Nummernstempel im Zug stattgefunden hat !?

    Mal sehen, ob ich am Wochenende dazu noch mehr finde ...

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der Brief aus Beitrag #9 hat ein Brüderchen aus gleicher Korrespondenz bekommen.

    Dieser wurde ein Jahr später 1865 geschrieben. Als Frankatur trägt er die kurz vorher erschienene, für alle Landesteile gültige, 1 1/4 S.-Marke.
    Die postalische Behandlung ist identisch mit dem unter #9 gezeigten Brief. Wobei mir der konkrete Ablauf der postalischen Behandlung noch immer etwas schleierhaft ist ...
    Eingangsstempelung in Altona, weitere Bearbeitung dann bei der Bahnpost, wie aus den Zeitangaben in den Stempeln ersichtlich.
    Worauf bezieht sich dann die Angabe "1.Zug" auf den vorderseitigen Stempeln, wenn der Brief nicht mit einem Zug transportiert wurde?

    Gruß
    Michael

  • Moin Michael,

    es gibt nicht viele Briefe nach Bergedorf, aber ich habe mal andere Briefe aus Altona nach Bergedorf aus dem Archiv herausgesucht und zwar nur für die Korrespondenz von Gustav Schipmann, um
    vielleicht ein Muster zu erkennen. Folgende Stempelkombinationen gibt es:

    01.04.1864 Nummernstempel / Ortsstempel Altona
    25.05.1864 Bahnpoststempel (Nummernstempel), rückseitig Ortsstempel Altona
    21.10.1864 Bahnpoststempel (Nummernstempel)
    03.12.1864 Nummernstempel / Ortsstempel Altona
    13.07.1865 Bahnpoststempel, rückseitig Ortsstempel Altona
    31.10.1865 Bahnhofstempel Altona, nebengesetzt Ortsstempel Altona
    18.08.1866 Ortsstempel Altona

    Die Gemeinsamkeit scheint zu sein, dass immer ein Ortsstempel vorhanden ist.

    Eingangsstempelung in Altona, weitere Bearbeitung dann bei der Bahnpost

    Dann kann es eigentlich doch nur umgekehrt gewesen sein!?

    Es gab vermutlich 3 Möglichkeiten, einen Brief in Altona aufzugeben:
    im Ortspostamt, in der Bahnhofexpedition und am/im Zug. Dann wäre doch plausibel, dass trotzdem alle Briefe zum Ortspostamt mussten, weil nur dort mit Hamburg ausgetauscht wurde.

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht,

    vielen Dank für die Auflistung.
    Wann vorder- oder rückseitig in Altona gestempelt wurde ist mir nach wie vor unklar, aber es ist doch so, dass nur in Altona aufgegebene Briefe diesen Stempel zeigen, oder? Also keine Briefe, die mit der Bahnpost in Altona ankamen (bzw. durchgeleitet wurden) und nach Hamburg oder darüber hinaus adressiert waren.

    Zur Überlegung, ob bei den Altona-Briefen zuerst die Bahnpost stempelte und dann die örtliche Post oder umgekehrt:
    Zunächst mal gehe ich davon aus, dass die meisten (alle?) Briefe aus Altona beim örtlichen Postamt aufgegeben wurden. Wäre es nicht sehr umständlich gewesen, die Briefe erst unbehandelt der Bahnpost zuzuleiten, damit diese stempelt? Anschließend müsste die Bahnpost ja diese Briefe separiert von den anderen Briefbündeln - nach Hamburg, über Hamburg hinaus - noch mal dem Postamt übergeben, damit dieses ihren Ortsstempel abschlägt.
    Wäre es nicht ein flüssigerer Arbeitsablauf, wenn die im Ort aufgegebenen Briefe zunächst vom lokalen Postamt gestempelt und dann der Bahnpost übergeben werden, damit diese Briefe dann zusammen mit den per Bahnpost angekommenen Hamburg-Briefen weitergeleitet werden?

    Gruß
    Michael