Aushilfsstempel !?

  • Hallo weite Welle,

    es gab bei den Bahnstationen der verschiedenen Eisenbahngesellschaften Stempel, die auf Frachtbriefen abgeschlagen wurden (die Gründe waren die gleichen, wie bei der Post).

    Nachdem was du schreibst, könnte es so gewesen sein, dass die Post wegen Überschwemmung Probleme hatte und man mit anderen Behörden kooperieren musste. In diesem Rahmen könnte ich mir gut vorstellen, dass in dem anzunehmenden Tohuwabohu Frachtstücke und Poststücke nicht ausgeschieden, sondern ("Hauptsache weg vom Tisch") zusammen bearbeitet wurden.

    Dafür spricht auch, dass diese Stempelform bzw. dieser Stempelabschlag bisher nicht bekannt war, denn Notmaßnahmen ziehen immer nur kurzzeitige Fremdstempelbenutzungen nach sich. Zu dem Stück kann man dir nur gratulieren. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    auf der Grundlage des Berner Postvereinsvertrags vom 01.07.1875 wurde die Postkarte für den internationalen Versand zwischen 21 Ländern zugelassen und durch den Weltpostvertrag vom 01.06.1878 erweiterte sich der Bereich über den größten Teil der Erde.

    Diese Postkarten mussten damals noch nach Vorschrift auch die französische Aufschrift „Carte postale“ haben. So war es bis Oktober 1907 Vorschrift, das Wort "Postkarte" in mehreren Sprachen auf der Empfängerseite aufzudrucken.

    Da das bei der nachstehenden US-Privatpostkarte aus Scranton (Pennsylvania) nicht der Fall ist, wurde jene im Sinne des Art. 5 Abs.1 Nr. 1 Satz 2 UPU-Vertrag i.d.F. von 1891 als unzureichend frankierte Briefsache angesehen und abzüglich des verklebten 2 cts = 10 Centimen mit 3 cts = 15 Centimen nachtaxiert.

    Mit der anfallenden Strafgebühr verdoppelte sich der Betrag auf 30 Centimen = 25 Pfennig. Dies dann noch kombiniert mit dem R2 Aushilfsstempel Lauterecken...da kann man nicht meckern.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    Glückwunsch zu dem Traumstück, bei dem alles passt. Eine kleine Nadel im Heuhaufen der Philatelie ... :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer, ich habe eine Frage zu deiner Erläuterung zur Behandlung von nicht nicht UPU gerechten Karten ( Fehlende französische Inschrift ). Gilt die Behandlung als zu niedrig frankierte Briefsendung grundsätzlich bei allen aus dem Ausland eingehenden Karten ? Grund für meine Frage: ich habe eine Karte 1900 aus der Schweiz nach Deutschland, die nur die Inschrift POSTKARTE trägt, aber so von der Post akzeptiert worden ist. Versehentlich durchgeschlüpft ?

    herzlichen Gruß remstal

  • Hallo remstal,

    ich bin mir sogar sehr sicher, dass sich zu dem von Dir benannten Beispiel noch zich-welche dazu arrangieren lassen.

    Andererseits gibt es für die Nachgebührenforderung des in post 103 gezeigten Belegs auch keine andere Erklärung als die vorschriftswidrige Verwendung einer Privatpostkarte.

    Wäre diese UPU-formulargerecht gewesen, dann ist sie jedenfalls als Auslandspostkarte tarifgerecht mit 2 ct freigemacht.

    Ich habe nun leider noch keine VO / Ausführungsbestimmung des UPU finden können, lediglich Ziffer 3 der 52. Verfügung der Reichspost-Anstalten vom 21.06.1875, wo auf das Thema aber nur hingedeutet wird (siehe unten).

    Sicherlich wird der Vollzug dessen auch ein Stück weit Ermessenssache gewesen sein. Täglich fahren zich Autofahrer bei Gelb über die Ampel, die meisten haben Glück, einige haben Pech...

    Herzlichen Gruß !


    vom Pälzer...der jetzt für Sifi packt 8o

  • Hallo zusammen,

    was ist das nachstehend nur für ein Stempel ? Ein L2 mit Datumseinsatz ist es augenscheinlich nicht, könnte also eher ein L1 Stationsstempel der Bahnpost sein. Aber dafür wäre er unüblich groß und eine Behandlung durch die Bahnpost ist vorliegend nicht nachweisbar. Immerhin ist seine Verwendung durch den Ankunftsabschlag im Jahre 1897 datierbar. Wer kann weiterhelfen ?

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,
    Der Stempel ist sowohl bei Helbig (Hand buch der Bayerischen Poststempel) als auch bei WInkler (Die bayerischen Aushilfsstempel) gelistet. Bei letzterem heißt es dazu: ". . in Verbindung mit Bahnpoststempel vorgelegen" (10.9.87), "ohne Bahnpoststempel vorgelegen" (27.5.95, 25.3.96) und "als Paketstempel verwendet"(auf Kriegsausgabe). Anscheinend war er das Lieblingsspielzeug der Postler in Zweibrücken und sie nahmen ihn immer dann her, wenn grade nichts anderes zur Hand war. Für mich ein eindeutiger Aushilfsstempel, der anscheinend über Jahrzehnte immer mal wieder benutzt wurde. Ich nehme aber an, dass es da im Forum jemanden gibt, der durchaus erschöpfender hierzu Auskunft geben kann.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle,

    Anscheinend war er das Lieblingsspielzeug der Postler in Zweibrücken


    :D :D :D


    ...und natürlich vielen Dank für die wertvollen Hintergrundinformationen + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • hallo zusammen,

    der Unterordner Stempel hat es ja zu einem beträchlichen Umfang gebracht, was einem Anfänger die Suche nicht wirklich erleichtert. Unlängst entdeckte ich beim Angeln diese Karte, deren Stempel mir merkwürdig vorkam und den ich dann in völliger Ahnungslosigkeit aus der Bucht holte.

    Ich denke, hier ist er richtig eingestellt und deshalb möchte ich Euch den Aushilfsstempel SELB STADT. / 1 APR. (1889) zeigen, der auf einer Ganzsachenkarte nach Wien abgeschlagen ist.

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    ja, so sehe ich das auch - feines Stück, auch mit schönem AK - Stempel von Wien.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Aufgabe- und Ankunftsabschlag beide mit Aushilfsstempeln auf einem Beleg, das hat man ja nun nicht so oft. Vor den Toren von Neustadt a.d.Haardt ging es vom Ortsteil Lachen (heute Lachen-Speyerdorf) über die Postdienststelle Börrstadt nach Steinbach am Donnersberg im nordöstlichen Teil der bayerischen Pfalz.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    tolles Stück - dergleichen Kobinationen sind nur in wenigen Dutzend Fällen der gesamten Pfennigzeit bekannt geworden - innerhalb der Pfalz sind es natürlich viel weniger! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Heribert,

    ja die ist aber auch Klasse. Wenn das so weiter geht, dann müssen wir dem admin noch einen thread "Kunst am Beleg" vorschlagen. :thumbup:

    Viele Grüße !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    wenn sich etwas im Postdienst nicht richtig lesen ließ...dann kommt für uns Sammler nicht selten was nettes dabei raus. ^^ Im vorliegenden Fall war die Adressatin, das Fräulein Camille nicht in Ramstein (Westpfalz), sondern in einem Gasthaus in Bannstein (Lothringen) ansässig. Das Weiler liegt bei Éguelshardt ca. 10 km östlich von Bitche in den Nordvogesen.


    Schön, dass sich wegen dem entsprechenden Umweg der Fehlleitung dann auf einem Beleg drei sehr verschiedene Stempeltypen treffen: Rundstempel Zweibrücken in der Aufgabe am 25.09., Aushilfsstempel Ramstein auch vom 25.09. und dann der auf Umleitung am 27.09. angebrachte Ovalstempel der Reichspost-Bahnstrecke Saargemünd- Haguenau (Elss.).

    Die schöne Ansichtspostkarte von Zweibrücken ist dann natürlich noch das Schmankerl on top.

    + Gruß !


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    Toller Beleg. Gratuliere!

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)