Frankreich - Bayern (semiklassisch)

  • Guten Morgen,

    es wurde ja in der letzten Zeit schon an anderer Stelle darüber diskutiert, das Hinnehmen von - mitunter deutlichen - Qualitätsmängeln. Das vorliegend ist ein solcher Fall. Trotz heftigen Bug durch den 15 C-Wert hat er doch ein Gesicht und zeigt einen interessanten industrietechnischen Zusammenhang: Bei dem Absender Mistral Ferers / Saint-Rémy-de-Provence handelte es sich um ein Unternehmen, das sich auf die Erzeugung von Kardensdistel, die Weberkarde (oder auch Weberdistel, Wolfskamm früher Bendektinerkraut) spezialisiert hatte.

    Das Weber-Kraut leitet sich davon ab, dass die dornenförmigen, aber elastischen Spitzen des getrockneten Fruchtstandes geeignet sind, um die Oberfläche von Wollgewebe aufzurauen, ohne sie zu zerreißen. Es wird so eine flanellartige flauschige Oberfläche erzeugt. Dafür war auch im pfälzischen Lambrecht der schon seit 1585 agierende Tuchmacherbetrieb J.J. Marxx Abnehmer, der seit 1839 Woll-Filztücher für die Papierindustrie erzeugt, welche von dort aus auch mit Nassfilzen sowie gewebten und spiralisierten Trockensieben beliefert wird.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,

    allein der Absenderstempel in rot mit komplettem Datum macht den Brief schon zu einem Hingucker ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Tag Sammlerfreunde,

    wieder einmal ein neues Formular anbei, nun das des Kartenbriefes zu 25 Centimes, hier adressiert an den Verfasser der Fabrikgeschichte und der Werkzeitung der BASF in Ludwigshafen a.Rh. (1865-1940), Herr Dr. Walter Voigtländer-Tetzner. Die Rückseite ist ohne postalische Vermerke, der Ankunfsstempel wie bei einer Postkarte auf der Vorderseite abgeschlagen.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Guten Morgen Sammlerfreunde,

    es ist kein Wunder, dass im vorliegenden Fall zunächst fehladressiert wurde, denn die Fa. Johann Adam Benckiser hatte ab 1889 sowohl Standorte im badischen Pforzheim als auch im pfälzischen Lundwighafen am Rhein. Benckiser (1782 - 1851) hatte nach ersten unternehmerischen Erfahrungen mit dem Eisenwerk seines Großvaters, der Leitung der Durlacher Fayence-Fabrik und mit Gründung einer Bijouteriewarenfabrik im Jahre 1823 die Pforzheimer Salmiakhütte übernommen. Nach Einstellung des Chemikers Karl Ludwig Reimann expandierte das Unternehmen, in welchem neben Glaubersalz, Zinn- und Zinksalzen vor allem künstliche Weinsäure hergestellt wurde. Beide begründeten das adressierte Chemieunternehmen Joh. A. Benckiser GmbH. In seinem Testament verfügte Benckiser 1844 seinen Sohn Alfons sowie seinen Schwiegersohn Karl Ludwig Reimann zu seinen Nachfolgern.

    Sieben Jahre nach seinem Tod wurden die Produktionsstätten der Firma in die Zweigniederlassung nach Ludwigshafen am Rhein verlegt, was im Wesentlichen auf den heute noch bestehenden Lagevorteil zu den internationalen Schifffahrts- und Rohstrofftransportlinien zurückgeht. Ab 1889 führte der Enkelsohn Theodor Benckiser zusammen mit den Herren Albert Reimann sen. und jun. das Chemieunternehmen. 1936 zog sich Benckiser gänzlich aus der Firma zurück und trat seine Geschäftsanteile an Albert Reimann sen. ab, womit nach 113 Jahren die Ära der „Chemie-Benckiser“ in Pforzheim und Ludwigshafen endete. Die Weiterleitung muss nach Annahme erfolgt sein, da hier mittels Bogenrandstücken neu adressiert und mit 10 Pf neu frankiert worden ist.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Wow! An deren Fabriktoren bin ich als Junior noch vorbei gelaufen ... :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Tim,

    wo gräbst Du nur immer diese ganzen krummen Hunde aus?

    Liebe Grüße

    von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    man muss buddeln wie ein Hund und das immer, immer tiefer, mein ich grad.

    Schönen Gruß

    Tim 8o

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    es gibt auch ganz einfache Belege, die ganz nett daherkommen können. Hier ist es eine Correspondance Commercial, also der offen aufgelieferte Geschäftsbrief, der zum begünstigten Tarif von 15 C an die ehem. Papierfabrik Eduart Mann & Cie in Ebertsheim bei Grünstadt in der Pfalz gelaufen ist.

    Unternehmensgeschichte der Papierfabrik Eduard Mann - regionalgeschichte.net

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • ... klein, aber fein. Wie viele mag es heute noch geben?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... ja, aus einer Korrespondenz kann man da mal was finden, aber sonst ist diesbezüglich eher Ebbe auf dem Markt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...so sieht`s aus, Geschäftsbeziehungen von nach F nach dem 1. WK beruhten ja nun nicht gerade auf der Basis einer vollkommen entspannten Lage.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo in die Runde,

    wenn auch diesmal wahrlich keine "Puppe", so doch ein Beleg, den man lange suchen muss:

    Postkarte aus Neuvy le Roi im Departement Indre et Loire vom 13. Oktober 1902 nach München, Eingang 15.10.1902.
    In der Schönfeldstraße war die "Zenzl" leider nicht anzutreffen, so dass die Karte mit 2 Pfg. Wappen für den Ortstarif freigemacht werden musste und in die Augustenstraße nachgesandt (18.10.02) wurde.
    Was noch auffällt, ist der kleine französische Einkreisstempel "OR" (oben mittig) - meines Wissens eine Art Landbrieträgerstempel. Wer genaueres dazu weiß - weitere Info gerne willkommen.
    Der Absendeort Neuvy le Roi hat übrigens auch heute nur etwas mehr als 1.000 Einwohner.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser


  • Hallo Tim,

    danke für Deine Stichworte, aber auch in Altbayern formulieren wir i.d.R. ganze Sätze zum besseren Verständnis.
    So Leid es mir tut, aber ich kann mit den Stichworten nichts anfangen. Wo ist der Unterschied zwischen "origine rurale" und "boite rurale" - und wo ist der Zusammenhang zu meinem Beleg ?
    Besten Dank im Voraus für Deine Mühe einem alten Mann über die Straße zu helfen. 8)

    Grüße aus Lenggries
    Schorsch

  • Hallo Schorsch,

    immer langsam, da das klar war, dass die Rückfrage kommt, bin ja dran, interessiert mich selbst:

    Erste Aufschläge hier wie folgt:

    Origine rurale noire

    Wenn ich dass richtig verstanden habe, dann wurden diese Stempel von Juni 1836 ab bis 01.02.1912 abgeschlagen, wenn der Landbriefträger eine Sendung aus einem ländlichen Bestellbezirk zu dem hierfür jeweils zuständigen Postamt mitgenommen hat. Dabei war nicht nachzuvollziehen aus welchem Ort, während ein Rundstempel mit Buchstabe wohl den konkreten Landbriefkasten / Herkunftsort bezeichnete.

    https://berry-nivernais.cmcas.com/wp-content/uploads/sites/88/2018/05/Le-timbre-O.R.-dans-un-cercle.pdf

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim, hallo Schorsch,

    Soviel ich weiss , gibt es auch eine Brustschild Marke auf welcher dieser Stempel gleich mehrfach abgeschlagen wurde. Auch damals wurde gerätselt was das für ein Stempel sein soll. Danke Tim für die Aufklärung. Schönen Sonntag ....


    Liebe Grüße von der Pappnase