Bayern - Rußland

  • Berchdesgaden - Neu-Peterhof29.07.1901

    Hallo zusammen,

    hoffentlich habe ich mich nicht im Forum verguggt, aber zum o.a. Thema habe ich noch nichts vorfinden können. Insofern hier einmal eine sicherlich nicht so oft vorkommende Bayern-Rußland-Destination, auf einer - wie ich finde - recht hübschen Ansichts-Poka. Kann sich dazu evtl. jemand aus den beiden roten Abschlägen einen Reim machen ?


    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    nachdem der Ankunftsstempel von St. Petersburg drauf ist, dürften das auch Petersburger Stempel, der kleinere möglicherweise sogar eine Art Briefträger-Stempel, sein.
    Vielleicht kann aber einer von unseren "Russen" :D mehr dazu sagen (schreiben).

    beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pälzer,

    angesichts der doch etwas undeutlichen Abdrücke, kann ich nur folgendes vermuten:
    Der größere Stempel scheint von einer Petersburger Stadtpostabteilung zu sein.
    Der kleinere Stempel könnte ein Zugstempel mit Zugnummer sein, verwendet bei lokalen Postwaggons.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Micheal + PK,

    na dann werde ich mich gerne einmal des Näheren den russischen Distributions- und Bahnpoststempeln der Zeit widmen - Weiterbildung schadet nicht. :thumbup:


    Vielen Dank für die Hinweise + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo lieber Pälzer
    Ich möchte gerne zu Deiner Karte noch zwei Belege aus Russland nach Neustadt a.d.H. beisteuern, zu denen ich auch einige Fragen habe ...

    1. Ein rekommandierter Brief zu 20 Kopeken aus Moskau vom 14.05.1907. Da wir hier den gregorianischen Kalender vorliegen haben, müssen wir 13 Tage hinzu addieren, um das Datum im julianischen Kalendar zu erhalten (für die Umrechnung füge ich eine tab. Darstellung an). Der Brief erreicht Neustadt am 17. Mai vormittags.
    Die Adresse S. Bach findet sich in meiner Sammlung auch auf einem Beleg in die USA mit Firmenlochnug aus dem Jahr 1928. Kennt jemand evt. diese Firma resp. Anschrift und weis etwas darüber zu berichten?

    2. Eine Ganzsache zu 4 Kopeken aus - gemäß Rückseite in lateinischer Schrift (!) - Bejitza. Den Ort kann ich aber nicht finden. Der Absender gibt aber hinten das Datum im jul. und greg. Kalendar an (14/27.11.1911). Die GA scheint ein Tag später auf den Weg gebracht worden zu sein. Leider ist kein Eingangsstempel von Neustadt vorhanden, was eigentlich eher ungewöhnlich für diese Zeit ist. Jedenfalls geht das Teil an den "pfälzischen Kurier" d.h. eine damalige Zeitung und wird dort mit einem Eingangsstempel (02.12.1911) versehen. Kennt diese Zeitung vielleicht jemand?

    Viele Grüsse
    Helveticus

  • Hallo Heleveticus,

    auch wenn ich weiss, dass es andere Stimmen dazu gibt: Nach meinem Dafürhalten sollte IM-Bayern (hier Russland>Bayern-Destination) zu den jeweiligen Länderthreads gehen und nicht unter die Bayern>Russland-Destinationen...nur meine persönl. Meinung.


    ad. 1:

    S.Bach ist in von Scharpens FiLo-Katalog und Ziffer S5, auf Seite 311 erwähnt mit S. Bach, Kgl. Bayer. & Kgl. Preussischer Hoflieferant, Ludwigstraße 28, Weingroßhandlung. Im Katalog steht "1920>", was bedeutet dass die Lochung auch über 1920 hinaus weiter verwendet worden ist.

    ad. 2:

    Auch sehr schöne Poka nach NW, die stammt aus Bežica, das als Metallarbeiterstadt im Jahre 1956 in das heutige Brjansk eingemeindet wurde > http://lv.wikipedia.org/wiki/Be%C5%BEica

    ad. 3:

    http://books.google.de/books?id=TCVNA…epage&q&f=false

    Gruß !

    vom Pälzer

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    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (21. Oktober 2013 um 23:16)

  • Hallo Pälzer
    Mit den Threads ist das so eine Sache, jeder sieht das eben bischen anders und verortet seine Belege resp. Beiträge auch entsprechend anders.
    Das Werk über die Firmenlochungen werde ich mir - glaube ich - auch mal zu legen ...
    Sehr gut und hilfreich auch die beiden anderen Links. Dazu recht herzlichen Dank!

    Grüsse,
    Helveticus

  • Hallo Sammlerfreunde,

    den nachfolgenden Beleg möchte ich euch zeigen, der nicht nur für die Destinationssammlung eine Bereicherung ist, sondern auch gleichzeitig in seiner Ungewöhnlichkeit einige Fragen aufwirft:

    Ursprünglich mit 20 Pfg. korrekt frankiert von Bad Tölz am 3. Februar 1907 nach Irkutzk in Russland, besser gesagt: Ins tiefste Sibirien am Baikalsee. "Schlappe" 6.175 km Luftlinie - doch das nur am Rande.
    Rückseitig ist der Ankunftsstempel von Irkutsk vom 4. Februar abgeschlagen. Donnerwetter - 1 Tag Laufzeit ! Nein ! Durch die Differenz von julianischem und gregorianischem Kalender ergibt sich ein tatsächliches Ankunftsdatum 17. Februar 1907 - Laufzeit also 2 Wochen.
    Dort war nun der gute "Bachel Jaifussof" offenbar nicht anzutreffen und der Brief ging nach Tölz retour. Dazu wurde der Brief neben handschriftlichen Retourkennzeichnungen auch (versehentlich ?) mit dem "R"-Stempel versehen, den ich bis dato nur im Zusammenhang mit Einschreibesendungen von Russland kenne. Gleichermaßen erging es offenbar auch dem Beamten beim Bahnpost 18, welches für den Kartenschluss (u.a.) für Post aus Russland zuständig war. Er vermutete wahrscheinlich trotz der sonst üblichen aber hier fehlenden Kennzeichnung "Заказное" einen Einschreibebrief und versah den Brief mit dem R-Zettel des Bahnpostamtes
    Am 20. Mai 1907 war das gute Stücke nun wieder zurück in Bad Tölz.....und am 21. November 2013 letztendlich in Lenggries. :D
    Sollte jetzt noch jemand den handschriftlichen Text zwischen "Russland - Sibirien" und dem Namen, sowie die rote Tinte entziffern können, bin ich um jede Unterstützung dankbar.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Guten Abend, Herr Kemser,

    zwischen den beiden angegebenen Zeilen steht der Name des Adressaten nochmals, allerdings in kyrillischen Buchstaben.

    Das mit roter Tinte geschriebene Wort kann ich auch nicht entzioffern.

    Beste Grüße

    Italienfreund

  • ...ein guter Gedanke von Italienfreund, den man natürlich auch für`s in Rötel geschriebene 100% zielführend fortsetzen kann:


    Irkutsk = Ирку́тск

    Schönen Gruß !

    vom Pälzer ^^

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    nur noch eine Farbkopie aus alter Zeit, aber hier sicher noch nicht vorgestellt, daher will ich das heute ändern.

    Regensburg 21.7.1869 mit 14x frankiert bis 1 Loth Gewicht nach Odessa. Über Wien (22.7.1869) ging es an die Schwarzmeerküste, wo er am 16.7.1859 ankam (Julianischer Kalener, eigentlich der 26.7.).

    Der Brief war mit dem Vermerk "poste restante" gestellt worden, weil man in Regensburg nicht wußte, wo der sich dort aufhaltende Regensburger Lorenz Ludwig einquartiert hatte.

    Kann jemand das Datum des 2. Stempels von Odessa vorne lesen?

    Später sandte man ihn zurück, weil ihn keiner abgeholt hatte und er lief wieder zum Absender nach Regensburg retour.

    7 Kr. erhielt Bayern, 7 Kr. bekam Russland - daher war der Franco - Stempel zurecht abgeschlagen worden.

  • Hallo bk,

    was für ein Bayern-Brummer, Glückwunsch ! Wenn man auf google-translate auf russisch "Dezember" abruft, dann meine ich es an den 30. DEZ 1869 festmachen zu können. Dies vor allem auch deswegen, da ich der Auffassung bin, dass Regensburg einen - zwar schlechten, aber geraden noch so lesbaren - Ankunftsabschlag vom 10. JAN. 1870 angebracht hat, wo man auch die Ziffer "0" von 1870 vorfinden kann. Müsste so passen, oder ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Tim,

    du wirst Recht haben - ich lese Wien 17.1.1870 und dann wäre es 19.1.1870 bei der Ankunft in Regensburg. Supi, dann haben wir das ja geklärt.

    Leider gehört mir der Brief nicht mehr - nur die beiden Fotokopien, die damals 2 DM das Stück im Copy - Shop gekostet haben. Was für Preise!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Portobrief aus dem schönen Bad Brückenau vom 24.6.1863 via Gemunden nach Riga. Die Adresse lautet: "S(eine)r Hochwohlgeboren Dem Herrn A. von Sivers Im Petersburger Hotel abzugeben Riga über Berlin - Russland".

    Ab dem 13.4.1852 gab es den Leitweg über Preußen (wie hier gewählt und gewährt), der für Portobriefe die einfache, entfernungsgemäße Postvereinstaxe von 9 Kreuzer für die Aufgabepost vorsah und 10 Silberkopeken = 3 Silbergroschen = 10,5, gerundet 11 Kreuzer für Russland vorsah.

    Da wir links oben eine große 3 sehen, könnten wir zu glauben geneigt sein, dass es sich um ebige 3 Silbergroschen handeln müsste. Aber das wäre weit gefehlt, denn die Vorschrift besagte bei Portobriefen nach Russland, dass die Vereinstaxe in preussischer Währung frontseitig bei Portobriefen zu notieren war. Demzufolge hatte die Aufgabepost allein die Pflicht, die Briefe zu wiegen und je angefangenes Loth 3 Silbergroschen oder ein Vielfaches davon zu notieren (ab 1.1.1861 immer in blau, der Farbe des Portos, im Gegensatz zu rot, der Farbe des Frankos damals).

    Diese 3 Silbergroschen entsprachen zwar paritätisch 3 mal 3,5 Kr. = 10,5 Kr. gerundet auf 11 Kr., doch bekam Bayern von Preussen nur 9 Kr. ersetzt, womit Bayern auch sehr zufrieden war. Preussen selbst setzte natürlich im Austausch mit Russland 3 Sgr. an und bekam o. g. 10,5 Kr. paritätisch, machte also einen Währungsgewinn von 1 1/2 Kr. je Gewichtsstufe jeden Briefes. Das war so wenig nicht. Auf der anderen Seite waren Briefe aus Russland via Preussen nach Bayern 20 Kr. je Loth teuer und Preussen erhielt dann 11 Kr. von Bayern für Russlands Anteil und durfte selbst nur 9 Kr. behalten - bei diesen Briefen erhielt Bayern also gar nichts!

    Zurück zum Brief: Siegelseitig notierte man die Forderung Preussens an Russland mit 10 (Silberkopeken) und wie so oft wurde das Gesamtporto in Riga nicht notiert - es betrug 20 Silberkopeken.

    Galt für Bayerns Absender ein Briefgewicht von 1 Loth = 15,625g inklusive, so galt für russische Absender bzw. bayer. Empfänger das Gewicht von 15g als einfach. Es wäre also sehr spannend, einen Brief zu finden, der über 15g, aber unter 15,625g gewogen hatte, aber den habe ich selbst noch nicht gefunden.

    Beim Empfänger muss es sich um Alexander Graf von Sievers, geb. 1823, gest. 1887, gehandelt haben, der immerhin Gouverneur von Moskau war, also kein Niemand. Hier der Link zur Famile:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sievers_(Adelsgeschlecht)

    Den sicherlich adligen Absender zu eruieren war mir anhand des kleinen Siegels nicht vergönnt. Ich finde diesen Damenbrief auch ohne Marken äußerst attraktiv, womit er sich in dieser Hinsicht seinem Kaufpreis annähert.

  • Lieber Ralph,
    Bayern hat in Vergangenheit die Preußische Währung Umstellung auch nicht interessieren wollen, und kassierte nebenbei (1825 – 1834) also haben es ein wenig zurück bekommen :P

    schön ist dein Brief, danke für deine tolle Beschreibung :)
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Adriana,

    schön, dass du zeitenübergreifend perzipierst - findet man selten (außer hier im Forum natürlich). ^^

    Ja, die Währungen mit ihren Gewinnen auf unterschiedlichen Seiten sind immer interessant gewesen - und es noch für mich. :D

    Die Gewinner waren aber vor allem die Postverwaltungen (und damit Staaten bzw. Lehensposten), die die Transite handeln konnten, also fremde Grenzen hatten. 1. Preußen, 2. Baden, 3. Taxis, 4. Württemberg "and last but least Bavaria". :rolleyes:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    ein schmucker Brief und bayerische Korrespondenz nach Russland zählt sowieso nicht zur Massenware.
    Immer wieder interessant, dass Preußen im Laufe der Jahre immer ökonomischer mit seiner Tinte bzw. den Stempeln umging - hier verzichtete man auf jede Art von Vermerk bzw. Durchgangsstempel.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ja, die Stempelfreudigkeit der (frühen) 50er Jahre ist in den 60er Jahren meist abhanden gekommen. Allein schon der bayer. Transitstempel von einem kleinen und unbedeutenden Ort ist fast schon eine Sensation.

    Früher sah man noch Stempel der pr. Bahnposten, so dass man perfekt nachverfolgen konnte, wie er genau lief.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    ich habe ein Problem mit der preußischen Transitporto auf Briefen aus Bayern nach Russland nach dem Postvertrag von 1843.
    In diesem Postvertrag wurde in Art. 18 das Transitporto für Briefe aus Bayern auf 8 Sgr. festgesetzt. Bayern jedoch schreibt im Verordnungs- u. Anzeigeblatt am 31.10.1843, S. 181, von einer preußischen Transittaxe von 49 Kr. oder 13 3/4 Sgr. Dies ist genau der Satz, der im Postvertrag Bayern-Preußen von 1834 vereinbart wurde.
    Doch welcher Satz gilt nun. Zur Veranschaulichung habe ich 2 Briefe aus München aus dem Jahr 1844 angehängt.
    Der 1. Brief ist ein Frankobrief, bei dem der Absender 73 Kr. bezahlte, wovon der preußische Transit mit 49 Kr. = 13 3/4 Sgr. festgestzt wurde.
    Beim 2. Brief handelt es sich um einen Portobrief, bei dem Preußen 12 Sgr. an Russland belastete. Dies waren 8 Sgr. Transit und 4 Sgr. für Bayern.
    Was gilt nun, 13 3/4 Sgr. oder 8 Sgr.?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    warum hätte man 12 Kr. bayerisch in 4 Sgr. reduzieren sollen? Ich lese da 3 1/2 Sgr.; demnach hätte Preußen 8 1/2 Sgr. für seinen Transit verlangt (beim Portobrief).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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