Inlandsbriefe Frankreich

  • Hallo,
    wenn jemand den Wert eines Departmentstempel aus Frankreich wissen will, sollte er sich den oben genannten Katalog beschaffen.
    Ist 2015 neu aufgelegt worden und kosten bei JAmet, Baudot, Pothion 150 Euro incl. Porto.
    Viele Grüße
    Frank

  • Liebe Freunde,

    beim folgenden Brief benötige ich die Hilfe der Kenner.

    Geschrieben in Landau / Pfalz am 22.10.1813, also am Ende der Franzosenzeit und recht kurz nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16. - 19.10.1813), sandte der dortige Bürgermeister ("Maire") einen Brief bezüglich des Todes von Jean BOY, der im dortigen Spital verstorben war, an den Bürgermeister von "Fournese Lot et Garonne".

    Einen Ort namens "Fournese" habe ich nicht finden können - die franz. Post wohl auch nicht, aber sie hat "Agen" ergänzt und dieser Ort liegt tatsächlich im "Departement Lot et Garonne" - ausweislich der Hülle erreichte der Brief seinen Öffner aber erst am 18.11.1813. Dazu bekam er den Stempel DEB 45 AGEN, den ich als "Deboursé" - Stempel interpretiere und wenn mir hierzu einer näheres sagen möchte, darf er es hier gerne tun.
    Den roten Riesenstempel auf der Vorderseite kenne ich so nicht - auch hier wäre Hilfe erwünscht.

  • Liebe Lulu,

    ich danke dir - hatte den Stempel schon mal auf einem Dienstbrief, wusste aber nicht mehr, wie er lautete. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Habe ich auch kein "Fournese" gefunden. Man hat "Agen" als Bestimmungsort geschrieben, aber der Brief war nicht an den Bürgemeister von Agen bestimmt. Also wurde er nach Paris mit einem Déboursé-Stempel zurück gesandt.
    Es gaben viele Todesnachrichten, die ihre Empfänger nicht gefunden haben, weil die Namen der Gemeinden nicht gut geschrieben waren oder existierten nicht. Diese Todesnachrichten wurden in Paris gesammelt (Rebut).
    In diese Todesnachricht kannst du normalerweise ein Stempel "Ré par l'Adm.on des Postes", le 10 juillet 1819 " was bedeutet "Réglé par l'Administration des Postes, le 10 juillet 1819 ". Wirklich am 10. Juli 1819 wurde alle diese Todesnachrichten aus Postabfällen (Rebuts) herausgenommen und mit diesem Stempel geschlagen.

    Das Stempel "Affranchi par état" bedeutet, daß es ein Dienstbrief ist.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    das ist ja sehr interessant - ich zeige mal den Inhalt. Vielen Dank für diese tollen Informationen. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    den hier, obgleich ich franz. Inlandsbriefe gar nicht sammle, musste ich einfach mitnehmen, weil er hin und her lief und zwei Notationen "poste restante" hatte - außerdem 2 nette braune Marken auf blauem Brief und vielen Stempeln, da wird einem alten Postgeschichtler schnell das Herz weich. :love:

    Er trägt den kleinen Stempel OR für "Origine Rural", kam also aus dem Landbezirk der Aufgabepost, genauer gesagt aus Vérines. Aufgabepost war Nuaillé-d´Aunis (etwa 15 km östlich von La Rochelle am Atlantik).

    Gerichtet war er an "Monsieur David Curvalle, negotiant A La Maynadarié de Brassac in Tarn.

    Tarn wurde gestrichen und oben "Parti p. La Rochelle Chinfèr (?) poste restante" notiert. Doch auch dort war man nicht mehr.

    Dieser Vermerk wurde auch gestrichen und "Bordeaux Poste Restante" notiert, wo der Brief dann wohl auch abgeholt wurde.

    Trotz zweifacher poste restante - Versendung kostete er nur die ursprünglich frankierten 20 Centimes und 9 Abschläge von franz. Stempeln auf der Siegelseite hat man auch nicht jeden Tag. :P

    Wer mir bei den fehlenden Buchstaben/Orten helfen kann, ist sicher ein Kenner der französischen Geographie.

  • Merci beaucoup, Laurent.

    Habe es schon geändert in Tarn (war mir nicht sicher mit dem Ort).

    Ja 20 Centimes für viele Hundert Kilometer - ich mag solche Briefe. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    im Rahmen der Arrondisierung meiner kleinen bayerischen Poste restante - Sammlung habe ich den hier günstig schnappen können: Bordeaux am 25.8.1854 für 20 Centimes nach Le Puy (425 km direkte Linie).

    Der Empfänger war Herr Alfred Laroque aus Bordeaux, so dass der Vermerk "Bureau Resatnt. verständlich wird, denn man wusste in der Heimat nur, dass er in Le Puy war, aber nicht wo er logierte.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Das ist die Eisenbahnstrecke : Bordeaux / Paris / St Etienne. Auf dieser Karte (Eisenbahnkarte, Atlas Andriveau, 1854) sieht man nicht noch Eisenbahn bis zu Le Puy gehen. Vielleicht war er nur im Bau, oder seit kurzem Zeit beendet und nicht vom Atlas berücksichtigt.

    Cordialement, laurent.

  • Hallo Laurent,

    merci bien - ich habe den Zielort Le Puy ganz im Norden Frankreichs gefunden, aber vergessen, dass es der war, den du richtig angezeigt hast. Mea culpa! Die vielen französischen Orte auseinander zu halten ist für einen Deutschen wie mich nicht immer einfach. Aber ich übe! :thumbup:

    Vielen Dank für deine Mühewaltung und die feine Aufarbeitung des Laufweges.

    Poste restante war ja in Frankreich kostenlos und 20 Centimes war wenig Geld - die Franzosen hatten eine weit fortgeschrittene Postverwaltung und schnell und günstig (wenn die Briefe leicht waren) war sie auch noch.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Laurent,

    ja, Frankreich war ein zentralistischer Staat und ist es heute noch - das war hier anders.

    Danke für die Information!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen unterfrankierten Brief aus dem schönen Orleans nach Paris vom 29.6.1865, der mit 40 Centimes frankiert worden war.

    Offenbach war das aber zu wenig, denn die Aufgabepost notierte 11g oben links und taxierte ihn mit 4 Decimes nach. Bisher dachte ich, dass bis 10g (oder 7,5g?) 20 Centimes korrekt wären und ein Brief darüber mit 11g mit 40 Cent. korrekt frankiert sein müsste. Aber was weiß ich schon über französische Inlandstarife?

    Als Kaufgrund kam hinzu, dass er siegelseitig einen Poste restante - Stempel erhielt, was mich zu glauben veranlasst, dass dieser Empfänger seine Post nicht ausgetragen bekommen wollte.

  • Hallo Ralph,

    Dein Brief ist an einen Unteroffizier des 1. Jäger zu Pferde Regimentes bestimmt. Dieses regiment war in Paris stationniert.
    Der Brief wurde daher postlagernd gestellt, weil die Pariser Postämter die Post der in Stadt stationnierten Soldaten zentralisierten sowie diejenige von Banken und von Finanzorganismen. Für die Militärs ging einen Unteroffizier zuständig für den Postdienst zum Postamt um die Post wiederzubekommen.

    Die Berechnung des Strafporto ist ziemlich seltsam. Der Brief sollte zu 3. Gewichtsstufe gehören (mehr als 20 g und weniger als 100 g). Sie hätte mit 80 Centimes frankiert sein sollen. Die Berechnung des Strafporto geschieht wie folgt:
    Gesamtzahl der Marken auf dem Brief - Porto des in der guten Gewichtsstufe unfrankierten Briefes: 40 c -1,20 Fr = 80 c.
    Hier hat der Postbeamte die Gesamtzahl der Marken auf dem Brief genommen, die er vom Preis von einem frankierten Brief nach der guten Gewichtsstufe abgezogen hat: 40 c- 80 c = 40 c
    Die Nummer "11" ist wahrscheinlich die postlagernd-Ordnungsnummer.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. Also bis 10g, bis 20g und bis 100g waren die Gewichtsstufen. Demnach über 20 bis 100g statt mit 80 C. nur mit 40 C. frankiert und ohne Portozuschlag mit nur 40 C. nachtaxiert.

    Auf Grund des Empfängers poste restante von der Pariser Post gestellt, bis der Brief abgeholt wurde.

    Wenn 11 kein Gewicht in Gramm war, sondern eine Restante - Nummer, frage ich mich aber, warum kein derzeit anderer Brief in Frankreich mit poste restante auch so eine Nummer hat? Die müsste es dann doch regelmäßig auf den Briefen geben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.