Besonderheit der Inflationszeit

  • Hallo,
    bei Ebay erwarb ich diesen Beleg natürlich zum Einstandspreis, wer sammelt schon überfrankierte Kartonphilatelie ( Drucksachenporto 2 Mark).
    Aber ich hatte ihn nicht vergessen, den Artikel von Horst Lüddicke aus Leipzig im Inflabericht 230 vor 8 Jahren. Der Artikel trug die Überschrift:
    Die fast vergessene Sondergebühr
    Die 6 Mark sind eine von Reichspostministerium festgelegte amtliche Sondergebühr, die Sammlern und Händlern ermöglichte, Gelegenheitsstempelabdrücke schon 2 Wochen vor dem Einsatz im Postverkehr zu bekommen. Die OPDn meldeten die geplanten Gelegenheits- oder Werbestempel und diese wurden in den Verkehrsnachrichten für Post und Telegraphie veröffentlicht. Die Sondergebühr gab es von 25.11.1922 bis 31.12.1923.
    Mit Porto für die Hinsendung der Karte plus Sondergebühr war der Erwerb des Sonderstempels keine billige Sache, Das Sammeln dieser Stempel muß sehr beliebt gewesen sein.
    Beste grüße Bernd

  • Hallo,
    endlich konnte ich nach Jahren einen solchen Brief erwerben. Besser kann man die Inflationszeit auf Brief nicht darstellen.
    Porto Normalbrief am 5.11.1923 waren 1 Milliarde Mark. Der Postbeamte stempelte einen Bogen der Wertstufe 10 Millionen Mark komplett , faltete den Bogen und befestigte ihn als "Päckchen" ohne eine Marke anzukleben mit dem Oberrand des Bogens am Brief.
    Beste Grüße Bernd

  • Moin BaD,

    sagenhaft ! Man lernt nie aus, was es alles so gibt und worauf in bestimmten Sammelgebieten geachtet werden sollte. INFLA-Berlin hat das Ganze dann praktisch noch "nachversiegelt". Infla-Belege sind überhaupt immer prachtvoll anzuschauen, leider nicht mehr mein Gebiet. Aber wenn man das hier sieht, könnte man wirklich in Versuchung geraten.


    Viele Grüße !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Bernd,

    wirklich ein tolles Stück und eine Augenweide.

    Vor über 40 Jahren habe ich mal im Südwesten der Republik (weiß nicht mehr wo) eine Ausstellung als Jungsammler besucht, bei der ein Sammler einen Rahmen für solche Sendungen reserviert hatte - nur Bogen und Bögen auf Briefen, teils halbzentimeter dick verklebte Bögen niedriger Werte, die man auf der Post wohl los werden wollte. Ich bin damals Stunden durch die Ausstellungshalle gewandert und hab mir vieles angesehen - aber nur diese "Bogenbriefe" sind mir in Erinnerung geblieben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,
    vor ca
    5 Jahren hatte auf der Berliner Briefmarkenbörse ein Händler einen Brief mit 2 Bögen ähnlich befestigt im Angebot,leider hatte ich die geforderten 200 Euro nicht bei mir. Aber den Brief habe ich immer noch vor Augen.

    Anbei Brief von Burgfahrnbach nach Fürth zum Orttarif am 1.11.1923 ( Verzehnfachung des Portos zum 31.10.) verschickt.
    Burgfahrnbach wurde am 3.12.1923 in Fürth eingemeindet, anscheinend galt der Orttarif schon früher.
    Ortbriefe waren mit 40 Millionen Mark zu frankieren. Bei diesem fehlen 100 Tausend Mark. Da hat der Postbeamte nicht genau nachgerechnet! DieFrankatur mit Dienstmarken kam immer vom Absender und die Auslieferung der passenden Dienstmarken zu den Portoerhöhungen fand nicht statt.
    Der Brief ist frankiert mit 302 Marken zu 75000 Mark und 21 Marken zu 800000 Mark.
    Frankatur ist 62 cm. lang, Scanner ist zu klein und Fotoapparat momentan verschollen.
    Beste grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    ja, auch ein Hammer. Diese Riesenlatschen haben schon was, vor allem mit unterschiedlichen Entwertungen (kannte mal einen Brief, da waren Dutzende von Bögen drauf und der Postler hat nur eine Marke jeweils im Eck entwertet!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Dieter,

    gebe ich gerne weiter. Von der Art (Seltenheit) hat er noch ein paar Hundert, wenn das nicht zu niedrig gegriffen ist. Aber er ist ein Computer - Trottel wie ich und zeigt hier leider gar nichts. Vlt. ändert sich das mal, dann haben wir hier "High-Life". :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,
    da ich 4 Tage im wunderschönen Prag verbracht habe, erst jetzt mein Kommentar.
    Dieser Brief deines Freundes ist ein Traumbeleg allererster Güte. Eine Kombination von Dezemberbrief mit Tarif Grenzrayon ist extrem selten, die
    Oberrandstücke der 227 a W sind selten und sind optisch eine Augenweide.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    danke sehr! Gebe ich gerne so weiter. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Das sind tolle Belege, schon erstaunlich, was an interessanten Belegen der Inflationszeit heute noch vorhanden ist. Vor allem die Belege mit anhängenden Bogen(-teilen) sind teilweise sicher sehr fragil. Alles sehr schön anzuschauen. Vielen Dank für die Vorstellungen.

    Beste Grüße
    Rüdiger

    Beste Grüße

  • Hallo Rüdiger,
    danke für dein Interesse.
    Zweifellos ist ist das Bewahren dieser Belege ein Riesenproblem. Folgenden Beleg erwarb ich Anfang voriges Jahr. Es ist nicht mehr möglich alles zu scannen, unter dem Bogen befinden sich noch Marken. Ein kompletter anhängender Bogen der Mi. 262 ist extrem selten, aber er wird wohl nicht lange zusammenhalten.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,
    in Sindelfingen konnte ich folgende Karte erwerben. Kurioserweise fragte zuvor mich ein Sammler zu einer ähnlichen Karte ob 10 Euro zu viel wären. Ich beruhigte ihn und er zeigte mir bei Harlos die Kiste. Dort wurde auch ich fündig und habe die verlangten 15 Euro klaglos bezahlt.
    Auslandskarte portogerecht frankiert mit 10 Pfennigen.
    Nichts besonderes, wenn da nicht der verbliebene Rand unter dem Zensurstempel wäre. Mit der Erhebung der Reichsabgabe ab 1.8.1916 war das Porto für eine Fern-oder Ortskarte 7 1/2 Pfennige. Es standen in vielen Postämter Postkartenautomaten und 7 1/2 Pf. konnte man nicht einwerfen. Es musste eine Lösung zum Einwurf von einem 10 Pfennig Stück gefunden werden. Also wurden spezielle 2 1/2 Pf. Marken in 10er Streifen gedruckt, die alle einen Rand hatten. Auf jeder Karte wurde eine Marke nur mit dem Rand auf die Karte geklebt, so das der Kunde die Marke abreißen und anderweitig verwenden konnte. Hier wurde die Marke aber sogleich zur Auffrankierung der Auslandskarte benutzt.
    Beste Grüße Bernd

  • Lieber Bernd,

    vlt. verstehe ich es auch nur falsch, aber das war doch eine Auslandspostkarte, keine Inlandsfernpostkarte. Wenn die Inlandsfernpostkarte 10 Pfg. inkl. Reichsabgabe kosten sollte, wäre dann eine Auslandskarte nicht teurer gewesen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,
    im Inland kostete eine Ortspostkarte oder eine Fernpostkarte 5 Pf. plus 2,5 Pf. Reichsabgabe = 7 1/2 Pfennige.
    Eine Auslandspostkarte kostete 10 Pfennige wie vor dem 1.8.1916, eine Reichsabgabe wurde wegen des Weltpostvereins auf Auslandspost bei keinem Poststück erhoben.
    Liebe Grüße Bernd

  • Lieber Bernd,

    nachdem ich meinen Beitrag verfasst habe, habe ich mir das fast schon gedacht. Danke für die profunde Bestätigung - feines Stück, wieder was dazu gelernt. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    bei manchen Infla-Briefen bin ich mir nicht sicher, ob ich lachen oder weinen soll. Und das ist so einer, den ich euch jedoch aus verschiedenen Gründen zeigen möchte.

    Vielfachfrankatur mit 25 mal 20Pf. Dienstmarke (Mi. D26) für die tarifrichtige Frankatur eines Fernbriefes der 4.Gewichtsstufe 250-500gr. in der PP7 (1.1.-30.6.1922) des Preussischen Antsgerichtes Osterwieck an die Gerichtsschreiberei des Amtsgerichtes Buchholz und weitergeleitet nach Annaberg vom 1.2.1922. Briefsendungen der 4.Gewichtsstufe wurden erst am 1.1.1922 eingeführt und waren bis 28.2.1923 ausschließlich bei Behördenpost zugelassen. Zudem sieht man früh verwendete Vielfachfrankaturen der Infla-Zeit nicht oft. Leider wurde versucht, den Adresszettel des wiederverwendeten Umschlags zu entfernen. Womit wir dem Geheimnis dieses Beleges auch schon auf der Spur sind, denn so sieht die Rückseite aus:

    Zuerst wurde der Umschlag als Behördenpost des Amtsgerichtes Berlin-Lichtenfeld mit Massenfrankatur einer Bogenhälfte 50 mal 10Pf. Dienstmarke (Mi. D24 - Pl.Nr.2) für die tarifrichtige Frankatur eines Fernbriefes der 4.Gewichtsstufe mit Aufgabestempel BERLIN O / * 17 a vom 30.1.1922 verwendet. Dieses Bogenteil fand als Frankatur auf dem vorgedruckten Briefumschlag der Amtsgerichtes Berlin-Lichtenfelde nur auf der Rückseite Platz. Das AG Osterwieck überklebte die Anschrift, frankierte erneut vorderseitig 5 Mark für den Fernbrief der 4.Gewichtsstufe und sandte den Umschlag am 1.2.1922 an das Amtsgericht Buchholz/Sachsen, das es nach Annaberg weiterleitete.

    mit bestem Gruß
    stampmix

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix (14. Mai 2018 um 19:50)

  • ... phantastisch! Danke fürs Zeigen. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Schönen Guten Tag,

    da es regnet bin ich mal auf den diese Woche stattfindenden Salon Philatelique Salon philatélique d'automne gegangen. Eigentlich ist er in der Regel recht bescheiden, aber es war viel los an den Ständen (im Vgl zu Sindelfingen).
    Das angebotene Material war bescheiden, aber ich habe diesen Beleg gekauft :

    Rückseite:

    Das gute Stück ist an einen Leutnant in der persischen Armee in der Stadt Broudjerd (= Borudscherd ?) adressiert gewesen. Später zurück nach Berlin und dort hat man erst den Absender auf der Rückseite gesehen, der in Dänemark war.
    Vielleicht kann jemand etwas über die arabischen / perischen Vermerke sagen.

    Schönes Wochende

    Martin