Besonderheit der Inflationszeit

  • Hallo bayern klassisch,
    es gibt unzählige mit Marken frankierte Belege in der Inflazeit mit fehlerhaften Porto, aber erstaunlicherweise kenne ich keine Fehl-Barfrankierung.
    Man sollte dabei bedenken, das laut Anweisung immer ein zweiter Beamte bei Barfrankaturen den Betrag überprüfen und meistens auf dem Brief und immer im Einnahmenachweisbuch gegenzeichnen mußte.
    Kurzer Schwenker weg von der letzten Inflawoche
    Barfrankatur auf Wertbrief vom 24.11.1922. Viel seltener als Briefbarfrankaturen ab dem 24.8.1923.
    Es gab zu dem Datum eine Ziffermarke zu 100 Mark, der nächste verfügbare Wert war 20 Mark. Und da erreicht das Postamt ein Wertbrief über 191 200 Mark.
    Porto für den Brief 16 Mark und die Einschreibung 8 Mark. Die Versicherungsgebühr betrug ( 6 Mark pro angefangene 1000 Mark) 1152 Mark!
    Gesamtgebühr des Briefes 1176 Mark.
    Wenn Halsbrücke die Marke zu 100 Mark hatte wären trotzdem mindestens 14 Marken nötig gewesen um den Betrag zu erreichen.
    Deshalb entschied man sich zur eigentlich nicht gestatteten Barfrankierung.
    Beste Grüße Bernd

  • Lieber Bernd,

    danke für die erstklassige Erklärung - hatte mir fast so etwas schon gedacht.

    Auch das Stück jetzt ist wieder ein Schmankerl - klasse!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Zurück zur letzten Inflawoche vom 26.-30.11.1923
    Wertbrief mit 5 Billionen Mark Wertangabe
    Erforderliches Porto:
    Brief bis 100 gr. = 112 Milliarden Mark
    Einschreibung: = 80 Milliarden Mark
    Versicherungsgebühr = 50 Milliarden Mark
    Gesamt 242 Milliarden Mark was bei der Vierfachaufwertung der Marken 60,5 Milliarden ergäbe.
    Bei Aufgabe am Schalter ohne Frankierung:
    Barfrankatur 242 Milliarden oder der Beamte hätte 242 Milliarden Mark eingenommen und Marken zu 60,5 Milliarden Mark verklebt. Wenn er Marken mit Nennwerten für die 500 Millionen Mark hatte. Nicht die Milliarden Mark-Werte waren das meist Problem bei Wertbriefen, sondern die Millionen der Versicherungsgebühr.
    Der Absender in Tittmoning hatte auch keine kleine Werte mehr zu Hause, also verklebte er großzügig 9,5 Milliarden Mark mehr. Denn er hatte vor dem 26.11. sie bei der Post für 70 Milliarden Mark gekauft. Und das war gegen 242 Milliarden Mark immer noch preiswert.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,
    wie schon beschrieben hatte ein Postbeamter in der letzten Infla-Woche vom 26.-30.11.1923 wahrscheinlich als niedrigsten Wert der Marken die 500 Millionen Mark am Schalter. Davon wären aber schon 8 Stück für eine Drucksache zu verkleben ( 16 Milliarden Mark Porto = 4 Milliarden Mark in Marken als Vierfachporto).
    Was war aber mit privat frankierten Belegen. Gustav Kobold hat in seinem Buch 1938 Überlegungen angestellt, was wohl möglich war. Obwohl ihm als Prüfer schon damals viele Belege vorlagen, hatte er natürlich nicht den Überblick, den wir heute durch das Internet über vorhandene Belege haben. Aber er hat es fast genau getroffen.
    Der Beleg hätte ihm Freude bereitet:
    Fernbrief vom 29.11.1923 von Walsrode auf die Insel Nordstrand
    Porto 80 Milliarden = 20 Milliarden vierfach aufgewertet
    18 Marken a 1 Milliarde
    1 Marke 500 Millionen
    5 Marken a 100 Millionen
    20 Marken a 50 Millionen
    Ein sehr seltener Brief mit dem Verhältnis niedrigste Marke ( 50 Millionen) zum Porto( 20 Milliarden) 1: 4000
    Die Mühe des Verklebens stand in keinen Verhältnis zum Wert der 50 und 100 Millionen Mark Marken.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,
    Kobold schrieb zur Marke zu 5 Millionen Mark das sie theoretisch auf einem Brief der letzten Inflawoche vorkommen kann, er aber nicht daran glaube.
    Es gibt ihn!
    Porto für einen Auslandsfernbrief bis 20 gramm war 320 Milliarden Mark = 80 Milliarden Mark aufgewertet.
    Der Brief nach Barcelona ( Maschinenankunftsstempel) ist frankiert mit
    3 Marken a 20 Milliarden
    3 Marken a 5 Milliarden
    4 Marken a 1 Milliarde
    1 Marke 500 Millionen
    2 Marken a 200 Millionen
    20 Marken a 5 Millionen
    Verhältnis niedrigster Wert ( 5 Millionen) zum Porto ( 80 Milliarden) unglaubliche 1:16000. Um den Brief nur mit der 5 Millionen Marke zu frankieren hätte man 16000 Stück verwenden müssen. Reine Theorie, obwohl es Bedarfsbriefe mit 1000 Marken gibt.
    Beste Grüße Bernd

  • Reine Theorie, obwohl es Bedarfsbriefe mit 1000 Marken gibt.

    Hallo Bernd,

    wie man bei deinen unglaublichen Briefen sieht, gibt es immer wieder eine Steigerung und ich wünsche Dir viel Spaß bei der Suche nach 1:80000.

    Eine andere Besonderheit der Inflazeit war der zwischen Februar und November 1923 durchgeführte Versuch des Reichspostministeriums mit Absenderfreistempel-Maschinen (eine Weiterenwicklung der P.D. Stempel), die den teilnehmenden Firmen/Behörden ausgeliehen wurden. Einer der 4 Hersteller war Furtwängler, dessen Freistempler bei 19 Absendern im Einsatz war, vom 19.5. bis 23.8.1923 auch bei der Firma ATEGE (Allgemeine Transportgesellschaft, Berlin). Diese Maschinen waren mit 4 Wertköpfen bestückt, mit denen die Freimachung erfolgte und mussten noch einen Aufgabestempel des Postamtes erhalten.

    Bei dem folgenden Beleg handelt es sich eine kleine Besonderheit unter den ca. 200 erhaltenen Briefen. Ein Auslandseinschreiben vom Letzttag der Portoperiode 13, dem 30.6.1923, von Berlin nach Marseille gesandt und bei ATEGE mit portorichtigen 380 Mark freigemacht. In der PP13 war die dort aufgestellte Freistempelmaschine mit den Wertziffern 40, 60, 100 und 300 Mark bestückt, so daß zur Darstellung des Portos 3 Stempelabschläge erforderlich waren. Der Einschreibzettel Berlin 5 atg weist den Absender zudem als Selbstbucher aus. Rückseitiger Transitstempel Frankfurt und Ankunftstempel Marseille.

    Leider sind die Abschläge wegen des verwendeten Stempeltuches sehr kontrastarm.


    mit bestem Gruß
    stampmix

    PS: die hervorragend aufbereitete Dokumentation zur Entwicklung der Freistempel von Dr. Edo-Meino Eden ist unbedingt einen Besuch wert.

  • Hallo Stampmix,
    was für ein Traumbeleg. Außergewöhnlich und sehr selten sind alle Belege mit diesen Freistemplern, eine Wertstufe mit mehreren Stempeln erreichen zu müssen ist allerdings die Krönung.
    Beste Grüße von Bernd und Danke fürs zeigen

  • hallo Bad,

    danke für die Blumen und das ist doch das Spannende an unserem Hobby. Manchmal findet man Belege, von denen auch nach dieser langen Zeit keiner wusste; ich konnte keinen weiteren Vorläufer-Freistempler mit 3 Abschlägen recherchieren.

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo,
    in der Zeit der Inflation gab es Teilfrankaturen ( oder besser Teilbarfrankaturen ? ), wobei der Einlieferer vorhandene Marken
    verklebte ( auch auf Paketkarten, die Beschriftung oblag dem Einlieferer des Paketes und wenn er die Paketkarte hatte konnte er sie auch
    frankieren) und das Restporto bar am Schalter bezahlte.
    Ich bin mir sicher, das jeder Postbeamte solche Poststücke nicht gern am Schalter sah, es bedeutete immer Mehrarbeit. Nachdem er das Restporto errechnet hatte war die einfachste Lösung, das fehlende Porto mit eigenen am Schalter vorrätigen Marken zu verkleben und den Betrag vom Einlieferer einzunehmen .
    Warum das bei einigen Poststücken nicht geschah, kann an nicht vorhandenen passenden Marken am Schalter liegen oder das die zusätzlichen Marken keinen Platz mehr auf dem Poststück hatten.
    Bei folgenden Brief wäre aber Platz für die fehlenden 12 Millarden Mark gewesen, es sei denn das kleine Postamt Pausa hatte keine 5 oder 10 Milliarden Mark Marken. Da diese schon ab 12.11. auf den Postämtern vorhanden waren ist der Grund der Teilfrankatur nicht erklärbar.
    Attestiert, da 40 Stück 323 b eine 4 stelligen Katalogwert haben, was nicht bedeutet das der Brief einen sehr hohen Handelswert hat. Traurig aber wahr, solche Briefe zu zerstören und die Marken einzeln zu verkaufen hat schon immer mehr eingebracht. Unzählige einmalige Briefe sind deshalb schon verloren gegangen.
    Beste Grüße Bernd

  • Traurig aber wahr, solche Briefe zu zerstören und die Marken einzeln zu verkaufen hat schon immer mehr eingebracht. Unzählige einmalige Briefe sind deshalb schon verloren gegangen.

    Lieber Bernd,

    die meisten Menschen / Sammler orientieren sich halt am sog. Katalogpreis und versuchen, ihre "Sammlung" sich in dieser Richtung zu orientieren.

    Es läge wohl an den Herstellern dieser Kataloge, die Wertigkeiten so zu modifizieren, dass auch ein simples Gemüt ohne postgeschichtlichen Hintergrund (Feld-, Wald- und Wiesensammler) leicht erkennen sollte, dass die Aufdröselung solcher Frankaturen eben nicht pekuniär zielführend ist, sondern genau das macht, was jeder gescheite Mensch / Sammler tunlichst verhindern soll - die Ruinierung unserer Bestände an wichtigen und interessanten Poststücken.

    Aber das setzte ja voraus, dass in den Redaktionsstuben von Michel und anderen Leute säßen, die von Philatelie etwas Ahnung hätten - das ist leider nicht der Fall und wird sich wohl auch nicht so schnell ändern, denn Zeit genug für Änderungen hätte es ja weiß Gott gegeben ... 8|

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo BaD,

    und wieder ein Schmuckstück aus deinem Infla-Raritäten-Kabinett. Eine schön frankierte und dazu auch noch schön gestempelte Vielfachfrankatur dieser Marke - ein Genuss.


    hallo bk,

    in den Redaktionen sitzen Sachbearbeiter, die einen Briefmarkenkatalog erstellen. Von PO ist da keine Rede und nicht nur das, entziehen doch die PO'ler mit einem einzigen Beleg 40 Marken dem knappen Infla-Markt und treiben die Preise für die Briefmarkensammler nach oben.

    besten Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    in den Redaktionen sitzen Sachbearbeiter, die einen Briefmarkenkatalog erstellen. Von PO ist da keine Rede und nicht nur das, entziehen doch die PO'ler mit einem einzigen Beleg 40 Marken dem knappen Infla-Markt und treiben die Preise für die Briefmarkensammler nach oben.

    zur deutschen Inflazeit kann ich keine quantitative Analyse zitieren - aber sind die Marken nicht Massenware, wenn sie erst mal "völlig losgelöst" sind?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo bayern klassisch,

    was ist bei Einzelmarken Massenware, was ist selten und welcher Preis ist angemessen? Ich weiß nicht, ob es im Briefmarkenmarkt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - belastbare Fakten dazu gibt. Ist ein loser gestempelter Bayern-Einser selten? Infla-Marken ungebraucht sind es nicht, lose und zeitgerecht entwertet schon eher, echt auf Brief mit Besonderheiten - wie hier im Thread gezeigt - ja - aber eben erst der Beleg. Das sind wohlfeile Allgemeinplätze ohne Nährwert; den haben immerhin die geschmähten Katalogwerte, aber nur in Relation untereinander und nicht absolut.

    In der Reihe der hier gezeigten Seltenheiten nicht vergleichbar, aber dennoch eine kleine Besonderheit, ist folgender Beleg - auch als Kontrast zur spätverwendeten 40-fachen-Mehrfachfrankatur eines einzelnen Markenwertes.

    Ein Ersttagsbrief der Rosettenausgabe mit Nennwert 200 Mio (Mi. 323 APa HT). vom 1.11.1923, zudem der Ersttag der Portoperiode 22, portogerecht als Einfachfrankatur auf Auslandsbrief von Nürnberg nach New York gesandt. Die Marke zeigt den Rosettensprung des Korbdeckels (Haupttype).

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo Stampmix,
    der Brief wird erst zum Besonderen durch dein Wissen über seine Entstehungsumstände, so kann man sich beim erwerben von Belegen immer eine Freude bereiten.
    Ein Auslandsbrief von dem Tag muß man erst mal finden.

    Mit besonderer Freude konnte ich feststellen, das Kobold 1938 folgende Paketkarte aus Wahlwies schon in seiner Aufstellung über damals bekannte Teilfrankaturen auf Paketkarten aufführte. Der Absender frankierte 1 Miliarde Mark seiner vorhandenen Marken, es fehlten zum Gesamtporto von 11 Milliarden noch 10 Milliarden Mark. Der Beamte hatte als Höchstwert am 10.11.1923 nur 1 Milliarde Mark Marken, ein verkleben von 10 Stück war schlicht unmöglich. Also 10 Milliarden in Barfrankatur mit dem Gebühr Bezahlt Stempel und der Mehrarbeit mit der Einschreibung des Betrages in das Einnahmenachweisbuch mit Zeugenunterschrift.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,
    bei einem familiären Ausflug nach Berlin besuchte ich gestern nebenbei die Sammlerbörse in den Loewehöfen. Und dort fand ich das.
    Nach stundenlanger Recherche muß ich feststellen, das entweder die Paketkarte später manipuliert wurde oder es sich um das verrückteste Ganzstück der Inflazeit handelt,was ich je hatte. Ich werde diese Paketkarte Mitte März einem Prüfer übergeben, um dessen Meinung zu erfahren.
    Zur Frankatur. 14 mal 5 Milliarden = 70 Milliarden Mark. Am 19.11.1923 betrug das Porto für ein Normal - Paket von 5kg. von Altdorf nach Berlin-Schöneberg 70 Milliarden Mark. Aber es gibt eine Wertangabe von 10 Milliarden Mark( lächerlicher Betrag am 19.11.). Ab dem 1.7.1923 war bei unversiegelten Wertpaketen keine Einschreibegebühr mehr Pflicht. Ich habe in allen Jahren meiner Sammlertätigkeit keine Paketkarte mit dieser Besonderheit gesehen. Das Porto von 70 Milliarden Mark könnte also auch für das Wertpaket passen. Die Werte sind gestempelt 19.11. 12-1 N
    Zur Versicherungsgebühr: Die Marken zu 1 Million Mark kleben über der Milliardenwerten und haben vollkommen unverständlich eine Abstemplung von wahrscheinlich 19.11. 8-9V.
    Sollten die 10 Millionen Mark die Versicherungsgebühr abdecken, hat der Postbeamte sich verrechnet. Die Versicherungsgebühr betrug bei versiegelten Werpaketen 20 Millionen Mark pro 1 Milliarde Mark, bei unversiegelten aber nur 10 Millionen pro 1 Milliarde Mark. Somit wäre die Versicherungsgebühr für 10 Milliarden Mark Wertangabe 100 Millionen Mark gewesen.
    Verklebt wurden nur 10 Millionen Mark, wobei man sich fragt, wer hatte am 19.11.( Drucksache Porto 2 Milliarden Mark) noch Marken zu 1 Million Mark vorrätig.
    Ich hoffe der Prüfer hilft, ich bin hin - und hergerissen.
    Beste grüße Bernd

  • Lieber Bernd,

    wäre es möglich, dass ein Teil der Frankatur auf dem Coupon geklebt hat, der jetzt nicht mehr vorhanden ist?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bernd !

    Vielen Dank für das Zeigen, der ungewöhnlichen Belege. Ich bin zwar kein Inflasammler, aber die angehängte Karte konnte ich auf einem Trödelmarkt nicht liegen lassen.

    Die Karte ist gem. Tarif v. 1.8.23 mit 400M wohl vom Absender vorfrankiert und im Postamt dann am 8.9.23 mit 30.000M zum Tarif 1.9.23 bar bezahlt worden ( Gebühr bezahlt mit Vermerk 30M ?). Ob die 400 Mark angerechnet worden sind ???. Die Frankatur ist eigentlich gestrichen aber auch entwertet.

    Gab es überhaupt noch 100M Scheine ?Kaufkraft wahrscheinlich von einem Streichholz. Die gleiche Frage wie bei Deiner Paketkarte - 1Mio ?

    Interessant auch noch: Geprüft Kurze Wb aber Infla Wa ! Würde ich auch so sehen, da ich noch eine EF Wb hier habe.

    Beste Grüße !

    Andreas

  • Lieber Ralph,
    seit Stunden kreisen meine Gedanken um diese Paketkarte. Eigentlich war der Coupon heilig, es wurden eher lange Fahnen mit Briefmarken oder alles Vorhandene an Papier zur Markenbefestigung an die Paketkarten befestigt ( obwohl eigentlich nicht gestattet). Dennoch gibt extrem selten Marken auf dem Coupon. Aber das ergebe in dem Fall absolut keinen Sinn. Es wären noch 90 Stück der 1 Million Mark nötig. Wenn der Beamte wirklich 100 Millionen Mark verkleben wollte, hätte er es mit 10 Stück a 10 Millionen, 5 Stück a 20 Millionen, 2 Stück a 50 Millionen oder 1 mal 100 million auf der Paketkarte realisieren können. Eines ist für mich sicher, die Marken zu 1 Million stammen nicht vom Einlieferer und der Beamte hatte sie auf keinem Fall am Schalter. Ein Schalterbeamter nahm am Morgen gegen Unterschrift nur die Markenbögen entgegen, deren Werte er am Tag brauchte. Das ist am 19.11.23, wo eine Drucksache 2 Milliarden Mark kostete, als Untergrenze Marken zu 200 oder 500 millionen Mark. Der Beamte entwertete die verklebten 5 Milliarden Mark Marken vor dem Einlieferer sofort , weil er die niedrigen Werte an Marken nicht am Schalter hatte. Das erstaunliche ist, das er bei der Verklebung( immer schön eine Reihe vom Bogen von oben nach unten) rückseitig eine Lücke ließ. Er wusste, das er noch Marken später verkleben musste. Er wusste auch, das er die erforderlichen Marken hatte, sonst hätte er eine Teil-Bar-Frankatur mit Gebühr Bezahlt-Stempel zwingend machen müssen. Wenn er die 10 Marken später verklebte, warum stellte er die Urzeit zurück? Oder es war erst am nächsten Morgen bei der Übernahme der neuen Marken,
    die Urzeit war schon umgestellt, aber 2 verschiedene Tage auf einer Frankatur hat jeder Beamte vermieden. Was sollten die nachfolgenden Beamten denken, die die Paketkarte in den Händen hielten. Nachgerechnet hat bis auf Portokontrollen in der Zeit niemand mehr, das lohnte die Arbeit nicht.
    Über die Bezahlung oder die Rückgabe von Restgeld bei 10 Millionen Mark am 19.11. mache ich mir lieber keine Gedanken, auch nicht das vom der 1 Millionen Mark-Marke 71000 Stück für die Portogerechte Frankatur nötig gewesen wären.
    Liebe Grüße von Bernd,

  • Hallo Andreas,
    ein interessanter Beleg. Da die Striche über dem Stempel liegen, wollte der Beamte sicher eine Teil-Bar_Frankatur machen. Er musste die verklebten Marken anrechen, dazu war er verpflichtet. Wie du vermutest, das Problem war wohl die Bezahlung. Und man sollte beachten die 400 Mark waren nur 1,3 % des Portos. 400 Mark waren nichts von Wert. Der Beamte notierte eine 3 für 30000 Tausend Mark und sein Namenskürzel im Stempel, also rechnete er das volle Porto bar im Einahmenachweisbuch ab.
    Ich bin mir sicher, der Einlieferer übergab die 30000 Mark und verzichtete auf das Restgeld von 400 Mark. Also Marken gestrichen und volle Barverechnung.
    Nach dem Schreiben gefällt mir der Beleg immer besser, Gratuliere zu den Erwerb.
    Beste Grüße Bernd

  • Liebe Sammelfreunde

    mit Sicherheit keine solche "Grante" kann ich zeigen:

    Ein Wertbrief mit 60 000 000 Mark declariert lief am 12.10.1923, also PP20, von Magdeburg nach Brandenburg.
    Porto und Gebühren berechnen sich wie folgt:
    5 Millionen für einen Fernbrief bis 20 Gramm
    5 Millionen für die Einschreibung
    1,2 Millionen für den Wert - je 1 Million waren 20.000 Mark zu zahlen.

    Interessant ist noch die Siegelseite, da dort steht, "Mit beschädigten Siegeln eingegangen amtlich verschlossen Unterschrift"
    Vorderseitig ist oben 20 Gramm vor .., darunter 19 1/2 nach Versiegelung mit anderer Schrift 21 Gramm notiert worden.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf