• Mannheim-Laumersheim 24.02.186X

    Hallo Sammlerfreunde,

    hätte nicht gedacht, einmal einen Baden-thread eröffnen zu dürfen, aber der nachstehende Beleg - mit der wirklich sehr schönen 3 Kr Wappenausgabe - müsste Grund genug dafür sein. Gelaufen im Postverein mit 6 Kr müsste der recht groß formatierte Brief einer der 2. Gewichtsstufe gewesen sein, denn die Entfernung lag weit unter 10 Meilen.

    Kartiert wurde offenbar zuerst über die Postexpedition Frankenthal/Pfalz, von wo aus er schließlich nach Laumersheim (bei Dirmstein) weitergeleitet wurde. Der Halbkreiser Laumersheim gehört - nebenbei erwähnt - schon zu den etwas selteneren der Pfalz.

    Da sich wegen fehlenden Inhaltes auch hier wieder einmal ein Datierungsfrage stellt bitte ich - wie immer :rolleyes: - um Einschätzung der Dinge. Mir ist nur geläufig, dass es von der Baden Nr. 10 unterschiedliche Farbtypen gibt, die 1860 und 1861 verausgabt wurden, möchte mir diesbezgl. aber kein abschließendes Urteil erlauben.

    Schönen So wünscht allseits

    der Pälzer :)

  • Hallo Pälzer,

    ein schöner Brief - Briefe in der 2. Gewichtsstufe und der 1. Entfernungsstufe sind nicht häufig, wenn sie so schwungvoll beschrieben sind, schon gar nicht.

    Leider kann ich zur Datierung nichts beitragen - es sollte ein Brief aus der Zeit von 1862-67 sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer!

    es sollte ein Brief aus der Zeit von 1862-67 sein


    Das ist sicher richtig: Dein schöner Brief zeigt die MiNr. 10 b - ultramarin -, deren erste Verwendung am 26.8.1861 bekannt ist. Wahrscheinlich ist eine Datierung in das Jahr 1862, denn erstens kamen schon im April (MiNr. 16) bzw. im Juni 1862 (MiNr. 18 ) die neuen 3-Kreuzer-Marken an die Schalter der großen Postexpeditionen und zweitens ging man meines Wissens in Mannheim schon relativ früh dazu über, die Frankatur statt mit dem ziemlich ramponierten Nummernstempel per Ortsstempel zu entwerten. Aber exakt datieren kann man den Brief anhand der Marken und Stempel sicher nicht.

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo balf_de !

    Bei den Belegen mit Datierungsproblemen könnte man theoretisch ja nach dem Motto verfahren; Was kümmert`s mich, Hauptsach`der Beleg sieht hübsch und authentisch aus. Ich möchte mich nicht dazu zählen, sondern soweit es möglich ist den Dingen auf den Grund gehen um die damaligen Zusammenhänge verstehen zu dürfen.

    Das ist gerade bei incoming-mail aber eine besondere Herausforderung, bei der man im besonderen auf die Erfahrung der einschlägigen (Sammel-)Experten angewiesen ist.

    Es ist mir insofern eine ganz besondere Freude, dass Du mich vorliegend mit schlüssig nachvollziehbarer Einkreisung der Datierungsfrage an solcher Erfahrung Teil nehmen gelassen hast. Hieran sehen wir auch wie enorm wertvoll unser Forum ist, welches solchen Gedankenaustauschen eine ganz hervorragende Plattform bietet.


    Nochmals herzlichen Dank und Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen!

    Offensichtlich nicht so gewichtig wie Pälzer’s Brief, aber auch im Nahbereich innerhalb des Postvereins gelaufen sind zwei Briefe, die ich euch gerne zeigen möchte und die für mich einige Fragen aufwerfen:

    Beide wurden im Jahr 1862 in Heidelberg portorichtig mit 3 Kreuzern freigemacht und in die hessische Nachbarschaft adressiert. Einer ging am 31. Mai nach Neckarsteinach, der zweite am 3. Oktober nach Schönmattenwaag (heute ein Ortsteil von Waldmichelbach im schönen Odenwald).

    Interessant - und mir unklar - sind die unterschiedlichen Taxierungen: beim Brief in die Stadt Neckasteinach lese ich 0 / 1, was ich dahingehend interpretiere, dass lediglich 1 Kreuzer Bestellgeld zu erheben war. Beim Briefchen in den kleinen Landort Schönmattenwaag erscheint neben der blauen Taxierung 0 / 2 die „2“ nochmals in Rot. Gab es auch im Gebiet der Taxis-Post neben dem Bestellkreuzer auch einen Landpost-Zuschlag, der einen weiteren Kreuzer kostete?

    Könnt ihr mir helfen, ob ich da richtig liege?

    Spannend bei dem kleinen Brief in den Odenwald ist auch die Siegelseite: zuerst ging es per Eisenbahn nach Heppenheim, am nächsten Tag, dem 4. Oktober wurde Fürth im Odenwald erreicht. In Waldmichelbach kam er am 5.10. an, wo er über Nacht liegenblieb, bevor ihn der Landbriefträger ans Ziel brachte. (Der Brief nach Neckarsteinach erreichte übrigens am Absendetag sein Ziel.)

    Und noch eine Frage ist zu stellen: adressiert ist der Brief an das großherzoglich hessische Bürgermeisteramt, also eindeutig an eine Behörde. Dem Sem-Handbuch (Baden-Spezialkatalog, 6. Auflage) ist im Abschnitt „vorfrankiertes Bestellgeld“ zu lesen:

    „Eine Besonderheit wurde am 9.6.1855 (gültig ab 1.7.1855) im Postverkehr mit großherzoglich hessischen Behörden zugelassen. Da diese die Zahlung von Bestellgeld verweigerten, konnte es bei Sendungen aus Baden vorfrankiert werden. Diese Regelung wurde am 16.9.1866 amtlich widerrufen.“

    Wenn ich das richtig interpretiere, wurde die Zahlung in diesem Fall wohl nicht verweigert.

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    das sind zwei schöne Briefe - Glückwunsch dazu.

    Zu den Taxierungen hast du es schon richtig geschrieben - 1x Bestellgeld beim 1. Brief und 2x Landbotenlohn beim 2. Brief.

    Zu der Vorausfrankatur des Bestellgeldes: Das kenne ich bei badischen Briefen an Behörden im taxischen Postbezirk mehrfach. Es kam aber auch immer darauf an, wer was von wem wollte.

    Wollte eine badische Behörde etwas von einer hessischen, dann frankierte man das Bestellgeld im voraus.

    Schrieb eine hessische Behörde an eine badische, weil sie etwas von ihr benötigte, dann sah das schon anders aus! Lässt sich denn der Absender feststellen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch !

    Offensichtlich bist Du trotz Neuschnee gut und sicher nach Hause gekommen. Oder schaust Du auch in Sindelfingen nach neuen Beiträgen im Forum ??

    Lässt sich denn der Absender feststellen?

    Ja, der Absender ist der Notar A. Hillinger aus Heidelberg. Mehr ist aber leider nicht zu finden: die Innenseite ist nicht beschrieben, der Name ist ins Briefpapier eingeprägt.

    Ich bin sehr froh, dass ich die beiden Briefe einigermaßen richtig interpretiert habe und bedanke mich herzlich für Deine Bestätigung.

    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    in der Tat war die Fahrt aus dem verschneiten Sifi in die südhessische Metropole der Sicherheit nicht ganz ohne, wenn man 8 Staus leicht nehmen darf. Aber 1,8 Tonnen schieben auch das bißchen schwäbischen Schnee locker weg, so dass du mich zu Hause wähnen darfst. ^^

    Deine Antwort habe ich fast erwartet, denn sie lässt alles offen - ein Notar konnte, musste aber nicht. Er war ja kein Privater, der wohl hätte müssen müssen. Dass die Behörde den Brief so akzeptiert hat, spricht für mich für die Wahrscheinlichkeit, dass der badische Notar etwas von der hessischen Behörde wollte und er nach Abschluß seiner Tätigkeit die dort angefallenen Kosten auf jeden Fall tragen wollte.

    Allein daraus kannst du ersehen, dass diese Variante sicher nicht die häufigste Sendungsform darstellt, die man sich zwischen diesen beiden Postgebieten denken kann.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch und bis in 2 Wochen in KA - dort hoffentlich bei günstigeren Witterungsverhältnissen :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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