• Hallo bayernjäger,

    ich denke schon - die Recommandation war damals nicht vorgeschrieben, die Anweisung ist klar (üblicherweise war sie unterstrichen bzw. farbig eingeramt worden) und ein Botenlohnvermerk war möglich, aber nicht vorgeschrieben.

    Kosten: 3x Franko, 9x für den Expditor zur Beschaffung eines Boten plus die Ganggebühr für den Boten und die Retour - Recepisse von 6x. Günstig war anders ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    eben beim Stöbern in der Bucht entdeckt und schon gekauft, wobei ich den Brief gar nicht brauche, aber er war einfach zu lustig, als dass ich ihn ignorieren konnte. :D

    Postaufgabe in Nürnberg am 23.6.1835 war er gerichtet an: "Herrn Pfarrer Bäumler Hochwürden in Buchau bei Kasendorf".

    Unten links, weil der Brief wohl sehr dringend war, vermerkte man:" Man bittet um Beförderung durch einen Expressen gewöhnlichen Fußgänger". :thumbup::thumbup::thumbup:

    Bei einer Entfernung von ca. 3 km von der PE Kasendorf nach Buchau hätte der Expresse durchaus Sinn gemacht. Was im postalischen Sinne ein "gewöhnlicher Fußgänger" war, weiß ich leider nicht. Buchau erhielt erst 1903 bzw. 1909 eine eigene Posthilfsstelle, was die "Bedeutung" dieses Weilers unterstreicht.

    Auch die Nürnberger Taxe ist schwer zu lesen - 6x, oder doch etwas gestrichen?

    Er wird unter der Überschrift "Der lustige Beleg" bei mir geführt werden.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    Selten so geschmunzelt! Vielen Dank für's Zeigen!

    Bliebe noch zu klären, was ein gewöhnlicher Fußgänger genau ist, oder noch interessanter, was ein ungewöhnlicher Fußgänger ist.

    Aber Spaß beiseite: Dir gebührt das große Verdienst, dass Du diesen Vermerk entdeckt und entziffert hast! Das hätten nicht viele bewerkstelligt! Von mir selber will ich da gar nicht erst reden!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    vielen Dank für die netten Worte - ich habe noch nie einen solchen Vermerk auf einem Brief gesehen und welche cerebralen Leitungen im Gehirn des Absenders aktiviert wurden, weiß niemand.

    Mit den Schriften werden wir im Laufe der Zeit doch alle besser. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Brief, frankiert mit 3 Kreuzer von Hirschau (Oberpfalz) vom 8.12.
    (leider ohne Jahr) in das nahe Luhe über Wernberg. Als am 9.12.
    der Brief in Luhe ankam, war der Pfarrer der Pfarrei Luhe bereits
    nach Holzhammer (liegt in der Mitte zwischen Hirschau und Luhe)
    gerufen worden. Wahrscheinlich hinterließ er auf der Post eine
    Weitersendungsanweisung, denn auf der Adreßseite wurde folgen-
    des vermerkt: "am 9. um 6 Verwalter in Holzhammer gestorben -
    durch einen Expressen". Zumindest lese ich das. Ein Botenlohn-
    vermerk befindet sich nicht auf dem Brief.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein toller Brief - ich lese "geschrieben", nicht gestorben.

    Man hat aber auch einen konzessionierten Boten im Volksmund "den Expressen" genannt und irgendwie muss er ja zu seinem Empfänger gekommen sein.

    Ich denke es handelt sich um einen Brief von 1853-55, aber die Plattendoktoren werden dir sicher noch Bescheid geben. In jeden Fall sehe interessant. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    aus der Reihe "Briefe, die es gar nicht gab", zeige ich heute diesen fragmentarisch erhaltenen Riesenbrief aus Ering 26.1.1860 mit Postaufgabe in Simbach am Inn vom 27.1.1860, der an die "Königliche Post Expedition Poking (heute: Pocking)" gerichtet war und 9 Kr. Franko erforderte, womit wir einen Brief bis 12 Meilen über 2 - 3 Loth vor uns haben.

    Interessant ist jedoch der Inhalt:

    "Königl. Post Expedition wird gebeten das anliegende Schreiben gefälligst sogleich nach Pillham zu befördern durch eigenen Boten.
    Ering den 26. Decem. 1860
    Ergebenster Baumgartl
    Verw(alter)

    Porto 18 X ---
    Chr(istian) Fischer ( = der Bote)"

    Dem hier erhaltenen Brief war also ein weiterer Brief eingeschoben worden, der für den auf diesem nominierten Empfänger in Pillham vorgesehen war, der von Pocking aus für 18 Kr. (lokaler Botenlohn für 7 km Strecke einfach!) vom Boten Christian Fischer, dem Expressen, dahin bestellt wurde.

    Ein "direkter" Expressbrief hätte das Franko von 3, 6 oder 9 Kr., die Recogebühr von 6 Kr. und die Expressgebühr von 9 Kr. tagsüber bzw. 18 Kr. des Nachts, jedoch bei einer Zustellung wie hier im Lokalbezirk das treffende Franko von 3 Kr., 6 Kr. oder 9 Kr., die Recogebühr von 6 Kr., 9 Kr. für den Expeditor der Abgabepost für die Beschaffung des Boten und die lokale Ganggebühr, von der wir wissen, dass sie 18 Kr. betrug. So hätte das Franko für diesen "direkte" Expressbrief minimal betragen 3 + 6 + 9 + 18 = 36 Kreuzer, bzw. 39 Kr. oder 42 Kr., je nach Gewicht des Einlagebriefes.

    In diesem Fall war es nur 9 Kr. Franko und 18 Kr. für den Boten = 27 Kr., womit sich die Ersparnis leicht nachvollziehen lässt. Man muss halt nur einen Postexpeditor haben, der dabei mitspielt ...

    Ich glaube nicht, dass es viele Briefe dieser Art in Bayern gab und gibt ...

    P.S. Für die graphische Qualität meiner Kinderzeichnung bitte ich jetzt schon um Entschuldigung.

  • Einfach nur toll!

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    der Expeditor von Pocking war an die Besonderheiten dieser Korrespondenz gewöhnt - schließlich gibt es eine Menge Portobriefe an das Herrschaftliche Bräuhaus Pillham, mit denen man eine ganze Stufenleiter der Tarife für unfrankierte Briefsendungen demonstrieren kann. Ohne diese Korrespondenz wäre meine Heimatsammlung um zwei ungewöhnliche Portobriefe ärmer. Irgendjemand aus Pillham war häufig auf Reisen und schrieb auch mindestens zwei Briefe aus Erding - leider nicht mit expresser Einlage ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo bayernjäger,

    ein "Expresse" war nur ein eigener Bote - da der Absender in Mannheim einen eigenen Boten gedungen hatte, dem er 3x mit gegeben hatte, damit er über die Brücke lief und den Brief in Ludwigshafen frankierte, hatte dieser Vermerk schon seine Berechtigung. Mit einer postalisch - expressen Zustellung in der Pfalz hat der Brief nichts zu tun.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    das klingt sehr logisch und wird wohl so gewesen sein.
    Ansonsten trägt der Brief ja auch keinerlei postalische Expressvermerke.
    Vielen Dank für die Info.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo liebe Sammlerfreunde,

    heute möchte ich mich nach längerer Abwesenheit mit dem folgenden Beleg hier zurückmelden:

    Eigentlich wollte ich den Brief erst in "Kur" schicken, um die Aufkleber-Klebereste oben links entfernen zu lassen... aber so was dauert ja manchmal, daher zeige ich schon jetzt mit dem Schönheitsfehler...

    Der Brief ging am 11. März 1869 als Militaria-Parteisache als portopflichtiger Dienstbrief vom Königlich Bayerischen Bezirksgericht München links der Isar an das kI Artillerieregiment in München. Den Inhalt habe ich mir leider noch nicht vorgenommen, da werde ich etwas für brauchen .... Falls es hier geneigte Schnell-Leser gibt ... ;) 8) wird jede Hilfe gerne angenommen.

    Durch Beilage wurde der Brief schwerer als 1 Loth und war somit ein Ortsbrief der zweiten Gewichtsstufe, durfte also bis 15 Loth einschließlich wiegen.
    Er wurde mit dem offenen MR 325 von München entwertet, zwei Tage, nachdem diese Stempelform eigentlich hätte eingezogen sein müssen.
    Oben links, etwas unter dem Aufkleber-Kleber versteckt, befindet sich mit rotem Farbstift der Vermerk "Cito", zweimal unterstrichen.

    Jetzt habe ich ja gelernt, dass ein Dienstbrief mit solchen Vermerken automatisch zum Express-Brief wurde, aber Express-Briefe durften nicht im Ortsverkehr von den Expeditionen angenommen werden. Eine Chargé-Behandlung war zu dieser Zeit nicht mehr notwendig.
    Gab es eventuell in München, wegen der Größe der Stadt, abweichende Bestimmungen und Orts-Expres war hier eventuell zulässig. Eventuell ein Sonderfall wie die bekannten Gerichtsbriefe von rechts der Isar nach links der Isar und umgekehrt zum Ortstarif?

    Auf jeden Fall ein für mich spannender Beleg, ursprünlich aufgefallen durch die saubere Datierung im Schreiben und für die MR-Sammlung gekauft.... und dann wurde es immer spannender....

    Ich bin gespannt, was das Forum hier zum Thema Orts-Express sagen kann. Ich danke euch allen im voraus.

    Grüße aus Oberberg
    Andreas

  • Hallo Klangrausch,
    wieso Dienstbrief? Ich sehe eine portopflichtige Parteisache (P.S.), die als Orts-Doppel-Brief korrekt mit 2 Kr frankiert wurde. Ein "Cito"-Vermerk des Absenders hatte keinen Einfluß auf die postalische Behandlung, weshalb es sich m.E. um keinen Express-Brief handelt.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Mikrokern,

    ist eine Parteisache nicht auch ein Dienstbrief, aber halt nicht portofrei?
    Ich ging immer davon aus, dass es halt zwei Arten von Dienstbriefen gibt... portofreie und nicht portofreie.
    Es kann sich ja von einem Gericht an ein Regiment weder um ein privates noch ein kommerzielles Poststück handeln?

    Wenn ich dies bislang falsch verstanden habe, bin um jede Weiterbildung dankbar....

    Gruß
    KlangRausch

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Liebe Freunde,

    Expreßbriefe - hier wurde nicht unterschieden zwischen Privaten und Behörden als Absender - waren im Ortsverkehr nicht anzunehmen. Ich habe auch noch nie in der Kreuzerzeit Expreßbriefe mit Vermerk "dahier" gesehen.

    Dienstbriefe gliederten sich in portofreie (Masse) und portopflichtige (auch häufig) - der hier war portopflichtig.

    Dienstbriefe per Expreß kosteten im Ort der Zustellung nichts - war der Expreßbrief aber in den Lokalbezirk einer Poststelle gerichtet, war er, wie ein Privat - Expreßbrief auch, kostenpflichtig hinsichtlich des "Expressen", also des Boten.

    Die vorgeschriebene Recommandation hat man oft vergessen - wie man es auch bei Privat - Expreßbriefen hin und wieder vergessen hatte.

    Ich habe einen ähnlichen Brief, allerdings portofrei, wenn ich nicht irre, auf dem auch eine "dringend" - Vermerk angebracht worden war mit Rötel und diese Farbe führte die Post. Wenn er also nicht per Expreß gelaufen wäre, warum hätte ihn die Aufgabepost so markieren sollen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Text:

    Betreff: Böckler / Böckler

    Anliegendes Decret ersuchen wir

    dem jenseitigen verhafteten Soldaten

    Georg Böckler gegen anliegendes

    remittierliches Recepisse zustellen

    zu lassen und ihn künftigen Montag den

    15 März lJs (laufenden Jahres) vormittags 10 Uhr in das

    dies(seitige) Bureau 4/I vorführen und nach

    geschehener Verhandlung wieder zurück-

    führen zu lassen.

    Der Königliche Direktor

    Kopp

    Regele

    Regimentsbefehl

    ... für den Rest ist der Scan zu klein - bitte auf 500 kb vergrößern, dann sollte auch das lesbar sein. In jedem Fall ein interessanter Inhalt !

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.