• Liebe Freunde,

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG08e2ef35jpg.jpg]

    zu diesem Thema zeige ich mal einen einfachen Dienst - Expreß - Brief aus Vilshofen nach Landshut. Absernder war das Pfarramt in Ortenburg. Ortenburg hat aber nach meiner Information bereits 1851 eine eigene Post bekommen und liegt fast 12 km von Vilshofen entfernt - oder verwechsle ich da etwas? Jedenfalls trägt die Marke den gM 545 von Vilshofen in der 2. Verteilung (Jahr ist leider nicht ersichtlich, da der siegelseitige Zweikreisstempel schlecht abgeschlagen wurde).

    Die Besonderheit steht aber unten links: P(arthei) - S(ache) E(xpeditions) - N(ummer) 148 frei d(urch) M(arke) dringend.

    Damit wird klar, dass es ein Dienstexpreßbrief war, der in Landshut am 8.8.18?? sofort dem dortigen protestantischen Stadtpfarramt zugestellt werden musste - und das kostenlos, da er im Ort der Abgabe blieb (bei der Zustellung in den Lokalbezirk wäre es für den Empfänger teuer geworden).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Ein interessanter Brief :)
    Ja, es stimmt schon dass es dieser Ortenburg ist, eine alte protestantische Enklave in Bayern seit die Reformation. Die bayerisch Herzöge hat versucht der Graf immer wieder zu knacken, aber er hat sich bis napoleonische Zeit durchgehalten - wenn er Pleite gegangen ist. Die Mutter hatte einfach zu viel Geld benutzt und er konnte die Kosten nicht mehr tragen. Dann hat er das Gut verkauft. Der Ort blieb aber protestantisch.
    Warum der Brief nach Vilshofen gebracht war vor der Brief zum Post gegeben war, wage ich nicht zu sagen. Wahrscheinlich weil es so dringend war, dass man auf nächste Postgang nicht warten konnte/wollte.

    Danke fürs Zeigen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo bayern klassisch,

    danke für das Zeigen des schönen Dienst-Epress-Briefes.

    Aber mussten nicht auch die Dienst-Expressbriefe eingeschrieben verschickt werden?
    Das hat man bei Deinem Brief wohl vergessen?

    Kannst Du etwas zum Verhältnis eingeschriebene / nicht eingeschriebene Dienst-Expressbriefe sagen?

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    bis 1858 waren Expreßbriefe nicht einzuschreiben, auch wenn man es häufig sicherheitshalber machte. Danach wären sie einzuschreiben gewesen, doch hat man das oft ignoriert. Auch die Post, nicht nur die Postkunden, handelten oft fehlerhaft. Ich kenne mehrere Expreßbriefe aus der Pfalz an den Anwalt Neumayer in Kaiserslautern, die alle 9 Kr. Expreßgebühr - Taxen haben, auch echt geprüft sind, aber nicht eingeschrieben wurden. Dies war der Postdienst, bei dem am meisten falsch gemacht wurde.

    Bei den Dienstexpreßbriefen dürfte das Verhältnis ab 1858 von eingeschrieben zu vergessen einzuschreiben bei ca. 3 : 1 liegen. Aber das stellt nur meine persönliche Wahrnehmung in den letzten 25 Jahren dar.

    Ich hatte mal im RB Nr. 39 der ARGE Bayern klassisch (wo sonst?) einen längeren Artikel über die Gebührenstruktur bayerischer Experßbriefe verfasst. Für die Markenzeit relevant war die VO vom 1.5.1847, mit der erstmals in Bayern der Sonderdienst Expreß überhaupt geregelt wurde. Mit der VO zum 1.5.1858 wurde die Einschreibung für expresse Briefe vorgeschrieben, doch oft vergessen.

    Ich habe mal eine Tabelle angehangen, die in dem Artikel kurz zeigen soll, was man so alles sammeln könnte, wenn man wollte. Leicht würde es aber nicht, für jeden Punkt ein Briefchen zu finden! ^^

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG000121f8c6d1jpg.jpg]

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,
    zu Deinem begehrenswerten Expressbrief kann ich als "Plattenkundler" folgendes beitragen:
    Da es sich bei der Marke um eine lupenreine Pl. 4 handelt, grenzt der Aufgabestempel mit Datum "8.8." die Verwendung auf 1859 oder 1860 ein (von einer exotischen Spätverwendung mal abgesehen).
    Da im August 1860 Marken von Pl. 4 in der Regel ein abgenutztes Druckbild aufweisen (Platte 5 kam in diesen Wochen an die Schalter), Deine Marke jedoch ein sehr frisches Druckbild zeigt, würde ich mich hier zu >80% auf 1859 festlegen wollen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    vielen Dank an den Plattensachverständigen - ich hätte ihn auch auf Ende der 50er Jahre terminiert, wodurch er hätte eingeschrieben versandt werden sollen. Wieder ein kleine Contravention ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Bayern Klassisch

    aus preussischer Sicht wäre dieser Brief kein Eilbrief, zumal es dort immer möglich war, diese mit Einführung der sofortigen Zustellung ohne Einschreibung zu versenden. Generell galt, dass es auch richtig notiert werden mußte, also "sofort zu bestellen", oder "per Expressen".

    Bei Dienstbriefen wurde häufig der Vermerk "cito" angebracht, welcher jedoch nur als Aufforderung zu schnelleren Bearbeitung angebracht wurde. Dies wurde auch häufig unterstrichen.

    Persönlich würde ich es deshalb hier ähnlich sehen.
    Sicherlich gab es in Bayern auch eindeutige Formulierungen, was per Expressen zu versendene Briefe angeht, zumal er auch schon eindeutig in die Zeit des DÖPV gehört.

    Könnte es hier ähnlich sein?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    da zeigt sich wieder, dass DÖPV und Landespost zwei Dinge waren, auch wenn die Regeln des DÖPV große Auswirkungen auf die internen Postvorschriften nach sich zogen.

    In Bayern waren alle Dienstbriefe (R.S., P.S., KDS, Militaria usw.) per Expreß zu befördern, wenn dienstliche Expressvermerke angebracht waren. Private Briefe mit diesen Vermerken waren i. d. R. nicht per Expreß zu befördern; daher darf man nicht die "strengen" Regeln für Privatbriefe auf die dienstlichen Briefe übertragen, wobei in beiden Fällen oft geschludert wurde.

    Dienstbriefe waren kostenfrei per Expreß zu bestellen, wenn sie an den Ort einer Postexpedtition liefen. Dieser Service musste von dem Expeditor geleistet werden, der dafür einen oder mehrere Boten zu stellen hatte. In dem Maße, in dem der Expeditor gutes Geld an Pirvatexpreßbriefen verdiente, musste er das bei Dienstexpreßbriefen kompensieren.

    Nur wenn ein Dienstexpreßbrief in den Lokalbezirk lief, waren die Kosten hierfür genau so hoch, wie bei einem Privatexpreßbrief, denn der besondere Bote wollte für 10 oder 20 km Fußmarsch natürlich adäquat besoldet werden und es war ihm natürlich völlig egal, ob der Brief von einem Privaten oder eine Behörde stammte, wegen dem er den halben Tag zügig laufen durfte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    In Bayern waren alle Dienstbriefe (R.S., P.S., KDS, Militaria usw.) per Expreß zu befördern, wenn dienstliche Expressvermerke angebracht waren.

    Dienstbriefe waren kostenfrei per Expreß zu bestellen, wenn sie an den Ort einer Postexpedtition liefen.

    Hallo bayern klassisch

    Was hat ein Dienstangestellter zurückgehalten Briefe nicht Express zu schicken? Es war keine Kosten damit fällig und der Dienstangestellter konnte hier machen wie er wollte. Aber viele Dienstbriefe Express geschickt sehen wir auch nicht, eigentlich unverhältnismässig wenige.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein erstklassiges Stück - danke fürs zeigen dieser Rosine. :P

    Hallo Nils,

    wenn ein Beamter einen Expreßbrief versenden wollte, musste er zum Kanzleichef gehen und die Dringlichkeit absegnen lassen. Ansonsten hättest du Recht, dass man sehr viele Briefe mit Expreß aus den bayerischen Amtsstuben sehen müsste, was aber nicht der Fall ist. In der Regel waren alle Dienstexpreßbriefe Terminsachen, also Fälle mit entscheidender Bedeutung, die an Termine geknüpft waren, deren Nichteinhaltung ein großes Problem gewesen wäre.

    Was ich nicht weiß, aber vermute: Kein Brief in Bayern, auch wenn er portofrei befördert wurde, war "kostenlos". Es wurden von 1808 an Statistiken geführt, welche Behörden in welchen Fällen was und wie viel verschickten. Diese Statistiken liefen am Jahresende (also nach 30.6. in der Anfangszeit) an das Ministerium nach München, wo sie geprüft und den anderen Ministerien nach Zuordnung "weiter belastet" wurden. Die Post arbeitete also nicht gratis für die zahlreichen anderen bayerischen Behörden, auch wenn man das den Briefen natürlich nicht ansieht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Dann vermute ich dass der Kanzleichef irgend einen Instruktion hatten, und für die Kosten eines Expressbriefes beantworten musste.

    Dein Vermutung dass die verschiedenen Behörden den Postgang bezahlen mussten ist Sinnvoll. Entweder durch Jährlichen Vergütung oder monatlichen Abrechnungen. So war es in Österreich gemacht. Nur so werden die Dienststellen für die Kosten verantwortlich.

    Danke für die Antwort.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Verehrte Freunde,

    Zitat

    Was ich nicht weiß, aber vermute: Kein Brief in Bayern, auch wenn er portofrei befördert wurde, war "kostenlos". Es wurden von 1808 an Statistiken geführt, welche Behörden in welchen Fällen was und wie viel verschickten. Diese Statistiken liefen am Jahresende (also nach 30.6. in der Anfangszeit) an das Ministerium nach München, wo sie geprüft und den anderen Ministerien nach Zuordnung "weiter belastet" wurden. Die Post arbeitete also nicht gratis für die zahlreichen anderen bayerischen Behörden, auch wenn man das den Briefen natürlich nicht ansieht.

    Anton Boegler hat 1913 die Schrift Die finanziellen Ergebnisse der bayerischen Post- und Telegraphenverwaltung veröffentlicht.
    Darin nimmt er auch summarisch Bezug auf die Abrechnung der angefallenen Kosten für Dienstkorrespondenzen.
    Wenn ich den Autor wirklich richtig verstanden habe, wurden diese auflaufenden Kosten lange Zeit durch den Staatshaushalt geschleppt, bis man 1908 zum Ablösungsverfahren überging.
    Danach wurden die aufgelaufenen Miesen auf die Staatskasse übernommen.
    Genaueres muss ich nachschlagen, sobald ich wieder Luft habe ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo bayernjäger,

    das ist ein Abwägungsbrief:

    Bei Dienstbriefen wie hier war jeder Eilvermerk ein Expreßvermerk, von daher wäre die Antwort ein klares JA.

    Auf der anderen Seite waren Expreßbriefe im Ortsverkehr nicht annahmefähig, konnten also nicht expediert werden.

    Er ging ja von München nach München, aber die Besonderheit ist halt, dass er von links der Isar nach rechts der Isar lief und man sich nun streiten kann, ob es damit noch ein Ortsbrief war.

    Es gibt für die These l.d.I. und r.d.I. Ortsbrief / Fernbrief jeweils gute Gründe.

    Außerdem hätten Expreßbrefe eingeschrieben sein müssen, auch wenn man von dieser Regelung nachweislich zig-mal abweichte.

    Meine persönliche Meinung hierzu: Es dürfte ein Expreßbrief gewesen sein - sonst hätte man das nicht auf ihn schreiben müssen. Die Austragung war kostenlos, wie bei allen Dienstbriefen, wenn diese in einen Ort mit eigener Post liefen. 100%ig beweisen kann aber niemand weder das eine, noch das andere. Restzweifel bleiben also bestehen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayernjäger,

    leider habe ich den Brief nicht bekommen. Er ist frankiert mit einer Bogenecke von Platte 3. Auch ohne Datumsangabe

    kann der Brief nur vom 8.11.1856 sein. Ein Liebhaberbrief, der hervorragend auf einer Seite mit einem zweiten Brief von

    Erding gepasst hätte. Ob Express oder nicht Express, das war mir nicht wichtig. Leider, leider...

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo bayernjäger,

    ja, das war ein Dienstexpressbrief und ein sehr schöner obendrein. Zu teuer fand ich den Preis auch nicht und @kilkes Ansicht teile ich auch.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Mal ein Neuzugang, um diesesThema wieder nach oben zu holen:

    Dienstespressbrief von Edenkoben nach Altdorf vom 25. Juni 1874. Altdorf lag im Landzustellbezirk von Edenkoben.

    Interessant ist auch, was das Landgericht Edenkoben dem Herrn Bürgermeister von Altdorf schreibt:

    Untersuchung gegen Conrad Lentz von Altdorf wegen Diebstahls betr.

    Behufs Vornahme einer Ortsbesichtigung und Vernehmung der untenbezeichneten Zeugen wird das Gericht morgen, Freitag den 26. Juni, Nachmittags 1/2 3 Uhr in Altdorf eintreffen. Die Zeugen [...] wollen sich zur beigesetzten Zeit im Gemeindehause einfinden.

    Sowas stelle man sich mal in der heutigne Zeit vor: das Gericht fährt am Freitag Nachmittag zu einem Ortstermin, bei dem auch gleich die Zeugen vernommen werden, die immerhin einen knappen Tag Zeit haben, um sich darauf einzustellen :D

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    Glückwunsch zu dieser echten Rosine - du hast ganz Recht, das wäre heute undenkbar und es gäbe ein Dutzend von Vorschriften, die eine solche Beschleunigung leicht verhindern würden. Um so besser zu sehen, wie es laufen konnte und laufen könnte, wenn man denn nur wollte. Ein Traumbrief!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.