• Liebe Sammlerfreunde,

    die unverzügliche Bestellung dringender Schreiben betr. ist die Verordnung Nr. 5527. vom 10. Mai 1848 und diese galt für Sendungen von Stellen und Behörden innerhalb Bayerns und hatte mit der "Expressen Bestellung" überhaupt nichts zu tun. Dies war die Verordnung Nr. 5945 vom 16. April 1847. Diese Verordnung galt nur für Sendungen innerhalb Bayerns. Erst am 18. April 1858 wurde die Verordnung von 1847 durch eine neue Verordnung Nr. 7174 beendet und es galten dann innerhalb Bayerns die Bestimmungen der Vollzugsinstruktion zu Art. 26 des "revidirten Postvereinsvertrages vom 5. Dezember 1851" (Verordnungsblatt 1852 Seite 292, 293 und 294) . Hier nun die Verordnung Nr. 5527 vom 10. Mai 1848 zu dringenden Schreiben der Stellen und Behörden innerhalb Bayerns. Die beiden anderen von 1847 und 1858 bringe ich zu einen anderen Zeitpunkt.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Hallo Hermann,

    vielen Dank für die weiterführenden Hinweise, damit lässt sich jetzt einmal etwas anfangen. So wie das aussieht, kann man also anfangs gar nicht von Dienst-Expresssendungen reden...auch wenn es mit der 48er-Regelgung danach "ausgesehen" hat. Da geht es schon los mit der Begrifflichkeit, auf die man sich dann einmal einigen müsste, um Missverständnisse zu vermeiden. Erst nach Aufhebung der 48er-Regelung kann/könnte man von Dienst-Expresssendungen reden, wenn auch diese den dafür lt. bayerischer AFB 58 und PTO 68/72 einschlägigen, z.T. auch wieder abgeänderten postalischen Bestimmungen unterlagen.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (10. Oktober 2022 um 16:16)

  • Hallo Tim,

    ich habe von 1849 bis 1876 die Inhaltsverzeichnisse der bayerischen Postverordnungen durchgesehen und konnte nicht feststellen, daß die Verordnung Nr. 5527 "Unverzügliche Bestellung dringender Schreiben betr." vom 10. Mai 1848 aufgehoben - oder verändert wurde. Dementsprechend galt diese Verordnung für Postsendungen innerhalb Bayerns mindestens während der Kreuzerzeit durchgängig.

    LG, Hermann

  • Hallo Hermann,

    auch dafür vielen Dank, da empfiehlt sich dann wohl einen eigenen Ordner für einzurichten, denn das sieht nach einem doch etwas sehr eigenem "Kosmos" aus.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen portofreien Dienstbrief des Pfarramtes Altenmünster vom 2.12.1856 an die Bauinspektion Schweinfurt, bei dem die Absenderbehörde "Sehr dringend" notiert hatte und die Post (oder wer auch immer) unterstrich diesen Express-Vermerk mit Rötelstift.

    Im Inhalt lesen wir, warum es so eilig war:

    "Unter Bescheinigung der Zuschrift vom 27. v(origen) M(onats) praes(entirt): 1. letzten Monats im rubrizirten Betreffe wird der anberaumte Termin genehm gehalten, muß man jedoch sein Bedauern darüber ausdrücken, aß man dem Wunsche der verehrlichen k. Bauinspektion, den vorigen Bewohner hiezu einzuladen, deßhalb nicht entsprechen kann, weil diesseits dazu die Competenz, wleche nach der allerh(öchsten) Verordnung vom 28. Febr. 1851 der kgl. Baubehörde zusteht, abgeht".

    Wir sehen also auch hier wieder, was hier und da bestritten wird, dass kostenlose Dienstbriefe mit Express-Vermerk stets sehr wichtig waren und nur wegen möglicher Verfristungen per Express ausgetragen wurden.Da der Zielort eine Postexpedition hatte, bekam der Expressbote nichts.

  • Bei Expressbriefen war die Zustellgebühr von zunächst 24 Kreuzern in bar der Sendung beizufügen. Konkret sollte der Betrag der Retourrecepisse beigefügt werden, wie sich aus Ziffer 6) der Verordnung von 1847 ergibt, die ich nochmals auszugsweise einkopiert habe.

    Da es sich bei der Recepisse eigentlich doch nur um ein Blatt Papier handelt, dass der Adressat zu unterschreiben hatte, stelle ich mir ganz konkret die Frage, wie das Bargeld übermittelt wurde. Lagen die Recepisse und das Geld gemeinsam in dem Briefumschlag oder wurde die Recepisse wie ein Umschlag gefaltet und mit dem Expressbrief etwa durch Bindfaden verbunden? Wie wurde genau verfahren?

    Hat einer unserer Experten eine Vorstellung, wie eine Recepisse mit dem eigentlichen Brief oder erst recht eine Recepisse mit eingebrachtem Bargeld postalisch behandelt bzw. rein tatsächlich übermittelt wurde?

    Lieben Dank vorab!

  • ... frühe Expressbriefe waren im Rahmen der Sortierung der verschiedenen Gattungen von Korrespondenzen im Briefbeutel ganz oben einzusortieren. Das erste, was ein dekartierender Postexpeditor sah, wenn er den versiegelten Briefbeutel öffnete, war ein Päckchen mit Express-Briefen, wenn es denn überhaupt mal welche gab.

    Daher war es leicht, das entsprechende Geld (4 Münzen á 6 Kreuzer) dem entsprechenden Brief zuzuordnen. Eine Münze behielt der Expeditor der Abgabepost, die 3 anderen bekam der Expresse in die Hand gedrückt (gegen Quittung natürlich).

    Der Rückschein/Post-Lieferschein/Retour-Recepisse war stets mit Bindfaden, teils auch mit mehrfacher Wachssiegelung, dem Brief anzuhängen.

    Ich hoffe, ich konnte deine Fragen hinreichend beantworten.

    P.S. Bei der diesjährigen JHV in Postbauer - Heng werde ich einen ausführlichen Vortrag über das Kartierungswesen in Bayerns Kreuzerzeit halten; dort werden, neben vielen anderen Punkten auch, diese Problematiken angesprochen werden. Bist du dabei?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das war wirklich instruktiv! Das Geld war also nicht in irgendeinem "sendungsspezifischen" Umschlag beigefügt, sondern lag dem jeweiligen Briefpaket bei. Wahnsinn, dass Du so ein Detail kennst! Ganz, ganz lieben Dank!

    Wann ist denn die JHV? Ich würde gern von Mallorca aus einfliegen ☺️

  • ... siehe Homepage:

    Home

    12.4. bis 14.4.2024, wobei der 13.4. der Hauptkampftag ist.

    Wenn es auf Malle keine Nürnberger Rostbratwürste und auch keine Leberkässemmeln gibt, wäre das noch ein Grund, sich hier wieder blicken zu lassen. :) :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Auch wenn das jetzt den Rahmen sprengt, gibt es hier mehrere deutsche Lebensmittelmärkte und auch an Currywurstbuden ist kein Mangel. Allerdings wohnen wir in einer Ecke, wo es in der Tat mehr international geprägt ist. 😟😟😟 Der Termin ist auf jeden Fall notiert. Ich muss jetzt nur noch sehen, wie ich von München dort hinkomme. Aber das ist auch kein unlösbares Problem.

  • Am besten hier eine Anfrage starten und schauen, ob es Fahrer gibt, die einen guten Mitfahrer suchen. Kostet ja nichts ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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