Liebe Freunde,
zu den besonderen Stempeln, auch wenn sie i. d. R. für kleine Münze erworben werden können, zählen die Bahnhofsstempel. Viele setzen diese den Stempeln der Bahnpost gleich, was völlig falsch ist, weil das eine das andere zwingend ausschließen musste. Ein Bahnpostbediensteter durfte sich nicht einmal in den Amtsräumen einer Bahnhofsexpedition aufhalten, so streng waren diese beiden Bereiche getrennt.
Den ersten Stempel kenne ich aus dem Sommer 1849 vom Münchner Bahnhof, der damals noch in roter Farbe abgeschlagen wurde. Leider besitze ich keinen Brief aus der VMZ mit einem Bahnhofsstempel (nur 2 Belege bekannt vor dem 1.11.1849).
Im Laufe der 50er Jahre, als die Bahn immer weitere Gebiete Bayerns erschloss, wurde speziell bei den größeren Städten die Notwendigkeit begriffen, neben der Stadtpostexpedition auch eine Bahnhofsexpedition zu gründen. Der Postaustausch bei den größeren Ämtern (Augsburg, München und Nürnberg seien hierfür exemplarisch genannt) fand zwischen diesen beiden Poststellen per Schubkarre statt, weil es mehrfach am Tag zentnerweise Poststücke gab, die von A nach B und umgekehrt gefahren werden mussten. Daher sind diese Stempel von den größeren Orten in der Regel auch keine Seltenheiten und werden allenfalls moderat bewertet.
Sie waren nur an die Formen gebunden, die damals allgemein für Poststempel galten, wandelten sich also wie alle anderen Stempelformen auch mit der Zeit.
Ich möchte hier exemplarisch 6 Poststücke mit verschiedenen Stempeln zeigen und hoffe, damit nicht die letzten hier gesehen zu haben.
Wer, das sei mir einzufügen erlaubt, eine Spielwiese innerhalb Bayerns sucht und mit der Teilnahme an einem 1 - Rahmen - Wettbewerb liebäugelt, sollte sich diesen Thread auf sein Liste setzen. Einen Rahmen bekommt man sicher leicht zu Lebzeiten voll und die Abschläge dieser Stempel sind, im Gegensatz zu denen der Bahnpost, oft erfreulich gut gelungen.
Der 1. Brief aus Nürnberg vom 15.12.1860 nach Neuhof im Meiningischen zeigt uns, neben der Frankatur von 9 Kr., den Halbkreisstempel NÜRNBERG B. E.. B. E. stand für Bahnhofs - Expedition (bekannt von 1855 - 1862). Die Verhältnisse Nürnbergs sind auch 150 Jahre später noch immer ungeklärt, wer die dortige Hauptbriefpostexpedition und wer die Filialexpedition war. Ich meine aus vielen Unterlagen und Briefinhalten erkennen zu können, dass die Stadtexpedition die Hauptexpedition war und die am Bahnhof dieser untergeordnet war.
Der gM 356 ist aber nicht typisch für den Bahnhof in Nürnberg, denn dieser Mühlradstempel wechselt seit den späten 50er Jahren zwischen beiden Nürnberger Poststellen hin und her, so dass ich denke, dass er einem Springer zugeordnet werden müsste, der aushalf, wo es am meisten brannte (die Personallage in Nürnberg war immer etwas "schwierig").
Der Brief lief über 20 Meilen und war mit 9 Kr. tarifgerecht frankiert. Der Empfänger zahlte das bei TT übliche Bestellgeld von 1 Kr. vor Ort.
Der 2. Brief stammt aus München und datiert vom 28.4.1864. Der Stempel MÜNCHEN BAHN. ist von 1864-67 nachgewiesen und häufig (wenngleich nicht in dieser Qualität).
Er zierte einen Dienstbrief nach Freimann, Post Schwabing (heute Teil Münchens).
Der 3. Brief zeigt uns die Anlehnung an einen Bahnpoststempeltyp, wie ihn der Bahnhof in Bamberg von 1865-71 führte. Er wurde am 20.7.1865 auf einem Dienstortsbrief abgeschlagen. Bahnhofsstempel auf Ortsbriefen sind recht selten, weil die meisten Behörden "in der Stadt" lagen und sich der Bahnhofsexpeditionen kaum bedienten.
Liebe Grüsse von bayern klassisch