Österreich - Bayern O.B.C. 1842 - 1850

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Der Brief ist 15. geschrieben so hier liegt es auch keine Tage dazwischen. Das hatte ich hier auch nicht erwartet. Eher glaube ich dass Tambosi (Absender wie Empfänger) hier selbst taxiert hatte oder direkt am Schalter es gemacht hatte. Das wird aber auch nur Spekulationen.
    Man kann hier einwenden dass der Absender selbst nicht taxieren dürfte, aber irgendwo habe ich gelesen dass es vorkam - hätte ich es nur jetzt gefunden wo ich das gelesen habe.

    Erwähnen sollte man auch dass der OBC Stempel fehlt.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ich kann mir kaum vorstellen, dass man damals seine eigenen Briefe selbst taxieren durfte. Da hätte ich gerne mal Literatur gesehen, aus der das zweifelsfrei hervor geht. Welchen Sinn hätte das auch haben sollen? Die Post musste eh ausrechnen, was ein Brief kostete und einer von Österreich nach Bayern war Massenware, das wußten die damals auswendig, wenn es nicht gerade ein Kuhkaff war, bei dem aufgeliefert wurde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Da hätte ich gerne mal Literatur gesehen, aus der das zweifelsfrei hervor geht

    Hallo bayern klassisch

    Wie eben geschrieben, habe ich den Literatur vor mir wo ich meine dass ich es gelesen habe. Aber bis ich etwas gefunden habe, wird es so wie so nicht ein Teil die Beschreibung, weil ich eben auch an Spekulationen deute.

    Es konnte klar ein Sinn haben es so zu machen. Der Absender hatte besseren Kontroll und konnte wie hier ein neuer Brief einlegen weil es so gepasst hatte. Statt 30 Kreuzer für der Empfänger also nur 22 Kreuzer. Bei Firmen mit grösseren Postaufgabe wäre es klar ein Vorteil und der Postamt hat seine Aufgaben etwas erleichtert obwohl die auch Kontrolle aufgeben konnte. Sinnlos war es trotzdem nicht.

    Ob ich oder andere es beweisen kann, weiss ich also jetzt nicht.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ich weiß nicht, wo ich es vor vielen Jahren in der Primärliteratur mal gelesen habe (war auch bayerische, keine österreichische Literatur), aber dort stand, das vom Publikum taxierte Briefe nicht anzunehmen waren.

    Deine Argumentation greift m. E. nicht. Wenn man sich das Durcheinander in einer Poststelle um 1840 oder 1850 vorstellt, kann man sich ausmalen, welches Chaos es gegeben hätte, wenn Stapel von Briefen der Firmen oder Handelshäuser teils selbst taxiert, teils nicht selbst taxiert - weil nicht berechenbar - herum gelegen hätten. Man hätte bald nicht mehr gewusst, wer was taxiert und noch nicht oder falsch taxiert hatte.

    Ein Handelshaus hätte auch nur ungern Leute abgestellt, die sich in ihrer wertvollen Arbeitszeit mit dem Job der Post hätten befassen müssen. Dafür war die Post da. Für das korrespondierende Publikum gab es jedes Jahr ein neues Büchlein mit den aktuellen Taxen. Das konnte aber schon im Februar in Teilen Historie sein, weil sich damals alles ändern konnte, weil neue Poststellen gegründet wurden und andere verschwanden oder verlegt wurden.

    Wenn ich mir vor Augen halte, welche Probleme es jahrelang bei der Einlieferung von Rekobriefen gab, die von den kgl. Advokaten aufgegeben wurden und die ihre eigenen Postscheine nutzen durften, dann mag ich mir gar nicht erst vorstellen, welches Chaos Hunderte von selbsttaxierten Briefen am späten Nachmittag bei der Ablieferung gestiftet hätten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern-Nils,

    herzlichen Dank.
    Dies ist nun mein zweiter Brief aus Siebenbürgen
    nach Bayern.
    Seltsam ist aber die Portoangabe. Eigentlich hätten
    die 12 Kr.C.M. Franko des Absenders bis zum Empfänger
    ausgereicht. Evtl. ist es nicht das Porto, sondern die
    Hausnummer in München ?

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Sammlerfreunde,

    (nicht nur) das Format (85x60mm) hatte es mir angetan, warum ich mir dieses Briefchen letzten Sonntag in Innsbruck einverleibte.
    Roter "OBC" auf Portobrief von Salzburg vom 11. Dezember (1842 ?) nach Altenmarkt (zwischen Traunreut und Trostberg). Leicht zu übersehen die "7", wonach der Empfänger 7 Kr. rh. zu berappen hatte.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Briefe im Grenznahverkehr wurden ab 1. Oktober 1848
    auf 3 Kr.C.M., bzw. 4 Kr.rh. gesenkt. Der Absender aus
    Reutte in Tirol, der den Brief am 1. Juni 1849 schrieb,
    sparte sich Geld, brachte ihn in das 9 km entfernte Füssen
    und gab ihn am 2. Juni als Ortsbrief auf. Fingerhutstempel
    Füssen vom 2. Juni. Er bezahlte die 2 Kr.rh. Frankogebühr,
    die aber nicht angeschrieben wurden.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    toller Brief - einen Monat später hätte auch der 3x gekostet, weil Bayern erstmals das Porto für Ortsbriefe festsetzte, während zu der Zeit deines Briefes die 2x dem jeweiligen Postexpeditor allein zuflossen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hier einmal etwas ganz anderes, ein Dienstbrief kurz nach Beginn der Markenzeit in Bayern. Ich wollte deswegen jetzt nicht gleich einen extra-thread aufmachen und erlaube mir diesen hier einzustellen, da vorher auch nicht immer O.B.C-Belege vorgestellt wurden. Viel zu sagen gibt es zu der über Lindau - Baden in die bayerische Pfalz nach Bliescastel (heute Saarland) gelaufenen Korrespondenz der Polizeibehörden nicht. Man genoss untereinander offenbar Portofreiheit, siehe ex off(ici)o-Vermerk unten links.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein feines Stück - der O.B.C. - Stempel fehlt, das ist schon mal gut. Die Leitung über Lindau (Kaufbeuren, Augsburg, Donauwörth, Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen) ist mir nur vom Vorarlberg bekannt und der Inhalt ist zeittypisch interessant. Danke fürs zeigen - viele gibt es nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    was bedeutet überhaupt O.B.C. ? Ich bin da offen zugegeben völliger Laie. Nicht alle können eben alles erahnen, das sollte nach meinem Dafürhalten generell auch bei der Eröffnung eines threads berücksichtigt werden.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    da hast du natürlich Recht - vlt. kann man B.O.C. und O.B. C. im Threadtitel noch ausschreiben.

    B.O.C. - Stempel kamen mit dem 1.10.1842 für Briefe von Bayern nach Österreich (auch darüber hinaus vorkommend) auf die Poststücke, weil mit diesem Vertrag erstmals für Bayern und Österreich eine Gemeinschaftstaxe geschaffen wurde. Bayerisch Oesterreichische Correspondenz.

    Umgekehrt sollte Österreich alle Poststücke nach Bayern (auch darüber hinaus vorkommend) mit O.B.C. - Stempeln bedrucken, was Oesterreichisch Bayerische Correspondenz hieß.

    Die Taxen dieser Briefe nämlich waren halbscheidig zu teilen zwischen den beiden involvierten Postverwaltungen. Das gab es vorher nicht - zuvor bestand Österreich auf dem Grenzfrankozwang, so dass vorher alle Sendungen von oder über Bayern nach oder über Österreich bis zur bayer. - österreichischen Grenze zu frankieren waren. Dieses alte Verfahren hatte sich zwar bewährt, weil es wenig Arbeit erforderte und einem die ganzen ausländischen Gebühren egal sein konnten, aber es war halt nicht mehr zeitgemäß, weil es nicht die Verbundenheit, sondern die Segretation offenbarte - ein Zustand, dem es abzuhelfen galt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    vielen Dank ! Nun hast Du zu dem Dienstbrief geschrieben, dass es "schon mal gut sei", dass dieser O.B.C.-Stempel nicht darauf abgeschlagen wurde. Ganz klar die einfache Frage dazu: Warum ? War die Regelung zum Zeitpunkt dessen Aufgabe etwa schon wieder abgeschafft bzw. wie lange wurde danach vollzogen ?

    Ferner müsste dann ja bei jeder Aufgabepost ein O.B.C.-Stempel bzw. umgekehrt ein B.O.C.-Stempel vorhanden gewesen sein, im thread findet man auch öfters die Diskussion, wo er denn letztendlich abgeschlagen worden ist. Hierzu müsste es doch eine generelle Handhabe bspw. beim Grenzübergang o.ä. gegeben haben, oder nicht ?


    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    für Bayern galt, dass alle Poststellen ab dem 1.10.1842 mit den Vertragsstempel (keine Grenzübergangsstempel, wie Auktionsbeschreiber oft mutmaßen) beliefert wurden. Von daher sollte es keine bayer. Briefe nach Österreich ohne diese Stempel geben, die nicht nur auf portopflichtigen, sondern auch auf Diensteskorrespondenzen abzuschlagen waren.

    In Österreich war das anders - dort erhielten nur die Poststellen O.B.C. - Stempel, deren Postverkehr nach Bayern regelmäßig und recht umfangreich war. Auch bekamen die Poststellen Stempel, die in bayer. Grenznähe lagen, da diese ja 1) natürgemäß häufig Briefe nach Bayern bekamen und 2) zwischen ihnen und Bayern keine weiteren ö. Poststellen lagen, die hätten Stempel führen können.

    Dennoch sind Briefe ohne O.B.C. - Stempel immer etwas besonderes, denn sie zeigen ja eine Contravention.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    bleibt nur noch die Frage offen, ab wann O.B.C. und B.O.C. nicht mehr zu verwenden waren.

    Vielen Dank + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    diese Stempel wurden nicht "außer Kraft gesetzt", sondern waren mit dem DÖPV zum 1.7.1850 obsolet, weil es dann keine Gemeinschaftstaxe mehr gab, sondern die des Postvereins mit 3x, 6x und 9x für Briefe und 1x für Drucksachen. Die Stempel wurden jedoch teils noch Jahre später weiterverwendet - und zwar auf beiden Seiten! Wer halt jeden Tag 8 Jahre lang auf Briefen damit stempelte, der war nicht so leicht davon abzubringen, sie weiterhin anzubringen.

    Gesucht sind folglich Briefe ohne diese Stempel vom 1.10.1842 - 30.06.1850 und noch mehr mit ihm ab dem 1.7.1850.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.