Botenbriefe Österreich

  • Hallo VorphilaBayern,

    kleine Anmerkung zu Ihrem Brief. Dieser lief nicht nach Reutte in Tirol sondern nach Reuthe im Bregenzerwald. Er wurde somit postalisch bis Bregenz spediert. Hierfür wurden 14 Kr. C.M. fällig. Von dort dürfte er mit dem Bezauer Gerichtsboten nach Reute gebracht worden sein. Auch dieser bekam 2 Kr. rhein. Botenlohn, so dass insgesamt 19 Kr. rhein. fällig wurden.

    Ich zeige hier ein Beispiel. Ein Brief aus dem bayerischen Röthenbach vom 27.8.1820 nach Bezau, bezahlt mit 3 Kr. bis zur österreichischen Grenze. In Bregenz wurde das Porto von 2 Kr. C.M., umgerechnet in 2 1/2 Kr. rhein., angeschrieben. Min den 2 Kr. für den Gerichtsboten von Bezau ergab sich eine Gesamtbelastung von 4 1/2 Kr. rhein.

    Einen regelmäßigen Botendienst gibt es im Bregenzerwald erst seit 1832. Dies war der Wälderbote.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    herzlichen Dank. Habe nicht gewußt,
    daß es auch ein Reuthe in Vorarlberg
    gab. Vielen Dank auch für das Zeigen
    und Beschreiben Ihres Briefes aus Bayern
    nach Bezau in Vorarlberg.

    Viele Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    @ liball. Die Verhältnisse im Vorarlberg ist interessanter als ich je gedacht hatte. :) Ich muss also öfters meine Augen in dieser Richtung richten.
    Und an ein Reuthe habe ich nicht gedacht obwohl ich dieser Ort schon kannte. Obwohl der Schreibweise heute Unterschiedlich ist, gab es damals viele Varianten.

    Eine Karte zu dieser Gebiet will ich hier zeigen. Hier ist Reuthe als Reiti geschrieben.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Wie vorher schon angedeutet, sind mehrere Briefe gleichzeitig von dem Bote nach Dornbirn gebracht, entweder von Bregenz oder von Hohenems aus, wo man nur auf einen Brief ein Botenlohn angezeigt hat. Es heisst dass es auch Briefe gibt die kein Botenlohn zeigen. Was ich hier zeigen will.

    Der Brief ist in 1825 von Wien nach Dornbirn gebracht. Der Brief war in Wien zuerst als einfach gerechnet, und man hat hier 14 Kreuzer CM vermerkt. Es ist später geändert geworden, vielleicht erst in Hohenems. Der Brief ist als doppelt an der Empfänger ausgeliefert geworden. Ein Botenlohn ist also hier nicht vermerkt.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Nachdem es kein Sinn hatte einen Thread für Botenlohn in mehreren Themenordner zu habe hatte, aber ich die beiden existierenden hierher verschoben. Passt hier besser glaube ich und ist nicht so zeitlich gebunden. Wie auch die Botenlöhne auch nicht waren.

    In dieser Zusammenhang zeige ich zwei Briefe nach Dornbirn beiden in der Zeit der Vorarlberger Sondertarife. Von 1. März 1815 bis 31. Mai 1817 kostete die Auslandsbriefe alle 16 Kreuzer CM bei einfache Briefe. In Vorarlberg war aber die Kreuzer Rheinisch gängig und die Kreuzer CM war nicht einmal vermerkt geworden.

    Der erste Brief ist aus Augsburg gekommen, der anderen aus St. Gallen. Und beiden hat die 20 Kreuzer Rh Postporto gekostet + 2 Kreuzer Rh Botenlohn. Ab 1.6.1817 war die Kosten aber erheblich gesunken wenn es um den Postporto geht, Botenlohn aber war unverändert was man schon vorher gesehen haben.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Noch einen Brief mit Botenlohn nach Dornbirn kann ich zeigen. Hier wieder aus Wien, jetzt aus dem Jahr 1818. Der Brief hatte die 2. Gewichtsstufe und hier ist die Kreuzer CM notiert geworden. Diese 28 Kreuzer CM ist in 34 Kreuzer RH umgerechnet. Dazu kam die 2 Kreuzer RH Botenlohn, insgesamt 36 Kreuzer Rh für den Empfänger zu bezahlen.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Die meisten Briefe hier sind nach Dornbirn gelaufen. Aber auch Micheldorf in Oberösterreich hatte einen Bote, der Spuren auf die Briefe gemacht hatten. Nur nicht immer. Ich zeige hier zwei Briefe, ein mit Botenlohn sichtbar und einen ohne. Der Botenlohn per Brief war immer 2 Kreuzer CM wenn nach Micheldorf. Hier gab es keine andere Währungen (ausser die Zeit vor 1.1.1818). So auch wenn es kein Botenlohn vermerkt ist, heisst es nicht dass es kein Botenlohn verlangt war. Wie lange es dort einen Botenlohn gab weiss ich nicht.

    Der erste Brief aus 1837 weisst kein Botenlohnvermerk. Der Brief ist in Lindau geschrieben und nach Bregenz zum Post gebracht. Der Empfänger musste hier 14 Kreuzer CM Postporto + 2 Kreuzer CM Botenlohn bezahlen.

    Der zweite Brief ist in Vivis, Schweiz in 1839 geschrieben und erst in Bregenz zum Post gebracht. Hier ist es ausser die 14 Kreuzer CM Postporto, 6 Kreuzer CM Botenlohn vermerkt. Das heisst dass der Bote hier 3 Briefe getragen hatte. Dieser Brief hat rückseitig der vermerk "1/2 Rebmann und Jäger, Lindau.". Dieser Vermerk heisst, meine ich, dass Rebmann und Jäger die Hälfte von die Portokosten tragen sollte. VorphilaBayern hat mal ein ähnlicher Brief gezeigt, mit eben diesem Vermerk.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Noch einen Brief nach Michldorf kann ich zeigen. Diesmal aus Lindau über Braunau nach Michldorf im Jahr 1840 geschickt.
    Der Absender musste 14 Kreuzer RH bezahlen. Empfänger musste 8 Kreuzer CM Postporto + 6 Kreuzer Botenlohn für 3 Briefe bezahlen.
    Man konnte also 5 Kreuzer CM sparen wenn der Brief gratis nach Bregenz gebracht wäre wenn man mit die Briefe oben vergleichen.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Mein vierte Brief nach Michldorf stammt auch aus Lindau, aber diesmal erst in Reutte, Lechtal zum Post gebracht. Der Ersparnis wenn es um postalische Gebühren geht war nicht anders als die Briefe die nach Lindau gebracht waren, 5 Kreuzer CM.
    Von Reutte war der Brief 1839 über in Innsbruck nach Wels gebracht wo der Brief den Bote überliefert war. Auch diesmal war der Botenlohn 6 Kreuzer für 3 Briefe.

    Es ist schon verdächtig das meine Briefe fast alle 6 Kreuzer Botenlohn gekostet hat. Es kann Zufall sein oder es gibt im Literatur etwas Fehler. Mein Vergleichsmaterial ist aber nicht so gross, so ich lasse die Beschreibungen so wie die sind.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Fraunde

    Auch in Wien gab es ein Botenlohn System der für die meisten Österreich Sammlern bekannt ist. Aber alle Geheimnisse hier sind sicher nicht gekannt. Ich habe aber nicht vor diese Geheimnisse ab zu decken. Nur kann ich einige Briefe zeigen.

    Die Briefe an der Magistrat in Wien ist wohl am meisten gekannt. Ich zeige hier 2 Briefe die beiden mit 1 Kreuzer Botenlohn belegt ist. Der Regel für die Briefe an der Magistrat war eben einen Kreuzer CM per Brief.

    Der erste Brief ist einen Parteisache aus 1843 der nach die neue Gemeinschaftsgebühren mit 22 Kreuzer RH nach Wien frankiert ist. Das heisst die erste Entfernungsstufe und 4. Gewichtsstufe. Hier ist der OBC Stempel vergessen geworden, was man eigentlich oft sehen kann.

    Der zweite Brief ist von Vohenstrauss nach Wien geschickt. Vohenstrauss hatte hier in 1843 kein eigenen Expedition und hat der Expedition in Neuwirthshaus benutzt. Der Brief war ein Portobrief und der Empfänger musste 36 Kreuzer CM Postporto bezahlen. Es heisst 2. Entfernungsstufe und auch 4. Gewichtsstufe. Der Bote bekam auch hier 1 Kreuzer CM Lohn.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Weiter einige Briefe an der Magistrat.

    Wenn mehrere Briefe an der Magistrat gebracht war, hat man ab und zu Briefe zusammen gerechnet und der Botenlohn auf nur einen Brief notiert.

    Der erste Brief ist von Gaibach in Bayern April 1834 geschickt und ist mit 21 Kreuzer bis österreichischen Grenze frankiert. In Österreich hat der Brief den Empfänger 28 Kreuzer CM Postporto gekostet und 6 Kreuzer CM Botenlohn für 6 Briefe.

    Der zweite Brief aus Landshut 1827 geschickt zeigt aber kein Botenlohn, der häufiger zu finden ist. Der Brief ist mit 12 Kreuzer bis die Grenze frankiert. Der Empfänger musste für diesen Brief 42 Kreuzer CM bezahlen, also die 3. Gewichtsstufe. Der Brief war zuerst in die 2. Gewichtsstufe, ist aber nachher geändert geworden. Der Bote hat auch hier der Kreuzer bekommen, ist nur nicht notiert.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Wieder zwei Botenbriefe aus Wien - diesmal nicht an der Magistrat.

    Der erste lief von Königshofen, Bayern nach Oberdöbling in 1844. Nach Gemeinschaftstaxen kostete den Postporto 12 Kreuzer CM für der einfachen Brief in zweiten Entfernungsstufe. Dazu kam hier der Botenlohn mit 1 Kreuzer CM.

    Der zweite Brief ist ein Portobefreiten Regierungssache der von Regensburg nach Gersthofen in 1845 geschickt war. Obwohl Portofrei sollte der Bote sein Lohn haben. Hier auf der Brief ist es 3 Kreuzer CM vermerkt, wohl dann für 3 Briefe. Hier sieht man wieder auch der BOC Stempel.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    interssanter Thread.

    Zu den Briefen nach Wien:

    Ich habe Tausende davon gesehen. Einige tragen Vermerke, andere nicht. Diejenigen, die vorne keine Vermerke tragen, haben aber auch oft 1x CM Botenlohn gekostet, wenn man hinten schaut oder im Brief die Aufstellungen der Kosten liest.

    Was mich an den 6 Briefen à 1x = 6x CM zweifeln lässt, ist die Tatsache, dass es Dutzende von diesen 6x scheinbaren Botenlohnbriefen gibt, ich aber unter Tausenden keinen mit 4, 5 oder 7x gesehen habe. Das kann eigenltich kein Zufall sein ...

    Im Umkehrschluß hieße das ja, dass in den meisten Fällen nur immer ein einziger Brief angekommen wäre und der Bote eben nur wegen eines Briefes zum Magistrat gelaufen wäre. Das halte ich für nicht wahrscheinlich.

    Denkbar wäre, dass der Bote einen Vertrag hatte, dass er pro Botengang immer 6x bekommen sollte, wenn es 6 oder weniger Briefe sind. Waren es mehr, musste er für jeden Brief bezahlt werden mit 1x pro Stück. Aber das ist nur geraten.

    Aber eine sichere Lösung habe ich auch nicht - es wird sie wohl nicht geben, denn alles ist nicht mehr nachvollziehbar, was man an der schönen, blauen Donau so gemacht hat. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Was mich an den 6 Briefen à 1x = 6x CM zweifeln lässt, ist die Tatsache, dass es Dutzende von diesen 6x scheinbaren Botenlohnbriefen gibt, ich aber unter Tausenden keinen mit 4, 5 oder 7x gesehen habe. Das kann eigenltich kein Zufall sein ...

    Hallo bayern klassisch

    Ein sehr gute Frage :)

    Wenn es um Wien geht, gab es ein Botentarif für Staatliche Zustellbezirke die ein Kreuzer per Brief gesagt hat. Ein Brief mit 3 Kreuzer habe ich oben gezeigt, zwar nicht an den Magistrat. Ein Brief habe ich mit 8 Kreuzer Botenlohn. Die meisten aber ohne einen Botenlohn vermerkt.

    Warum 6 Kreuzer so oft vorkommt ist ein Rätsel, wenn es tatsächlich so ist.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich zeige Heute wieder zwei Briefe an den Magistrat.

    Der erste Brief aus 1820 ist von Forchheim in Bayern geschickt. Der Botenlohn hier ist mit 8 Kreuzer vermerkt, also für 8 Briefe.

    Bei der zweiten Brief ist der Botenlohn etwas anders vermerkt, nicht vorderseitig wie man es normalerweise sieht aber auf die Rückseite. Der Postporto in Österreich war für den einfachen Brief, also 14 Kreuzer CM wie es vorderseitig zu sehen ist. Rückseitig ist es 15 Kreuzer notiert (ganz rechts) welche eine magistratinterne Vermerk ist. Warum es so gemacht war, kann ich leider nicht erklären. Fast vergessen - der Brief ist in Hollfeld 1837 abgegeben und war in Bayern als Regierungssache portofrei.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Letzte Brief vor ich einen Botenlohnpause mache, ist einen Brief der von Weiden nach Klosterneuburg bei Wien im Jahr 1846 geschickt war.

    Der Brief war von Bayern als Regierungssache geschickt und war dort Portofrei. In Österreich war die Portofreiheit nicht anerkannt, so dass der Empfänger den halben Porto bezahlen musste, also 6 Kreuzer CM statt 12 Kreuzer CM. Deswegen auch den Vermerk 1/2 P unten links. Und deswegen wohl auch die Überstemplung von der Wien Franko Stempel rückseitig.

    Der Botenlohn nach Klosterneuburg war immer 2 Kreuzer CM, und war also kein Stadtbote. Typisch bei diese Briefe ist dass die der Botenlohn immer mit rote Tusche zu der Porto gelegt war, so dass die Gesamtsumme immer zu sehen ist.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    sehr schöner Brief - rote Stempel waren bei Taxis und Österreich eigentlich immer ein Zeichen für die erfolgte Frankatur; selten hat man den Stempel falsch wie hier abgeschlagen und eine so attraktrive Überstempelung muss man lange suchen. :P

    Zitat

    Der Botenlohn nach Klosterneuburg war immer 2 Kreuzer Rh, und war also kein Stadtbote

    Ich glaube aber eher, dass es eher 2 Kr. CM waren. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    das macht doch gar nichts. :)

    Südpfälzische Kantonsboten (Landboten) verlangten noch in den 1830er Jahren ihr Gehalt in französischen Franken ausbezahlt zu bekommen. Vlt. gab es in Klosterneuburg eine pfälzische Seelenverwandschaft? ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.