• Hallo bayern-klassisch,

    da sieht man wieder, was mit vereinten Kräften alles erreicht werden kann. Jeder gibt seinen Teil dazu und das Ergebnis kann sich dann sehen lassen. Infoaustausch und gegenseitige Unterstützung sind eben die Grundlagen eines funktionierenden Forums.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich möchte noch einen weiteren Brief aus Amerika nach Schweinfurt zeigen.
    New Orleans - Schweinfurt vom 13.3.1847 über England und Frankreich.
    Leider habe ich diesmal, was das Porto betrifft, keine Unterlagen für die Portoberechnung.
    Vielleicht findet sich ja wieder freundliche und tatkräftige Mithilfe.
    Der schwarze Doppelkreisstempel vorne lautet: ANGL. 2 BOULOGNE 2 18. AVRIL 47

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    Hilfe naht! 8o

    Dein Brief datiert noch aus der Zeit der Postverträge Bayerns mit Frankreich vom 1.1.1822 und vom 20.1.1846, als die USA ihre Inlandstarife dramatisch gesenkt hatten und die Briten mit den Franzosen eine neue Verrechnung unfrankierter Briefe nach und über Frankreich ausgehandelt hatten. Diese neuen Tarife galten bis zum 2.7.1848 und somit auch bei deinem Brief vom 14.3.1846.

    Zuerst US - Inland: Der Absender bezahlte nach der Gebührenreduktion gar nichts für den bis 1/2 Unze schweren Brief (14,1g). Damit war er für die USA einfachen Gewichts. Die US - Aufgabepost taxierte ihn mit 10 Cents schwarz, der Farbe für unbezahlte Briefe. Diese 10 Cents entsprachen ca. 15 Kreuzern. 5 Cents betrug das US - Inlandsporto bis 300 Meilen vom Ausschiffungshafen, 10 Cents über 300 Meilen wie hier.

    Nach dem neuen Vertrag (zuvor war Colonies &c Art. 12. in London gestempelt worden) galt nun der Art. 13, wie man aus dem Stempelabschlag aus London erkennen kann. Demzufolge verkaufte GB die US - Briefe an Frankreich für 3 Shilling 4 Pence (2 Gulden) pro 30g Briefgewicht (das Äquivalent zu 10 Decimes je 7,5g Gewicht der Franzosen). Das Gewicht des individuellen Briefes spielte für diesen Stempel keine Rolle, da es ein Vertragsstempel war, der auf allen Briefen aus den USA über GB nach und über Frankreich abzuschlagen war.

    Der Stempel Angleterre 2 Boulogne 2 kam in Paris auf den Brief. Die Leitung über Boulogne war nicht üblich - normal war die Leitung von London über Calais. Erst 1848 wurde die Eisenbahn Paris - Boulogne fertig gestellt worden und ab diesem Zeitpunkt war diese Leitung Standard.

    Diese Postverhältnisse und Briefleitungen kannte Bayern gar nicht und hatte auch keinen Einfluss auf die Gebührenhöhe.

    Würzburg hatte einen Paketschluss mit Paris und mit Forbach - nur diese beiden kommen in Betracht. Da siegelseitig keine Stempel von Forbach oder Homburg/Saar erkennbar sind, gehe ich von dem Kartenschluss Paris - Würzburg aus, wofür auch der rote Abschlag Würzburgs auf der Siegelseite spricht, den jeder Brief erhielt, der aus einem Briefpaket genommen wurde.

    Frankreich forderte für ihn in der Briefkarte (nie auf dem Brief selbst!) 1 Gulden 6 Kreuzer, so dass er dort in der 2. Gewichtsstufe lag (44 Kr. x 1,5 = 66 Kr. = 1 Gulden 6 Kr.).

    Auch für die Strecke Forbach - Schweinfurt lag er in der 2. Gewichtsstufe, so dass Bayern rechnete 18 Kr. x 1,5 = 27 Kr. und als Summe korrekt 1 Gulden 33 Kr. errechnete (wobei Bayern an Preußen 2 Kr. je Loth Briefgewicht brutto für den Transit via Saarbrücken intern bezahlen musste). Hier galten noch die alten Tarife vom 1.12.1810, nicht der neue inländische Tarif vom 1.1.1843, daher der hohe Betrag.

    Nun zum Schiff. Zwar gab es auch französische Linien, aber diese hätten nicht britische Häfen angelaufen und deren Briefe somit auch keine Verrechnungssstempel wie hier bzw. Grenzübergangsstempel erhalten. Für den Transport verantwortlich war die Cunard Line, hier die Hibernia, welche am 1.4.1847 von Boston aus lief und am 15.4. Liverpool errreichte. Mit der Bahn ging es dann nach London, wo das Briefpaket geöffnet und am 16.4. die darin enthaltenen Briefe den roten Einkreiser erhielten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    danke für die schönen Bilder der Schiffe - ich nehme das 2. Schiff, gefällt mir besser. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    muss bzgl. der Taxierung nochmal nachhaken. Zunächst die volldämliche Frage: Was hat der Brief nun eigentlich gewogen ? Wenn ich es ferner richtig verstanden habe, handelt es sich um einen voll unfrankierten, nach meinem Verständnis also vom Empfänger voll zu bezahlenden Porto-Brief.

    Was ist dann demzufolge mit den 10 cents US-Inlandsporto passiert, die der Absender offenabr ja auch nicht zahlte ? Wie ist dieses über GB und F nach Bayern weiterberechnet worden ? Ist jenes etwa in den 3 Shilling 4 Pence an die Franzosen pauschal "untergegangen" ?

    Wenn ferner die Briten den Franzosen die US-Briefe bis 30g pauschal für 2 Gulden weiterverkauft haben (? Porto wie Franco ?) und Frankreich aber im vorliegenden Fall wiederum nur 1 Gulden 6 Kr von Bayern forderte, dann hätten die Franzosen ja 54 Kr minus gemacht ?

    ...mea culpa :rolleyes: ...ich sitz da bissi arg auf der Pipeline.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    ich werde versuchen, deine Fragen zu beantworten.

    Zitat

    Was hat der Brief nun eigentlich gewogen ?

    USA einfach bis 14,1g. GB uninteressant,weil im Paket nach Frankreich (wie eine Ware) verkauft wurde.

    Frankreich über 7,5 bis 15g.

    Bayern über ein halbes bis 1 Loth (8,75 - 17,5g). Demnach wog er maximal 14,1g, aber mindestens 7,5g. Ich finde, das ist schon eine recht genaue Angabe. :)

    Zitat

    Was ist dann demzufolge mit den 10 cents US-Inlandsporto passiert, die der Absender offenabr ja auch nicht zahlte ?

    Die US - Post hatte ja ein Recht auf Erhalt dieser 10 Cents = 5 Pence. GB rechnete das weiter an Frankreich, Frankreich rechnete es weiter an Bayern. Im Porto von 1 Gulden 6 Kr. waren diese 10 Cents also enthalten.

    Zitat

    Wie ist dieses über GB und F nach Bayern weiterberechnet worden ? Ist jenes etwa in den 3 Shilling 4 Pence an die Franzosen pauschal "untergegangen" ?

    Siehe oben.

    Zitat

    Wenn ferner die Briten den Franzosen die US-Briefe bis 30g pauschal für 2 Gulden weiterverkauft haben (? Porto wie Franco ?) und Frankreich aber im vorliegenden Fall wiederum nur 1 Gulden 6 Kr von Bayern forderte, dann hätten die Franzosen ja 54 Kr minus gemacht ?

    Stell dir vor, der Brief hätte genau 10g gewogen, was ja in der o. g. Bandbreite liegt. Dann bekam GB 2 Gulden für 3 Briefe, also 40 Kreuzer pro Brief. Nachdem Frankreich die 3 Briefe von GB gekauft hatte, verkauft man sie an Bayern für 1 Gulden 6 Kr. das Stück. Demnach war die Leitung von Boulongne über Paris bis Forbach kein Minusgeschäft, wie von dir für möglich gehalten, sondern ein gutes Geschäft, weil man ja 3 Gulden 18 Kr. von Bayern bekam, ergo pro Brief 26 Kr. verdiente!

    Nun berechnen wir das ganze mal, um dir die Progression zu zeigen, mit einfachen Briefen, die nur 6g wogen. Demnach hätten wir 5 Briefe auf die Unze, so dass jeder Brief von Frankreich für 24 Kr. gekauft wurde. Bei 44 Kr. Forderung je Brief an Bayern haben wir dann 5 mal 20 Kr. mehr, als man gezahlt hat und das waren immerhin 1 Gulden 40 Kr..

    Du siehst, dass mit mehreren leichten Briefen und gleichem Totalgewicht der Gewinn von 1 Gulden 18 Kr. auf 1 Gulden 40 Kr. stieg.

    Du kannst mal ausrechnen, wie teuer ein Brief mit 30g gewesen wäre ...

    Zu Porto und Franko - Frankobriefe konnte man von GB nicht an Frankreich verkaufen, weil der Absender in diesem Fall (den ich nicht kenne) ja alle Postgebiete zuvor bezahlt hätte; das können wir aber getrost vergessen, weil man in den 1840er Jahren nicht wissen konnte, wer bis zu welchem Gewicht wie viel verlangte (unterschiedliche Gewicht, unterschiedliche Progressionen, unterschiedliche Verträge, Briefpost- Fahrpostwechsel teils schon bei 3 Loth usw.). Die Konnektivität der damaligen Postverwaltungen war noch nicht gegeben - es war alles bilateral, nicht trilateral und Bayern war froh, überhaupt Poststücke nach dort hin bzw. von dort senden zu dürfen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    um euch noch etwas weiterzuhelfen, der Brief wiegt jetzt 8 g. Es fehlt nur ein kleiner Streifen vom Papier und drei kleine Siegel. Er wird sicher nicht über 10 g gewogen haben.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    dann passt er ja genau in die "Range", die ich eben genannt habe.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    Dann bekam GB 2 Gulden für 3 Briefe, also 40 Kreuzer pro Brief.


    bingo, genau hier lag dann also mein Denkfehler: Ich hatte dämlicherweise verstanden "pro Brief bis max. 30g die 2 Gulden"

    So ist jetzt ist natürlich alles sonnenklar, es ging nur nach dem Gewicht - Du hörst den Groschen fallen ? :thumbup:

    Vielen Dank für die Mühewaltung + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    dann geht es hier mal mit einem bar bezahlten Brief aus Detroit nach Schweinfurt vom 3. JUN. 1855 weiter.

    In post 37 habe ich schon einen mit Marken frankierten Brief befördert mit der Prussian Closed Mail gezeigt. Hier wurde die Taxe von 30 Cents bar bezahlt.

    Immer wieder schön, wenn man solche Briefe in seine Heimatsammlung einbauen kann.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    dem kann man sich nur anschließen ! Im oben stehenden Fall vor allem wegen dem imposanten roten Taxstempel, welcher der Briefvorderseite klar "das Gesicht" verleiht. Ich gehe dabei von den für Normalbriefe der 1. Gewichtsstufe üblichen 7 cent Weiterfranco an Preussen aus. Das ein wenig angliziert adressierte Schweinforth kommt natürlich auch recht lässig rüber ^^

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute geht es hier mal mit einem Porto-Brief aus Benzinger nach Bergrheinfeld, Zustellbezirk von Schweinfurt, vom 21. AUG. 1855 weiter.

    Der Brief wurde mit der Prussian Closed Mail befördert. Hier wurde die Taxe von 45 Kreuzer beim Empfänger eingehoben. Für die Strecke von SW nach Bergrheinfeld war noch 1 Kreuzer für die Zustellung durch einen Boten fällig (siehe Eingangsvermerk "46 xr" des Empfängers).

    Kann mir jemand zu den Stempeln und Laufwegen nähere Angaben machen?

    Gruß
    bayernjäger

  • Halllo bayernjäger,

    5 Cents für US Inland 2 Cents für Belgien, die die USA trugen und 23 Cents See- und preußisches Porto ergaben 30 Cents = 45x Gebühr für den Empfänger.

    Dein Brief ist mit der für uns Bayern seltenen "Havre Line" befördert worden. Am 25.8.1855 lief die "Union" von New York mit dem "American Packet" nach Southampton, wo sie am 7.9. eintraf. Dann wurde die Post gesplittet. Ein Teil für Briefe nach und über Frankreich lief noch am selben Tag nach Le Havre weiter, ein anderer Teil über London, Ostende und Aachen nach Deutschland (besser wäre es natürlich, er wäre in den französischen Postsack gekommen, was auch möglich war, aber dann hätte er einen anderen Stempel erhalten).

    Am 9.9. kam der Brief dann in Aachen an und am 10.9. in Frankfurt. Die Zustellung dürfte also am 10.9. stattgefunden haben, wie aus dem Vermerk hervor geht.

    Talentiertere Googler, als ich einer bin, könnten mal das Schiff "Union" dieser Linie hier zeigen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    ja, bei der PCM und den damit verbundenen Tarifen war es immer USA - GB - Aachen. Nur darf man sich nicht tallein auf Absendervermerke stützen, weil das eben nur der Wunsch war, die tatsächliche Beförderung konnte aber aus Termingründen eine ganz andere sein. Bei Frankobriefen ist es also schwieriger, weil das verklebte Franko mit dem tatsächlichen Laufweg nicht korrelieren musste. Bei einem Portobrief wie hier - nur 5% der Portobriefe lagen in der 2. Gewichtsstufe - sagt dieses aber eindeutig den tatsächlich genommenen Laufweg aus, weil Leitungen über Frankreich, Bremen oder Hamburg andere Gebühren nach sich gezoben hätten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    "Gauweiler" ist ja der Name eines bekannten Politikers gewesen (lebt der noch?) - aber eine Frage zur Ganzsache habe ich noch: War die hier ungültig und wurde die Marke deshalb als Überklebung benutzt? Kenne mich leider mit US - Ganzsachen nicht aus.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk

    Kenne mich leider mit US - Ganzsachen nicht aus.

    :thumbup: ...da geht`s Dir dann genauso wie mir.

    Da es aber eine Ansichtspostkarte ist, gehe ich davon aus, dass der rote Rahmen hinter der 2 cent-Marke nur das Applikationsfeld ist, das eher hastig überklebt wurde. In der Durchleuchtung kann ich jedenfalls keinen Wertstempel erkennen.

    Und der mr. Gauweiler, jaja der macht noch richtig Dampf: http://www.youtube.com/watch?v=Ux86iqbDMVM


    Gruß ! ;)

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis