• Hallo bayern klassisch,

    dieser Brief war damals wirklich eine Sensation. Ich war an dieser Sache nicht ganz unbeteiligt. Das gute Stück hatte ich kurz nach dem Fund in Händen. Allerdings war er in sehr schlechter Erhaltung. Der Brief sollte nach der Auktion ins Postmuseum wandern. Leider habe ich ihn seit dieser Zeit nicht mehr gesehen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    da fragt man sich, welchen Auftrag so ein Museum hat, wenn es die größten Granaten dem zahlenden Publikum vorenthält. Aber so etwas war wohl zu befürchten. Dann wäre es besser gewesen, du hättest die Megarosine an Land gezogen und hier im Forum bzw. Rundbrief vorgestellt, dann hätten wenigstens alle Sammler etwas davon gehabt, nicht nur der Museumslagerist.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    du hättest die Megarosine an Land gezogen und hier im Forum bzw. Rundbrief vorgestellt, dann hätten wenigstens alle Sammler etwas davon gehabt, nicht nur der Museumslagerist.

    Hallo bayern klassisch

    Man soll ab und zu froh sein dass die Museen auch diese Rosinen kaufen, um es zu ein grösseren Zahl Menschen Bringen, als die wenigen die es hier im Forum sehen oder die Rundbriefe lesen würden. Die Museen haben auch Heften die ein grössere Zahl menschen Treffen, die auch nocht (nicht) Sammler sind. Es gibt auch einen Welt ausser unsere Sammlerwelt der gern so etwas bewundert. :)

    Ausserdem ist der Brief jetzt auch hier gezeigt geworden ;)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    auch wenn ich in Nürnberg schon lange nicht mehr im Museum war, kann ich dir versichern, dass dort nichts vorwärts geht und der Sammler als Vorstufe zum Deppen angesehen wird, der so wie so ausstirbt, was nur eine Frage der Zeit ist.

    Die Museen haben ihren Fundus, stellen den nicht aus, publizieren nichts oder so gut wie nichts, haben für die ARGEn nichts übrig, helfen nicht auch bei öffentlichem Interesse und vewahren nur, bis die Archivalien irgendwann einmal wieder katalogisiert werden, um dann fest zu stellen, dass die (bessere) Hälfte davon sonderbarerweise fehlt.

    Ich möchte nicht falsch verstanden werden - prinzipiell ist es gut, wenn es öffentliche Einrichtungen gibt, die sich mit der Postgeschichte bzw. Archivalien aus allen Zeiten befassen; aber reine Passivität und hochnäsige Ablehnung jedweden Wunsches seitens interessierter und engagierter Kreise stellen nicht das Bindeglied zwischen Behörde und Kundschaft dar, dessen wir dringend bedürfen.

    Ich lasse mich aber gerne widerlegen, in dem man mir die Publikationen dieses ehemaligen Post- und Verkehrsmuseums der letzten, sagen wir mal 2,5 Jahre, zeigen, um darauf hin Abbitte zu leisten. Mal sehen, ob etwas zusammen kommt ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Ich sehe die Sache meistens nicht anders als dich, wenn es um die schlechten Politik bei manche Museen geht, nicht nur wenn es um philatelistischen Belege geht, aber allgemein. Was man hoffen kann ist dass alle Museen alles was die haben im Netz zeigen konnten - einige sind schon diesbezüglich sehr gelungen.

    Sonst muss ich sagen dass die Privatsammler nicht besser als die Museen sind. Die Meisten stecken ja die Sammlungen weg und lasse keine andere die Schatzen sehen. Bei uns gibt es gott sei dank viele Ausnahmen :) :)

    Aber den Ärger bei nicht gezeigtes Material muss man in alle Richtungen richten, nicht nur an ein Museum das ein Beleg für die Zukunft zu sich genommen hat.

    Vielleicht ist es möglich diesen Brief im Rundbrief zu beschreiben, wenn es gewünsch wäre?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,

    nach dem grandiosen Übersee-Beleg von bayernjäger nimmt sich der nachstehende "Jungspund" geradezu bescheiden aus. Zumindest aber hübsch anzuschauen eine MiF, ähnlich dem schönen Beleg von @PK. Hier zudem noch mit Ganzsachenanteil.


    Schönen Abend noch + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo bayernjäger,

    ein toller Brief. :P:P:P

    Kannst du die Gebührenstruktur erläutern?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    so frühe Bremen - Briefe kenne ich kaum. Aber ich werde mal versuchen, mich in die Literatur einzulesen, um deine Rosine zu knacken. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    die Behandlung deines Briefes fußt auf der Convention zwischen Bremen und den USA aus dem Jahr 1847. Leider gibt es hierzu in den bayer. Postakten nichts zu finden, was meine Suche nicht eben vereinfacht hat.

    Dein Brief ohne genaue Datumsangabe stammte wohl vom Sept. 1851. Ab dem 1.7.1847 wurden die internationalen Porto- und Frankoraten in den USA dem neuen inländischen Regluativ angepasst, so dass Briefe bis Juni 1847 gänzlich anders taxiert wurden, als Briefe danach. Mit der Neuregelung kamen daher für einfache Briefe 20 Cents, für Doppelbriefe wie hier 40 Cents für die US - Post in Ansatz, so dass auch gleich neue Stempel hierfür hergestellt wurden, wie dein 40 Cents - Abschlag beweist.

    Die Postverbindung der direkten "Bremen Mail" erfolgte nur einmal im Monat. Der Stempel von New York wurde leider überstempelt, so dass ich ihn nicht genau lesen kann, aber das Datum könnte der 13.9.(1851) sein. Der Aufgabestempel von N.Y. sollte lt. Vertrag auf der Siegelseite abgeschlagen werden, was für uns unüblich ist, hier aber praktiziert wurde. An diesem Tag lief die "Atlantic" der Collins Line von NY nach Liverpool, wo sie am 24.9.1851 ankam. Der weitere Weg ist ja bekannt und passt auch zu den Daten der Siegelseite.

    Hier ein Bild des Schiffes:

    http://www.flickr.com/photos/10741688@N06/3454420046/

    Die Gebühren: In den USA wurden je nach Aufgabeort, den zu wissen schön gewesen wäre, unterschiedlichen Gebühren fällig, die, eine Besonderheit, nicht immer 1 zu 1 in die Forderung von N. Y. umgesetzt wurden. Jedenfalls war es ein Brief der 2. US - Gewichtsstufe, also über 1/2 Unze bis 1 Unze, somit über 14,1g bis 28,2g, der auch im Postverein in der 2. Gewichtsstufe lag (was nicht notwendigerweise sein musste, denn Briefe über 28,2g bis 31,2g lagen in der 3. US - Progression, waren aber nur doppelt im Postverein).

    Die US - Post hatte also Bremen mit 2 x 20 = 40 Cents belastet, die 18 Gutengroschen entsprachen. Dazu kam das Porto von 1 1/3 Ggr. für das Königreich Hannover von Bremerhaven bis Bremen selbst, welches mit Rötel ausgewiesen wurde. Dies war ein Verwiegefehler, denn es hätten für Briefe der 2. Gewichtsstufe 2 2/3 Ggr. angesetzt werden müssen. Da es für Briefe der 2. Gewichtsstufe aber einen Vertragsstempel gab - nämlich America über Bremen 66 / 18 - erhielt Hannover nur 1 1/3 Ggr. statt 2 2/3 Ggr. von Taxis in Bremen erstattet, was den Gewinn von Taxis natürlich erhöhte. Der Stempel ist ziemlich selten und nur auf Briefen des Jahres 1851 nachgewiesen (van der Linden 8 Punkte Nr. 119). Auf anderen Briefen nach Bayern kenne ich ihn nicht.

    Die Auslandsforderung von 40 Cents wurde von Taxis in 60 Kreuzer reduziert und ergaben mit dem Transitporto von 1 1/3 GGr 66 Kr. = 1 Gulden 6 Kr. reduziert und mit der doppelten Vereinstaxe (auch bei Portobriefen noch ohne Zuschlag, weil aus dem Ausland stammend!) in Höhe von 9 + 9 = 18 Kr. zum Endbetrag von 84 Kr. vorn und hinten reduziert und Bayern in Rechnung gestellt.

    Für die Leitung über Preußen und Sachsen nach Bayern hatte Taxis insgesamt ca. 6 Kr. dieser 18 Kr. an die Transitdienstleister abzugeben. Bayern musste beim Empfänger in Schweinfurt 1 Gulden 24 Kr. kassieren, durfte aber nichts davon behalten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    3 Mal editiert, zuletzt von bayern klassisch (17. Juni 2012 um 17:20)

  • Hallo bayern klassisch!

    Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung des tollen Briefs. Erlaube mir eine (vielleicht etwas naive) Frage:
    Wäre es nicht auch möglich, dass der Brief zwischen 14,1 und 15,6 g wog und somit zwar eine zweite US-Gewichtstufe war, aber die 1 1/2 Ggr für Hannover korrekt waren?

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo NNW,

    wie erklärst du dir dann die 18x für Taxis und diese 18x im Stempel? Nein, daran glaube ich nicht. Meiner Erfahrung nach war etwa 1 bis max. 2 Promille aller Briefe in diesem Mischbereich angesiedelt und das deckt sich auch mit den Erfahrungen der großen Sammler der Transatlantic - Mail, also nur ganz, ganz wenige. Dann hätte man den Stempel abändern müssen in 66 / 9 Kr., was ich noch nie gesehen habe, aber vorgekommen sein kann.

    Ich habe meinen obigen Beitrag etwas modifiziert, nachdem mir bayernjäger weitere Daten zu ihm gegeben hat.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch!

    Dass dieser Fall sehr unwahrscheinlich ist war mir schon klar. Ich glaube ich habe sowohl den Brief als auch deine Erläuterung doch noch nicht verstanden.
    Ich dachte die zwei Zahlen im Stempel würden für den gleichen Betrag von 66 Kr bzw. 18 Gutegroschen stehen. Außerdem ist mir nicht ganz klar woher die 48 Cents überhaupt kommen, wenn der US-Anteil ja nur 40 Cents waren.

    Vielen Dank für deine Mühen!

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Nacktnasenwombat,

    die US - Gebühr setzte sich aus dem Inlandsporto und dem Seeporto bis zum Landungshafen in Bremerhaven zusammen. Wie ich schrieb, sind diese beiden Teile nicht immer nachvollziehbar. Es ist auch nicht bekannt, von woher in den USA der Brief kam; es gab mehrere Tarife für gewisse Entfernungen bis zum Ausschiffungshafen - hier NY. Die USA bekamen lt. Vertrag 60 Kr. von Bremen bonifiziert und Bremen kümmerte es nicht, wie sich diese zusammen setzten.

    Die Quellenlage ist in den USA problematisch, weil es mehrere Listen mit Porti gab, wenn Briefe nach Deutschland gerichtet waren. Dazu kamen, wie schon erwähnt, andere Gewichtsstufen. Des weiteren haben wir anhand des heutigen Briefmaterials viele Briefe vor uns, die von den richtigen und falschen Listen bei den US - Aufgabeposten her nicht passen, also wurde "doppelt" falsch gerechnet.

    Dieser Imponderabilien war man sich auf beiden Seiten bewusst (auf amerikanischer Seite noch mehr, als auf deutscher Seite!). Daher galt es, die Gebühren zu fixieren, um eine einheitliche und Kosten deckende Möglichkeit zu bieten, die Korrespondenzen in starker Konkurrenz zu anderen Linien auf die eigenen Schiffe zu ziehen und profitabel zu bleiben. Wenn also bei dem ein oder anderen Brief ein paar Cents vergessen wurden, war das im Prinzip egal, denn man bekam ja erstattet, was der Vertrag vorsah und nicht, was einer mit mathematischem Mindertalent zuvor errechnet oder kassiert hatte.

    Off topic: Wenn du dir authentische Westernfilme anschaust, dann zeigen diese Verhältnisse, die weitaus besser waren, als die tatsächlichen, denn was wir als Wilden Westen im Fernsehen erleben, waren die 1870 und 1880er Jahre; hier haben wir einen Brief von 1851 vor uns und da war der Westen wilder als wild und die mir aus Briefinhalten bekannten Tatsachenberichte und Schilderungen von dort lesen sich heute wie Stories aus einer anderen Welt :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (17. Juni 2012 um 17:23)

  • Hallo bayern klassisch,

    nochmals vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen. Manchmal denke ich wohl einfach zu "deutsch" wenn ich alles bis ins Detail nachvollziehen möchte ;) Ich habe mir gerade mal die "Amerika über Bremen"-Stempel im Feuser/Münzberg angeschaut und bin überrascht von der Vielfalt. Scheinbar gab es da wirklich viele unterschiedliche Tarife und kurze Gültigkeitsdauern. Schade dass die Briefe entsprechend selten, gesucht und teuer sind.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Sammlerfreunde,

    nach längerem Suchen fand ich bei James van der Linden: Transatlantische Postverbindungen USA-Europa, Abschnitt Bremen-USA.

    Ab 1.7.1851 senkte Amerika seine Inlandsgebühren für alle Briefe des USA-Bremen-Vertrages. Ohne Unterschied des Aufgabeortes betrug das Porto je 1/2 Unze 20 Cents. Mit diesen 20 Cents waren sowohl das Inlandsporto als auch der Schiffstransport bis Bremen abgedeckt.
    Umrechnung 20 Cents = 20 Grote = 9 1/2 Sgr. = 33 Kr. dazu kamen noch 9 Kr. für Taxis.
    Bei meinem Brief wären dann 66/18 Kr fällig, da über 1/2 Unze.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    Zitat

    Ohne Unterschied des Aufgabeortes betrug das Porto je 1/2 Unze 20 Cents.

    du hast Recht - ich war in der falschen Rubrik gelandet (vor Juli 1851) und kam daher auf nicht stimmende Gebühren.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (17. Juni 2012 um 17:22)

  • Hallo bayern klassisch,

    jetzt muss ich aber schon nochmal nachfragen was dann der Stempel 40 aussagen soll?

    Auch im Handbuch von Zangerle Seite 369 wird in einer Tabelle für die Zeit von 1.7.1851 - 15.8.1853 von US + Seeporto von 20 Cents mit Progression nach oben geschrieben. Die Aussage von James von der Linden wird dadurch bestätigt.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    dann prüfe ich mal meine Quellen und gebe Laut, wenn ich etwas finde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Habe die Quellen überprüft und meine Beiträge modifiziert.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (17. Juni 2012 um 17:22)