Feldpostsendungen 1914-1918 - Postgebühren

  • Liebe Forumsfreunde,
    Ich appelliere an Sie, um zu bestätigen oder zu entkräften, was ich denke, von Tarife der deutschen Feldpost zwischen 1914 und 1918 verstanden zu haben.
    Bitte zögern Sie nicht, mich zu korrigieren, wenn ich eine oder einige Irrtümer begangen habe.

    Richtung Front - Heimat:
    Private Postkarten: Gebührenfreiheit.
    Geschäft Postkarten: 5 Pf (02/08/1914-> 31/07/1916), 7.5 Pf (01/08/1917-> 30/09/1918 ), 10 Pf (01/10/1918-> 31/01/1919).
    Privater Briefe (-> 50 g): Gebührenfreiheit.
    Privater Briefe (-> 250 g): 10 Pf.
    Privater Briefe(250-> 500g ) ab 30/12/1916: 20 Pf.
    Geschäft Briefe (-> 20 g): 10 Pf (02/08/1914-> 31/07/1916), 15 Pf (01/08/1917-> 31/01/1919).
    Geschäft Briefe (20 g-> 250 g): 20 Pf (02/08/1914-> 31/07/1916), 25 Pf (01/08/1917-> 31/01/1919).
    Einschreibung: nur für "Heeressache" zugelässig
    Privater Wertbriefe (-> 250, - > 1500 Mk): zugelässig
    -> 50 g und -> 150 Mk: Gebührenfreiheit.
    +50 g-> 300 Mk: 20 Pf
    +50 g, +300 Mk->1500 Mk:40 Pf.

    Privater Eilbriefe (->50 g): 25 Pf
    (+50 g): ????
    Geschäft Eilbriefe: ???

    Nachgebühr: von Front nach Heimat: nur die Fehlende Gebühr.
    von Heimat nach Front: unzulässig, zurück an den Absender.

    Ist das Korrekt?
    Emmanuel.

  • Briefe von 51-250 gramm: 24.8.1914 - 4.Oktober 1914 waren mit 20 Pf. zu frankieren, ab dem 5.10.1914 nur noch mit 10 Pfennigen.
    Briefe von 251-500 gr.( Päckchen) ans Feldheer zeitweise zugelassen 20 Pf.
    Briefe von 251-500 gr.( Päckchen) vom Heer ab. Ende 1916 erst zugelassen 20 Pf.
    Eilbotengebühr ( immer nur vom Heer nach Hause): 25 Pf. , Brief bis 250 gr. also 20Pf. b.z.w.10Pf. plus 25 Pf.

    Geschäftliche Postsendungen die Frankiert werden mussten, waren nach den allgemeine Postgebühren zu frankieren.

  • Hallo Emmanuel,
    ich bin kein Experte, auch besitze ich den Borlinghaus Stempelkatalog I Weltkrieg nicht, aber der Brief ist meiner Meinung nach manipuliert.
    1) Stempelfarbe ist nicht zeitgemäß, wenn es überhaupt ein Stempel ist?
    2) Der Stempel Feldpoststation 77 gehört zur 7 Armee( Nr.76-90), diese befand sich südlich der Linie Saarburg-Hagenau, nicht in Valenciennes.
    3) Nur die 6.Armee erhielt die Stempel und evtl. Marken aus Bayern.
    4) Ein Brief an diese Adresse war natürlich eine Heeressache
    5) Kein deutscher Beamte schrieb auf so einen Brief " Express", es galt nur per oder durch Eilboten

    Auch wenn ich den Brief als Mache oder einfach als falsch ansehe muss er nicht wirklich verfälscht sein, dieses Urteil kann ich nicht abgeben. Ein Blick in den Borlinghaus könnte nützlich sein.

    Beste GrüßeBernd

  • Hallo BaD,

    Meine Frage konzentrierte sich auf die Echtheit dieses Briefes nicht. Sie ist authentisch(d. h. von 1914), es gibt kein Zweifel. Die Feldpoststation n ° 77 gehörte wirklich zu 7. Armee. Die Armee-Post-Direktion 7 war in Valenciennes vom 15. bis 20. September 1914 und wahrscheinlich auch Feldpoststation n°77. Diese Feldpoststation hat sich 6. Armee am 14. Oktober 1914 angeschlossen. Sie ist in Valenciennes bis zum 30. Juni 1915 geblieben.
    Hier eine Karte mit das Stempel diese Feldpostanstalt:

    Mehr der Benutzung der erbeutet Stempel von Postamt Valenciennes ist in dieser Periode gekannt.Dieses Stempel ist auf mehr oder weniger philatelische Briefen oder Karten gekannt.
    Meine Frage konzentrierte sich auf die Möglichkeit des Eilbriefes. Das scheint der gute Tarif ( 35 Pf ohne gebühren freiheit ) zu sein.
    Deine Antwort bestätigt schließlich meine Meinung: ein Brief, der von ein Soldat (ein briefmarkensammler) gemacht gewesen ist. In Frankreich solche Briefe sind "lettres de complaisance" (Gefälligkeitsbriefe) genannt.
    Danke für deine Antwort. :thumbup:

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Vals,

    der Brief aus Valenciennes weist nicht die erforderlichen Merkmale für einen echt gelaufenen Brief auf. Für einen Feldpostbrief fehlt der Truppenstempel, für einen Privatbrief fehlt der Zensurstempel. Der Stempel Valenciennes Nord ist mir als Zensurstempel nicht bekannt. Der Feldpoststempel ist so sauber abgeschlagen und weist im Vergleich zu der Abstempelung auf Deiner Feldpostkarte plötzlich keine Abnutzungen auf, daß ich eine reguläre Verwendung ausschließe.

    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich halte diesen Beleg von Valenciennes entweder für ganz gefälscht, oder die Marken
    waren dort gefälligkeitsentwertet und der Beleg wurde nachträglich mittels Drucker
    beschriftet, wie so vieles, was über ebay in den letzten Jahren immer wieder von einen
    Anbieter angeboten wurde. Dabei ähnelte jeweils der Druck der Anschriften. Mir ist dabei
    immer wieder aufgefallen, daß der Anbieter, ich glaube die ersten drei Buchstaben waren
    "Hei", über 1000 Bewertungen - und dabei keine "Negativen" hatte. Ich hielt die meisten
    Angebote von ihm für ge - und verfälscht. Habe aber seit mehr als 6 Monaten kein Angebot
    mehr von ihm gesehen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Postarchiv und VorphilaBayern,
    Danke für ihr Antwort,

    Es handelt sich um kein falsches Stempel als auch sogar um eine falsche Adresse, weil man innerhalb des Briefes und sogar im Rückseite das Zeichen des Druckes des Stempels auf die Marken gut sieht.
    Mit einem Drucker ist es unmöglich, dieses Druckzeichen zu reproduzieren.
    Nach meiner Meinung ist es ein angefertigter Brief von einem Philatelisten (Soldat) der Epoche, der liebenswürdigerweise von Feldpoststation 77 entwertet ist.
    - Feldpoststempel sehr (zu) sauber,
    - Und vor allem Stempel "Kriegsbeute" des Postamtes von Valenciennes, das geschlossen gewesen war. Diese Stempel findet sich auf vielen Philatelische Briefe der Epoche.
    Dieser Brief ist tatsächlich eine Erinnerung wie viele anderer. Sie ist niemals gesandt gewesen.
    Hier einem anderen Stück derselben Art:

    Sehr weniger philatelische Wert, höchstens ein historischer Wert.
    Viele Grüsse
    Emmanuel.

  • Hallo zusammen,

    nach sehr interessanten Belegen und Informationen, die uns vals59 dankenswerter Weise vom europäischen Kriegsschauplatz im Westen zur Verfügung gestellt hat, schlage ich nachstehend einmal einen (sehr) weiten Bogen gen Osten, d.h. in das Land der aufgehenden Sonne. Bekanntlich spielten sich auch in Fernost während des 1.Weltkrieges einige Auseinandersetzungen mit deutscher Beteiligung ab.

    Das Deutsche Reich hatte im Zuge seiner Kolonialbestrebungen schon 1897 an der chinesischen Ostküste die Bucht von Kiautschou besetzt und ein Jahr später deren Verpachtung auf 99 Jahre erwirkt. Zu Beginn des 1.Weltkrieges eröffneten England und das seinerzeit noch mit ihm verbündete Japan eine Seeblockade gegen die Deutschen. Japan stellte am 14.08.1914 dem Gouverneur Alfred Mayer-Waldeck ein Ultimatum zur kampflosen Übergabe der Kolonie, welche dieser jedoch unbeantwortet ließ.

    Die Deutsche Schutztruppe hielt den darauf folgenden Angriffen der Japaner auf die Hafenstadt Tsingtau lange stand. Munitionsmangel führte Anfang November 1914 jedoch zur Kapitulation. Die rd. 4.700 deutschen Armeeangehörigen wurden in japanische Kriegsgefangenschaft verbracht, d.h verteilt auf insgesamt 12 Lager in Japan. Die nachstehende Postkarte stammt aus dem Lager Ōita, einer Hafenstadt im Süden Japans auf der Insel Kyūshū an der Beppu-Bucht.

    Das Besondere an den Tsingtau-Gefangenen ist, dass es jenen bei den Japanern nicht unbedingt schlecht gegangen ist. In den meisten Lagern erfuhren die POW`s eine relativ gute Behandlung, es gab allerdings auch Vorfälle von Misshandlungen. Wie der Inhalt der abgebildeten Postkarte belegt, war im Lager Ōita die Zulieferung von Genussmitteln erlaubt. Das Gros der Gefangenen wurde um die Jahreswende 1919/20 entlassen. Viele deutsche Tsingtau-POW`s sind letztendlich sogar in Japan geblieben.

    Hier noch zum schneller-Lesen der Inhalt der Poka...bei welcher man sich "so einen gewissen Teil" leicht selbst dazu denken kann: Oita 21.I.16 - Laut Befehl soll bei Tabaksendungen eine Begleitkarte an den Kommandanten gesandt werden wie folgt: An den Kommandant Kriegsgefangenenheim Oita, Japan: Ich teile mit, dass ich Herrn N.N....Tabak, Cigarren (Cigaretten) als Liebesgabe gesandt habe...Unterschrift - Herzliche Grüße Ihr...


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Lieber VorphilaBayern,

    nicht oft ist gut - ich kann mich nicht entsinnen, mehr als eine Handvoll gesehen zu haben. :P Selten und schön dazu - was will man mehr?

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    manchmal kommt Nachschub schneller als man denkt. In post10 wurden bereits die historischen Randbedingegen der während des 1. Weltkrieges in Japan internierten deutschen Kriegsgefangenen konturiert. Dass nach der hierzu gezeigten POW-Postkarte nach nicht all zu langer Zeit noch eine weitere mit linksrheinischem Bezug auftauchen würde hätte ich nicht gedacht. Im nachstehend abgebildeten Fall handelt es sich um eine solche aus einem Lager bei der auf der Hauptinsel Honshū am Pazifik gelegenen Hafenstadt Nagoya ( 名古屋市). Dieses hatte bis Beendigung des o.a. Konfliktes Bestand.

    Schönes WE wünscht allseits

    der Pälzer

  • ... und das 2. Traumstück für die gehobene IM - Pfalz - Sammlung aus dieser engen, thematischen Ecke, aus der die allermeisten Sammler überhaupt noch nie eine einzige Karte jemals gesehen haben ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,
    Diese Karte (im Post #6) hat die Zusammenfassung einer Radio-Sendung "Post für Pauline"illustriert, die auf der SWR2, am Sonntag, dem 8. Juni um 14 Uhr 05 übertragen wird. Es handelt sich um eine Sendung
    für Kinder.

    Dieses Radio hat die Karte auf diesem Forum gefunden.
    Das ist nur ein Detail, sondern in der Zusammenfassung, man spricht über Sütterlinschrift. Ich dachte, daß meine Karte lieber in Kurrentschrift geschrieben war. Die Sütterlinschrift wurde nach dem ersten Weltkrieg erschienen.
    Ihre Meinung?
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    im Prinzip hast du Recht - aber die Karte ist auch nicht in der klassischen Currentschrift geschrieben worden, sondern in der modernisierten Form, auf der kurze Zeit später die Sütterlinschrift fußt.

    Panta rhei ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Absender des nachstehend abgebilderten Feldpostbriefes war ausweislich des Truppenstempels Angehöriger des Königlich Bayerischen Ersatz Infanterie Regiments No. 5, welches als Teilverband der 4. kgl. bayerischen Infanterie Division im 2. Armeekorps der 6. Armee vom 27. Mai bis 12. Oktober 1917 an der Schlacht in Flandern / Belgien beteiligt war.

    Es soll Anfangs des Krieges in Landau (Stab & II. Bataillon), Ludwigshafen (I. Btl.) und Neustadt (III. Btl.) aufgestellt worden sein.

    Eigentlich müsste es sich angesichts der 20 Pf-Frankatur um einen Feldpostbrief der 3. = höchsten Gewichtsstufe von 250-500 gr gehandelt haben, was ab 30.12.1916 möglich war. Diese Versendungsart war innerhalb einer bestimmten Woche im Monat zugelassen. Der Brief ist auch recht groß...aber über 250 gr ? Ist das hier realistisch, was meint Ihr ?

    Und was könnte das Kürzel v.C. (?) vor dem Namen bedeuten ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=68576
    https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6ni…Hessen%E2%80%9C
    https://de.wikipedia.org/wiki/4._K%C3%B…rische_Division

  • Hallo Pälzer,

    ein klasse Brief, aber an ein Gewicht von auch nur 50g kann ich nicht glauben - die Marken kleben zu gerade, die Stempelabschäge sitzen perfekt - das war bei über 1 cm dicken "Schwergewichten" so technisch gar nicht möglich, von daher tippe ich auf Unwissenheit bei der Frankatur oder eine leichte sammlerische Intention.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,
    .

    anbei ein zur Eilbestellung freigemachter Feldpostbrief, bei welchem nur die Eilbestellung gebührenpflichtig war. Wie wir an der dankenswerter Weise von vals59 in post1 aufgestellten Gebührenliste (ganz unten) ablesen können, waren dafür 25 Pf zu entrichten, nicht wie vorliegend verklebt 30 Pf, also um 5 Pf überfrankiert. Da man solche Belege jetzt nicht gerade häufig für sein Sammelgebiet findet m.E. noch verschmerzbar.


    .
    Viele Grüß
    vom Pälzer