Feldpostsendungen 1914-1918 - Postgebühren

  • Hallo zusammen,
    hallo Tim!

    Ertappt :thumbup:

    Als Bibliothekar der Vereinsbibliothek (ca. 26.000 Medieneinheiten) komme ich in den Genuss, die Periodika von derzeit 159 Herausgeber zu bekommen. Ich kann zwar nicht alles lesen, aber ich stöbere doch in jedem Heft bevor es bearbeitet und abgelegt wird.
    Und dabei habe ich ihn ertappt. Jetzt wissen wir, wo der liebe Tim sein Superstücke herzaubert. Es ist natürlich auch mit Arbeit verbunden.
    Weiterhin ein glückliches Händchen wünscht Dir
    Heribert

  • Hallo Sammlerfreunde,

    in post13 konnte bereits eine Karte eines der in Japan internierten deutschen Kiautschou-Kriegsgefangenen gezeigt werden, geschrieben im Lager Nagoya, adressiert nach Kaiserslautern. Nunmehr kann ein Gegenstück aus der Pfalz (hier von Leimersheim) an einen Angehörigen des III. Seebataillons vorgestellt werden, welcher im Lager Kurume interniert war. Die Bucht von Kiatschou wurde bekanntlich nach Ultimatum vom 15. August 1914 von japanischen Streitkräften und z.T. auch britischen Einheiten mehrfach angegriffen.

    Die deutsche Garnison Tsingtau unter Gouverneur Kapitän zur See Alfred-Meyer Waldeck bestand aus den etwa 1.400 Soldaten des III. Seebataillons (vier Kompanien Marineinfanterie, eine Batterie Feldartillerie und eine berittene Kompanie) sowie ungefähr 3.400 weiteren Marineangehörigen. Zusammen kamen die Verteidiger auf etwa 180 Offiziere und 4.550 Kombattanten, darunter chinesische sowie österreich-ungarische Kräfte. Sie leisteten zähen Widerstand und erwiderten das Feuer u.a. effektiv mit schweren Geschützen, bis letztendlich die Munition ausging.

    In der Nacht zum 6. November 1914 gelang der japanischen Infanterie der Einbruch in die letzte Abwehrlinie, trotz heftigen Widerstandes wurden die Verteidiger in die Stadt zurückgeworfen. Am 7. November 1914 ergaben sich die deutschen Truppen gemeinsam mit ihren österreich-ungarischen Alliierten. Die Stadt wurde unter ehrenvollen Bedingungen übergeben, ca. 4.800 Soldaten wurden auf mehrere Kriegsgefangenenlager in Japan verteilt und dort 5 Jahre lang interniert. Die meisten Gefangenen wurden im Dezember 1919 und im Januar 1920 wieder entlassen.

    Einer davon war der Adressat, der am 29. Januar 1886 in Queidersbach (Bezirk Homburg) geborene Oberleutnant Hermann Kuhn. Er war mit 19 Jahren zum 17. Mai 1905 in den Militärdienst eingetreten und erhielt am 8. September 1905 sein Offizierspatent. Am 21. April 1914 wurde er zur Marine-Infanterie kommandiert und verließ am 23. April auf dem für Tuppentransporte umfunktionerten Passagierschiff Patricia der HAPAG Wilhelmshaven. Nach Eintreffen in Tsingtau am 3. Juni wurde er bei Marine-Pionierkompanie des III. Seebatallions eingesetzt.

    Die Kompanie bestand aus 6 Offizieren und 85 Mannschaftsdienstgraden. Nach der Kapitulation im November wurde Kuhn als Gefangener mit der Nummer 3448 zunächst ins japanische Kriegsgefangenenlager Kumamoto gebracht, später dann nach Kurume, nach dem die Postkarte seines Vaters (ebenfalls mit Vornamen Hermann) adressiert war. Das Lager Kurume lag weit außerhalb der Stadt. Im Frühjahr 1916 lagen dort 1.318 Gefangene, davon 13 Offiziere, Unterbringung und Behandlung sollen - bisweilen mehr als - mittelmäßig gewesen sein.

    Im Dezember 1919 wurde Kuhn aus der Internierung entlassen und nach seiner Rückkehr in die Heimat Anfang Feburar 1910 zum Hauptmann befördert, die Armee verließ er letztendlich im Rang eines Majors. Später um 1935 war er Abteilungsleiter in der Oppauer Stickstoff-Fabrik der BASF und verstarb im Jahre 1953 in Neustadt, im nachstehend letzten link findet sich auch ein Bild von ihm.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Tsingtau

    https://de.wikipedia.org/wiki/Patricia_(Schiff,_1899)

    http://www.tsingtau.info/index.html?krieg/truppen.htm

    http://www.tsingtau.info/index.html?namen/k.htm

  • Hallo Tim,

    Im "Leitfaden für den Postüberwachungsdient" gibt es einige Informationen über die Post deutscher Kriegsgefangener in Japan.

    Die Post dieser Kriegsgefangenen musste über Schweden oder die Schweiz geleitet werden. Es musste auch geprüft werden.

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Lieber Emmanuel,

    ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich jetzt erst auf Dein post antworte. Ich habe es leider gar nicht bemerkt, das muss irgendwie zu schnell off-topic gerutscht sein ! =O Das ist ja wirklich sehr interessant und hilfreich, das wußte ich alles noch nicht und wird jetzt natürlich zur Beschreibung in der Sammlung mit aufgenommen. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Wie der Zufall es so will, sind nun noch zwei weitere Belege hinzugekommen, die aus Deutschland an den Herrn Pionieroffizier Kuhn gerichtet waren. Bei dem ersten Beleg anbei handelt es sich um eine Postkarte, die ihm am 25. Juni 1914 von einem Bekannten aus Ludwigshafen an sein neues Kommando in Tsingtau gesendet worden ist. In der Karte wird u.a. erwähnt, dass man eine Karte aus Malta von ihm erhalten hatte. Die wird er dort bei einem Zwischenhalt des zwischen 23. April - 6. Juni 1914 erfolgten Truppentransportes nach China auf der schon in post23 erwähnten Patricia der HAPAG aufgegeben haben.

    Ferner wird darauf hingewiesen, dass sein "ehem. Bataillon mit Infanterie und Jägern im Reffenthal Brücken schlagen würde". Dazu muss man zunächst wissen, dass seinerzeit das seit 1874 in Speyer stationierte Königlich Bayerische 2. Pionierbataillon in der Orff-Kaserne im Süden der Stadt gelegen hat. Die ehemalige Kaserne in der heutigen Rulandstraße wurde nach dem 2. WK von einem französischen Pionier-Regiment genutzt, hieß damals Normandie-Kaserne und wird seit Abzug der französischen Streitkräfte als Wohnanlage genutzt.

    http://www.dsm1918.de/SEITE_PIONIER_BATL.2_3.html

    http://www.dsm1918.de/SEITE_PIONIER_BATL.2_7.html

    Beim Reffenthal handelt es sich um einen nördlich von Speyer liegenden Standort am Angelhofer Altrhein, der schon vor dem 1.WK den bayerischen Pionieren als Wasserübungsplatz diente. Nach dem 1. WK mussten die Pioniere aus Speyer abziehen, es folgte eine Zwischennutzung durch die französischen Besatzer, nach deren Abzug wiederum durch deutsche Streitkräfte. Nach dem 2. WK gehörte der Wasserplatz zum Spezialpionierbataillon 464 der Bundeswehr, das in der seit 1966 im Norden der Stadt bezogenen Kurpfalzkaserne stationiert war.

    Im Rahmen der Heeresstruktur 5 wurde dieses aufgelöst und zur Aufstellung des PiBrBtl 330 herangezogen (ebenso wie das AmphPiBtl 330). Seit 2016 wurde die militärische Nutzung sämtlicher Standorte schrittweise aufgegeben. Das trifft auch auf den südlichen Teil des Wasserplatzes im Reffenthal zu, wo eine nicht weniger umfangreiche Pionieranlage der französischen Armee mit Bezeichnung Quartier Riberpray gelegen hat.

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Jacques_Riberpray

    https://de.wikipedia.org/wiki/Spezialpionierbataillon_464

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Sollte die Postsache hier falsch sein, bitte umhängen!

    Königliches Post Amt Velbert Rl, 26.10.18

    Die Anschrift des im Felde

    stehenden Ps. Ass. Stückrath lautet:

    Feldmagazin - Inspektor Stückrath

    Anlaufstelle der 18. Armee

    Brüssel Postfach

    J. A.

    Eigxxxxxxof

    An

    die Hauptkasse

    des Postamt 1

    Essen

    So in dieser Form auch noch nicht gesehen, kann jemand diesen Vorgang erklären?

    Ausserdem noch mit der Bitte um Ergänzung/Korrektur meiner Transkription.

  • Lieber Emmanuel,

    du hast Recht - Chapeau, dass du das so gut lesen kannst. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... stimmt auch wieder ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Dem Inschenör ist nix zu schwör!

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • @all - vielen herzlichen Dank!

    Wäre dann noch die Frage war er dann Ankäufer oder Verkäufer.........

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    er war Ankäufer für die Armee - die brauchte ja Material ohne Ende und er hat die Kalkulation gemacht und dann das Notwendige gekauft.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.