• Hallo zusammen,

    nachfolgend möchte ich zwei Briefe zeigen, deren Taxierung sich mir (noch) nicht erschließt:

    1. "Normaler" Brief von Wien vom 17.8. (1843) nach Lübeck. Verwirrend hierbei die Stempelung "Franco Grenze" und der handschr. Vermerk "Franco" in Verbindung mit dem gestrichenen Kreuz.
    2. "Recommandierter" Brief von Wien vom 13. März (1843) nach Lübeck - Franco Grenze.

    Soweit bekannt, gibt es vom Februar 1843 einen (neuen) Postvertrag zwischen Thurn&Taxis und Österreich. Wurden beide Briefe wirklich nach dem gleichen Vertrag behandelt ? Was bedeuten die Taxierungen auf der Vorderseite des Rekobriefes ?
    Wer kann helfen ?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

    • Offizieller Beitrag

    Hallo PK

    Etwas kann ich hierzu sagen.

    Der Brief von 13. März: Der Absender hat bis Grenze 12 Kreuzer CM + 6 Kreuzer CM Rekomandatinsgebühr bezahlt. Wie viel der Empfänger für die Strecken bezahlt hat weiss ich nicht, aber den Endbtrag ist wohl 19 Schillinge.

    Der Franko Brief von 17.8. ist etwas hin und her behandelt geworden. Hier ist der Franko Grenz Stempel falsch, und der Frankokreuz war richtig. Rückseitig hat man das gleiche Betrag zweimal vermerkt. Der Beamter war vielleicht etwas unsicher, wie vielleicht auch der Absender.

    Wie die Briefe zu den Vertrag steht weiss ich nicht. Es gibt wohl grössere Vertragsexperten hier als ich?
    (Das Buch habe ich aber zu Hause)

    Viele Grüsse
    NIls

  • Hallo Schorsch,

    der Vertrag zwischen TT und Österreich begann mit dem 1.5.1843. In ihm war ein Gemeinschaftsporto vorgesehen, es war also ein moderner Vertrag.

    Im Art. 7 war festgelegt worden, dass einfache Briefe bis 1/2 Wiener Loth wiegen dürfen.
    Im Art. 2 fixierte man den Satz für Briefe bis 10 Meilen Luftlinie mit 6 Kr. CM, alle Briefe über 10 Meilen sollten 12 Kr. CM kosten (porto wie franko).

    TT hatte jedoch Bedenken wegen der großen Entfernungen, die zurück zu legen waren und bedung sich folgendes aus:

    Nach Art. 5 A erhielt TT für Briefe, die selbst Transitkosten verursachten, in der 1. Klasse 4 Kr. CM, in der 2. Klasse 8 Kr. CM und in der 3. Klasse 12 Kr. CM für den einfachen Brief von Österreich bonifiziert. Lübeck lag in der 3. Klasse, so dass ein Brief von Wien nach dahin korrekt mit 12 Kr. Gemeinschaftsporto und 12 Kr. Zuschlag für TT zu taxieren war.

    Auf die fehlerhafte Behandlung hat der aufmerksame Nils schon hingewiesen. ;)

    Der frühere Brief wurde noch nach dem PV TT - Österreich von 1829 behandelt. Nach der "Beylage 1)" zu Art. 5 war darin vermerkt:

    Wien - Prag - Schleiz - Hamburg. Da der österreichische Grenzfrankozwang herrschte, hatten öster. Absender bis zur Grenze zu frankieren. 12 Kr. CM für das Franko und 6 Kr. CM für die Recommandation = 18 Kr. für den Wiener.
    Ab der Grenze sehe ich hier 9 / 10 lübische Schillinge, in der Summe dann 19 lüb. Schillinge, wenn ich nicht irre.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für Deine Erklärung, dennoch.... ?(

    Brief vom 17.8.43 - Du schreibst:

    "Lübeck lag in der 3. Klasse, so dass ein Brief von Wien nach dahin
    korrekt mit 12 Kr. Gemeinschaftsporto und 12 Kr. Zuschlag für TT zu
    taxieren war."

    Die 12 Kr. Gemeinschaftsporto sehe ich noch, aber wo sind die anderen 12 Kr. ? Ich lese da nur eine "8".

    Reko-Brief vom 13.3.43:
    Du meinst also die 12-6 auf der Rückseite sind das österr. Franko und die Reko-Gebühr ? Und die 9/10 Sch vorderseitig setzen sich auch aus Brief- und Reko-Gebühr zusammen ?
    Was aber bedeuten dann die 5/12 (?) zwischen "9/10" und "19" ?

    Kann von den Nord-Spezialisten bitte einer Schützenhilfe geben ?

    beste grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,

    der Brief vom 17.8.1843 sollte ja mit 12x und 12x ganz frankiert werden, weil der PV vom o1.5.1843 keine Grenzfrankaturen mehr kannte. Den Stempel hat man nach 30 Jahren routinemässig abgeschlagen, da musste man sich nichts mehr dabei denken.

    Aber weil er eben nicht 12x + 12x bezahlt hatte, sondern nur 12x und 8x, hat man das liegenden X wieder streichen wollen, denn es fehlten TT ja 4x, die man benötigte. Österreich hat in der falschen Spalte geschaut und nur die 2. Klasse bezahlt, statt der 3. Klasse, wie es richtig gewesen wäre. Diesem Brief ist ganz sicher ein Frankodefekt gefolgt und man hat die fehlenden 4x von der Aufgabepost bzw. später vom Empfänger eingehoben.

    Die für mich wenig nachvollziehbaren Taxen des früheren Briefes kann ich nicht klären. Leider sind alle Briefe von Ö nach Lübeck selten und viel Vergleichsmaterial wird sich so schnell nicht finden lassen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    ich kann einen Brief aus Lübeck nach Österreich vom 25.5.1832 zeigen, der nach dem PV Taxis-Österreich von 1829 abgefertigt wurde.

    Im geschlossenen Paket über holsteinisches und hannoversches Gebiet wurde dieser Teilfrankobrief über Schleiz nach Eger, im stillen Transit über Hof, spediert. Während Taxis die Transite bis Schleiz übernahm, bezahlte Österreich den bayerischen Transit pauschal nach Bruttogewicht der jeweiligen Pakete.

    Wegen des Grenzfrankozwanges musste der Absender bis zur österreichischen Grenze ein Franko von 14 Schillingen bezahlen. Die Belastung für den Empfänger belief sich auf 20 Kr. C.M., wobei hiervon 6 Kr. C.M. für den bayerischen Transit angesetzt wurde (Dekret v. 21.5.1819, bei Briefeingang von Schleiz über Eger).

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    sehr schöner und begehrenswerter Brief. :P

    Kommst du mit den vorderseitigen Taxen des Briefes von @PK zurecht?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Nach Art. 5 A erhielt TT für Briefe, die selbst Transitkosten verursachten, in der 1. Klasse 4 Kr. CM, in der 2. Klasse 8 Kr. CM und in der 3. Klasse 12 Kr. CM für den einfachen Brief von Österreich bonifiziert. Lübeck lag in der 3. Klasse, so dass ein Brief von Wien nach dahin korrekt mit 12 Kr. Gemeinschaftsporto und 12 Kr. Zuschlag für TT zu taxieren war.

    Auf die fehlerhafte Behandlung hat der aufmerksame Nils schon hingewiesen.

    Hallo dir Runde

    Hier hast der gut bk mein Hinweis etwas missverstanden. Die Taxierung war richtig, nur waren die Postbeamter in Wien etwas unsicher.


    Briefe zwischen Wien und Lübeck lag in der 2. Klasse

    5A c) Für die Korrespondenz aus den freien Städten Bremen, Hamburg und Lübeck nach sämtliche k.k.ö. Staaten mit Ausnahme der ad III. angeführte Provinzen (Tirol, Vorarlberg, Trieste etc).

    Der Brief ist somit mit 8 und 12 Kreuzer richtig frankiert. Die erwähnte 12 Kreuzer nach Lübeck unter 5A 3. Klasse war also von Triest, Tirol und so weiter.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ui, dann muss ich mich verschaut haben, nicht die lieben Wiener Kollegen. ;(

    Danke für die Korrektur und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liball & Nils,

    vielen Dank für Eure ergänzenden Infos und Korrekturen.

    @bk: "Wer es einmal so weit gebracht hat, dass er nicht mehr irrt, der hat auch zu arbeiten aufgehört." Also - halb so wild.;)

    liball:

    Zitat

    Wegen des Grenzfrankozwanges musste der Absender bis zur österreichischen Grenze ein Franko von 14 Schillingen bezahlen.

    Dann könnte also ein Franko von (insgesamt) 19 Schillingen für einen Reko-Brief in der umgekehrten Richtung durchaus möglich sein. (gleicher Leitweg vorausgesetzt) - Oder gab es zwischen 1832 und 1843 nochmals vertragliche Änderungen ?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-kemser