Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Lieber BayernSocial,

    ich hatte bei einer Auktion unweit von dir nur Glück, aber auf alle Fälle mehr geboten, als es der Zuschlag vermuten lässt ...
    Danke für den Link - schaue ich mir gleich an.

    Lieber Peter,

    danke sehr - man tut, was man kann.

    Liebe Rudolf,

    er passt in die Contra-, die Bayern - Frankreich- und die Bayern - Österreich - Sammlung und das ist doch gar nicht so schlecht.
    Wenn er eine 10 C. Marke tragen würde, wäre es ja keine Contravention mehr, dafür ein Tick teurer. Ob ein armer Sammler wie ich den dann noch bekommen hätte?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    bei dem Absender Max bzw. Maximilian Haussmann (1812-1886) wird es sich dieser Quelle nach...

    http://www.schuppener-online.de/gf_117.html#3

    ...um den Vater des Adressaten Eberhard Haussmann (1844-1895) gehandelt haben,

    http://www.schuppener-online.de/gf_129.html#0

    ...welcher im September 1870 in Prag geheiratet hat.

    In einer weiteren Quelle

    https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/stru…zeigeKlassi=012

    ...findet sich für den Zeitraum 1862-1867 als Direktor der Landesfrauenklinik mit Hebammenlehranstalt / Stuttgart ein Obermedizinalrat Dr. med. Maximilian von Haussmann.

    Er wird im Krieg 70/71 Angehöriger des 1863 gegründeten Württemberger Sanitätsvereins gewesen sein und war dem Karteninhalt nach bei den Spitalzügen eingesetzt. Hier ein Bild eines württembergischen Spitalzugs:
    .
    https://www.gettyimages.de/detail/nachric…ure-id549745405

    .

    In der Disserationsarbeit von Dr. med. Alexander Sudahl über das Rote Kreuz in Württemberg (Schwäbisch Hall 2001)...

    .

    .

    ...findet man auf Seite 98 eine gute Zusammenfassung über die württembergischen Lazarettzüge:

    .

    Führend war der württembergische Landesverein in bezug auf die von ihm ausgerüsteten Spitalzüge,

    die den im amerikanischen Bürgerkrieg verwandten nachempfunden waren.

    Zwischen dem 16.08.1870 und dem 11.03.1871 wurden 22 Fahrten durchgeführt

    und mit 793 Pflegepersonen 4313 Patienten transportiert. Beginnend im Jahr 1868, wurden 3 Züge
    fertiggestellt, sie waren durchgängig und als einzige, durch einen Küchenwagen und

    die Mitnahme von Proviant, autark. Ein Zug bestand aus 15 Waggons: 8
    Personenwagen für je 16 Liegendkranke, 2 Personenwagen für insgesamt 120
    Sitzendkranke, je 1 Waggon für „Oberpersonal“ und „Dienstpersonal“, die schon

    erwähnten Küchen- und Privatwagen sowie ein Gepäckwagen.

    Durch die Installation von Öfen verminderte sich im Winter die Transportkapazität um 8 liegende Patienten.

    Die Leitung über den Zug bestand aus einem Delegierten des Sanitätsvereins, dem leitenden Arzt
    und dem Proviantmeister. Das Personal bestand aus Freiwilligen des
    Sanitätsvereins, Diakonissen und barmherzigen Schwestern. 1-9 Ärzte
    begleiteten den Zug, ebenso ein Apotheker.

    Zitat

    Interessant an der Karte ist der Absender, der besaß nämlich keine Portofreiheit


    Hierzu liegt in dem Werk von Dr. Sudahl eine anders lautende Aussage vor:

    Am 19.07.1870 erließ das Preußische Zentralkomitee,

    in Vertretung des Zentralkomitees der Deutschen Vereine

    (zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger - Hilfsvereine),
    einen Aufruf an die Bevölkerung und die Landesvereine „zu einheitlichem
    Vorgehen und zur Aufbringung von Gaben. (...) Berlin sollte der
    Mittelpunkt der Sammeltätigkeit sein, das Büro des Zentralkomitees, die
    Kasse und ein Depot wurde errichtet. Im Zuge des Volkskrieges

    wurde den Vereinen Zoll-, und Portofreiheit zugebilligt.

    Hilfssendungen und Personentransporte führten die Bahnen

    kostenlos durch.

    Ich jedenfalls habe auch noch keinen nachtaxierten Brief / Kartenbeleg eines Hilfsvereinsangehörigen finden / sehen können. Gleichwohl ist anzunehmen, dass es in dem einen oder anderen Fall Probleme mit der Portofreiheit gegeben hat.

    Nach dem 1871 verausgabten Bericht von Dr. August Ebrard über das Wirken des Erlanger Vereins für Felddiakonie hat es anfänglich auch Probleme mit der Legitimation von Freifahrten und freier Verpflegung von Hilfsvereinsangehörigen gegeben, was sich erst im Verlauf des Kriegs gelegt hat.


    http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/…4043_00018.html

    http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/…4043_00035.html > vgl. Absatz 3


    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (26. Januar 2018 um 01:34)

  • Morsche Pälzer,

    vielen Dank - ganz, ganz großes Kino, was du da alles zu meiner Karte heraus gefunden und verlinkt hast. :):):)

    Fände ich noch so eine, könnte ich dank der Abbildungen eine A3 - Seite gestalten.

    Zu den Portofreiheiten bin ich jetzt hin- und her gerissen, aber eine taxierte Karte kenne ich auch nicht (in Kriegszeiten war der Stress aber sehr groß, da mag zu taxierendes Postmaterial auch öfters mal durchgeschlüpft sein).

    Aufruf: Wer taxierte Belege kennt oder hat, die von Angehörigen dieser Hilfsvereine verschickt wurden, darf sie gerne hier zeigen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Rudolf,

    ui - schönes Stück und sicher sehr selten. Was müsste man für so etwas nach Bayern anlegen? Nur Pi mal Daumen, falls mir so etwas mal über die Bahn läuft.

    Vielen Dank auch für die Info. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Rudolf,

    vielen Dank - da war meine deutlich günstiger und sie gefällt mir auch sehr gut. Jetzt noch eine frankierte zum Sparpreis und die A3 - Seite ist geritzt. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    aus meiner Heimatsammlung folgender Brief:
    Feldpostbrief von Johann Reichl, geschrieben in Klamath ? (Frankreich) vom 28. Dezember 1870,
    an seinen Vater Michael Reichl in Gössenreuth bei Grafenwöhr (Post Eschenbach) Ankunftsstempel
    Eschenbach 4. Januar 1871. Aufgabestempel K.BAYER.FELDPOST 28.12.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    der Absender des Briefes befand sich im Belagerungsring südwestlich der Festung Paris.
    Sein Standort war CLAMART, das sich nördlich Chatenay befindet.
    In Chatenay befand sich auch das Feldpostamt des II. Armee-Korps.

    Gruß
    1870/71

  • ... da steht auch "Marsal" auf der Karte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    anbei ein weiterers, interessantes Belegstück, adressiert an den Repositar C(onrad). Jakob in Cassel, Holländisches Thor, 2. (Stock) Seilerweg 7, vermutlich aufgegeben von seinem Sohn Emil. Ein Repositar war Verwalter einer Repositur, d.h. eines Aktenarchivs bzw. Aktenplans und anhand des Kasseler Adressbuchs 1870 ließ sich zudem noch ermitteln, dass es sich in diesem Fall um einen Polizei-Expedient gehandelt hat, welcher im Secretariat I der Kasseler Polizei-Direktion beschäftigt war.

    Der Verfasser der Feldpostkarte hat es leider versäumt, darauf seine Einheit zu vermerken. Es ist auch anhand des umfangreichen Werkes von H. Scherf: "Die Theilnahme der Grossherzoglich Hessischen (25.) Division an dem Feldzug 1870/71 gegen Frankreich" ad hoc nicht nachzuvollziehen, mit was für einem Truppenverband er erst gegen Ende August 1870 per Eisenbahn nach Neunkirchen gefahren wurde, als die Division bereits tief in feindliches Gebiet eingedrungen und dort insbesondere im Kampfgeschehen um die Festung Metz eingebunden war.

    Bevor Jacob die Grenze nach Frankreich überschritt, hatte er Neunkirchen, d.h. in der preussischen Rheinprovinz seine Feldpostkarte am 29.08.1870 aufgegeben, diese aber am frühen morgen des gleichen Tages schon in Homburg, d.h. in der bayerischen Rheinpfalz begonnen zu verfassen. Text wie folgt:

    Homburg i. d. Pfalz d. 29. Aug 1870

    Es ist 6 Uhr morgens u. ziemlich schlechtes, d.h. stürmisches u. regnerisches Wetter,
    was wir in unserem Coupé 1ter Classe jedoch wenig verspüren.
    Festung - Giessen - Frankfurt - Mannheim - >Darmstadt - Kaiserslautern ziemlich (?)
    In einer Stunde überfahren wir bei Saarbrücken die französische Grenze,
    um zu Fuße weiter via Metz auf Chalons ! _ _


    d.(er) 29 Aug 1870

    Mittag 4 Uhr in 9Kirchen ausgestiegen,
    wir marschieren auf Saarbrücken.
    Es regnet, ich bin gesund.

    Gruß
    Emil Jacob

    Sehr interessant ist der Hinweis auf das Vorrücken gegen Châlons, d.h. jenem Militärlager, in welchem der im Elsass geschlagene Marschall Mac Mahon hastig neue (Reserve-)Truppen, die sog. Châlons-Armee formiert hatte.

    Er ging zunächst davon aus, dass diese dem Schutz der Hauptstadt Paris dienen sollte, musste aber auf Befehl der dortigen Regentschaft - gegen seine militärstrategische Überzeugung - von dort ausrücken, um die in der Festung Metz eingechlossene Rheinarmee (Armée du Rhin) des Marschalls Bazaine zu entsetzen.

    Mac Mahon war bereits am 23. August aus Châlons ausgezogen, um die auf der Linie Châlons > Paris vorrückenden Preussen über Reims > Sedan Richtung Metz zu umgehen. Dieser Plan wurde jedoch von Moltke durchschaut, welcher deswegen um den 25./26. August einen Rechtsschwenk seiner Hauptstreitmacht Richtung Sedan einleitete, was zur bekannten Entscheidungsschlacht am 1. September mit Gefangenschaft von Kaiser Napoleon III. geführt hat.

    Wie man anhand der abgebildeten Feldpostkarte sieht, hat man die rückwärtigen / nachrückenden Einheiten über diesen berüchtigt gewordenen Rechtsschwenk einer ganzen Armee wohl lange Zeit noch uninformiert gelassen...was durchaus verständlich ist.

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen
    https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1…8/#topDocAnchor
    https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/fulltex…45221_1873/102/

  • ... tolles Stück Zeit- und Militär(post)geschichte. Danke fürs Erklären und Zeigen! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend zusammen,

    irgendwann ist beim Sammeln dann doch mal wieder Premiere, diesmal mit einer Sache, bei der sich ad hoc einige Fragen stellen, welche sich so einfach aber nicht über die vorhandene Literatur und das www beantworten ließen. Zuerst auf der linken oberen Feldpostkarten-Vorderseite schwach und unleserlich in blauer Farbe abgeschlagen, zeigt sich dann auf der Seite gegenüber in schwarz klar und deutlich ein - in der Sammlung bisher noch nicht belegter - SB (Soldatenbrief) Stempel.

    Hier der 1ten (schweren und leichten) Batterie Niederschlesisches Feldartillerie-Regiment No. 5 mit seinerzeitiger Stammgarnison in Glogau (heute Głogów in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien). Was bisher nur reichlich grob ermittelt werden konnte, ist die Tatsache, dass diese Einheit schon im Deutsch-Deutschen Krieg 1866 (sehr erfolgreich) im Einsatz gewesen war und man dort mit den portobefreiten Feldpostsendungen wohl bereits sehr effizient umzugehen wusste.

    Aber warum gab es diese - später im 1. WK massenweise eingesetzten - SB-Stempel bei vielen anderen, auch preussischen Einheiten zu Beginn und auch später während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 nicht ? Wann wurden diese SB-Stempel überhaupt zum ersten mal eingesetzt ? Es würde mich sehr freuen, wenn hierüber ein gedeihlicher Meinungs-/Informationsaustausch geführt werden könnte.

    Im wahrsten Sinne des Wortes eine "klare Sache" ist dann der runde Feldpoststempel des 5. Armeekorps (von Kirchbach), welches Teil der 3. Armee unter dem Oberbefehl von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen war. Das hierfür zuständige Feldpostrelais lag am Tag der Aufgabe, dem 02.08.1870 noch in Speyer und wurde ein Tag später dann nach Landau verlegt.

    Verfasst wurde die - mit vorderseitigen Empfangsvermerk vom 08.08.1870 versehene - Feldpostkarte am Hofgut Geilweilerhof, welches zu Siebeldingen bei Landau in der Pfalz gehört. Die Zeilen des Soldaten Waetzmann - dessen Vorname am Schluss mir noch ein absolutes Rätsel ist :pinch: - an seine Mutter nach Sagan (heute Żagań in der polnischen Woiwodschaft Lebus) wie folgt.


    Geilweiler Hof - Station Landau d.(en) 2. A.(ugust) 70.

    Liebe Mama !

    Für heute diese wenigen Zeilen, da ich stark mit den Monatssachen engagirt bin, hoffe mit denselben aber gut zu werden (?), da wir jetzt voraussichtlich einigen Tagen Ruhe entgegensehen. Die Gegend ist prachtvoll, alles voller Weinberge u. Gärten, diese unterm Gebirge. Die Eisenbahnfahrt ist sehr glücklich abgelaufen. Die Fahrt von Mainz aus im Rheinthal entlag über Worms. Herzlichen Gruß an Alle. Es küsst Dich Dein
    ???


    Wie sollte sich der Soldat Waetzmann mit seiner Aussage, dass man "einigen ruhigen Tagen entgegensieht" getäuscht haben. Er gehörte mit seiner Einheit zwei Tage später zu der von Generalmajor von Sandart geführten Avantgarde bei der Schlacht von Weissenburg am 04.08.1870. Nach der Mobilmachung wurde sie ab 28.07.1870 mit insgesamt 12 Tagesfahrten über Görlitz - Leipzig - Plauen - Hof - Lichtenfels - Aschaffenburg - Darmstadt - Mainz - Worms - Landau in das Aufmarschgebiet verbracht.

    Am Tag der Schlacht von Weissenburg war man früh morgens aus dem Biwak im Raum Billigheim aufgebrochen, hatte nach dem Marsch über Barbelroth - Niederotterbach - Kapsweyer die franzöische Grenze an der Lauter überschritten und sich nordöstlich von Weissenburg positioniert. Die Stadt wurde dann ab 10 Uhr auf 2500 Schritt und französische Kolonnen auf 1100 Schritt beschossen. Die schwere Artillerie bestand aus 6 Pfündern, die leichte aus 4 Pfündern...ihr Erfolg war bekanntlich durchschlagend.

    Besten Gruß

    vom Pälzer

  • ... unser wackerer Preusse hieß Hans ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wann wurden diese SB-Stempel überhaupt zum ersten mal eingesetzt ? Es würde mich sehr freuen, wenn hierüber ein gedeihlicher Meinungs-/Informationsaustausch geführt werden könnte.

    Hallo Pälzer,
    wann genau der erste "Soldatenbrief"-Stempel bei einem Truppenteil der preussischen Armee eingesetzt wurde, kann ich nicht sagen. Mein frühester Beleg mit einem solchen Stempel vom II. Bat. des 20. IR stammt von einem Soldaten, der am 18. April 1850 aus der Festung Rastatt (im Rahmen des Einsatzes preussischer Verbände in Baden gegen die Aufständischen und nachfolgender Besatzung) geschrieben hat.
    Im 66er Krieg waren bereits viele Einheiten - auf Bataillons- bzw. Regimentsebene, wo sich Postsammelstellen befanden - mit diesen Truppenstempeln ausgerüstet.

    Beste Grüsse vom
    µkern