Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Lieber Dietmar,

    vielen Dank - typisches Bildungsbürgertum Ausgang des 19. Jahrhunderts. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Tim,

    danke für die Mühewaltung - bekomme es auch nicht gelesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank - wieder ein Stück weiter. Klasse, dass du das gefunden hast. Ich schäme mich fast - kenne kein Lied mit diesem Text. Der Link funktioniert leider bei mir nicht, warum auch immer. Ich verstehe wohl mehr von Postgeschichte, als von Computern. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    vals59 hat ermittelt, dass das Zitat aus der 4. Strophe des von Christoph Friedrich Wedekind 1745 verfassten Scherzliedes über den Krambambuli genannten Wachholderschnaps stammt, das insgesamt 102 Verse umfasst:

    Wär ich zum großen Herrn geboren,
    wie Kaiser Maximilian,
    wär mir ein Orden auserkoren,
    ich hängte die Devise dran:
    "Toujours fidèle et sans souci,
    c'est l'ordre du Crambambuli."


    Quelle: http://www.lieder-archiv.de/krambambuli-notenblatt_502170.html

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    vielen Dank - kaum zu Glauben, welches positive Bildungsniveau hier herrscht. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    es ist schon erstaunlich, was es zu dem Thema 1870/71 alles gibt.

    Heute ist es ein am 09.06.1871 aufgegebener Brief eines französischen Kriegsgefangenen namens Reilhac des 1er ??? aus dem Lager Germersheim, welcher an einen Monsieur François Bouriquet Jeune in Saint-Bonnet-la-Rivière adressiert war.

    Das Örtchen liegt grob gesagt etwa zwischen Bordeaux und Orleans im Departement Haute Vienne. Warum man unter Saint-Bonnet-la-Rivière noch par Saint Paul des Eaux als Leitweg angegeben hat, erschließt sich mir im Moment nicht. Es scheint aber aus einer gewissen Erfahrung heraus so vermerkt worden sein.

    Jedenfalls lief das Brieflein - zensiert durch das Kgl. Bayer. Gouvernement der Festung Germersheim (siehe blaues Siegel auf der Rückseite) - schon am 12.06.1871 mit der Bahnpost Paris-Bordaux (siehe Bahnpoststempel auf der Rückseite). Bis heute war mir nicht bekannt, dass am Aufgabeort, d.h. ziemlich nahe an der französischen Grenze Kriegsgefangene untergebracht worden sind.

    Ab Oktober 1870 nach den Kämpfen bei Orleans waren es dort ca. 2300 franz. Gefangene, welche unglücklichweise die Blattern in die rd. 2500 Mann starke Festung geschleppt hatten. Die Probleme damit hielten noch bis ca. Mai 1871 an, fünf Angehörige der französischen Streitkräfte sind dabei verstorben.

    Sehr interessant ist die postgeschichtliche Seite des Belegs. HK-Germersheim Aufgabe vorne mittig ist klar, der port payé-Kastenstempel eigentlich auch, aber warum dann der Taxstempel der Franzosen mit 30 C ? Passt ja eigentlich gar nicht zusammen, was war jetzt französischerseits Sache:

    Musste der Empfänger eines Kriegsgefangenenbriefes in Frankreich tatsächlich das Inlandsporto dafür zahlen ? :huh:

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:
    https://books.google.de/books?id=E0kJA…epage&q&f=false

  • Hallo zusammen,

    von der einen noch nicht ganz ausrecherchierten Angelegenheit schlittert man dann hier schon wieder in die nächste. Nicht allein die postalische Behandlung und das Aufgabedatum (01.09.1870) des nachstehenden Belegs erweist sich als durchaus bemerkenswert, auch dessen Absender, der deutsche Komponist, Musikpädagoge und Begründer des Naturschutzes Ernst Friedrich Karl Rudorff (1840-1916).

    Die an seine Frau Friederike Dorothea Elisabeth Rudorff geb. Pistor (1808–1887) - genannt Betty - gerichteten Zeilen zunächst wie folgt:

    Donnerstag d(en) 1ten September 1870 morgens im Coupé zwischen Neustadt an der Haardt und Weissenburg.


    Herzlichen Glückwunsch zum 2ten September ! Wir haben Aussicht
    heute noch bis Nancy zu kommen, und sind sehr auf Drängen von der vortheilhaften
    Veränderung unserer Route. Eben treffe
    ich auf dem Bahnhof in Neustadt Ferdinand Schumann, der mit dem Ersatzbatallion
    des 2ten Garde-Regiments
    ebenfalls nach Nancy geht, freilich mit einem ersten Zug Militair-Transport
    während wir hier Personenzug benutzen können. Wie gern schriebe ich ausführlich, doch es fehlt
    gänzlich an Zeit. Wir sind munter und wohlauf.
    Mit bestem Gruß Ernst


    Die als Feldpostkarte aufgegebene Nachricht lässt leider noch viele Fragen offen. Was meinte der seinerzeit 31-jährige und bereits im Jahre 1869 zum Professor für Orgel und Klavier an der Königlichen Hochschule für Musik Berlin-Charlottenburg benannte Rudorff mit "Herzlichen Glückwunsch zum 2. September" ? Die Kapitulation der französischen Armee am 02.09.1870 nach der Entscheidungsschlacht von Sedan am 01.09.1870 ? Warum versäumte er es seine Einheit oder zumindest seinen Rang auf der Postkarte anzugeben ? War er überhaupt Soldat im deutsch-französischen Krieg ? Was hat ihn ansonsten in den wirren Zeiten auf den gefährlichen Weg nach Frankreich geführt ?

    Eine Chance der Sache auf den Grund zu gehen, könnte in der im Jahre 1938 erschienenen Autobiographie Rudorffs Aus den Tagen der Romantik liegen, ein sehr umfangreiches Werk aus insgesamt drei Bänden mit über 600 Seiten. Vielleicht lässt sich darin ja noch etwas finden, andere Hinweise sind hier natürlich auch immer prompt willkommen. Einzig der auf dem Bahnhof in Neustadt a.d.Haardt angetroffene Bekannte Rudorffs ließ sich bislang ermitteln: Ferdinand Schumann (1849-1891)

    Es war der zweitälteste Sohn der Pianistin und Komponistin Clara Schumann (1819-1896), seit 1840 die Ehefrau des Komponisten Robert Schumann (1810-1859), mit welcher Rudorff eng befreundet war. Infolge seiner Kriegsteilnahme 1870/71 erlitt Ferdinand eine schwere Rheumaerkrankung, wurde durch eine unsachgemäße Schmerzbehandlung zudem morphiumabhängig und war hernach nicht in der Lage, seine Frau und sechs Kinder zu versorgen. Auch derer nahm sich seine Mutter Clara Schumann letztendlich an.

    Alle anderen offenen Fragen bedürfen noch weiterer eingehender Recherche.

    Bis dahin kann man sich an der Kuriosiät einer - nicht zulässigen - Entwertung einer NDB 1 Groschen-Marke mit einem bayerischen Halbkreiser erfreuen, welche - soweit es sich tatsächlich um einen Feldpostkarte handelt - ohnehin überflüssig gewesen wäre, was die Postexpedition in Landau offenbar genauso wenig störte, wie die fehlende Angabe von Rang und Militäreinheit. @bk sei wieder einmal allerbesten Dank ausgesprochen für die Entzifferung einiger wirklich kaum leserlicher Zeilen des Verfassers.

    Allen Lesern von hier aus ein frohes und gesegnetes Fest + Gruß !

    vom Pälzer

    weiter verwendete Quelle:
    http://www.denkstroeme.de/heft-8/s_151-170_rosenmueller

  • Hallo Pälzer,

    für jeden Sammler ein Traumstück höchster Begehrtlichkeit: Die üblicherweise vorfrankierten Karten wurden, Feldpostfreiheit hin oder her, einfach beschriftet und eingeworfen - der Groschen war in dieser lebensentscheidenen Situation nicht relevant. Auch die Aufgabepost Landau stempelte routinemäßig alles ab, was auf Brief oder Karte klebte - eine Vorschrift für die Kriegskameraden, die ihre Post auf bayerischem Territorium aufgaben, hatte ihnen die Post nicht anheim gegeben, von daher ist es um so besser, mal eine bayer. Halbkreiser auf einer NDP - Marke erblicken zu dürfen und das hat doch was.

    Dazu der perfekte Ankunftsstempel und die dicke Sophy, die dahinter steckt (von Krieg ganz abgesehen) - das ist die wahrgewordene eierlegende Wollmilchsau. Glückwunsch zu dieser Bombe. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    nochmals gesondert Dank für das Knacken so manch einer mächtig harten Transcriptionsnuss, ich hätte da noch Monate dran rumgegrübelt. :thumbup:

    Was einen auch ein bischen Gänsehaut macht ist die vollkommene Übereinstimmung der Unterschrift Rudorffs ("Gruß Ernst") mit jener unter seinem wikipedia-Bild, das ist richtiggehend Geschichte pur, die man da vor der Nase hat ! Jetzt heißt es in die Uni-Bibliothek Heidelberg fahren und seine Autobiographie dort einsehen, um die Hintergründe seiner Reise Richtung Nancy in der wohl bedeutendsten Phase des deutsch-französischen Krieges zu erforschen.

    the story is a top one!


    ...und könnte danach evtl. noch topper werden. :thumbup:

    Besten Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    bereits im vorangegangenen post127 findet sich ein Damenbriefchen, verfasst am 11.10.1870 in Haguenau von einem Oberlieutenant Cella an (s)eine Elise Haid in Speyer. Mühsam konnte dabei der Truppenstempel des Königlich Bayerischen 8. Infanterie-Regiments Freiherr Siegmund von Pranckh entziffert werden. Der blaue Negativstempel auf dem nachstehenden Beleg läßt dies leider nicht mehr zu, aber der - wie man sieht - mittlerweile zum Hauptmann beförderte Cella wird seine Stammeinheit sehr wahrscheinlich nicht gewechselt haben.

    Die Aufgabe erfolgte gegen Ende Mai 1871, etwas mehr als zwei Wochen nach Unterzeichnung des Friedensvertrags von Frankfurt vom 10.05.1871 zwischen der Französischen Republik und den Deutschen Reich, welcher den Kriegszustand formell beendete. Der Friedensschluss bestätigte u.a. den Verzicht Frankreichs auf größere Gebiete des Elsass und Lothringens. Die abgetretenen Gebiete wurden per Artikel 3 des im Juni 1871 erlassenen „Gesetzes, betreffend die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem Deutschen Reiche“ der Staatsgewalt des Kaisers unterstellt.


    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    Post# 408


    Das Örtchen liegt grob gesagt etwa zwischen Bordeaux und Orleans im Departement Haute Vienne. Warum man unter Saint-Bonnet-la-Rivière noch par Saint Paul des Eaux als Leitweg angegeben hat, erschließt sich mir im Moment nicht. Es scheint aber aus einer gewissen Erfahrung heraus so vermerkt worden sein.

    Der Absender hat "Par St Paul d'Eyjeaux" als Leitweg angegeben, weil sich das Postamt in dieser Gemeinde fand, das St Bonnet-la-Rivière versorgte.


    Sehr interessant ist die postgeschichtliche Seite des Belegs. HK-Germersheim Aufgabe vorne mittig ist klar, der port payé-Kastenstempel eigentlich auch, aber warum dann der Taxstempel der Franzosen mit 30 C ? Passt ja eigentlich gar nicht zusammen, was war jetzt französischerseits Sache:

    Es scheint, daß Dein Brief nicht als Kriegsgefangenenbrief betrachtet wurde. Sie war unter dem Doppelporto-System behandelt, während sie ein "P.P." Stempel trägt.
    Dagegen trägt der Brief dder Vermerk " Feldpostbrief " anstatt " Portofrei laut verfungung von 07/08/1870".

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    vielen Dank zunächst für die Klarstellung zum Leitweg. :thumbup:

    Es scheint, daß Dein Brief nicht als Kriegsgefangenenbrief betrachtet wurde. Sie war unter dem Doppelporto-System behandelt, während sie ein "P.P." Stempel trägt. Dagegen trägt der Brief dder Vermerk " Feldpostbrief " anstatt " Portofrei laut verfungung von 07/08/1870".

    Leider verstehe ich das immer noch nicht. Ich nehme an, den PP-Stempel hat man auf französischer Seite an der Grenze angebracht und damit den Brief zunächst als gebührenfrei anerkannt, oder nicht ? Dazu würde dann aber das Porto von 30 C nicht passen. Oder galt die Anmerkung PP = Gebühr bezahlt evtl. nur für den Transport von Germersheim bis an den Grenzübergang ? Ferner stellt sich mir die Frage, wie lange die Verfügung vom 07.08.1870 eigentlich gültig war.

    ...great Story that keeps history alive :thumbup: :thumbup:


    Lieber Oliver, ich arbeite weiter dran, das ist sicher. Hoffen wir dass man noch mehr aus der Poka "geschüttelt" bekommt. 8o

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    Leider verstehe ich das immer noch nicht. Ich nehme an, den PP-Stempel hat man auf französischer Seite an der Grenze angebracht und damit den Brief zunächst als gebührenfrei anerkannt, oder nicht ? Dazu würde dann aber das Porto von 30 C nicht passen. Oder galt die Anmerkung PP = Gebühr bezahlt evtl. nur für den Transport von Germersheim bis an den Grenzübergang ? Ferner stellt sich mir die Frage, wie lange die Verfügung vom 07.08.1870 eigentlich gültig war.


    Du hast völlig Recht, das ist schwer zu verstehen, weil die Post der Kriegsgefangenen Portofrei war. Bezüglich dieses Briefes sehe ich nur eine mögliche Lösung, das heißt ein Porto-Irrtum. Das" PP " Stempel von Germersheim ist teilweise versteckt.

    Die Verfügung vom 07.08.1870 war gültig solange es noch Kriegsgefangene in Deutschland blieben.
    Hier unten ein Portofrei Brief von Juli 1871.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    vielen Dank für die Einschätzung ! Ich glaube Du hast den Grund für den Widerspruch entdeckt, der PP-Stempel ist schon etwas verborgen unter dem Halbkreiser-Stempel Germersheim abgeschlagen worden. Den kann man so in der Eile übersehen haben. Im Original ist der Brief auch recht klein und man sieht den PP-Abschlag darauf wirklich nicht so schnell. Ich werde das dann so in die Beschreibung aufnehmen, herzlichen Dank dafür + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    nach dem wahren Feuerwerk unseres lieben @Pälzers, kann ich nur ein einfaches Briefchen vom 1.4.1871 aus Gap in Frankreich via Lyon (2.4.71) nach Landshut (7.4.1871) zeigen, das mit 30 Centimes frankiert wurde. Um dieses Franko zu verstehen, müssen wir die Adresse lesen:

    Monsieur Blanc auguste solda de la Grade mobile prisonier de guerre des hautes Alpes à Landshut Bavierre

    Ich vermute den Laufweg noch über die Schweiz - München, weil sonst eine Laufzeit von Lyon nach Landshut in 5 Tagen nicht erklärbar wäre.

    Ich danke der lieben Lulu, die mir den Kauf in Frankreich mit ihren excellenten Französisch - Kenntnissen erst ermöglichte. :love: