Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Hallo Pietro,

    vielen Dank - das ist doch mal eine Aussage - mitten im Militärgebiet gelandet, da hatten sie wohl Glück, dass es so genau passte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pietro,

    ja, das sieht übel aus. Danke für den Link - ich hoffe, den Müll kauft keiner jetzt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pietro,

    da muss einer eine Produktion aufgelegt haben - schöner Schrott. :thumbdown:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute kann ich eine Feldpostkarte Bayerns zeigen, die per se nichts Besonderes ist, aber deren Adresse äußerst unüblich sein dürfte, zusammen mit dem Procedere, das ich so noch nie bei Angehörigen der Feldpost gesehen habe.

    Geschrieben wurde sie am 18.12.1870 bei Orleans von C. (Carl?) Mattessohn. Die Adresse lautet: "Fräulein Louise Mattessohn mit Briefen des Herrn Joh.(ann?) Strobel, Regensburg, Baiern".

    Wir kennen Briefe mit Briefen in der Form, dass man einen Brief schrieb und andere Briefe an den selben Empfänger unterschob, aber eine Postkarte "mit Briefen ..." hätte ich mir nicht mal in der Theorie vorstellen können.

    Erklärbarer wird das Ganze durch den Text auf der Rückseite: "Orleans, 18. December 70. Im Besitze Deines Briefes vom 8. d(ieses Monats) lasse soeben auch einen Brief vom Onkel abgehen, in welchem Du Weitläufigeres ersehen kannst. Indem cih Dich meines besten Wohlbefindens versichere, grüßt Dich vielmals Dein Bruder C. Mattessohn, Junker."

  • Hallo bayernjäger,

    das kann nicht sein - sieh dir bitte die Rückseite der Karte an, da siehst du, dass er immer einen u - Strich schreibt; der fehlt bei dem Wort, das du als "auch" interpretierst.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    das habe ich gesehen.
    Alternativ könnte er auch "ach" geschrieben und das u weggelassen haben.
    "mit" heißt es aber definitiv nicht. Die Buchstabenfolge lautet eindeutig vorne a hinten ch.

    Gruß
    bayernjäger

  • Lieber bayern klassisch,

    in jedem Fall eine sehr interessante COCA aus dem 1870 Krieg mit einem Vermerk den ich noch nie auf einer solchen geshen habe, auch nicht zu Friedenszeiten.....

    Was Du immer an spannenden Stücken findest-Chapeau :P:thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    jedes Kind weiß, dass Feldpost nicht gleich Luxus bedeutet, also wage ich mal dieses Stück einzustellen, zu dem mir ein lieber Sammlerfreund hinsichtlich des Absenders erstklassige Informationen zukommen ließ, wofür ich ihm sehr dankbar bin. :)

    Wir sehen ein Kuvert mit folgender Beschriftung: "An Frau Auguste Meischner in Tanneberg b(ei) Geyer Königreich Sachsen Feldpostbrief".

    Das Datum des in Mering (zwischen Augsburg und München) aufgegebenen Kuverts ist der 8.9. und es kann nur 1870 sein.

    Die Frage ist nun, wieso ein Kuvert von Bayern nach Sachsen (Norddeutscher Bund), das ja offensichtlich mit dem Krieg in Frankreich gar nichts zu tun haben sollte, einfach so als Feldpostbrief portofrei hätte befördert werden sollen? Da könnte ja jeder kommen und seine Korrespondenz einfach mit dem Zusatz "Feldpostbrief" versehen in den Briefkasten werfen und auf Portofreiheit hoffen.

    Es ist also zu unterstellen, dass der Absender sich durch seine Uniform als Militärangehöriger auswies. Doch wer war der Absender, zumal der Inhalt fehlt und es auch sonst keine weiteren Vermerke auf dem Briefkuvert gibt, die einen Hinweis enthalten könnten?

    Über die Empfängerin kommt man auf Otto Duvigneau (nein, es war kein Franzose, also auch kein Kriegsgefangener), der seit 1849 Reserveoffizier war und an den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 teilgenommen hatte. Vermutlich war er sogar Stabsoffizier, also Major aufwärts, aber das heraus zu bekommen ist noch nicht gelungen.

    Er war als Angehöriger der 3. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm tätig und die 3. Armee wurde zu Kriegsbeginn im Süden (Elsaß) eingesetzt, so dass der Aufgabeort Mering Sinn macht.

    Nur das VI. Korps war in Schlesien zur Sicherung gegen ein evtl. Eingreifen Österreichs gegen Preußen zurück gelassen worden, aber nachdem sich Österreich neutral verhielt, wurde es Anfang Sept. 1870 nachgeführt. Man war also auf dem Weg ins Elsaß an diesem 8.9.1870. Vermutlich war Mering als Eisenbahnstation zwischen München und Augsburg als Sammelpunkt wegen seiner ländlichen Lage sehr geeignet gewesen, ehe es weiter zur Front per Bahn ging.

  • Lieber bayern klassisch,

    wie bist du denn auf den Absender Duvigneau gekommen, der lt. deiner Ausführungen Offizier beim VI. Armee-Korps war?

    Erlaube mir bitte folgende Korrektur: Das VI. AK traf zwischen dem 4. bis 7. August 1870 per Bahn in Landau ein, sammelte
    sich zwischen Sulz und Hagenau und wurde der 3. Armee zugewiesen.

    Der Standort am 8. September 1870 war Dormans.

    Viele Grüße

    1870/71

  • Hallo bk,

    Die Frage ist nun, wieso ein Kuvert von Bayern nach Sachsen (Norddeutscher Bund), das ja offensichtlich mit dem Krieg in Frankreich gar nichts zu tun haben sollte


    Die sächsischen Truppen (seit 1867 das 12. deutsche Armeekorps) nahmen unter Kronprinz Albert von Sachsen erfolgreich am deutsch-französischen Krieg teil.

    Der verlustreiche, gleichwohl maßgeblich mitentscheidende Einsatz des sächsischen Korps am 18.08.1870 im Verband der 2. deutschen Armee zusammen mit der preußischen Garde in der Schlacht bei Gravelotte drängte die Franzosen unter Marschall Bazaine zurück in die Festung Metz, in welcher sie ab da eingeschlossen waren. 

    Dieser Erfolg führte u.a. auch dazu, dass der Kronzprinz von Sachsen im weiteren Feldzug Oberbefehlshaber der nach den drei großen Schlachten bei Metz neu gebildeten Maas-Armee (4. deutsche Armee) wurde.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank für die Hinweise, Verbesserungen, Modi und Lokalisierungen - ich werde alles in meine Betrachtungen einfließen lassen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Freunde,

    dank des netten HOS (besten Dank nochmals dafür) konnte ich gestern in den Besitz folgenden Briefes gelangen, wie ich ihn so noch nicht gesehen habe:

    Kriegsgefangenenbrief aus dem Lager Ingolstadt vom 1.10.1870 nach St. Girons im Departement Ariege. Diese Briefe mussten offen bei der Standortkommandantur aufgeliefert werden, wo sie gelesen (zensiert) wurden und im Falle, dass der Inhalt für gut befunden wurde, waren sie mit dem Siegel der Kommandantur zu schließen. Letzteres ist auch passiert.

    In der Regel finden wir auch vorne einen Abschlag des Festungsgouvernements von Ingolstadt und den Vermerk bzw. Stempel "portofrei nach Verfügung vom 15. August". Dergleichen Briefe waren in Bayern portofrei und wurden auch in Frankreich nicht taxiert.

    Hier jedoch hat man weder vorderseitig das Siegel der Kommandantur, noch den Vermerk bzw. Stempel hinsichtlich der Portofreiheit angebracht, weswegen Frankreich ihn über die Schweiz von Bayern zwar ohne Taxe zugeleitet bekam, ihn dann aber mit 3 Decimes taxierte (wie einen gewöhnlichen, unfreien Inlandsbrief, wenn ich nicht irre).

    Das war schon ein wenig restriktiv gegenüber Empfängern, deren Söhne in bayerische Gefangenschaft geraten waren und die immerhin ihr Leben für ihr Vaterland gaben bzw. riskiert haben.

    Den Inhalt habe ich auch gescannt - leider kann ich ihn nicht übersetzen und wer so nett sein möchte und einem alten Lateiner etwas Französisches auf Deutsch zu hinterlassen, der ist gerne dazu aufgerufen. Merci bien!

  • Hallo Ralph,

    Ein sehr interessanter Brief!
    Die 3 décimes stellen das französisches Inlandsportos nicht dar, sondern lieber die Anteil des Auslandportos. Tatsächlich im September 1870 scheint es, daß Preußen das französisch-preußische Postvertrag kündigte.
    Die aus die Kriegsgefangenen herkommenden Portobriefe wurden mit der Auslandporto verrechnet, das den deutschen Postverwaltungen die französische Postverwaltung kassierten.

    Am 10. Oktober 1870, die Franzosen machten sich klar, daß sie die Deutschen schlecht verstanden haben und daß die Kriegsgefangenen-Sendungen aus Deutschland nach Frankreich blieben für die deutschen Postverwaltungen portofrei.

    Der Inhalt des Briefes ist ziemlich alltäglich. Der Absender schreibt an seiner Schwester. Er ist im Krankenhaus, weil er im Bein verletzt wurde. Er hat erfahren, daß einige seiner Kameraden gestorben sind. Er weiß auch, daß die Nachrichten von Frankreich nicht gut sind. Das Ende des Briefes betrifft Familieninformationen.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für die Übersetzung und die interssanten Informationen.

    Nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich kosteten Portobriefe 6 Decimes, von denen 40% an Bayern und 60% an Frankreich gingen. Dieser Postvertrag (im Gegensatz zu dem preußischen mit Frankreich) ist aber m. W. nicht gekündigt worden.

    40% von 6 Decimes waren 2,4 Decimes für Bayern, die man dann auf 3 Decimes aufgerundet hätte, vom Empfänger kassiert und dann Bayern gut geschrieben?

    60% von 6 Decimes waren 3,6 Decimes für Frankreich - diese hat man in Frankreich nicht kassiert?

    Das wäre aber eine freundliche Maßnahme der Franzosen gegen den Kriegsgegner Bayern, da Bayern ja gar keinen Anspruch auf 3 Decimes = 9 Kreuzer hatte. Bist du dir da ganz sicher?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Ja bin ich sicher!
    Der letzte Satz des Auszuges im Post # 277 sagt daß:
    "Die Portobriefe, die von französischen Gefangenen die in Deutschland interniert sind, werden in Frankreich mit dem Auslandporto verrechnet, das die französische Postverwaltung der Aufgabe-Postverwaltung bezahlen soll".
    Da ich Dir gesagt habe, haben die Franzosen die Deutschen schlecht verstanden, weil diese fortsetzten, die Kriegsgefangenen-Sendungen portofrei zu senden.
    Dieses Versehen hat nur ein Monat gedauert. Für das ist dein Brief interessant.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.